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25.04.2024, der 4. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:Herbstlauf
mehr zum Lauf: VID580
Datum des Laufes:3.10.2004 (Sun)
Ort:Ofen bei Oldenburg
Plz:D2
Homepage:www.herbstlauf.de
Strecken:5k, 10k
Beschaffenheit:Asphalt, Straße
Profil:flach
Wetter:gut, 16 Grad, trocken, kaum Wind
Teilnehmer:10k 800
Name des Berichtenden: Oli Sch LID7
Oliver aus

Bericht vom 4.10.2004 (Mon)
Boah, Wahnsinn, Weltrekord.
Ich steh im Zielkanal und lass mich von der Menge langsam nach vorne treiben. Den Blick auf meine Uhr gerichtet schlurfe ich mit den anderen Schritt für Schritt an zwei Helfern vorbei, die unsere Startnummern erfassen. Der Kanal macht eine 180 Grad Wende, weiter schlurfen. Im Zielzelt werden die Startnummern nochmal gescannt und dann ist der Lauf endgültig vorbei. Ich schau auf meine Uhr, die Zeit ist noch dieselbe geblieben...
Wahnsinn, ich habs geschafft.


Nach dem Wettkampf in Wuppertal (Rund um die Ronsdorfer Talsperre, http://www.drsl.de/?ber_bericht.php?id=579 ) vor einer Woche, hatte ich eine Woche lang Zeit nervös zu werden. Die damalige 10er Bestzeit im durchaus profilierten Gelände ließ für den Lauf in Ofen, der nun topfeben, amtlich vermessen, also einfach schnell ist, einiges versprechen. Vor über einem Jahr hatte ich mir das Ziel sub45 auf die Fahne geschrieben und war dann krankheitsbedingt ein ganze Zeit lang froh, irgendwas mit sub60 auf 10km hinzukriegen. Da Arztbesuche bei Krankheit durchaus hilfreich sein können, war das aber zum Glück in den letzten 4 Monaten wieder in den Griff zu bekommen. Die Frage, die sich mir nun aber seit geraumer Zeit stellte, war die nach meiner tatsächlichen Form. Trainingsergebnisse hochzurechnen ist ja auch eher schwarze Kunst als Wissenschaft, der 5er im August (23:20min, http://www.drsl.de/?ber_bericht.php?id=505 ) war auch einiges länger als 5km, irgendwie schneller als letztes Jahr fühlte ich mich schon... aber wieviel? Vor Wuppertal wollte ich an die 45 heranlaufen, danach im Überschwange war das Ziel für heute klar: sub45. Am Montag, spätestens am Dienstag beim Trainingslauf, sah das schon wieder anders aus. Montag war ich noch eine frisch gewischte Treppe runtergefallen, mein Allerwertester, der unangenehme Bekanntschaft mit diversen steinernen Treppenstufen gemacht hatte, tat bei jedem Schritt weh, die Beine waren ob der ungewohnten Belastung vom Samstag steif, meine Wade... aber lassen wir das. Das Übliche halt.

Nun ist also Sonntag, der 3.10. und Dieter steht vor meiner Tür. Dieter hatte mir angeboten, mich in Ofen zu ziehen und das Tempo für mich zu machen. Ein Angebot, das ich natürlich gerne angenommen habe. Noch einen Schluck Wasser, die Sporttasche gschnappt und auf gehts zum Startgelände des Herbstlaufs. Ofen liegt 2km von der Oldenburger Stadtgrenze entfernt und der Lauf hat sich im Laufe der Jahre zu einem richtig großen Event gemausert. Amtlich vermessene 5 und 10km Strecken, auf einem absolut flachen für den 10er dreimal zu durchlaufendem Rundkurs, gute Organisation, super Stimmung am Straßenrand, Sambaband an der einen Ecke, Posaunenchor an der anderen, viele schnelle Läufer (Streckenrekord liegt bei 30:58). Für viele ist der Ofener Herbstlauf eine Art Saisonabschluss, hier bügelt man noch mal eben schnell eine Bestzeit auf die Straße. Für mich ist der diesjährige Wettkampf auch das erstemal, dass ich einen Lauf das zweite Mal mache( http://www.drsl.de/?ber_bericht.php?id=202 ). Letztes Jahr war ich schon hier, weiß also, wo man parken kann, wo man Startunterlagen abholt, wann man wo zum Start geht, man grüßt Bekannte, nickt sich erkennend zu usw.... allmählich fühle ich mich bei Volksläufen nicht mehr absolut fehl am Platze, man gewöhnt sich dran.
Nach dem Umziehen geben wir unsere Sporttaschen an der Aufbewahrungsstelle ab. Auch sehr nett für so einen relativ kleinen Volkslauf. Man braucht sich keine Sorge um seine Klamotten zu machen.

Das Wetter ist gut, trocken, mit 16 Grad fast ein wenig zu warm. Das Einlaufen dient eher zur Beruhigung und zum Aufsuchen eines Maisfeldes um die letzten überschüssigen Flüssigkeitsreserven abzuschlagen und dann steht man wieder mitten im Startfeld. Dieter und ich stellen uns recht weit vorne an die Startlinie, ca. 2-3m trennen uns vom Startbanner. Da aber noch eine Riesentraube an Läufern noch davor steht, ist abzusehen, dass wir noch weit nach hinten gedrückt werden. "Hey, hier ist aber einer aufgeregt! Der hat´nen Puls von 115!" sagt einer neben mir, der wohl mit Uhr aber ohne Gurt läuft. Hmpf... das bin ich...

Die Sambaband trommelt jetzt die Läuferschar langsam hinter die Startlinie zurück, da die hinteren natürlich nicht weichen wollen, kommt das altbekannte Sardinenfeeling wieder auf. Neben mir Läufer, die definitiv nicht mit meinem Zeitziel laufen werden, sei es im positiven wie im negativen Sinne. Einen flüssigen Start kann ich mir abschminken. Über 800 Läufer sind für das 10km Rennen gemeldet und irgendwie stehen alle komplett durcheinandergewürfelt im Feld. Die Dorfstraße ist eher schmal, hier passen gerade 2 Autos nebeneinander vorbei. Für das nächste Jahr sollten die Veranstalter erwägen, irgendeine Chipzeitmessung einzuführen.

Irgendwann knallt der Startschuss, Dieter nimmt ganz seiner Gewohnheit nach die Bruttozeit, ich drücke meine Uhr erst beim Überqueren der Linie ab. Riesengewusel am Anfang, letztes Jahr war es nicht so schlimm, da war nach ca.200m ein freies Laufen möglich. Heute brauchen Dieter und ich aber fast bis zum ersten Kilometerschild bis man nicht mehr ständig um Leute herumlaufen und sie überholen muss. Trotzdem bin ich mit dem angeschlagenem Tempo sehr zufrieden. 4:32 steht auf meiner Uhr, ca. 9 Sekunden haben wir nach Dieter beim Start verloren. Die Geschwindigkeit "fühlt" sich auch gut an, die Beine scheinen dieses Tempo in meinen 4x2000-in-9min-Einheiten verinnerlicht zu haben, so will ich weiterlaufen und eventuell die am Start eingebüßte Zeit auf den letzten Metern wieder einholen. Diesen Gedanken teile ich Dieter mit, der daraufhin nur "mhm..." sagt. Auch der zweite Kilometer geht vollkommen unspektakulär vorbei, die Beine laufen das einstudierte Tempo, einige Slalomeinheiten um zu schnell angegangene schlucken wieder ein oder zwei Sekunden und der Verpflegungsstand wird links, bzw. rechts liegengelassen. Durst hab ich keinen. Das Körperbewässern, das ich seit dem Vorabend ausgiebig betrieben habe, scheint seine Wirkung zu zeigen.

In der zweiten Runde (km4) wird Dieter ein wenig schneller, oder ich werde schlapper. Jedenfalls merke ich, dass ich mehr Kraft aufwenden muss um meine Position, halblinks hinter Dieter, zu halten. Beruhigt bin ich erst beim Kilometerschild, 4:22. Also noch keine erlahmenden Kräfte, nur eine kleine Tempoverschärfung, die Sekunden vom Start fast wieder aufgeholt. Gut, dann bleibt mehr Zeit für den Schlussspurt. Im fünften Kilometer bleiben wir aber irgendwie in einer Gruppe hängen und verdödeln ein paar Sekunden, Dieter schnackt beim Überholen noch mit einer Laufbekannten. Ich wechsele von der rechten auf die linke Straßenseite um nicht auf Läufer an der Verpflegungsstelle aufzulaufen und dann ist auch schon Halbzeit. Nebenbei hab ich jetzt auch eine neue 5km Bestzeit: 22:28 (netto) steht auf meiner Uhr, das noch mal wiederholen und ich hab mein Ziel erreicht. Dieses Ziel scheint mittlerweile in erreichbare Nähe gerückt zu sein. Erholsamer Dauerlauf ist zwar etwas anderes als das, was ich hier im Schlepptau von Dieter veranstalte, aber es ist kein Vergleich zu meinem Elend vor einem Jahr und da bin ich auch ins Ziel gekommen. Wenn jetzt nichts mehr schief läuft knack ich heute die 45 Minuten, jedenfalls netto.
Mit diesen Gedanken vertreibe ich mir die Zeit bis zum sechsten Kilometerschild, auch dieser Streckenabschnitt bleibt mit 4:31min vollkommen in meinem Limit.

Besonders schön ist allerdings, dass ich dann zu Beginn der dritten Runde noch einen alten Schulkameraden überhole, so ein kleines persönliches Erfolgserlebnis ist doch was feines. Obwohl dadurch die Brust ein wenig breiter wird, der Luftwiderstand sich also erheblich vergrößert, merke ich wie Dieter und ich ein wenig schneller werden. Ich will damit nur ein wenig Platz zwischen dem Überholten und mir schaffen, Dieter aber fragt mich "Na, geht das Tempo?" Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich antworte, ich schätze mal irgendwas mit "args.. gl...puh", Dieter scheint es allerdings als ein fröhlich dahingeworfenes "Klar, kein Problem, gehts nicht noch schneller? Ich habs eilig!" zu interpretieren und hält das Tempo. Km 7 wird dann auch mit 4:19 der schnellste im bisherigen Rennen. Wir sacken immer weiter Läufer ein. Im Gegensatz zur Ronsdorfer Talsperre habe ich heute aber nicht das Gefühl, an den Leuten vorbeizusprinten, das Tempo ist insgesamt höher, das Herankämpfen an Langsamere mühsamer. Mittlerweile fängt man auch schon an zu überrunden, Balsam für die Seele, aber richtig helfen tut es auch nicht.

Beim 8. Kilometerschild wird mir allmählich mulmig, schon wieder ein 4:20er, das halte ich nie durch. Wenn ich jetzt noch einbreche dann schramm ich an der 45 vorbei, egal ob netto oder brutto, dann kann ich maximal mit 6er Tempo ins Ziel robben. Dieter aber hält stur sein Tempo und erzählt mir irgendwas von "Kopf hoch, Schulter zusammen" Es sind ja auch nur noch 2km, das ist weniger als eine Runde im Eversten Holz, wenn ich das Tempo durchhalte keine 9 Minuten mehr. Den neunten Kilometer stoppe ich nur. Um auf die Uhr zu schauen fehlt mir die notwendige Koordination der Arme. Dieter erklärt mir, dass ich die 45 im Sack habe, jetzt also noch die Kür auf mich warte. Das Zielgelände kann man jetzt ja auch schon sehen, die Sambaband trommelt mich ins Ziel und irgendwie merke ich, wie ich noch einmal beschleunigen kann. Der Ordner weist mich in einer Rechtskurve auf das Zielgelände ein, den Zieleinlauf kenne ich noch vom letzten Jahr, links, gleich wieder rechts, dann noch einmal links auf die Sportplatzwiese und dann nur noch geradeaus. Vor mir sehe ich einen meiner Deutschlandstaffelläufer, den krieg ich noch. Meine Füße trommeln auf den Rasen. Ich kann ihn schon anfassen, so nah bin ich an ihm dran. Genau in diesem Moment bleibt ein anderer Läufer mitten auf der Strecke stehn, 5 Meter vor dem Ziel, vollkommener Stopp, ohne Bremslichter, einfach so. Ich lauf voll in ihn rein, ramme ihn mit der linken Schulter in den Rücken, stolpere und kann gerade noch links um ihn herumfallend mein Gleichgewicht halten und trudel armrudernd über die Ziellinie. Ein Helfer hält mir seine Hand hin und stabilisiert mich und eine Stimme in meinem Kopf ruft: "Die Zeit, die Zeit! Drück die Uhr!"... klick.

Einige Meter im Zielkanal brauche ich dann, bis ich die Zeit realisiere, 44:00,08 steht da auf der Uhr, meine Zeit aus dem Vorjahr um über 4 Minuten unterboten, die zweite Hälfte bin ich in 21:32 gelaufen, mein 5km-sub22-Ziel auch nebenbei geknackt.

Insgesamt war es für mich ein perfektes Rennen, das Wetter war gut, die Beine top und der Pacemaker Spitze.
Vielleicht wäre bei gleichmäßigerem Rennverlauf sogar mehr drin gewesen, davon konnte ich aber nicht ausgehen und kann in keiner Weise mein Hochgefühl für die erreichte Zeit schmälern. Wenn ich jetzt die 44 Minuten in Carstens Temporechner eingebe, wird mir richtig mulmig. Abgesehen von den für mich absolut unvorstellbaren Wettkampfzeiten, die ich angeblich laufen können soll, muss ich mich, wenn ich mich an den Zeitvorgaben orientiere, jetzt im Training wieder richtig anstrengen... Mist!

Splits:
km min/km aveHF % von 192
1 4:32 156 81
2 4:31 167 87
3 4:29 169 88
4 4:22 171 89
5 4:34 173 90
6 4:31 174 91
7 4:19 177 92
8 4:21 179 93
9 4:19 180 94
10 4:02 185 96
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ges 44:00,08 173 90

brutto 44:08


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