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Bericht

Name des Laufes:Berglauf Auf die Platte - fertig - los
mehr zum Lauf: VID53
Datum des Laufes:23.3.2003 (Sun)
Ort:Wiesbaden
Plz:D6
Homepage:http://www.lcolympia.de/
Strecken:8.2 Berglauf
Beschaffenheit:90% Waldwege, 10% Asphalt
Profil:420 Höhenmeter
Wetter:herrlicher Sonnenschein, ca. 10 Grad
Teilnehmer:351
Name des Berichtenden: joefri LID67
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Bericht vom 24.3.2003 (Mon)
Seit einigen Monaten bin ich hier stiller Mitleser und konnte schon viel profitieren. Nachdem ich am Sonntag den ersten Laufwettkampf meines Lebens bestritten habe, will ich jetzt auch mal meinen schreibenden Einstand geben.
Ich bin 40 Jahre alt, und letztes Jahr um diese Zeit bin ich immer schön mit dem Auto zum Bäcker gefahren. Im Juli begann ich dann zu ... nunja, Laufen wäre wohl übertrieben, sagen wir mal lieber, ab und zu die Füße zu benutzen. Inzwischen bin ich fast 20 Kg leichter und laufe zwischen 30 und 40 Km die Woche.
Im Februar verirrte ich mich zufällig auf die Homepage vom LC Olympia in Wiesbaden. Ein Berglauf von 8,2 Km am 23.03. Das wär doch was für mich, oder? Meine normale Laufstrecke ist ja auch hügelig, da wird das schon klappen. Ich weiß nicht, wieviel Rotwein ich an dem Abend intus hatte, jedenfalls habe ich mich angemeldet.
Der Wettkampftag rückte näher, und weil ich auf der Seite beim besten Willen keine Abmeldefunktion entdecken konnte, musste ich mich wohl langsam mal mit meinen Zielen auseinandersetzen. Die Ergebnisliste von 2002 hatte ich schnell im Internet gefunden. Der Sieger hatte etwas über 30 Minuten gebraucht (ob der wirklich zu Fuß unterwegs war?), der letzte 1:09 (schon eher meine Kragenweite). Also gut - Ankommen und nicht Letzter werden - das sollten meine Ziele sein. Und ganz leise sprach ich zu jedem, den es nicht interessierte, davon, es womöglich sogar unter einer Stunde schaffen zu können. Knapp 7 Minuten für einen steilen Kilometer bergauf hatte ich schon mal geschafft, mal 8 ... aber wie ich das durchhalten sollte, hatte ich keine Ahnung. Am Vortag bin ich dann noch mit dem Rad die Strecke abgefahren. Zumindest die Teile, die nicht zu steil dafür waren. Auweia, worauf hatte ich mich nur eingelassen.
Der große Tag war gekommen: am Vortag hatte ich eimerweise Wasser in mich reingekippt, mir von Google mein Frühstück zusammenstellen lassen, auf den geliebten Kaffee verzichtet und 90 Minuten vor dem Start viel zu früh vor Ort gewesen.
5 Euro bezahlt, Startnummer bekommen und geschaut, wie die anderen die befestigen. 3mal pinkeln gewesen, weil ich schon wieder literweise Wasser intus hatte. Gepäck konnte man mit einem Bus auf den Berg hochschicken lassen. Noch 15 Minuten bis zum Start, also etwas warmgelaufen, HF-Messer angelegt und dann einen schönen Startplatz gesucht. Jeder durfte, wo er wollte. Ich wollte schön weit hinten, damit ich niemandem im Weg stehe ... aber natürlich nicht in der allerletzten Reihe, weil ich ja vorletzter werden wollte.
Countdown von 10 auf 0 ... und los gehts. Geschossen hat keiner, zumindest habe ich nichts gehört. Da es nur gut 350 Starter waren, konnte auch ich mich recht schnell in Bewegung setzen. Natürlich viel zu schnell, aber der Blick auf die Pulsuhr bremste mich dann sofort wieder etwas. Die ersten 700 m ging es eben, dann in steilen Serpentinen auf den Neroberg, den Wiesbadener Hausberg. Der erste Km war in 6:03 mit HF 144 ziemlich im Plan (naja, um ehrlich zu sein, hatte ich gar keinen richtigen, weil noch keine Erfahrung mit Wettkämpfen da ist). Bis Km 1.5 ging es steil bergauf. Die herrliche Aussicht ignorierte ich geflissentlich und erstmal wieder bergab bis Km 3. Sagenhafte 4:33 auf diesem Stück. Bis Km 5 ging es dann mäßig, aber regelmäßig nach oben (der Weg, die HF und die Km-Zeiten). Irgendwie hatte ich ja etwas den Wunsch nach einer Pause, aber weil alle anderen auch weiterliefen, tat ich das halt auch.
Der einfache Teil war geschafft - nun wurde es richtig steil. Wobei der Anstieg nicht so schrecklich wirkte, wie am Vortag. Ein leerer Weg muss irgendwie steiler sein, als einer voller Läufer. Ob ich genauso laut schnaufte, wie die schwitzenden Damen und Herren, an denen ich vorbeilief? Und sah ich auch so schlimm aus? Meine Pulsuhr sagte etwas von gut 90%, aber mir ging es noch gut. Bei Km 7.5 änderte sich das schlagartig. Noch 400 Meter bis zum Gipfel, aber dabei über 110 Höhenmeter zu überwinden. Die berüchtigte Rodelbahn war erreicht. Ich hatte die letzten Meter etwas Tempo rausgenommen und stürzte mich jetzt mutig in den Steilhang. Nur um, wie alle anderen auch, nach 12.5 Metern japsend ins Gehen überzuwechseln. Wahrscheinlich sind die Profis auf den ersten Plätzen noch gerannt, aber jetzt war der Hang bunt vor gehenden Menschen. Manche taten so, als würden sie joggen oder laufen, schneller waren die dadurch aber nicht.
Endlich oben - das Stück kam mir wie eine Ewigkeit vor (war es auch, wie mir der Blick auf meine Km-Zeit bestätigte). Beine wie Pudding und ich ging die letzten 250 Meter bis zum Ziel. Nein, natürlich nicht. Ich dachte, ich müsste gehen, aber dann sah ich erst meine Hoffotografin und begann wieder zu traben, damit es ein dynamisches Foto von mir gibt. Und 20 Meter vor dem Ziel zog ich tatsächlich noch einen Sprint an, um in der letzten Sekunde den Läufer vor mir zu überholen (die Zeitnehmer haben aber böse geschaut, vielleicht darf man das auf 3stelligen Platznummern gar nicht).
Links ein Becher Tee, rechts eine Tafel Schokolade, langsam ausgetrabt und schon wieder richtig Luft bekommen. Ich habe es geschafft! Meine Zeit wusste ich natürlich nicht, weil ich ganz vergessen hatte, mich um meine Uhr zu kümmern. Aber es musste nach meinen Zwischenzeiten ganz deutlich unter einer Stunde sein. Der Bus hatte seinen Pendelbetrieb schon aufgenommen und brachte die Läufer wieder ins Tal. Ich machte mich aber mit 2 Bekannten zu Fuß auf den Weg. Ich fühlte mich großartig, und runter auf direktem Weg waren es nur 5 Kilometer, die wir ganz gemütlich zusammen joggten (unter Auslassung der Rodelbahn, es lag ja auch kein Schnee).
Die Siegerehrung war dann knapp 2 Stunden später. Ich bin natürlich geblieben, weil ich zum einen meine Zeit ja noch nicht wusste, zum anderen denke ich, die Sieger wollen ja auch gerne viel Applaus haben. Die meisten Mitläufer waren aber doch schon heimgefahren. Als ich zu Hause war, konnte ich auch schon die Ergebnisse im Internet anschauen, das hat mich dann doch ganz schön beeindruckt.
Nächstes Jahr bin ich bestimmt wieder dabei, und einen Laufkalender von Hessen habe ich mir auch gleich mitgenommen. Ich werde sicher nie in meinem Leben einen Lauf gewinnen (vielleicht in der M75 wenn ich fit bleibe), aber es macht solch einen Spaß mit anderen Läufern und den Zuschauern und es ist Wahnsinn, was das an zusätzlichen Energien freisetzt. Heute habe ich ausgesetzt (aber mehr aus Vernunft denn aus echter Müdigkeit), aber morgen freu ich mich schon auf meinen Waldlauf. Mal sehen, welche Runde ich nehme ...

Der Sieger hat es übrigens in 32:16 geschafft (Stefan Wohllebe, deutscher Berglaufmeister 1999), und ich war 215. mit 50:24 (und 35. in M40 und stolz wie Oskar)

Bis bald in dieser Newsgroup oder auf der Strecke,

Jörg


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=54


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