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Bericht
Name des Laufes: | Silvesterlauf Wien mehr zum Lauf: VID35 |
Datum des Laufes: | 31.12.2002 (Tue) |
Ort: | Wien |
Plz: | A |
Homepage: | www.lcc-wien.at |
Strecken: | 5400m |
Beschaffenheit: | Asphalt |
Profil: | eben |
Wetter: | bewölkt, 1°C |
Teilnehmer: | ca. 4000 |
Name des Berichtenden: |
horst LID40 nur für eingeloggte Benutzer sichtbar Bericht vom 3.1.2003 (Fri) |
Silvesterlauf 2002 Wien Im Herbst hatte ich den Entschluss gefasst, mein erstes Laufjahr mit dem Silvesterlauf abzuschließen. Ich bin im November (hartnäckige Verkühlung) und im Dezember (rechtes ITB) nur sehr wenig gelaufen und die Schmerzen im Knie waren im Dezember ziemlich arg. Ich habe dann eine Woche vor Silvester beschlossen, auch mit dem Krafttraining aufzuhören und siehe da, das Knie besserte sich von Tag zu Tag. Also habe ich am 30. beschlossen doch mitzulaufen (angemeldet war ich und stornieren konnte man auch nicht): an den Start, probieren und schauen ob's geht. Mein ursprüngliches Ziel war gewesen, den Lauf mit einem Schnitt von 4:00min/km zu absolvieren, nun wollte ich den Lauf schmerzfrei durchlaufen. Die Besonderheit des Wiener Silvesterlaufes ist die phantastische Strecke: rund um den Ring; (für unsere deutschen Mitleser ;-): der Ring umspannt den 1. Bezirk und wurde als eines der letztes großen Bauvorhaben der Monarchie Ende des 19. Jhdts anstelle der geschliffenen Stadtmauer errichtet. Der Ring ist von Prunkbauten gesäumt: Staatsoper, Hofburg, Naturhistorisches und Kunsthistorisches Museum, Parlament, Rathaus, Burgtheater, Universität, Börse, Museum der Angewandten, ...) das ist die "klassische" Tour, die von den Fiakerfahrern mit den Touristen absolviert wird. Das Wetter davor war sehr wechselhaft: am Sa. hat es in Wien geschneit und war ziemlich kalt, am Mo. war ein Wetterumschwung mit nahezu 8 Grad. Der Di. präsentierte sich dann wolkenverhangen mit 1-2 Grad, leicht windig. Anfahrt mit dem Auto in die Operngarage, ca. 300m Luftlinie zum Start/Ziel vor den Ringstrassengalerien. Laut Medien waren ca. 4000 Läufer genannt. Etliche Läufer waren verkleidet: von Schweinen über Clowns bis zu meiner Favoritin: Pippi Langstrumpf, sogar mit einem Stoffaffen auf der Schulter fixiert. Es nahmen auch etliche nationale sowie internationale Spitzenläufer teil, so unter anderem Jolanda Ceplak, die regierende 800m Europameisterin, Michael Buchleitner, der spätere Sieger, etc.; dadurch war das Publikumsinteresse natürlich sehr groß, die meisten auch schon in großartiger Silvesterstimmung. Daneben gab es noch eine eigene Schwergewichtswertung ebenso wie eine Hundewertung. Nach einem kurzen Genießen der Kulisse bin ich dann zum Aufwärmen den Ring entgegen der Laufrichtung bis zum Schwarzenbergplatz gelaufen und habe dabei gesehen, wie viele Zuseher entlang des Rings waren und wie groß die Absperrung des Startgeländes war, das fast bis zum Schwarzenbergplatz gereicht hat. Nach dem bisschen schnelleren Zurücklaufen habe ich noch ausgiebig gedehnt, aktiviert und bin ca. 5min vor Beginn zum Start gegangen. Ich bin dabei so weit nach vorne gegangen, wie es mir ohne Drängen möglich war. Da war ich ungefähr am Ende des ersten Drittels des Starterfeldes. Pünktlich um 11:00 war dann der Startschuss und los ging's: Anlaufen, Stehen bleiben, danach endgültiges Anlaufen. Nach ca. 40 sec. bin ich über die Startmatten gekommen und nachdem ich mein Knie überhaupt nicht gespürt habe, beschloss ich, einmal ein bisschen schneller loszulaufen. Leichter gesagt, als getan. Ich bin dann die ersten 200m ganz links außen an den Absperrungen gelaufen, das hat recht gut funktioniert. Danach Schlangenlaufen durchs Feld (ist eine großartige Trainingsübung für das Schifahren ;-)). Der erste Teil bis zum Burgtheater soll angeblich leicht bergauf gehen. Das habe ich nicht mitbekommen, allerdings folgt daran ein leichtes Bergab-Stück bis zum Kai, das ich ganz deutlich gespürt habe, weil es sehr viel einfacher zu laufen war. Komisch - bis dahin wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass der Ring nicht eben ist, das Gefälle ist so leicht, dass man es als Spaziergänger überhaupt nicht merkt, beim Laufen sieht's aber ganz anders aus. Entlang des Rings waren bis zum Kai sehr viele Zuseher, die auch alle Teilnehmer zum Teil sehr lautstark angefeuert haben. Ich war konzentriert, Leute zu überholen, ruhig zu atmen und auf mein Knie aufzupassen. Nach dem Einbiegen auf den Kai (dort läuft man entlang des Donaukanals) habe ich dann das erste km Schild gesehen: km 3 - die beiden vorherigen waren mir entgangen. Kurzer Blick auf meine Uhr: 11:50 Brutto! Urcool! Da bin ich ja deutlich unter meinem angepeilten Ziel von 4min. Und mein Knie spür ich überhaupt nicht! Kurz vor dem Einbiegen in den Ring bei der Urania ist dann heftiger Gegenwind zu spüren gewesen und ganz plötzlich war's auch mit meiner Kraft aus. Da hat sich das geringe Training der letzten 2 Monate (und nat. auch der Weihnachtsspeck (+2kg) ;-)) von einem Moment auf den anderen bemerkbar gemacht. Ich habe beschlossen, bis zum km 4 das Tempo noch zu halten und dann zurückzuschalten, weil ich das Gefühl hatte, ansonsten einfach umzufallen ;-) - also bis km 4 Zähne zusammenbeißen. Ich habe dann noch versucht mir einzureden, dass es nur an meinem Kopf liegt, so weiterzulaufen und dass ich mir einmal als nächstes Ziel die nächste Ampel vornehmen könnte, bis zu der ich so weiterlaufen will, und dann vielleicht noch eine und dann müsste doch schon bald der km 5 auftauchen, aber es ist mir letztendlich nicht gelungen, mich zu überlisten. Ich habe dann bei km 4 das Tempo deutlich herausgenommen (der letzte km war 4:07). Sofort danach ist es mir viel leichter gefallen, weiterzulaufen; nach ca. 1 min habe ich dann zu meiner Überraschung festgestellt, dass mein Puls ziemlich konstant geblieben war. Eigenartig: ich bin mir viel langsamer vorgekommen und es war sehr viel leichter zu laufen. Km 5 war dann 4:19 was mich einerseits verblüfft hat, weil ich mich langsamer eingeschätzt hatte, andererseits habe ich mich damit abgefunden, meinen angepeilten Schnitt damit wohl nicht zu schaffen. Aber egal, das Knie ist wieder gut und es ist wunderschön hier zu laufen. Ab dem Stadtpark sind dann wieder sehr viele Zuseher am Ring gestanden und ich habe mir gedacht "die letzten 400m mit den vielen Zusehern, die alle anfeuern, das ist ein Wahnsinnsgefühl, dafür beisst Du jetzt noch einmal die Zähne zusammen und gibst noch einmal alles, was Du hast". Ab dem Schwarzenbergplatz sind dann die Zuseher auf der Fahrbahn gestanden und bis zum Ziel hin wurde es immer enger, man ist die letzten 200m durch ein Spalier gelaufen, begleitet von lauten Anfeuerungsrufen und Applaus. So etwas hatte ich noch nie erlebt und man hat das Gefühl zu fliegen: einfach unglaublich! Durchs Ziel, die letzten 400m in 1:12! Das wären 3min/km; da kann wohl das letzte km Schild nicht gestimmt haben, so schnell kann ich unmöglich gewesen sein! Im Ziel gab es isotonische Getränke, mir war aber mehr nach einem warmen Tee, nach dem ersten Schluck bin ich draufgekommen, dass es sich dabei um lauwarm aufgewärmten Pfirsich Eistee handelt - hat schon irgendwer einmal probiert, so etwas zu trinken? Daneben gab's noch Schnitten. Warm anziehen, Chip Rückgabe, ein wohlverdientes Bier und Mittagessen mit Freunden und danach dann ganz gespannt nach Hause, um das offizielle Ergebnis im Internet nachzusehen: Platz 206, in M35 35., netto 21:27, was einen Schnitt von 3:58 ergibt! WOW! Insgesamt wurden 2452 Läufer klassiert, Siegerzeit von Michael Buchleitner war 15:48, die Siegerin bei den Damen war Helena Javornik in 16:33. (Ergebnisse auf http://www.pentek-timing.at/results/2002/643- 01.htm) Zum Abschluss meines ersten Laufjahres ein unvergessliches Erlebnis: einerseits die Veranstaltung samt dieser Publikumskulisse und auch noch mein optimistischstes Ziel erreicht! Das hätte ich mir am 10. April, als ich mit 2 Minuten Joggen, 1 Minute Gehen nach 15 Jahren absolutem Nichtstun mit dem Laufen begonnen habe, nicht einmal im Traum vorstellen können! |