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19.04.2024, der 5. Tag der KW 16

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Bericht

Name des Laufes:Zugspitz Extremberglauf
mehr zum Lauf: VID607
Datum des Laufes:17.7.2004 (Sat)
Ort:Garmisch-Partenkirchen
Plz:D8
Homepage:http://www.getgoing.de/frameset.htm
Strecken:23k
Beschaffenheit:Sand, Steine und Schneefelder
Profil:stark bergig
Wetter:am Start knapp 20°, im Ziel ca. 10-12°C
Teilnehmer:ca. 600
Name des Berichtenden:Lars Pfuhl
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 3.8.2004 (Tue)
Als ich im Oktober letzten Jahres zum Wandern in der Zugspitzregion war, sah ich zum ersten Mal Werbung für den Lauf auf die Zugspitze. Wieder zu Hause angekommen, setzte ich mich ans Internet, um mehr über diesen Lauf herauszufinden. Nach dem Lesen diverser Laufberichte entschloß ich mich, dieses Experiment zu wagen.
Der Sommerurlaub wurde geplant, und ich sorgte dafür, daß der Zugspitzlauf den Anfang des Urlaubs markierte. Er fungierte sozusagen als Einstieg in den zweiwöchigen Wanderurlaub in den Bergen Österreichs.
Je näher der Termin rückte, umso mehr machte ich mir Gedanken um die Ausrüstung. Für die Schuhe kamen meine etwas stabileren Laufschuhe in Frage, das war klar. Aber was ziehe ich an? Wenn am Start im Tal 20 Grad herrschen, kann es sein, daß es im Ziel nur 5 Grad sind. Auch die Frage der Trinkversorgung stellte sich. Die Verpflegungsstellen waren laut Ausschreibung dünn gesät und ich rechnete mit einer Laufzeit von 3 bis 4 h. Fragen über Fragen für jemanden, der noch nie einen Berglauf mitgemacht hat.
Eine Woche vor dem Lauf begann ich mich auch für die aktuellen Wetterberichte zu interessieren. Es stellte sich heraus, daß zu diesem Zeitpunkt tagsüber die Temperaturen nicht über 0 Grad lagen und Niederschlag in Form von Schnee herunter kam. Also begann ich schonmal, meine langen Laufsachen aus dem Schrank zu holen.
Ein paar Tage später las ich auf der Homepage des Veranstalters, daß der Lauf aufgrund des Wetters der letzten Tage nun doch nicht bis zum Gipfel gehen sollte, sondern nur bis zum Sonnalpin, also ca. 300m unterhalb des Gipfel. Das war zwar schade, aber trotzdem freute ich mich auf diesen außergewöhnlichen Start.
Als ich am Freitag die Startunterlagen abholte, hörte ich von mehreren Teilnehmern, daß sie nach dem Zieleinlauf beabsichtigten, weiter bis zum (bergsteigerisch trivial zu begehenden) Gipfel zu laufen. Also habe ich meiner Frau die Wanderschuhe mitgegeben, damit ich sie im Ziel evtl. gegen die Laufschuhe tauschen konnte, falls ich denn noch körperlich in der Lage sein sollte, den Rest aufzusteigen.
Als ich am Samstag aufwache, kündigt sich bereits perfektes Wetter an: Sonnenschein und warme Temperaturen. Ich frühstücke zwei Stunden vor dem Start und mache mich auf zum Olympiaskistadion. Als Laufbekleidung entscheide ich mich für ein Funktions-T-Shirt und eine kurze Laufhose incl. einer Schirmmütze (und Sonnenbrille natürlich!). Ein kurzes Singlet kommt nicht in Frage, da ich die Schultern vor der starken Sonneneinstrahlung in 2-3000m Höhe schützen möchte. Auch die Sonnencreme auf der Haut darf nicht fehlen. Als Getränkeversorgung nehme ich eine Halbliterflasche Wasser, die ich in der Hand halte und unterwegs immer wieder auffüllen kann. Da ich bei meinen langen Läufen auch manchmal ein paar Kilometer lang eine Flasche mitnehme, ist das für mich nichts ungewöhnliches. Außerdem habe ich nicht vor, den Lauf in vollem Tempo zu absolvieren, sondern ganz gemütlich (in meinem Trainigsplan war der Lauf als Ersatz für einen 35km-Lauf eingetragen). Daher ist dieser Ballast nicht hinderlich.
Kurz vor dem Start treffe ich noch einen Läufer aus dem heimischen Berlin. Da er bereits berglauferfahren ist (7x Davos), laufe ich die ersten Kilometer mit ihm. Gleich nach einem Kilometer fängt eine Steigung an, die es in sich hat. Hier wird also gleich zu Beginn den Teilnehmern klar, daß es sich bei dieser Veranstaltung nicht um einen Spaziergang handeln wird. Ich versuche, locker diesen Anstieg zu nehmen, ohne viel Kraft zu verlieren. Kurz darauf erreichen wir die Partnachalm. Ich trinke bereits regelmäßig, denn es ist schon ziemlich warm. Nach einer guten halben Stunde kommt ein Brunnen mit Trinkwasser, an dem ich meine Flasche wieder auffülle. Jetzt geht es eine Zeit lang ganz gemächlich bergauf, man kann locker laufen, ohne daß es anstrengend wird. Außerdem laufen wir zu diesem Zeitpunkt fast die ganze Zeit im Schatten. An der Bockhütte kommt die erste Verpflegungsstation. Ich esse einen halben Früchteriegel und lasse mir meine Flasche nachfüllen. Nun erreichen die Teilnehmer einen schönen Streckenabschnitt: Rechts und links grüne Wiesen, dazu die Berge ringsherum. Es ist ein Genuß, hier lang zu laufen. Ein Mitstreiter erzählt mir unterwegs, daß dieser Lauf noch schöner als der Jungfrau-Marathon sei. Letzterem wird ja bereits eine traumhafte Bergkulisse nachgesagt.
Nach 1:27 h erreiche ich die Reintalangerhütte. Auch hier wird meine Flasche wieder aufgetankt. Wenn mich meine Erinnerungen an den Streckenplan nicht trügen, müßte es so langsam kräftig bergauf gehen. Nach ca. 10 oder 15 weiteren Minuten werde ich Recht behalten. Ein Anstieg, vor dem ich ehrfürchtig nach oben blicke. Selbst beim besten Willen kann ich das Ende nicht entdecken.
Wie groß die Steigung ist, weiß ich nicht, ich kann nur sagen, daß ich für diese ca. 700 Höhenmeter zwischen Reintalangerhütte und der Knorrhütte ca. 45 Minuten gebraucht habe. Dabei war kaum an Laufen zu denken. Nur wenige Passagen waren so geschaffen, daß man auch mal ein paar Sekunden den Laufschritt einlegen konnte.
Zum Glück geht es den anderen Teilnehmern nicht anders. Ab und zu bleibe ich auch ein paar Augenblicke stehen, um mich umzudrehen und die grandiose Bergwelt zu genießen. Nach einer mir unheimlich lange vorkommenden Zeit ist diese Steigung endlich geschafft, die Knorrhütte auf 2051 m in Sicht. Genau zum richtigen Zeitpunkt, denn ich habe Durst und die Flasche ist wieder leer. Eine freundliche Helferin sorgt mit einem Gartenschlauch für das rasche Auffüllen mit Wasser. Bis zur Knorrhütte sind bereits 2:13 h vergangen und so langsam macht sich der geringere Sauerstoffanteil in der Luft bemerkbar. Hinzu kommt noch das Überqueren mehrerer Schneefelder, was sehr kräfteraubend ist, da man ständig wegrutscht. Manchmal merke ich nach einer solchen Passage, daß die Beine ein bißchen zittern. Hier ist es ein ständiges Wechseln zwischen Laufen und Gehen. Wer noch Kraft hat, kann ordentlich Läufer überholen. Ich halte in etwa meine Position (ein paar Leute überholen mich). Ein Blick auf die Uhr zeigt mir 2:42 h an. Ich kann bereits in der Ferne das Sonnalpin (Ziel) sehen. Da ich mir vorher keine großen Gedanken über die Zeit gemacht habe (mit ca. 3:30 h habe ich gerechnet), kann ich auch nicht abschätzen, wie lange ich noch brauche. Immer weitere Schneefelder werden überquert und das Ziel kommt deutlich näher. Jetzt stelle ich fest, daß eine Zeit unter 3 h vielleicht machbar ist. Also sehe ich zu, daß ich keine Zeit mehr verliere und gehe bzw. laufe zügig weiter. Als meine Uhr 2:57 h anzeigt und ich bereits die Zuschauer hören kann, beschleunige ich nochmal und komme doch tatsächlich nach knapp unter 3 h Laufzeit (2:59:10 h) an. Im Ziel erhalte ich neben einer Medaille auch noch ein Finisher-T-Shirt. Kaputt, aber nicht erschöpft, bediene ich mich an den reichhaltig gefüllten Verpflegungstischen, an der es auch warme Brühe gibt, welche ideal zum Auffüllen der verlorenen Salze im Körperist. Danach werden noch ein paar Fotos gemacht.
Nach einer halben Stunde entschließe ich mich, den Rest zum Gipfel zu erklimmen und ziehe meine Wanderschuhe an. Für den Aufstieg lasse ich mir aber Zeit und bin nach einer weiteren Stunde auf dem Gipfel. Hier werden natürlich weitere Fotos geschossen und nach einiger Zeit geht es dann wieder bergab, diesmal aber mit der Seil- bzw. Zahnradbahn. Trotz der Anstrengung habe ich in den Tagen danach keinen Muskelkater und kann wie geplant mein Training weiter durchziehen (130 km/Woche).
Als Fazit kann ich den Lauf jedem nur empfehlen, der mal etwas außergewöhnliches machen möchte. Allerdings sollte man die Marathondistanz gut im Griff haben, denn die Laufzeit entspricht in etwa einer Marathonzeit.
Insgesamt war der Lauf sehr gut organisiert, es gibt nichts auszusetzen. Vor allem, wenn man bedenkt, welche logistischen Schwierigkeiten bei dem Lauf gemeistert werden müssen (Gepäcktransport, Verpflegung unterwegs), ist der Organisation ein großes Lob auszusprechen. Dafür ist auch der Preis von 49 EUR gerechtfertigt.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=500


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