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Bericht

Name des Laufes:31. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID608
Datum des Laufes:26.9.2004 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.berlin-marathon.com
Strecken:MA
Beschaffenheit:99% Asphalt
Profil:flach
Wetter:Nieselregen, 10°C
Teilnehmer:ca 30.000 Läufer
Name des Berichtenden:Christoph Hochstein
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 27.9.2004 (Mon)
Als erstes einen Riesendank an alle Helfer und Zuschauer. Man hatte, auch wenn es natürlich eine riesige Massenveranstaltung ist, immer das Gefühl das man als Hobbyläufer genau so gut umsorgt wird, wie die Kenianer die nach etwas über 2 Stunden im Ziel sind.

Vorwettkampfgejammer: Fällt eigentlich aus. Eine leichte Erkältung die mich eine Woche vor dem Lauf erwischt hat, ist komplett überstanden. Den für meine Verhältnisse recht anspruchsvollen 12-Wochen-Trainingsplan mit 6 Läufen um die 35km konnte ich fast ohne Probleme durchziehen. Immerhin zieht der rechte Oberschenkel beim Frühstückslauf etwas, ganz ohne Gejammer bringt ja auch Unglück ? und es fehlt die Ausrede wenn es mit der Zielzeit nicht klappt.

Mit dem Ziel ist es natürlich relativ schwierig beim ?Ersten Mal?. Aus der 10k Zeit (44:12) und der HM Zeit (1:39:08), beide in der direkten Vorbereitung zum Marathon gelaufen spucken diverse Temporechner eine Zeit um 3:30 aus. Aber 42 mal hintereinander den km in 5:00 zu laufen erscheint mir doch eher wahnsinnig als realistisch. Ich entschließe mich also die ersten 25 km möglichst im Bereich von 5:20 min/km (also auf eine Endzeit um die 3:45) anzugehen, und dann zu laufen was die Beine noch hergeben. Da ich als Neuling ohne Bestzeit aus dem H Block starten muss, gehe ich sowieso davon aus, dass ich die ersten km in der Geschwindigkeit laufen muss, die die Masse vorgibt.

Am Freitag reise ich zusammen mit meiner Freundin Tanja nach Berlin. Tanja will auch ihren ersten Marathon laufen, allerdings werden wir uns aufgrund doch recht unterschiedlicher Lauferfahrung wohl nur am Start und am Ziel sehen. Den Frühstückslauf am Samstag laufen wir aber natürlich noch zusammen. Der Start am Schloß Charlottenburg und der Zieleinlauf auf der neuen, blauen Bahn im Olympiastadion geben schon einmal den ersten Vorgeschmack auf das was uns am Sonntag erwartet. Am Samstag Abend hilft die drsl ? Pastaparty bei Lars die Nervosität gering zu halten. Und Calins Spaghetti geben die nötige Power für den Marathon. Nur Apfelschorle kann ich inzwischen nicht mehr sehen, das Freibier im Ziel ist auf jeden Fall eine schöne zusätzliche Motivation.

Samstag Morgen stehen wir um 6:00 Uhr auf. Zum Frühstück gibt es zwei Milchbrötchen mit Marmelade (wie empfohlen) und zwei Tassen Kaffee (muss sein). Um 7:45 sind wir am Startbereich. Da unsere Kleider LKWs weit auseinander stehen, machen wir einen Treffpunkt aus. Nachdem ich die nächste halbe Stunde in der Dixie-Schlange verbringe, und dann auch schon gebeten wird sich in den Startbereich zu begeben, sehe ich Tanja allerdings erst im Ziel wieder.

Im H-Block angekommen kämpfe ich mich an der Aufwärmgymnastik vorbei in die vorderen Reihen des Blocks. In diesem Jahr erfolgt der Start zum ersten mal als Blockstart, das heißt wir werden nach dem Start der ersten Startblöcke langsam nach vorne an die Startlinie geführt. Um 9:15 stehe ich dann tatsächlich in der 3. Startreihe des Berlinmarathons und fühle mich wie ein Eliteläufer ? das die ersten der 15.000 zu diesem Zeitpunkt bereits gestarteten Läufer zu diesem Zeitpunkt wohl schon bei km 5 sind, kann man ja mal für einen Moment ausblenden.

Um 9:17 erfolgt ?unser? Startschuss. Ich hab schnell freie Bahn ? genial. Ich hatte mich nach den Berichten aus dem Vorjahr auf einen Stolper- und Drängellauf auf den ersten Kilometern eingestellt. Jetzt in der Euphorie bloß nicht zu schnell angehen. KM1 5:38 ? na ja etwas flotter soll es schon sein 5:20; 5:18; 5:15 ... ich hab mein Tempo gefunden und es rollt. KM5 erreiche ich in 26:43 ? perfekt. Zu diesem Zeitpunkt erreichen wir bereits die ersten Läufer des Blockes, der 3 Minuten vor uns gestartet wurde. Es ist immer wieder erstaunlich wie viele Walker und offensichtlich langsame Läufer sich doch nach ziemlich weit vorne in der Startaufstellung ?verlaufen?.

Die Kilometer fliegen nur so vorbei. Für die 2. 5km brauche ich 26:31, für die 3. 25:57. Ab km 15 wird die Strecke dann immer voller, da ich auf die Masse des vorherigen Blocks auflaufe. Das ganze wird auf relativ enger Strecke immer mehr zum ?Zickzacklauf?. Den 4. und 5. 5km - Abschnitt in jeweils 26:56 ? Halbmarathonzeit 1:51:58 (30 Sekunden schneller als der Plan).

Die Beine sind noch völlig locker, nur die Arme fangen langsam an leicht zu schmerzen und der Nacken ist etwas verspannt. Ich fühle mich gut und bin mir sicher, dass ich die zweite Hälfte mindestens so schnell wie die erste laufen kann, vielleicht ist ja sogar noch eine 3:40 drin. Wenn die Strecke nur nicht so verdammt voll wäre, ich habe das Gefühl es wird immer voller und nicht leerer; ich überhole wo es irgendwie möglich ist und werde selbst fast nie überholt.

KM27 Platz am Wilden Eber ? wie schon oft beschrieben ein absoluter Stimmungshochpunkt, plötzlich merke ich ein leichtes stechen im rechten Unterschenkel, von dem ich aber erst einmal beschließe es zu ignorieren. Einen Kilometer weiter sticht es dann aber in beiden Unterschenkeln. Auch wenn ich noch nie einen Krampf beim Laufen hatte, ist mir sofort klar das ich kurz davor stehe, das gleich zum ersten mal zu erleben. Natürlich kann ich eine 3:45 oder gar eine 3:40 abhaken. Es sind noch lange 15km und mein Ziel kann es nur noch sein, erst möglichst spät vor dem Ziel gehen zu müssen und vielleicht noch irgendwie die Sub 4 ins Ziel zu retten. Ich nehme das Tempo raus und werde vom Jäger zum Gejagten, immer mehr Läufer ziehen jetzt an mir vorbei. Ich versuche möglichst ruhig weiter zu laufen und merke richtig wie der Krampf langsam ins Bein kriecht.

Bei km 33 auf dem Kuhdamm erwischt es mich dann trotz stark reduzierten Tempo zum ersten mal. Ich humple von der Strecke und dehne mich an einer Straßenlaterne. Sofort kommt eine Zuschauerin und erkundigt sich nach mir. ?Danke - geht schon wieder? ? es geht dann auch tatsächlich wieder ? noch langsamer ? aber immerhin noch im Laufschritt. Ich habe längst aufgegeben auf die Zwischenzeiten zu schauen, da ich sowieso nicht schneller laufen könnte. Auf der Uhr sehe ich später das ich 25-30 immerhin noch in 27:35 geschafft habe, für den Abschnitt 30-35 sind es schon 29:26.
Bei Kilometer 37,5 erwischt es mich dann zum zweiten mal. Dieses mal verkrampfen gleichzeitig beide Ober- und Unterschenkel. Ich sacke regelrecht zusammen, kann mich nur kniend halten. Sofort eilt ein Helfer mit Notdecke herbei, der wohl einen Kreislaufzusammenbruch vermutet. Ich lache ihm entgegen ? ?nene ? alles OK? und eine Minute später wackele ich dann auch irgendwie weiter. Auf den letzten 5 Kilometern wird der Abstand zwischen den Dehnpausen dann immer kleiner. Ich fange an stark zu frieren, da es wieder angefangen hat zu regnen und ich den Puls überhaupt nicht mehr hoch bekomme - ich will nur noch irgendwie ins Ziel. Bei Kilometer 40 schaue ich zum ersten mal wieder auf die Uhr: 3:41:50 ? Sub 4 sollte da doch sogar auf allen Vieren noch möglich sein.

Kurz vor dem Brandenburger Tor die letzte Dehnpause ? der Helfer sagt, das es nur noch 800 Meter sind. Direkt unter dem Tor krampft das Bein schon wieder, jetzt auch egal ? die letzten 400 Meter werden mit Krampf gehumpelt. Es gibt sicher Mitstreiter die auf ihrem Zielfoto mehr lächeln. Die letzten Meter sind trotz der Schmerzen noch mal ein absolutes Highlight.

3:55:47 ? sicher nicht das Maximalziel; aber nach der warmen Duschen und dem Freibier im Ziel bin ich natürlich trotzdem sehr zufrieden mit meinem ersten Marathon.

Anschließend geht es wieder in den Zielbereich wo ich dann sogar noch einige Meter zusammen mit Tanja laufen kann. Das zweite mal auf der Zielgerade ist mindestens so schön wie das erste mal.

Nachwettkampfgejammer: Treppe runter tut richtig weh. Wir haben hier ein privates Fremdenzimmer mit Hochbett, und ich überlege jedes mal ob es nicht weniger weh tut sich die 2,50 Meter einfach runter fallen zu lassen anstatt sich die Treppe Stufe für Stufe runter zu quälen ? aber auch das gehört wohl zu Erlebnis ?erster Marathon? dazu :)


# Vielen Dank fuer die Verwendung dieses Templates
# Ihr DRSL.de-Team



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