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Bericht

Name des Laufes:Frankfurt Marathon
mehr zum Lauf: VID495
Datum des Laufes:31.10.2004 (Sun)
Ort:Frankfurt / Main
Plz:D6
Homepage:www.frankfurt-marathon.de
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:zeimlich eben
Wetter:anfangs kalt, später teils sonnig, teils windig
Teilnehmer:ca 10000 (Läufer)
Name des Berichtenden: jan LID2922
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Bericht vom 2.11.2004 (Tue)
Name des Laufes: Frankfurt Marathon
Datum: 31.10.2004
Beschaffenheit: Asphalt
Profil: ziemlich flach
Wetter: anfangs kalt, später teils sonnig, teils windig
Teilnehmer: ca 10000 (nur Läufer)

Wie bereits in einem Thread in drslm ausführlich diskutiert, war meine Vorbereitung für den diesjährigen Marathon suboptimal (keine langen Läufe und sowieso zu wenig). Aber entgegen der allgemeinen Empfehlung bin ich trotzdem mitgelaufen.
Um mich nicht aus übermäßigem Ehrgeiz selbst zu gefährden, hab ich mir für den Lauf folgenden 4-Punkte-Ziel-Plan aufgestellt:
1. Ganz langsam loslaufen, später evtl auf langsam beschleunigen
2. Auf den Körper hören
3. Den Lauf genießen
4. Gar nicht am die Gesamtzeit denken
(Trurvzrf Mhfngmcebgbxbyy: fho4 jäe xynffr)

Am Morgen des Laufes hab ich mich körperlich und mental überraschend gut gefühlt. Punkt 4 nimmt einem doch deutlich an Nervosität :-)
Ich treffe mich mit ein paar Freunden&Bekannten an der Messe. Ein Freund läuft noch den Marathon, die Mädels bestreiten die Strecke als Staffel. Jetzt kommt doch bei allen deutlich Vorstartnervosität
auf. Vor allem die Staffel hat einige logistische Probleme noch nicht geklärt. Ausserdem ist es saukalt und windig. Die Spitzen der Hochhäuser
sind in den Wolken (ja, echte Wolkenkratzer). Der Vorteil: kein Hubschrauberlärm. Die langen Klamotten bleiben auf jeden Fall an und die Handschuhe kommen auch mit.
Irgendwann wirds richtig durcheinander alle rennen weg um noch Zeug wegzubringen, wiederzuholen oder auf Toilette zu gehen. Wir schaffen es nicht gemeinsam an den Start zu gehen, aber wir haben
eh sehr verschiedene Startblöcke. Ich hoffe wenigstens die Staffelleäuferinnen unterwegs wieder zu treffen. Kleiner Gag am Rande: Bei der
Anmeldung konnten sie anscheinend meine Krakelschrift mit der Zielzeit nicht lesen und ich hatte eine "Skoda"-Logo auf der Nummer (zweiter Block). So vermessen bin ich dann aber doch nicht
und sortiere mich zwei Blöcke weiter hinten ein.
Kaum bin ich im Startbereich fängt die Blase an zu drücken, na super. Dafür ist jetzt keine Zeit mehr, die Dixies sind weit weg. Der Puls ist auch recht hoch, aber das liegt sicher nur daran, das alle anderen Pulser auf der gleichen Frequenz funken. (Ich, nervös? Nie!)
Irgendwann steigen vorne Luftballons auf. Sehr hübsch, wie sie am Messeturm entlag in den Nebel aufsteigen. Es gehen Gerüchte um, das das der Startschuß war, aber hier bewegt sich noch nichts.

Irgendwann setzt sich die Masse doch in Bewegung. Bis wir die Startlinie erreichen (3 Minuten) hat es sich sogar schon so weit gelockert, das man locker traben kann. Ich gucke angestrengt nach
rechts, wo ich meine Fans vermute. Plötzlich Rufe von Links! Wie haben die das geschafft noch die Strecke zu überqueren?

Also jetzt fängt endlich das Laufen an. Es tut erstaunlicherweise nichts weh. Dann hat sich das Aufwärmen ja gelohnt. Ich denke an Punkt 1 und treibe nur langsam in der Masse mit. Es geht in
Richtung Innenstadt. Irgendwo im ausgestorbenen Bankenviertel steht recht einsam ein Trompter und bläst "Blow boys blow, for Californio" (Glaub ich zumindest erkannt zu haben). Gigantisch, wie die Melodie in den Häuserschluchten aufsteigt in den Nebel. Die meisten Läufer klatschen.
Die Stimmung am Rand ist Klasse. Mords Musik, Samba-Bands usw. Ich gucke mal auf die Uhr: oops, deutlich zu schnell. Ich bremse etwas, jetzt geht es eh gerade leicht bergauf. Bei KM5 die erste
Verpflegungsstation, na die Zeit verging ja wie im Fluge (0:26:40, zu schnell). Mal einen Schluck Tee? Nein, lieber Saft, die Blase drückt schon genug.
Jetzt gehts nochmal durch die Innenstadt. Teile der Strecke kenne ich schon, das sinf wie doch eben schon lang. Aber die Stimmung ist immer noch

Klasse. Irgendwann kommt die Blase doch zu ihrem Recht. Ich besichtige kurz die Grünanlagen des Anlagenrings. Aaahhh, das tut gut. Kaum laufe ich
weiter, bricht die Sonne durch den Nebel. Aaahhh, das tut gut. Zwischendurch mal wieder Blick auf die Uhr. Mensch Jan, denk an Punkt 1! wieder einen Gang runterschalten.
KM10 (0:52, wieder zu schnell geworden) Aber ich habe Hunger, ich packe mir schnell ein paar Energieriegel ein. Um den zu schnellen
Schnitt zu senken, trinke ich im Gehen. Kurz danach kommt der erste Staffelwechsel: Augen auf! Ja, da stehen sie schon. Ich
bleibe kurz stehen: Küsschen, Küsschen, Smalltalk. Die erste Staffel-Läuferin ist noch nicht da. Die muss ich im Gedränge unbemerkt überholt haben. Jetzt geht es über den Main. Punkt 3: "Lauf genießen". Also Blick zurück auf die Skyline. Super, die Sonne gibt sich wirklich Mühe und läßt die Glastürme blinken (Handschuhe hab ich inzwischen ausgezogen). Jetzt gehts durch
Sachsenhausen. Ich laufe immer noch (wieder) zu schnell. Ich wollte doch einen 6er oder maximal 5:45er Schnitt. Jetzt ist es meistens unter 5:20! Aber die Beine wollen irgendwie ihren
Rhythmus laufen. Na gut, Punkt 2: "Auf den Körper hören". Dann sollen sie halt laufen, werden schon merken, was sie davon haben. Hier und da zwickt es schon etwas: Achillessehne links, Schienbein
rechts und am Ballen rechts scheint sich doch eine Blase zu entwickeln. Dabei hab ich das doch extra sorgfältig abgeklebt.
Aber: Solange es jeden Kilometer woanders weh tut ist alles in Ordnung (so oder so ähnlich hab ich das zumindest hier in drsl gelesen). Passenderweise gehts jetzt gerade an der Uniklinik
vorbei. Verpflegungsstation km15: wieder eine halbe Banane, einen Saft, ein paar Schritte gehen. Links ist die Trabrennbahn. Die armen Pferde werden schon schön nervös sein bei dem Trubel heute.
In Niederrad geht es unter einer echt ätzenden Bahn-Brücke durch. Heute ist da Trubel und Samba, aber riechen tut es immer noch wie Obdachlosenquartier. Schnell weiter. Da kommt auch schon der nächste Staffelwechsel. Ob schon jemand da ist? Ja, tasächlich, die nächste Läuferin steht schon pflichtbewusst bereit. Kurzes Schwätzchen, Bussi und weiter.
Da ist schon die nächste Pause: km20 - Banane, Saft, kurzes Gehen wie gehabt. Ich nutze den Moment meine lange Hose auf dreiviertel hochzuschieben, die Sonne scheint sich doch
entschlossen zu haben uns zuzuschauen.
Ganz im Sinne von Punkt 4 schaue ich an der großen Uhr vorbei und auf nur die Splits: Das Tempo ist das gleiche geblieben. Ist das jetzt gut oder schlecht? Na egal, wir werden es schon sehen.
Beim Halbmarathon guck ich doch auf die Anzeige 1:50. Nicht schlecht oder zu schnell? Die Frage ist nur, ob ich das durchhalten kann. So langsam merke ich die Beine schon, aber ich hab es aufgegeben groß bremsen zu wollen, die Beine machen eh was sie wollen.
In Goldstein/Schwanheim ist eine super Stimmung, gefällt mir am besten von der ganzen Strecke. Ein reines Wohngebiet und ich hab das Gefühl da stehen wirklich alle mit Bier, Sekt und Krachinstrumenten an der Strecke. Volksfeststimmung! Das ist auch
gut so, denn irgendwie werden die Kilometer immer länger.
Hier steht ein echter Alt-Rocker in schwarzer Ledermontur mit einem Verstärker und E-Gitarre an der Ecke und singt uns was. Dem Hörensagen hat er später sogar eine Querflöte ausgepackt. Echt
freakig! Leute, sowas erlebt man nur beim Marathon!
km25 - letzer Verpflegungsstand südlich des Mains.
Über mir sehe ich schon die Läuferschlange auf der Brücke den Main überqueren. Nichts wie hinterher. Aber was für ein Schock: Da oben pfeift einem ja ein kalter Wind entgegen, das es nicht
mehr feierlich ist. Ich versuche hinter einem anderen Läufer Schutz zu suchen, aber leider läuft der so unruhig, das ich mehrmals meinen Schattenspender wechseln muss. Was bin ich froh,
als es von der Brücke wieder runter geht.
In Nied und Höchst ist auch viel Volk am Straßenrand, aber die Stimmung ist nicht so gut wie in Schwanheim. Die Leute kriegen
die Hände nicht aus den Taschen. Schade, ich könnte ein bischen mehr Anfeuern vertragen. An der Steigung stehen ein paar Kids und verteilen Traubenzucker. Ich greife im Vorbeilaufen zu. Dann
überlege ich aber ob das gut ist? Kurzer Energieschub und nachher voller Einbruch? Nein, ich lasse es und stecke die Dinegr für evtentuelle Notfälle in die Tasche. (Dort nehmen sie allerdings recht schnell eine etwas unappetitliche Konsistenz an. Ich brauche unbedingt schweißdichte Taschen)
Bei km30 will ich nochmal einen Blick auf meine Splits riskieren: Aber irgendwie verschwimmt die Anzeige vor meinen Augen, wasnjetzlos?
Ich gucke nochmal genauer aber kann immer noch nichts erkennen.
Erst als ich ein paar Schritte gehe, dämmert die Erkenntnis: Die Uhr gibt gerade ihren Geist auf! Sch.. Technik. Das ging mir bei Training mit dem MP3-Player auch immer so. Sobald ich zu einem
längeren Lauf los bin ging die Batterie zu Ende.
Jetzt also die Pulsuhr. Die hätte da doch ruhig mal vorwarnen können. Mistiger Billigkram, sch.. Discounter und Kaffeeröstereien. Das gehen sie hin meine schön abgedrückten Splits. Na ja, mit dem Punkt 4 werde ich den Rest des Laufes keine Probleme mehr haben.
Staffelübergabepunkt bei km 32, von den Mädels ist noch niemand da, schade.
Langsam kriege ich philosophische Gedanken: Wieso tue ich mir sowas eigentlich an? Jetzt noch 1km Endspurt und dann am Ziel sein, das wäre geil. Es ist aber noch etwas länger.
Die Strecke zurück nach Frankfurt ist ätzend, schnurgerade, langweilig, wenig Zuschauer und immer mehr Läufer die Gehpausen einlegen. Nicht sehr motivierend. Mir tun auch die Beine weh.
Wie schnell ich laufe weiß ich auch nicht mehr, ich trabe einfach vor mich in. Kurz vor km35 macht es nicht mehr so richtig Spaß.
Ich blicke die große Stoppuhr, aber hab schon nach 50m vergessen was drauf stand. Blick zurück - nee, auf der Rückseite steht nichts. Beim Verpflegungsstand gönn ich mit ne Extraportion
Energie (Drink, Riegel und Banane) Nach der Trink-Gehpause wieder in Gang zu kommen fällt recht schwer.
Aber nach einem Kilometer scheint der Knoten geplatzt und es läuft wieder halbwegs. Jetzt kommen wir auch wieder in städtisch
Gebiete, wo die Stimmung besser wird.
km38 Den Messeturm wieder vor Augen. Ein breiter Strom an Läufern ergießt sich Richtung Ziel. Das ging ja schnell. Aber halt, zu früh gefreut. Links abbiegen ist nicht, erst nochmal durch die
Innenstadt, es sind noch weitere 4 km zu laufen. Das ist ziemlich demoralisierend. Aber die Stimmung ist jetzt richtig geil. Ich
versuche sogar noch einen Schritt zuzulegen, aber viel ist nicht mehr drin.
Plötzlich kurvt auch noch ein Rolli zwischen den Läufern umher. Wo kommt der denn jetzt noch her? Deren Strecke geht doch eigentlich gar nicht durch die Innenstadt (ist ja auch eine ziemliche Quälerei über die Pflaster), der hat sich wohl
verfahren. Ziemlich schwierig sich zwischen den Läufern durchzuschlängeln, die rechnen eher selten mit hüfthohe Hindernisse von schräg hinten. Der Rolli ruft zwar dauernd, aber daruf reagiert fast keiner. Klingt wie "Scusi"; ist wohl ein Italiener, obwohl er dafür ziemlich blaß wirkt. An der Hauptwache steht nochmal ein Kommentator und versucht Namen der Läufer durchzusagen. Ob er den Rolli sieht? Ja, im letzten Moment. Er sagt den Namen an: ist doch kein Italiener; Engländer oder Ire oder so.
Aber jetzt geht es endlich Richtung Ziel. Ich kann es schon riechen. Die Menschenmengen rechts und links sind gewaltig. Ob sie rufen oder nicht, kriege ich kaum mit. Ich fliege vorbei. Da geht ja auf einmal doch noch was. :-) Die Beine tuen nicht mehr weh. Am Messeturm scharfe Kurve, durch einen überdimensionierten Bierkasten und rein in die Messehalle. Dunkel, Lichter, Musik, Menschen, dann bin ich auch schon durch. Jetzt liegen und sitzen
auf einmal überall fertige Gestalten auf dem Boden rum. Irgendwer hängt mir ein Blechschild um. Ich suche aber nur nach was zu trinken und ein bischen Platz zum Auslaufen und Stretchen. Ist aber beides nicht zu finden. Ich stolpere aus der Halle raus in ein noch größeres Gedränge. Massen an Leuten in Plastikfolien eingewickelt. Irgendwo dahinter
erahne ich Getränkestände. Was ein Gedränge und Geschiebe. Ich ergattere einen Becher mit Saft. Schnell runter damit und noch einen geangelt. Pfui Teufel, was ist denn das?! Der Rote Schirm
verrät es: Roter Bulle, wer kriegt denn sowas runter? Der Becher wandert in den Mülleimer und ich suche den nächsten Stand. Das Gedränge ist dermaßen ätzend. Ich will hier raus und was trocknes anziehen und mich hinsetzen und vor allem was trinken. Aber aus dem Läufergatter rauszukommen ist auch nicht einfach. Ich lasse
mich langsam Richtung Ausgang schieben und kann dabei noch einen Becher Wasser und eine Dose Bier ergattern, immerhin. Dann bin ich endlich draussen. Platz! Strecken, dehnen, kurz sitzen, das tut gut. Aber nicht hängen bleiben, sondern weiter zur Klamottenausgabe. Ich freu mich auf ein trocknes Hemd. Und dann in Ruhe das Bierchen zischen. Langsam werde ich wieder Mensch...

(Ende des Laufberichts, jetzt beginnt der Rückblick)

Meine Uhr hat ja leider die Mitarbeit verweigert, deshalb hab ich nur die offiziellen 5km Splits:
0:26:38
0:25:30
0:25:41
0:26:25
0:25:57
0:25:57
0:26:31
0:26:50
Macht zusammen netto 3:39:34
Wow, sogar unter 3:40! Das hätte ich nicht erwartet. Da hab ich auch während des Laufes gar nicht dran gedacht.
Es war ein schöner und entspannter Lauf. Und der Muskelkater hält sich auch in Grenzen. Ich kann noch Treppen runtergehen ohne das Geländer zu benutzen ;-)
OK, letztes Jahr mit mehr Training war es etwas schneller und auch etwas entspannter, aber ich denke so gings auch.
:-) Hat Spaß gemacht!

Dank fürs Lesen, (Berichtschreiben hat auch Spaß gemacht)

Jan


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