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Bericht
Name des Laufes: | Heiligenrode Bahnlaufserie Lauf 4: 10000m mehr zum Lauf: VID793 |
Datum des Laufes: | 22.9.2004 (Wed) |
Ort: | Heiligenrode (Bahn) |
Plz: | D3 |
Homepage: | http://tsv-heiligenrode.de/Skiabteilung/ |
Strecken: | 10000m |
Beschaffenheit: | Gute Tartanbahn |
Profil: | eben |
Wetter: | 10 Grad, Regen, leichter Wind |
Teilnehmer: | ca. 50 in 3 Zeitläufen |
Name des Berichtenden: |
Sebastian LID55 nur für eingeloggte Benutzer sichtbar Bericht vom 23.9.2004 (Thu) |
?Was willst du denn bei so einem Wetter schon machen- da kannst du vielleicht 10 Kilometer Lagenstaffel schwimmen, aber keine Bestzeiten laufen!? Dieser Satz von der Hinfahrt zum vierten und letzten Teil der Heiligenroder Bahnserie drückt ungefähr das aus, was zu befürchten war. Windböen auf Spur eins, Aquaplaning auf dem mittleren Fahrtstreifen und nix zu sehen ganz links. Nicht gerade Optimalbedingungen für einen 10.000-Meter-Bestzeitversuch? Meine Motivation zu einem guten Wettkampf war riesig, speziell nach den 16:09 über 5000 der Vorwoche wollte ich jetzt zeigen, was bei 10.000 möglich ist. Aber bei dem Wetter?! Vor Ort sah das dann schon etwas freundlicher aus. Zwar immer noch Regen, aber im kleinen aber feinen Stadion in Heiligenrode fast kein Wind. Während der mittlere der drei Zeitläufe um die Bahn kreiselte, liefen wir (Teamkamerad Christian, sub33 und ich) uns warm. Zwei Runden durchs Parkgelände und ums Stadion, insgesamt lockere 20 Minuten traben Steigerungen, etwas Lauf-ABC zum lockern, Trikot an, ab zur Startlinie. Alles so wie immer, alles so wie auch schon bei 1500 und 5000 Metern. Um 19:50 unser Start bei nur noch leichtem Nieselregen, etwa 13 Grad. Perfekt. ?Wenn es jetzt nicht klappt mit der sub35, dann klappt es niemals? ging mir durch den Kopf und schon ging es los. Den ersten Kilometer lief ich im Schlepptau der Spitzengruppe traditionell sehr schnell, eine 3:17. Etwas zügig für die geplanten 34:10- da sollten es eher 3:25 sein. An der 200-Meter-Marke (also gegenüber Start/Ziel) stand mein Trainer. Die Ansage ?3:17, guter Start, jetzt Tempo finden? erreichte mich nach den ersten 1000 Metern. Leider hieß ?Tempo finden? für mich von diesem Moment an auch ?alleine laufen?. Die Spitzengruppe zog mir weg, hinter mir war nur ein Loch. Der zweite Kilometer, eine 3:23. Jetzt saß das Tempo. Der dritte folgte ebenfalls in 3:23, Nummer 4 in 3:24. Beine gut, Kopf gut- aber eben alleine auf der Bahn. Wie lange kann das gut gehen. Der Wind war nicht das Problem, der erwischte uns immer nur etwa 50 Meter in der Kurve nach der Gegengerade. Das war nicht weiter schlimm. Der Regen störte auch nicht. Nasser als nass geht das Trikot nicht, die Spikes saugen sowieso nicht. Aber eben der Kopf- alleine auf der Bahn, die ganze Zeit selbe Druck machen, Tempo halten. Was soll?s- es bleibt ja nix übrig. Renn. Bei Kilometer 5 eine weitere 3:23, die Hälfte des Rennens also in 16:51. Sehr schnell, was das am Ende heißen würde, war mir in dem Moment aber nicht wirklich klar, der Kommentar meines Trainers Wilhelm ?komm, weiter so- das ist dein Rennen? bestätigte mich aber in meinem Rhythmus. Von jetzt an galt in meinem Kopf die 200+2 Regel. Immer beim vollen Kilometer aufs Knöpfchen der Uhr drücken, 200 Meter weiterlaufen bis zu Start/Ziel bzw. bis zu meinem Trainer und dann zwei Runden bis zum nächsten Knöpfchen. Klingt komisch, funktionierte aber ganz gut als Taktik, zumal sich die ersten Überrundungen dazugesellten. Jedenfalls merkte ich nicht wirklich, dass der Rundenzähler noch nicht wirklich einstellig war. Kilometer 6: 3:23. Der siebte auch 3:23. Nun wurde es spannend. Die Beine wurden schwer und es war das erste Mal, dass ich etwas den Laufrhythmus verlor. Dazu kam, dass ich auf der Gegengerade auf eine Gruppe von 7 Läufern zur Überrundung auflief, in der sich meine Vereinskameraden Andreas, Arne und Francisco befanden. Während ich auf die zweite Bahn wechselte, kam von hinten wiederum auf mich die Spitzengruppe aus zwei Läufern auf mich aufgelaufen. Etwas eng am Kurveneingang, aber alles glatt gegangen. Neue Situation sieben Runden vor Schluss also: Spitzengruppe vor mir, einmal überrundet, vor großer Gruppe, zweimal überrundet. Das ganze Manöver kostete natürlich etwas Zeit, der achte Kilometer war der bis dahin langsamste des Rennens, eine 3:25. Aber die Überrundung brachte für meinen Kopf die dringend benötigte Ablenkung von den eigenen Beinen! Zu meinem Erstaunen zerbrach etwa 30 Meter vor mir plötzlich die Zweierkonstellation an der Spitze- während der eine einsam das Tempo weiterlief, kam ich dem Zweitplatzierten plötzlich wieder näher. Für mich endlich die Situation, auf die ich gewartet hatte! Auch wenn 30 oder vielleicht auch 40 Meter (und eine ganze Runde) zwischen uns lagen, gab mir das Gelegenheit mich gedanklich etwas zu entspannen, nicht mehr dieses ?ganz alleine-Gefühl? zu haben. Kilometer neun in 3:23, Tempo gehalten! 9000 Meter, Durchlauf bei Wilhelm. ?30:25? rief er mir zu ?komm Sebastian, komm, gib noch mal Gas, letzter Kilometer!? Noch immer war ich nicht wirklich dabei zu begreifen, was ich da für eine Endzeit ansteuerte- ?schnell? war mein einziger Gedanke und dann noch dieses gute Gefühl ?die Beine halten, sie halten wirklich!?. 9400 Meter, jetzt war mir klar, worum es hier ging. Die Frage war nun nicht mehr die 35 zu knacken, plötzlich ging es darum, ob in einem Anlauf auch die 34 fallen sollte! 9600 Meter, letzter Zieldurchlauf. Jetzt flogen die Beine von selbst, 9700, 9750, 9800. Ich war mir sicher- das _konnte_ nur eine 33 vor dem Doppelpunkt sein, die ganze Zeit unter dem berechneten Schnitt für 34:10 und jetzt eine Temporunde zum Schluss, das muss reichen! Beim Zieldurchlauf gingen die Arme zum Jubeln von ganz alleine nach oben: 33:36,50. Noch bevor ich richtig realisierte, was mir da gerade gelungen war, kam schon Christian auf mich zu und gratulierte mir. 32:50 war seine Zeit, auch er war zufrieden mit dem erreichten. Ein unglaublich toller Lauf, ich bin fast geneigt zu sagen, dass er perfekt war! Die Gratulationen von Wilhelm und den anderen Läufern meines Vereins habe ich fast in Trance erlebt. Und zwischendurch immer wieder der Blick zur Uhr. Ein tolles Gefühl- wie im Traum! Hier die Splits: 3:17/23/23/24/23 = 16:51 3:23/23/25/23/11 = 16:45, die Schlussrunde war eine 70. Endzeit damit 33:36,50 |