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Bericht
Name des Laufes: | 5. Ford Köln Marathon mehr zum Lauf: VID6 |
Datum des Laufes: | 7.10.2001 (Sun) |
Ort: | Köln |
Plz: | D5 |
Homepage: | http://www.koeln-marathon.de |
Strecken: | Marathon |
Beschaffenheit: | 100% Asphalt |
Profil: | flach |
Wetter: | sonnig, 20° |
Teilnehmer: | 22.000 |
Name des Berichtenden: |
Olzo LID1 nur für eingeloggte Benutzer sichtbar Bericht vom 27.9.2002 (Fri) |
Es war schwer. Wir standen etwa in der Mitte des ersten Blocks, und als der Startschuss fiel. Kurz vorher schob sich nochmal alles nach vorne, so dass wir hoechstens 50m von der Startlinie weg waren. Trotzdem dauerte es dann eine Minute, bis wir dann auch endlich durch das Campionchip-Tor geschoben wurden. Dabei hatte ich das Gefuehl, das nur wenige hundert Leute vor uns waren! Dann habe ich mich mit einem Laufkollegen zusammen auf den Weg nach vorne gemacht. Allerdings war das Durchkommen schwierig. Immer abstoppen, Luecke finden, schnell durch - und dann noch aufpassen, dass man sich nicht verliert! Und: wo kommen ploetzlich die ganzen Leute vor uns her?!? Menschenmassen, Stroeme - Wahnsinn! Durch die ungewohnte Laufumgebung die Ungewissheit: wie ist der Schnitt? Vorgenommen hatten wir uns 4:06, also alles zwischen 4:00 und 4:10 waere ok. Der erste Blick auf die Uhr: 5min. Die ersten km-Markierung also verpasst. Oder war da gar keine? Weiter mit der Ungewiss und dem unrhythmischen Laufstil nach vorne. Auch die 2km-Marke muesste hinter uns sein. Aber das Tempo ist ziemlich flott, wahrscheinlich zu schnell, aber irgendwie muessen wir aus dem Pulk raus. Dann ein Schild: "km3". Endlich. Blick auf die Uhr: 12:40. Verdammt. Das ist deutlich zu langsam. Auch wenn das Tempo etwas fix ist, duerfen wir jetzt nicht langsamer werden, im Gegenteil. Also weiter durch die Massen wuehlen. Hier schon das Gefuehl: das Tempo ist etwas schnell, ich habe mir den Anfang gemuetlicher vorgestellt. Irgendwie muesste ich mich lockerer fuehlen, aber irgendwas laeuft nicht rund. Schon jetzt bin ich ganz schoen am oelen. Dann der erste Getraenkestand, bei ~km6-7. Etwas Wasser. Aber das tut nicht wirklich gut, beim naechsten Stand werde ich etwas anderes probieren. Mein Magen meldet sich schon wieder mit Hunger, verdammt. Eigentlich wollte ich direkt am ersten Stand eine Banane essen, aber da gab es keine. Was hilft s, weiter. Das Tempo kommt mir immer noch flott vor, aber wer unter 3Std kommen will, muss was arbeiten. Ab und an wechseln wir ein paar Worte, und wir sind uns beide einige, dass noch viel vor uns liegt. Die 10km-Marke: 41min. Die Bummelei vom Start ist wieder wett gemacht, und wir haben das Soll sekundengenau erfuellt. Erleichterung. Allerdings war es auch anstrengend bis hierhin, anstrengender als es haette sein duerfen. Kein Vergleich mit Sengbach! Der Oberschenkel zieht, und die Beine sind auch nicht locker. Noch ahne ich aber nicht, woran das liegen kann. Das Feld hat sich inzwischen etwas gelichtet, und langsam finden wir einen Schritt. So geht es weiter. An den Getraenkestaende finde ich nie das richtige, begnuege mich meiste mit 2-3 Schlueckchen Wasser und kippe mir den Rest ins Gesicht. Die Erfrischung hilft, haelt aber meist nur wenige hundert Meter. Bei km14 merke ich dann endlich, warum ich so harte Waden habe: meine Fuszsohle brennt, der Socken hat sich zwischen den Zehen und dem Ballen zusammengeknaeult. Jeder Schritt auf dem Asphalt brennt und verkrampft meine Waden. Meine Versuche, den Socken mit dem Zehen zu glaetten, scheitern klaeglich. Was tun? Stehenbleiben versaut mir den Schnitt, barfuss kann ich eh nicht laufen, also weiter. Die km sind ansonsten naemlich gut, alle zwischen 4:00 und 4:05, einer sogar 3:59. Weiter, weiter... Ich versuche, mich treiben zu lassen, schliesse ab und an fuer ein paar Sekunden die Augen, doch die Schmerzen und die Anstrengung lassen mich nicht richtig zum Abschalten kommen. Die Zuschauer sind klasse, treiben mich nach vorne, treiben mich an, und ich geniesse es. Ein paar Mal das Gefuehl, nicht laufen zu muessen, sondern getragen zu werden. Dann aber immer wieder die Fuesse. Der Stoff von dem Socken reibt unaufhoerlich am Fussballen und rubbelt mir eine astreine Blase. Der andere Fuss nicht besser. Aber ich muss an den Schnitt denken. Kann ich mir 1-2min Zeitverlust erlauben? Die km20-Marke: 1:21:30, also 40:30 die letzten 10. Gut, aber nicht ueberragend, so schlecht wie ich mich dabei fuehle. Ich bin zwar noch nicht am Ende, aber es tut schon maechtig weh, nicht nur die Fuesse. Mein Mitlaeufer macht sich nach vorne aus dem Staub. Zu schnell fuer mich, ich denke daran, was noch alles kommt. Mehr als nochmal so viel! Dann bin ich doch nochmal ran, wir laufen noch eine Weile zusammen, aber ich merke, dass ich das Tempo nicht halten kann, also lasse ich ihn ziehen. Bei der HM-Marke habe ich 1:25:55. Mal zwei macht 2:52, also habe ich noch 8 Minuten Spiel. Beim letzen Marathon waren die letzen 10km gleich 10min langsamer als die ersten 10km, also sind 8min nicht viel... Inzwischen laufe ich alleine - keiner, der mein Tempo laeuft. Meist ueberhole ich. Aber die Schmerzen unter den Fussballen, und die harten Waden, die daraus resultieren, werden immer schlimmer. Ich muss an die klassischen Marathonberichte denken: 0-10 einlaufen; 10-20 geniessen und das Gefuehl, es koennte ewig so weiter gehen; 20-30 aufpassen, dass man nicht zu sehr abgeht, erste Probleme; 30-40 jetzt wird es so richtig schwer, beissen; Schluss: schafft man immer. Ich habe jetzt mehr als die Haelfte um, und von einlaufen und geniessen war keine Spur. Das war echt harte Arbeit bis hierher, und ich kann mir nicht richtig vorstellen, wie ich den Rest schaffen soll. Das, was man sonst zwischen km30-40 spuert, habe ich jetzt schon. Endlich entschliesse ich mich bei ~km24 dazu, anzuhalten. Besser, 2min vergeuden, als gar nicht ankommen. Vorher noch Blick auf die Uhr, dann an den Rand gesetzt, schnell Schuhe aus (verdammter Doppelknoten!), Socken innerlich verflucht, aus und weg, und die Schuhe so schnell es geht wieder an. Auf und weiter. Die Uhr verraet mir: 1:15min. Verdammt! Ich versuche, die verlorene Zeit wieder einzuholen, ueberhole, aber es klappt natuerlich nicht. Nach 1-2km spuere ich, dass alle Luft raus ist. Alle Zwischenzeiten und Schnitte sind jetzt egal, denn ich kann mich eh nur noch dahinschleppen. Noch 16km! Wie kann man so lange laufen, wenn man nicht mehr laufen kann? Ich versuche, nicht dran zu denken, und schleppe mich weiter. Die Getraenkestaende haben endlich Cola! Ich erwische eine ganze Flasche, das hilft mir zumindest koeperlich. Allerdings sind die Beine kaputt, da tut sich gar nichts mehr. Zwar geht es ohne Socken besser, aber die Sohlen brennen trotzdem noch, und barfusslaufen ist eh nicht mein Ding. So hoffe ich, dass irgendwann der Punkt kommt, wo man die Beine ueberhaupt nicht mehr spuert. Immer wieder Zuschauer. Die Trommeln sind klasse, puschen mich auf, halten mich davon ab, stehenzubleiben oder endlich mal ein paar Schritte zu gehen. Aber das wuerde es nur noch schlimmer machen. Bumm, bumm. Weiter, du musst weiter. Die Zuschauer jubeln, die Trommeln droehnen. Ich lasse mich treiben. Irgendwie schaffe ich es zu km30. Fuer die letzen 10km habe ich 44min gebraucht. Zu langsam! Allerdings steht die Uhr auf 2:05:30, bis 3Std habe ich noch ein gutes Polster, fast 55min. Ziehe ich fuer die Strecke nach km40 10min ab, habe ich immer noch 45min Zeit fuer die naechsten 10km. Allerdings ist das reine Rechnerei, denn ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, wie ich die naechsten km ueberhaupt schaffen soll. Das schwierigste liegt vor mir, obwohl ich nicht weiss, wie es noch schlimmer werden kann. Ich versuche, bewusst langsamer zu laufen, um mich etwas zu erholen, um dann wieder etwas anzuziehen. Klappt nicht. Die Oberschenkel schmerzen. Ich versuche, die km zu zaehlen, die ich noch vor mir habe, mich mit diesem Countdown ins Ziel zu hangeln. Klappt nicht. Da muss ich staendig dran denken, wie lange es noch ist. Fast noch eine ganze Stunden laufen! Ich versuche, nur bis km40 zu denken, denn den Rest schafft man immer. Klappt nicht, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich heute den Rest wirklich noch schaffe. Ploetzlich kommen mir 2km irrsinnig lange vor. Ich schleppe mich weiter. Wie ich das genau schaffe, weiss ich nicht mehr. Ich habe von dieser Zeit offengestanden nicht mehr viel mitbekommen. Irgendwie weiter, irgendwie unter 3Stunden. Wo bleibt der Dom, wo bleibt das Ziel? Dann, endlich, km40. 2:51:30. Verdammt, zu langsam. Ich achte nicht darauf, wie lange ich fuer die letzten 10km gebraucht habe, weiss nur, dass die in weniger als 9min im Ziel sein muesste! Ich habe eine Flasche Sekt im Waeschebeutel, falls ich die 3Stunden knacke. Ich sage mir, dass ich Flasche nur dann aufmachen darf, wenn ich es schaffe. Also weiter! Ich muss es jetzt und heute schaffen, denn ich bin mir sicher, dass ich nie wieder Marathon laufen werde - nie mehr werde ich mir diese Qual antun! Ich versuche also, nochmal alles zu geben, doch gleichzeitig spuere ich, dass es nicht reichen wird. Kraempfe laufen durch mein Beine, und wenn ich nur einen Schritt schneller mache, werden sie total verkrampfen. Ich moechte gehen, endlich gehen, doch ich muss es versuchen. 41km - 2:56:10. Vorbei. Oder? Ich versuche, nochmal alles zu geben. Die Zuschauer sind klasse, die anderen kaempfen genauso, alle kaempfen zusammen. Die letzten Meter: ich weiss, dass ich es nicht mehr schaffe, die Beine tun so weh, aber das Gefuehl ist ueberwaeltigend. Dann bin ich ueber die Ziellinie, 3:01:20. Sofort muss ich an die 1:15 denken, die ich fuer die Socken gebraucht habe. So ein Mist! Ich muss gehen, damit ich nicht zusammenklappe. Ich warte darauf, dass es besser wird, aber da kommt erstmal nix. Trinken, wo sind die Getraenkestaende. Warum muss man bis dahin so weit gehen?!? Ich trinke, zu viel und zu schnell, esse, nicht viel, aber genug, dass ich Magenschmerzen kriege und mir schlecht wird. Die Beine krampfen wieder, also weiter. Irgendwie komme ich an meinen Beutel, wunder mich, dass ich dabei schon wieder scherzen kann. Duschen, ich muss duschen. Alles kommt mir recht unwirklich vor, ich fuehle mich getrieben, muss weiter, so als haette ich noch gar nicht realisiert, dass ich im Ziel bin. Bin ich enttaeuscht oder froh ueber die Bestzeit? Ich weiss es nicht, kann weder Freude noch Enttaeuschung aufbringen. Ich schleppe mich zum vereinbarten Treffpunkt, kann mich endlich hinsetzen. Endlich die Beine ausstrecken... Bis zum Abend den Lauf zigmal durchgegangen. Ohne die Sockenpanne haette ich es geschafft. Insgesamt Platz 340, wow! Ich zehre von der tollen Stimmung, dass Hochgefuehl, mich zusammen mit den anderen zum Ziel gekaempft zu haben. Einerseits wollte ich nie wieder Marathon laufen, andererseits: wann ist nochmal der Lauf in Essen? |