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19.04.2024, der 5. Tag der KW 16

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Bericht

Name des Laufes:Silvesterlauf Wien
mehr zum Lauf: VID35
Datum des Laufes:31.12.2002 (Tue)
Ort:Wien
Plz:A
Homepage:www.lcc-wien.at
Strecken:5400m
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:eben
Wetter:bewölkt, 1°C
Teilnehmer:ca. 4000
Name des Berichtenden: horst LID40
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Bericht vom 3.1.2003 (Fri)
Silvesterlauf 2002 Wien

Im Herbst hatte ich den Entschluss gefasst, mein erstes Laufjahr mit dem
Silvesterlauf abzuschließen. Ich bin im November (hartnäckige Verkühlung)
und im Dezember (rechtes ITB) nur sehr wenig gelaufen und die Schmerzen im
Knie waren im Dezember ziemlich arg. Ich habe dann eine Woche vor
Silvester beschlossen, auch mit dem Krafttraining aufzuhören und siehe
da, das Knie besserte sich von Tag zu Tag. Also habe ich am 30.
beschlossen doch mitzulaufen (angemeldet war ich und stornieren
konnte man auch nicht): an den Start, probieren und schauen ob's
geht. Mein ursprüngliches Ziel war gewesen, den Lauf mit einem Schnitt von
4:00min/km zu absolvieren, nun wollte ich den Lauf schmerzfrei
durchlaufen.

Die Besonderheit des Wiener Silvesterlaufes ist die phantastische
Strecke: rund um den Ring; (für unsere deutschen Mitleser ;-): der Ring
umspannt den 1. Bezirk und wurde als eines der letztes großen
Bauvorhaben der Monarchie Ende des 19. Jhdts anstelle der geschliffenen
Stadtmauer errichtet. Der Ring ist von Prunkbauten gesäumt: Staatsoper,
Hofburg, Naturhistorisches und Kunsthistorisches Museum, Parlament,
Rathaus, Burgtheater, Universität, Börse, Museum der Angewandten, ...)
das ist die "klassische" Tour, die von den Fiakerfahrern mit den
Touristen absolviert wird.

Das Wetter davor war sehr wechselhaft: am Sa. hat es in Wien
geschneit und war ziemlich kalt, am Mo. war ein Wetterumschwung mit
nahezu 8 Grad. Der Di. präsentierte sich dann wolkenverhangen mit 1-2
Grad, leicht windig. Anfahrt mit dem Auto in die Operngarage, ca. 300m
Luftlinie zum Start/Ziel vor den Ringstrassengalerien.

Laut Medien waren ca. 4000 Läufer genannt. Etliche Läufer waren
verkleidet: von Schweinen über Clowns bis zu meiner Favoritin: Pippi
Langstrumpf, sogar mit einem Stoffaffen auf der Schulter fixiert. Es
nahmen auch etliche nationale sowie internationale Spitzenläufer teil,
so unter anderem Jolanda Ceplak, die regierende 800m Europameisterin,
Michael Buchleitner, der spätere Sieger, etc.; dadurch war das
Publikumsinteresse natürlich sehr groß, die meisten auch schon in
großartiger Silvesterstimmung. Daneben gab es noch eine eigene
Schwergewichtswertung ebenso wie eine Hundewertung.

Nach einem kurzen Genießen der Kulisse bin ich dann zum Aufwärmen den
Ring entgegen der Laufrichtung bis zum Schwarzenbergplatz gelaufen und
habe dabei gesehen, wie viele Zuseher entlang des Rings waren und wie
groß die Absperrung des Startgeländes war, das fast bis zum
Schwarzenbergplatz gereicht hat. Nach dem bisschen schnelleren
Zurücklaufen habe ich noch ausgiebig gedehnt, aktiviert und bin ca. 5min
vor Beginn zum Start gegangen. Ich bin dabei so weit nach vorne
gegangen, wie es mir ohne Drängen möglich war. Da war ich ungefähr am
Ende des ersten Drittels des Starterfeldes.

Pünktlich um 11:00 war dann der Startschuss und los ging's: Anlaufen,
Stehen bleiben, danach endgültiges Anlaufen. Nach ca. 40 sec. bin ich
über die Startmatten gekommen und nachdem ich mein Knie überhaupt nicht
gespürt habe, beschloss ich, einmal ein bisschen schneller loszulaufen.
Leichter gesagt, als getan. Ich bin dann die ersten 200m ganz links
außen an den Absperrungen gelaufen, das hat recht gut funktioniert.
Danach Schlangenlaufen durchs Feld (ist eine großartige Trainingsübung
für das Schifahren ;-)). Der erste Teil bis zum Burgtheater soll
angeblich leicht bergauf gehen. Das habe ich nicht mitbekommen,
allerdings folgt daran ein leichtes Bergab-Stück bis zum Kai, das ich
ganz deutlich gespürt habe, weil es sehr viel einfacher zu laufen war.
Komisch - bis dahin wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass der Ring
nicht eben ist, das Gefälle ist so leicht, dass man es als Spaziergänger
überhaupt nicht merkt, beim Laufen sieht's aber ganz anders aus. Entlang
des Rings waren bis zum Kai sehr viele Zuseher, die auch alle Teilnehmer
zum Teil sehr lautstark angefeuert haben. Ich war konzentriert, Leute zu
überholen, ruhig zu atmen und auf mein Knie aufzupassen.

Nach dem Einbiegen auf den Kai (dort läuft man entlang des Donaukanals)
habe ich dann das erste km Schild gesehen: km 3 - die beiden vorherigen
waren mir entgangen. Kurzer Blick auf meine Uhr: 11:50 Brutto! Urcool!
Da bin ich ja deutlich unter meinem angepeilten Ziel von 4min. Und mein
Knie spür ich überhaupt nicht! Kurz vor dem Einbiegen in den Ring bei
der Urania ist dann heftiger Gegenwind zu spüren gewesen und ganz
plötzlich war's auch mit meiner Kraft aus. Da hat sich das geringe
Training der letzten 2 Monate (und nat. auch der Weihnachtsspeck (+2kg)
;-)) von einem Moment auf den anderen bemerkbar gemacht. Ich habe
beschlossen, bis zum km 4 das Tempo noch zu halten und dann
zurückzuschalten, weil ich das Gefühl hatte, ansonsten einfach
umzufallen ;-) - also bis km 4 Zähne zusammenbeißen. Ich habe dann
noch versucht mir einzureden, dass es nur an meinem Kopf liegt, so
weiterzulaufen und dass ich mir einmal als nächstes Ziel die nächste
Ampel vornehmen könnte, bis zu der ich so weiterlaufen will, und dann
vielleicht noch eine und dann müsste doch schon bald der km 5
auftauchen, aber es ist mir letztendlich nicht gelungen, mich zu überlisten.

Ich habe dann bei km 4 das Tempo deutlich herausgenommen (der letzte km
war 4:07). Sofort danach ist es mir viel leichter gefallen,
weiterzulaufen; nach ca. 1 min habe ich dann zu meiner Überraschung
festgestellt, dass mein Puls ziemlich konstant geblieben war.
Eigenartig: ich bin mir viel langsamer vorgekommen und es war sehr viel
leichter zu laufen. Km 5 war dann 4:19 was mich einerseits verblüfft
hat, weil ich mich langsamer eingeschätzt hatte, andererseits habe ich
mich damit abgefunden, meinen angepeilten Schnitt damit wohl nicht zu
schaffen. Aber egal, das Knie ist wieder gut und es ist wunderschön hier
zu laufen. Ab dem Stadtpark sind dann wieder sehr viele Zuseher am Ring
gestanden und ich habe mir gedacht "die letzten 400m mit den vielen
Zusehern, die alle anfeuern, das ist ein Wahnsinnsgefühl, dafür beisst
Du jetzt noch einmal die Zähne zusammen und gibst noch einmal alles, was
Du hast". Ab dem Schwarzenbergplatz sind dann die Zuseher auf der
Fahrbahn gestanden und bis zum Ziel hin wurde es immer enger, man ist
die letzten 200m durch ein Spalier gelaufen, begleitet von lauten
Anfeuerungsrufen und Applaus. So etwas hatte ich noch nie erlebt und man
hat das Gefühl zu fliegen: einfach unglaublich! Durchs Ziel, die letzten
400m in 1:12! Das wären 3min/km; da kann wohl das letzte km Schild nicht
gestimmt haben, so schnell kann ich unmöglich gewesen sein!

Im Ziel gab es isotonische Getränke, mir war aber mehr nach einem warmen
Tee, nach dem ersten Schluck bin ich draufgekommen, dass es sich dabei
um lauwarm aufgewärmten Pfirsich Eistee handelt - hat schon irgendwer
einmal probiert, so etwas zu trinken? Daneben gab's noch Schnitten.

Warm anziehen, Chip Rückgabe, ein wohlverdientes Bier und Mittagessen
mit Freunden und danach dann ganz gespannt nach Hause, um das offizielle
Ergebnis im Internet nachzusehen:
Platz 206, in M35 35., netto 21:27, was einen Schnitt von 3:58 ergibt!
WOW!

Insgesamt wurden 2452 Läufer klassiert, Siegerzeit von Michael
Buchleitner war 15:48, die Siegerin bei den Damen war Helena Javornik in
16:33. (Ergebnisse auf http://www.pentek-timing.at/results/2002/643-
01.htm)

Zum Abschluss meines ersten Laufjahres ein unvergessliches Erlebnis:
einerseits die Veranstaltung samt dieser Publikumskulisse und auch noch
mein optimistischstes Ziel erreicht! Das hätte ich mir am 10. April, als
ich mit 2 Minuten Joggen, 1 Minute Gehen nach 15 Jahren absolutem
Nichtstun mit dem Laufen begonnen habe, nicht einmal im Traum vorstellen
können!


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=41


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