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Bericht

Name des Laufes:31. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID608
Datum des Laufes:26.9.2004 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.berlin-marathon.com
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:flach
Wetter:11-13° C, leichter Regen
Teilnehmer:28000
Name des Berichtenden:Lars Pfuhl
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 28.9.2004 (Tue)
Die schlimmste Zeit vor einem Marathon ist die letzte Woche, in der man nicht mehr hart trainiert und die Spannung für den anstehenden Lauf aufbaut. Um die Nervosität ein wenig zu unterdrücken, besuche ich am Freitag im Rahmen des Literaturfestivals mehrere Lesungen zum Thema "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers", u.a. mit Dieter Baumann. Am meisten beeindruckt mich Günter Herburger, der auch schon mehrere Literaturpreise für seine Werke eingeheimst hat.
Nach viel Spaghetti und Kartoffeln an den Vortagen beginnt der Morgen mit einem leichten Frühstück (4 Scheiben Toast mit Marmelade, Honig und Käse). Um 7:15 verlasse ich mit Katrin und meinem Bruder die Wohnung, um rechtzeitig im Start-/Zielbereich zu sein. Am Lehrter Bahnhof sehe ich Holger, mit dem ich den aufkommenden Regen argwöhnisch beobachte. Nach der Kleiderbeutelabgabe treffe ich um 8:15 am Kanzleramt Markus und begebe mich zusammen mit ihm in Richtung Start. Ein kurzes Warmlaufen, kaum Dehnen und ein großer Schluck Wasser, dann geht es in den Startblock. Dort begrüße ich einige Läufer vom Post SV und Birger, mit dem ich einen Großteil der Strecke gemeinsam laufen möchte.
Um 9 Uhr fällt der Startschuß und ich passe auf, den ersten Kilometer bloß nicht zu schnell anzulaufen. Mit 3:54 erwische ich tatsächlich einen guten Beginn. Geplant ist ein 3:50min/km-Schnitt über die ganze Distanz, was einer Endzeit von knapp unter 2:42 h entspricht. Carsten und Patrick vom Post SV laufen ca. 50-100 m vor uns, mit mir zusammen Atsushi (auch Post SV) und Birger. Die ersten 15 km sind relativ unspektakulär, alles klappt wie am Schnürchen. Kurz vor Km 20 laufen wir auf Carsten und Patrick auf und bilden zunächst mit einigen anderen eine größere Gruppe. Das ist auch angebracht, denn jetzt folgen bei dem mäßigen Westwind einige Kilometer, auf denen man noch nicht zu viele Körner verpulvern sollte.
Die HM-Marke passieren wir in 1:20:50 h. Damit ist zwar die im Vorfeld ab und zu angeträumte sub2:40 nicht mehr im Bereich des möglichen, aber ich fühle mich gut, um zumindest die 2:41 h zu knacken. In einer windgeschützten Straße beschleunige ich leicht und laufe zu weiteren Grüppchen auf. Mit mir im Schlepptau Atsushi, der sich auch noch gut fühlt. Bei Km 25 kann ich Carsten und Patrick nicht mehr sehen. Vielleicht habe ich mich aber auch nicht genau umgeschaut und sie sind nur kurz hinter mir. Birger hat sich zu einem Toilettengang abgemeldet, evtl. kommt er nochmal heran. Auf dem Hohenzollerndamm (Km 30) stelle ich fest, daß wir ordentlich an Fahrt zugenommen haben und eine Zeit unter 2:41 h in den Bereich des Möglichen rückt. Zu diesem Zeitpunkt muß ich an meine 12km-Endbeschleunigung im Training vor genau 3 Wochen denken, denn ich fühle mich besser als bei dieser Trainingseinheit, die mir damals fast die Schuhe ausgezogen hätte. Was noch schöner ist: Ich brauche ja noch nicht mal auf das Marathonrenntempo zu beschleunigen, denn das laufe ich ja schon. :-) Ein kurzes Gespräch mit Atsushi zeigt, daß er noch locker drauf ist. So laufen wir gemeinsam auf den Ku'damm und überholen bereits viele Läufer.
Hier am Wittenbergplatz war früher das Ziel, nun sind es noch 8 km. Wir nähern uns dem Potsdamer Platz und beim Blick auf die Uhr stelle ich überrascht fest, daß meine Zwischenzeit bei Km 35 nur 27 sec über der Zwischenzeit für eine sub2:40 liegt. Damit habe ich die sub2:41 sicher, aber was mache ich mit der sub2:40, die urplötzlich näher rückt? Meine Überlegungen gehen dahin, das Tempo weiter hoch zu halten, um dann bei Km 40 nochmal zu schauen, was möglich ist.
Vor dem Postdamer Platz stehen zwei Jungs und am Rand und zählen lauthals die Läufer. Ich bin ihrer Rechnung nach momentan der 222. Eine willkommene Abwechslung vom nun doch harten Kampf gegen den inneren Schweinehund, der einem weismachen möchte, daß unter 2:41 h zu bleiben doch schon ganz toll sei.
Nach der Leipziger Straße geht es zum Gendarmenmarkt, wo ich Markus' Frau sehe. Kurz danach entdecke ich Katrin am vierten Treffpunkt und sie feuert mich an. Hinter dem Roten Rathaus befindet sich Km 40: Nur noch 4 sec über dem sub2:40-Schnitt!
Jetzt stecke ich in einem Dilemma: Laufe ich locker weiter, kann es mir passieren, daß ich netto unter 2:40 und brutto über 2:40 h bin. Das will ich nicht und halte das Tempo weiter hoch. Jetzt kommt wieder Gegenwind auf. Doch da stehen auch schon wieder Katrin und mein Bruder und lenken mich kurzzeitig von den Anstrengungen ab. Km 41: Gleich überquere ich die Friedrichstr., das Brandenburger Tor ist bereits in Sichtweite. "Wo bleibt denn nun die russiche Botschaft auf der linken Seite?", frage ich mich. Da kommt sie schon und vor dem Hotel Adlon ziehe ich unaufhaltsam auf den Pariser Platz. Beim Durchqueren des Brandenburger Tores erblicke ich die Zieluhr: Nur noch eine Minute Zeit für mich. Jetzt gebe ich alles. Neben mir startet auch ein Läufer von der LG Nord Berlin durch und ich versuche dranzubleiben. Im Augenwinkel sehe ich das Kilometerschild 42. Hier beginnen die Tribünen. Ich konzentriere mich auf die Zielgasse. Bloß keinen Meter verschenken. Die Zeit läuft unerbittlich weiter. Noch eine halbe Minute. Dann, ca. 10m vor dem Ziel, weiß ich, daß es reicht. Ich laufe bei 2:39:57 h (brutto) über die Matten und bin so kaputt, daß ich erst nach ein, zwei Minuten realisiere, was ich geschafft habe. Ich balle immer wieder die Faust und grinse über beide Ohren.
Mit dem Plastikumhang warte ich noch auf Atsushi, der mit seiner PB von 2:41:xx h ebenfalls glücklich ist. Wir unterhalten uns ein bißchen, als plötzlich einige Kinder in den grellen Helferjacken auf Atsushi zukommen und ein Autogramm haben wollen, da er wohl so aussieht wie ein Spitzenläufer. Wir gucken überrascht, dann schreibt er seinen Namen hinten auf die Jacken. Damit noch nicht genug: Von mir wollen sie ebenfalls eine Unterschrift. Ich lache und mache den Spaß auch mit.
Nun sehe ich Carsten und Patrick im Ziel. Mit 2:48:xx sind sie nicht ganz zufrieden, aber für Patrick war es eine PB. Auch sie freuen sich mit mir über meine Zeit.
Danach laufe ich bis zum Kleiderbeutellastwagen aus, ziehe mich schnell um, damit ich nicht auskühle. Zu Hause gibt es das angenehme heiße Bad in der Wanne.
Fazit: Für mich war es ein sensationeller Lauf. Daß ich die 2. Hälfte in 1:19:07 h laufe und damit die sub2:40 erreiche, ist einfach unglaublich. Ich denke, meine 100-Meilen in der drittletzten Woche haben mir den entscheidenden Kick gegeben.
Die Veranstaltung selber war perfekt organisiert, nur ein paar Km-Schilder hätten exakter stehen sollen. Ansonsten alles prima.
Das Wetter war mit 11-13° C und auf der 1. Hälfte leichtem Regen noch gut. Die nasse Straße war für mich kein Problem, aber mehr Pfützen hätten es auch nicht sein sollen. Auch da bestätigte sich die alte Läuferweisheit: "Nasse Straßen sind schnell." [1]

Die Zwischenzeiten (alles brutto):
5km: 0:19:19
10km: 0:38:26 (19:07)
15km: 0:57:32 (19:06)
20km: 1:16:39 (19:07)
21,1km: 1:20:49
25km: 1:35:33 (18:54)
30km: 1:54:28 (18:55)
35km: 2:13:10 (18:42)
40km: 2:31:45 (18:35)
42,2km: 2:39:56 (8:11)

1.Hälfte: 1:20:49
2.Hälfte: 1:19:07 (!)

[1] irgendwo bei Steffny aufgeschnappt


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