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Bericht

Name des Laufes:26. Berliner Halbmarathon
mehr zum Lauf: VID964
Datum des Laufes:14.11.2004 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:www.stolpertruppe.de
Strecken:HM (auch Einzel), 10,5k
Beschaffenheit:Straße, Gehwege, Parkwege und Pfützen
Profil:flach (sehr)
Wetter:trocken, um 4°C
Teilnehmer:fast 70 Mannschaften
Name des Berichtenden:Britt Munzlinger-Grehl
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 16.11.2004 (Tue)
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob es mir zusteht einen Bericht über einen Mannschaftshalbmarathon zu schreiben. Nach 2 durchwachten Nächten in denen meine Finger immer wieder die Tastatur gesucht haben, habe ich mich heute entschieden:
Ja, es steht mir zu. ;-)

Es sollte mein allererster Mannschaftswettkampf werden und dann auch noch im gelben Singlet, es kann sich wohl jeder mein Lampenfieber vorstellen.
Mit den Läuferinnen Ruck, Tewes, Rennung, Suhr und Bergner waren Läuferinnen am Start mit denen das Schaulaufen durch Britz eine wahre Freude wahr. Es verging kaum ein Kilometer in welchem nicht eine der Frauen begrüßt, angefeuert oder bejubelt wurde. Und ich mittendrin... ja hier gehöre ich her. :-)

Aber nun wieder zum Anfang:

Wir hatten uns darauf geeinigt eine 1:45:00 anzupeilen und wenn dies nicht gelänge, wenigstens einen Treppchenplatz zu verteidigen. ;-)
Um 09:57 erfolgte der Start der Mannschaft 179
(Der Start des Mannschaftshalbmarathons erfolgt im 30sec-Rhythmus um die zum Teil sehr engen Wege nicht zu überfordern. )
Wir liefen los, suchten unsere Positionen und unser Tempo. Schon nach 500m wurde ich zurückgepfiffen, da ich mal wieder versuchte eine neue 1000m Bestzeit aufzustellen, aber die Mädels hatten mich schnell wieder im Griff und ich passte mich dem Mannschaftsschritt an. Die ersten 2k vergingen noch mit gemütlicher Plauderei und der Erkenntnis:
"Nein, so wird das nichts mit der 1:45"
Zu allem Überfluss überholten uns auch noch die Frauen der nach uns gestarteten Mannschaft.
Ein kurzer Blick zur Mannschaftsführerin und es war klar: Ab jetzt ist Wettkampf. ;-)
Andrea beschwichtigte mich noch, in dem sie keinen Zweifel daran ließ, dass wir die Maulwürfe nicht vor uns ins Ziel lassen würden.
Augenblicklich ging ein(e) Ruck durch die Mannschaft und wir verfielen jetzt in einen zügigen aber ruhigen 5er-Schnitt. Gabi machte jetzt die Pace, da sie auf Grund ihrer langen Verletzungspause die Option des Aussteigens nach 10k für sich wahrnehmen wollte und ihre Reserven schon auf der ersten Runde in den Dienst der Mannschaft stellen konnte. Ich blieb einfach neben ihr und wir liefen jetzt wirklich gleichmäßig ohne Komplikationen Kilometer für Kilometer ab. Die Frauenmannschaft die uns unklugerweise überholt hatte, war schon längst wieder eingesackt und zu diesem Zeitpunkt waren wir noch keine 7k unterwegs gewesen.
Das lief... und lief und lief... Ruth und Nicole gingen nach vorne und hielten das Tempo weiter gleichmäßig hoch. Langsam fing ich an mich zu entspannen und auch schon wieder die ersten mir bekannten Läufer zu ärgern... Den bösesten Spruch des Tages musste allerdings ich mir anhören:
"Hey Britt... Du siehst ja gesund aus"
Schlagartig fiel mir wieder ein, dass ich in eine Laufhose in XL passe...
Ja, liebe Leser... über solche Sachen unterhalten sich Frauen während eines Wettkampfes. ;-)
Irgendwann kam auch die Ecke mit dem Briefkasten von der ich schon im Vorfeld gehört, aber welche ich noch nie gesehen hatte.
Ziemlich böse Falle...aber es war ja ein Streckenposten dort und somit keine Gefahr, dass dort etwas passieren könnte.
Langsam ging die erste Runde zu Ende, wir näherten uns dem Stadion und km10,wir waren alle noch beieinander, fühlten uns gut und passierten die Marke bei 50:55.
Das hieß, dass wir einen Tick zu langsam unterwegs waren um die 1:45 zu erreichen.
Als wir gerade dabei waren die TOP für die bevorstehende Debatte über die weitere Taktik festzusetzen, kam plötzlich ein ungeheurer, sich stetig nähernder Lärm auf... wir kamen uns vor wie auf Safari, mit einer riesigen Herde Antilopen im Rücken. Kurz vor Erreichen der Tränke überrannte uns die Herde bestehend aus 3 kompletten Mannschaften. Es hat nicht viel gefehlt und ich wäre stehengeblieben, hätte mein Gesicht in den Händen vergraben und um mein Leben gefleht. Meine Mannschaft blieb aber erstaunlich ruhig und sprach sogar mit dem Leittier.
Jetzt wagte ich einen Blick zur Seite und ich sah:
Gelb. :-) Es war "nur" die 1. Männermannschaft auf dem Weg zu ihrem Sieg, in ihrem Schlepptau 2 andere Mannschaften, die wohl auch für den Krach verantwortlich waren. Die Antilopenböcke rannten ja leichtfüßig weiter.
Gut...wieder zurück zum Frauenrennen:
Runde 1 war absolviert und es waren alle noch gut dabei und willens das selbstgesteckte Ziel zu erreichen. Selbst Gabriele war vom Wettkampffieber gepackt und ließ ihre Option auf vorzeitigen Ausstieg einfach verfallen und kämpfte sich weiter durch den eher langweiligen Teil Berlins.
Jetzt war ich so gut im Rhythmus, dass ich einfach weiter lief, immer die Uhr im Blick, aber teilweise nicht mehr meine Mannschaft. Dies war der Moment in welchem mir Bärbel an die Seite gestellt wurde damit ich mich auf ihren Laufrhythmus konzentrieren konnte. So fand ich auch wieder ziemlich gut ins Mannschaftsgefüge und wir liefen sehr konstant knapp unter 5min.
Wir zogen uns von Mannschaft zu Mannschaft und erreichten auch schon die ersten (früher gestarteten) Einzelläufer.
km12 bei exakt 1:00... wir waren gut unterwegs... ein tolles Gefühl, Teil einer gut funktionierenden Mannschaft zu sein. Meine Blicke zur Seite waren dann auch mehr von Stolz, denn von dem Gefühl des "sind-noch-alle-da?" geprägt.
Wir liefen einfach weiter, Gabriele kämpfte bewundernswert für die Mannschaft und ich konnte es förmlich spüren, dass wir unser Ziel erreichen. Kein Zweifel mehr.
Die anderen Postmännermannschaften zogen an uns vorbei...wünschten viel Erfolg...selbst die SCC-Männer waren voll des Lobes für unsere kompakte Leistung. Ein wirklich schöner Wettkampftag.
km15 ...wir waren im Zeitplan und Andrea ließ verlauten, dass wir jetzt jede nur noch einen km zu laufen hätten. Aber die Frauen hatten dann eine noch bessere Idee:
Ich durfte auch die restlichen 6k die Pace machen. ;-)
ch hoffte nur, dass das Vertrauen in meine Fähigkeit das Tempo zu halten nicht zu enttäuschen. Egal... ich wollte ja in der Mannschaft laufen, also musste ich auch meinen Teil der Verantwortung übernehmen.
Kurz vor km17 sahen wir an der "Briefkastenecke" dann den Krankenwagen stehen... unsere Irritation darüber, dass es trotz Streckenposten jemand geschafft haben musste den Briefkasten zu treffen, wich dann ja im Ziel der bitteren Erkenntnis, dass es noch andere, nicht minder gefährliche, aber unterschätzte Gefahrenstellen gab.
km 18... jetzt zeigte sich, dass wir unseren ehrgeizigen Zielen doch Tribut zollen mussten. Gabriele ließ sich nach einer großartigen Leistung etwas zurückfallen. Ihr Trainingsrückstand war einfach zu groß, aber trotz ihrer Erschöpfung hat sie nicht aufgegeben, sondern sich als "Reserveläuferin" für einen hoffentlich nicht eintretenden Notfall angeboten.
(Ihr erinnert euch: es müssen 5 Läufer gleichzeitig ins Ziel kommen)
Ein kurzer Blick zur Mannschaft und es kam das OK zum Weiterlaufen.
Das war ein merkwürdiger Moment...obwohl Gabriele von Anfang an gesagt hatte, dass sie nicht durchlaufen könne, war es schmerzhaft sie "zurück zulassen", andererseits war aber auch der Erfolg so greifbar nahe...
OK...Denken wieder einstellen und weiter...
km19 "Platz für die Gelben..." so hallte es mir durch den Schädel als wir im beginnenden Schlußspurt eine nach der anderen Mannschaft einholten.
km20 1:40:xx Ok... Mädels Gas geben...
Stadioneingang... soviele bekannte Gesichter...
Aschenbahn... noch 300m... gleich sind wir da...noch 200m ... ich war in Gedanken schon unter der Dusche, als Ruth folgendes sagte :
"Ich kann nicht mehr"
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass sie zwar wirklich nicht mehr konnte, aber andererseits auch keinerlei Anstalten machte langsamer zu werden, kamen wir dann gemeinsam in 1:45:01 (ich bin mir sicher, dass es eine 1:45:00 war ;-) ) ins Ziel.
Gabriele höchstens eine Minute später...was mich noch heute in Erstaunen versetzt. Respekt.

Mein erster Mannschaftswettkampf war vorbei und ich vollkommen zufrieden und im Einklang mit der ganzen Welt. :-)

Der 3. Platz in der Frauenwertung war absolut zufriedenstellend, denn im Gegensatz zu der Platzierung der 1.Männermannschaft ist dieser wenigstens steigerungsfähig. ;-)
Besonders wenn man mit einer besseren Platzierung dem Rotkäppchensekt entgehen kann. ;-)

Es war ein schöner Tag und für mich der Beweis, dass Vereinsleben nicht nur auf Singlets, sondern auch im Herzen stattfinden kann. Danke.


Vielen Dank für's Lesen.
Britt


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