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25.04.2024, der 4. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:31. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID608
Datum des Laufes:26.9.2004 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.berlin-marathon.com
Strecken:MA
Beschaffenheit:Nasser Asphalt
Profil:Flach
Wetter:Bewölkt, Teilw. Nieselregen, 14 ?C
Teilnehmer:28.089 Läufer/-innen
Name des Berichtenden: CalinR LID120
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Bericht vom 4.10.2004 (Mon)
Nachdem schon von anderen Teilnehmern so viele spannende Berichte geschrieben wurden kommt nun meine Sicht der Dinge, die sich am 26.09.04 in Berlin zugetragen haben.

VWKGJ

Könnte ich eigentlich vom Bericht des Holsten City Man übernehmen: Das liebe Training. Shin splints, ein halbes Jahr kein Training. Nachdem ich den Hamburg-M. aufgeben musste, war Berlin eigentlich auch schon abgeschrieben. Dann die Idee: Marathon-Crashkurs ausgedacht, in 7 Wochen von 0 auf 42, alles was die Schienbeine hergeben wird trainiert. Am Ende hat es immerhin für einen 30k-Lauf (sogar mit Endbeschleunigung) 12 Tage vor dem Marathon gereicht.

Die Wochen davor

In den d.r.s.l-Trainingspostings steht jede Woche ein fröhlich-hoffnungsvolles "Berlin-Marathon locker mitlaufen (5 h) mit Aussteig-Option, falls die Schienbeine wieder schmerzen sollten" unter "Was sind Eure nächsten sportlichen Ziele?". Der lange Lauf hat aber Mut gemacht, 30 k @ 6'13" min/km, davon die letzten 4,6 k @ 5'34". Die Glaskugel sagt: Machbar wären theoretisch 4:30 h. Warum eigentlich nicht 4:45 h angehen, ist doch immer noch locker? - Denke ich am Freitag.

Der Tag davor

Am Samstag (ich müsste eigentlich schon längst nach Berlin unterwegs sein) schreibe ich morgens noch schnell das "Allen Berlin-Marathonis viel Erfolg"-Posting und da Excel gerade auf ist kommt mir folgende Idee: Wenn ich den letzten langen Lauf noch ein wenig in die Länge ziehe und gleichzeitig etwas verlangsame, müsste sich so eine Endbeschleunigung noch mal durchziehen lassen. Schnell eingetippt: 32 k @ 6'30" = 3:28 h, 10,2 k @ 6'05" = 1:02 h, macht zusammen 4:30 h. Wenn es nicht geht, laufe ich einfach in 6'30"-Tempo weiter und bin nach gut 4:34 h im Ziel. Da mein erster Marathon in 4:33 über die Bühne gegangen ist wäre es aber schon cool, wenn ich drunter bleibe. Fertig ist der Plan.
Nachmittags treffen Sabine und ich bei Lars und Uli ein, später kommen Christoph und Tanja dazu: die Mini-drsl-Pastaparty. Wie das halt so ist wird allgemein über Training und allgemeine Form herumgejammert. Schließlich will man sich nicht urplötzlich blamieren, sondern wenigstens mit Ankündigung. Lars will zwischen 4:15 und 4:30 laufen, Christoph will irgendwas zwischen 3:40 und sub4 laufen. Wenn ich ihn ansehe (er kann nicht gerade stehen, wenn er in der Wohnzimmer-Tür von Lars steht) glaube ich das. Ich habe grundsätzlich Respekt vor Leuten, die ihren ersten Marathon unter 4 h laufen. Tanja hält sich mit Prognosen zurück und obwohl ich der Einzige in der Runde bin, für den es nicht der erste Marathon ist, sehe ich das eher locker, denn eine PB werde ich diesmal eh nicht aufstellen.

Der Wettkampftag

Wir stehen um 7 auf, frühstücken Toast mit Marmelade. Danach basteln Lars und ich uns zwei Ganzkörper-Kondome aus den originalen gelben Säcken (die für den grünen Punkt, nicht die, auf denen Adidas steht). Billig, erfüllen ihren Zweck und werden bei km 3 eh weggeschmissen.
Allgemeine Aufbruchstimmung. Irgendwie trödele ich rum, so dass alle auf mich warten müssen. Dann machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Wir streifen die gelben Säcke über, trennen uns von Sabine und begeben uns in den Startblock H. Ich erkenne in der Masse ein bekanntes Gesicht (ehemaliger Schulkollege), max. 30 Sekunden Geplänkel, trotzdem verliere ich Lars aus den Augen. Shit, dann halt alleine laufen. Egal, Lars sollte sowieso schneller loslaufen als ich.
Im Startblock gehe ich ganz nach vorne und kurz vor dem Startschuss findet mich Lars wieder. Prima, laufen wir also zumindest zusammen los.

Der Lauf

Nach dem ersten km steht 6:46 auf der Uhr. Zu langsam, geht aber wg. der Menge nicht schneller. Danach kommen 5:54, 6:16, 6:13 und 6:07 und nach jedem jammere ich Lars voll, dass zumindest ich zu schnell bin. Ich nehme etwas Tempo raus und sage Lars, er soll sich nicht an mir orientieren sondern seine 6'15" beibehalten, wenn er sich dabei gut fühlt. Er zieht langsam davon und ich verliere ihn aus den Augen. Rechts in einer Bushaltestelle sehe ich den ersten, der aufgegeben hat. Er hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Wade mit beiden Händen fest.
Bei km 6 sehe ich Sabine das erste Mal. Kurzes Grinsen für's Foto und weiter geht's.

Ich habe beim Frühstück nicht viel getrunken, nur eine Tasse Kaffee, trotzdem kommt die befürchtete Pinkelpause. Das nervt und kostet ca. 30 Sekunden. Die nächsten km sind unspektakulär, meine Zeiten sind unterschiedlich, was sich nicht mit meinem Gefühl deckt. Vielleicht sind die km-Schilder nicht genau aufgestellt. Es ist nasskalt und bei km 8 fällt mir auf, dass ich den gelben Sack (der spätestens bei km 3 weg sollte) immer noch an habe. Ich laufe zum Straßenrand und stopfe ihn in einen Müllkorb.

Die 10 km-Marke passiere ich nach 1:03:09 h. Schnell im Kopf gerechnet: das ist ca. 6'20" und damit immer noch zu schnell. Mist. Aber ich fühle mich gut, das Tempo ist OK.
Ich nehme an jedem Verpflegungsstand 1 oder 2 Becher Wasser mit und versuche, möglichst nicht anzuhalten. Das klappt bei den ersten nicht so gut, zu groß ist der Pulk derjenigen, die stehen oder nur langsam gehen beim Trinken.

Bei km 12 sehe ich Sabine das zweite Mal (nachdem sie aus Leibeskräften brüllen muss). 2-3 km später ist Lars auf einmal neben mir. Km 15 passieren wir zusammen nach 1:33:49 h. Lars erzählt was von einem Wolf.
Bei km 20 steht 2:05:59 auf der Uhr. Mittlerweile habe ich den Dreh raus bei den Verpflegungsstellen: links bleiben, erst gegen Ende Haken nach rechts schlagen, Becher entreißen, sofort nach links zurück und im Laufschritt austrinken. Mit der Strategie fahre ich bis zum Ende gut. Lars wird aber aufgehalten und ist auf einmal hinter mir, gerade noch sichtbar. Ich drehe mich um, winke und nehme etwas Tempo raus. Lars schließt auf und wir laufen zusammen weiter.

Bei km 21 steht Sabine wieder an der Strecke. Halbmarathon nach 2:12:48h. Ich denke: Hoffentlich hat alles geklappt und Holger ist jetzt im Ziel.
Nach und nach sieht man immer mehr Leute, die Gehpausen machen (müssen).
An der Verpflegungsstelle 1-2 km später kommt das gleiche Spiel noch mal: Lars wird aufgehalten. Ich nehme die nächsten 4 km Tempo raus und drehe mich immer wieder um, hoffe Lars in der Menge zu entdecken, kann ihn aber nicht mehr entdecken. Das ärgert mich. Ihn jetzt zurück zu lassen fällt mir noch schwerer als ihn bei km 5 vorauslaufen zu lassen. Schließlich laufe ich eigentlich sein Tempo anstatt meins und ich weiß nicht, wie lange das noch gut geht.

Bei km 25 zeigt die Uhr 2:38:08 h. Mit den Beinen ist alles OK. Ab km 27 hatte Uli einen einsamen und langweiligen Abschnitt prognostiziert und wollte sich daher dort postieren. Wider Erwarten tobt aber genau dort (am wilden Eber) der Bär. Ab km 30 (3:10:08 h) habe ich die Hoffnung aufgegeben, in der Menge Uli zu auszumachen. 1 km später entdecke ich dann (sehr spät) Sabine und Uli. Für einen kurzen Wink und ein Lächeln reicht es gerade noch.

Km 32: Laut Plan wird jetzt der Turbo eingeschaltet. Ich rechne nach, stelle fest, dass der Schnitt bisher 6'20" beträgt (5 Minuten Guthaben! ggü. Plan) und beschließe, erst ab km 34 zu beschleunigen, damit das auch sicher klappt. Außerdem bin ich die letzten beiden km in jeweils 6'09" gelaufen. Km 33 und 34 gehe ich etwas langsamer an (6'19" und 6'31") und ab km 34 geht es in 6er Tempo +/- 5 Sekunden weiter. Ein geiles Gefühl! Geht etwa eine Zeit unter 4:30 h?

Km 34 bis 38 fliegen nur so dahin. Dia Zahl derjenigen, die jetzt gehen, steigt uaufhaltsam. Ich werde von fast niemandem überholt, überhole aber meinerseits massenhaft Läufer (und Geher). Bei km 38 wird es etwas zäh, die Beinmuskulatur wird hart. Wird Zeit, dass das Ziel in Sichtweite rückt. Km 40, die Uhr zeigt 4:11:57 h und mir wird bewusst, dass ich mein 5 Minuten-Guthaben ins Ziel retten kann. Jetzt hält mich nichts mehr auf, der empfindlich kalte Wind, der einem entgegenweht schon gar nicht. Ab km 41 wird das Brandenburger Tor sichtbar. Verflucht, ist das weit weg! Die Beine sind hart und wollen nicht mehr. Das Anfeuern der Zuschauer hält dagegen und sorgt dafür, dass ich sogar auf unter 6 min/km beschleunigen kann. Um mich herum geht ein großer Teil der Sportler ("Ja, sehen die denn das Ziel nicht?"), ich halte mich links in einer freien Gasse, wo ich nicht so viel Zickzack Laufen muss.
Endlich das Brandenburger Tor! Jetzt nur noch die Tribünen, die Zuschauer flippen förmlich aus, der Sprecher fordert alle auf, die Arme hochzureißen (aber nicht alle können der Aufforderung folgen). Seit km 40 hat sich bei mir ein Dauerlächeln eingestellt, das auch jetzt nicht aufhört. Ich laufe über die Ziellinie und stoppe die Zeit bei 4:25:01 h.

Von zwei sehr netten Damen bekomme ich erst die Finisher-Medaille und anschließend so ein Erfrier-Verhüterli ausgehändigt. Zumindest letzteres ist ganz praktisch, da es kurze Zeit später anfängt zu regnen. Mir ist kalt und während ich am vereinbarten Treffpunkt auf Lars und die Mädels warte zittere ich am ganzen Leib. Erst kommt Lars und dann endlich Uli mit den trockenen Klamotten. Wir beschließen, den Weg zurück mit der U-Bahn zu fahren anstatt zu gehen.

Bedanken möchte ich mich
1. Bei Lars und Uli für die Gastfreundschaft (würde mich gerne revanchieren)
2. Beim unermüdlichen Supportterteam Sabine & Uli (Sabine ist hin- und hergehetzt und hat an insgesamt 7 oder 8 versch. Punkten an der Strecke gestanden, das war mind. genauso viel Stress wie selbst mitzulaufen) und
3. Beim Veranstalter für die Top-Leistung und die wieder mal gelungene Organisation.

Schließlich danke ich jedem, dessen Geduld bis hierher gereicht hat. ;-)


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