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Bericht

Name des Laufes:31. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID608
Datum des Laufes:26.9.2004 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.berlin-marathon.com
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt, pfützig
Profil:Flach
Wetter:regnerisch aber in Ordnung
Teilnehmer:ca. 28.500 im Ziel
Name des Berichtenden:TSI LID39
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Bericht vom 29.9.2004 (Wed)
Wie im letzten Jahr, sollte wieder der Berlin-Marathon der abschließende Höhepunkt des Laufjahres werden. Dabei war dieser Marathon mit besonderen Erwartungen verknüpft. Zum einen lief ich im Vorjahr meinen bis dahin besten Marathon. Dies betraf nicht nur die Endzeit, sondern auch das Gefühl, das damals schlicht genial war. Zum anderen war ich mit meinem Frühjahrsmarathon in Hannover mit Bestzeit aber unglaublich schlechter Renneinteilung wirklich zufrieden. Ich wollte also zugleich etwas besser machen und genauso gut.

Die Vorbereitung lief insgesamt sehr rund und ab etwa Mitte Juli wurde die Form von Woche zu Woche besser. Also fuhr ich mit einem sehr guten Gefühl nach Berlin. Natürlich war die letzte Woche vor dem Marathon wieder geprägt von Unsicherheit, kleinen Kränkeleien und Empfindlichkeiten jeder Art; halt das Übliche. Meine Zuversicht war aber nicht wirklich zu trüben.

Als Ziel hatte ich mir einen glatten 4er-Schnitt gesetzt oder als Endzeit 2:48:47. Daneben hatte ich einen Plan B mit unter 2:48 und einen Plan C mit unter 2:50, was immerhin noch neue Bestzeit wäre. Um einen ungestümen Start zu verhindern, hatte ich mich mit Marco vom Post SV Berlin zusammen getan, der auch 2:48 laufen wollte. Wir einigten uns in einem regen vorwettkampflichen Mailverkehr auf 4:03 min/k für die ersten 5, um dann auf 4:00 min/k und später auf 3:57 min/k zu steigern. So gegen kurz vor 8 trafen zwei Spiridonfrauen und ich am Gelände ein und froren erst mal etwa 20 Minuten vor uns hin. Den beginnenden Regen versuchte ich als wettkampftauglich zu finden, wirkte dabei wohl nicht richtig überzeugend. So gegen 8:15 dann Umziehen und Kleiderabgabe und um 8:30 traf ich dann Marco und die vielen anderen schnellen Hirsche vom Post SV. Noch etwa ein Dutzend mal Pinkeln und dann so gegen 8:45 Richtung Startblock.

Eigentlich war ich in Block C eingeteilt, Marco aber in B. Also einfach mit einem überzeugenden ?ich kann aber so schnell laufen? an der Blockwache vorbei in Block B. Alles klappte prima, nur war ich noch nie 10 Minuten vor dem Start im Block. Nach und nach trafen andere Postler ein, ich begrüßte Holger, wurde von Ralf angestupst und plötzlich stand auch noch Lars (mal kein Postler) neben mir. So viele DRSLer habe ich noch nie in echt gesehen.

Dann endlich der Startschuss und nach 12 Sek. war ich auch schon über der Startmatte. Marco war direkt in meinem Schlepptau und nach etwa 300 Meter war das Ganze auch schon echtes Laufen. Bis KM 1 war dann schon so viel Platz, dass Marco und ich den Pfützen auf der Straße ausweichen konnten. Die ersten 5 absolvierten Seite an Seite in 20:03, etwas schneller als die Vorgabe aber völlig OK.

Am Bundeskanzleramt dann kleines Schwätzchen zwischen Marco und einem anderen Läufer. Marco: ?Was willst Du Laufen?? Der Andere: ? Unter drei, aber ich bin schlecht drauf.? Weg war er, nach vorne. Na ja, dachte ich, für unter drei ganz schön flott unterwegs. Marco und ich liefen dann auch erst mal etwas zu schnell und absolvierten die nächsten beiden KM in 7:51. Wir einigten uns, jetzt mal etwas Gas rauszunehmen. Bei KM 10 hatten wir dann 39:59, leicht zu schnell, was mir etwas Respekt einflößt. Ärgerlich auch, dass zwischen KM 7 und 10 kein Schild zu sehen war. Insgesamt lief es aber gut.

Bei KM 12 fängt rechts die Wade an zu zwicken. Zu ignorieren ist es nicht, muss aber eben so gehen. Bis KM 15 wird es leicht schlimmer, dann beginnen die linken Adduktoren das Ganze zu überdecken. Schon bei KM 12 frage ich Marco, wie es ihm so geht. ?Geht so.? Ich halte lieber die Klappe und erzähle nichts von meiner Wade. Bei KM steht dann 59:45 auf der Uhr. Schon wieder etwas schneller und zum ersten mal kommen Erinnerungen an den letzten Marathon. Da ich da aber dort gegenüber der Vorgabe wesentlich schneller war, beschließe ich, heute wird es gut gehen.

Zwischen KM 10 und 20 dann jede Menge schlecht gestellte KM-Schilder, die Zeiten Schwanken zwischen 3:47 und 4:06 je KM. Gleichzeitig fangen die vielen Pfützen an zu nerven, sie sind teilweise so tief, dass ich sie umlaufen oder überspringen muss. Marco hält sich jetzt immer leicht hinter mir und ich vermute, etwas langsamer wäre ihm auch recht. Da ich mich trotz Wade und Adduktoren gut fühle, will ich aber das Tempo beibehalten. Erstmals denke ich daran, mal eine Gruppe zu finden, denn langsam ist der Wind vereinzelt zu spüren. Aber das Feld ist noch zu voll, alles ist eine riesige Gruppe und zugleich in EinzelläuferInnen zersprengt.

KM 20 dann bei 1:19:39, meine Vorgabe war 1:20:00, also alles im grünen Bereich. Schon naht der erste Höhepunkt des Rennens, die persönliche Getränkeversorgung mit 300 Meter Begleitung. Sehr schön. Ich werde gefragt, wie es geht, meine Antwort: ?Nicht wirklich gut, aber es wird schon.? Gleichzeitig beschließe ich, durch das Trinken keine Zeit zu verlieren und beschleunige, nach dem Trinken behalte ich das Tempo bei und laufe ab jetzt erst mal nur noch KM deutlich unter 4 Min und passiere die 25 KM Marke bei 1:39:10. Marco ist abgefallen, er wollte das Tempo nicht mitgehen, ich drehe mich mehrmals um, er bleibt zurück und bricht dann später leider etwas ein.

Ich beobachte nun, wie ich Anfange LäuferInnen einzusammeln, eine Gruppe finde ich nicht. Seit Beginn des Rennens läuft eine Frau aus Köln immer etwa 15 bis 20 Meter voraus und ich komme lange nicht heran. Um sie etwa 10 Männer. Am wilden Eber merke ich, dass ich endlich näher komme. An der ansteigenden Geraden hinter dem Eber laufe ich auf die Gruppe auf. Die 3:51 für diesen Km erschrecken mich etwas und ich schwimme erst mal in dieser Gruppe mit. KM 30 bei 1:58:49, dann wird die Frau langsamer und mit ihr die Gruppe. Da ich mich gut fühle, laufe ich mein Tempo weiter und setze mich etwas ab.

Ab jetzt wird es endgültig ein Einzelrennen. Am Hohenzollerndamm reihen sich die LäuferInnen wie an der Schnur auf und erklimmen die leichte Steigung, dann auch schon der Ku-Damm und meine Erinnerung sagt mir, ab hier war es letztes Jahr nicht mehr weit. Bei KM 32 ziehe ich mir noch ein Powergel rein, so kann ich bei KM 35 den Stand unserer in den Krisengebieten der Welt kriegsübenden Friedenstruppen ignorieren. So viel Stolz muss sein, auch wenn sie nette Witze machen. Bei KM 35 stehen 2:18:30 auf meiner Uhr und ich denke, meine Behauptung von KM 20, dass es schon wird, hat einen realistischen Kern.

Normalerweise fange ich spätestens jetzt an, auszurechnen, welche Schnitt ich laufen muss, um Ziel A zu erreichen. Ich beschließe, nur von KM zu KM zu planen und möglichst immer unter 4 Min zu laufen. Das gelingt bis KM 39. Kurz vor KM 39 kommt der nächste Höhepunkt: Die persönliche Begleitung bis ins Ziel. Birgitts Versuche, mich zu mehr Tempo zu animieren, kann ich leider nicht mehr folgen, ich bin inzwischen doch zu platt. Dann kommt der viel zu lange KM 40 in 4:19. Der war letztes Jahr schon viel zu lang und ich lasse mich nicht bluffen. Das ist definitiv kein Einbruch. Auch wenn das der erste 5er-Abschnitt seit dem Start über 20 Min. ist (20:10), weiß ich, dass ich nicht entscheidend langsamer geworden bin. 2:38:40 an dieser Marke überzeugen mich, dass Plan B realistisch wird.

Mit voller Konzentration gehe ich an die letzten 2,2 KM. Birgitt unterstützt mich und drückt immer wieder, muss sich aber bremsen, da ich das Tempo nicht mehr gehen kann oder will. Schlecht, dass wieder die nächsten Marken nicht zu sehen sind, vielleicht bin ich aber auch bereits meiner Sinnesorgane beraubt. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Dann endlich darf ich das Tor durchqueren, es war schon so lange zu sehen. Und immer noch 400 Meter. Etwa 200 Meter vor dem Ziel sehe ich die offizielle Uhr, selbst Brutto werde ich unter 2:48 bleiben. Die Ziellinie stoppe ich in 2:47:42 (später korrigiert auf 2:47:39). Ich muss erst mal in die Vorlage und erst danach kann ich mich richtig bei Birgitt bedanken. In meiner Erschöpfung findet meine Zufriedenheit über die erzielte Zeit nicht den angemessenen Ausdruck. Plötzlich gewinnt die Wade alle Macht über meine Empfindungen und ich kann nur noch humpeln.

Es hat etwa 12 Stunden gedauert, bis mir richtig bewusst geworden ist, wie gut dieser Lauf war. Insgesamt sehr gleichmäßig mit einer leichten Steigerung ab KM 20 und ohne Einbruch. Über die Hälfte des Rennens war ich auf der Überholspur und selbst am Ende haben mich nur vereinzelt LäuferInnen überholt.

Berlin hat sich mal wieder gelohnt. Es steht eine richtig gute neue Bestzeit. Das geniale Gefühl setzt sich seit Sonntag Abend immer mehr durch. Besonders schön war unterstützt zu werden. Geteilte Freude ist eben doch doppelte Freude. Auf der Feier des Post SV wurden wir dann noch als Gäste besonders erwähnt, ging runter wie Öl.

Jetzt bin ich immer noch platt, die Wade fordert ihren Tribut. Was soll´s. Es wird eh etwas dauern, bis ich neue Ziele definieren kann.

Danke für´s lesen,

Torsten


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