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Bericht

Name des Laufes:Spielbanken Marathon Hannover
mehr zum Lauf: VID384
Datum des Laufes:2.5.2004 (Sun)
Ort:Hannover
Plz:D3
Homepage:http://www.marathon-hannover.de/
Strecken:MA, HM
Beschaffenheit:100 % Asphalt
Profil:flach, minimale Steigungen in zwei Unterführungen je Runde
Wetter:regnerisch, windig, etwa 12 Grad
Teilnehmer:ca. 1950 im Ziel
Name des Berichtenden:TSI LID39
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Bericht vom 3.5.2004 (Mon)
30 KM Harakiri, 12 Km leiden, so ließe sich mein Lauf gut umschreiben. Dieses Frühjahr sollte ohne Marathon verlaufen. Drei Halbmarathons sollten für eine Verbesserung der Tempoausdauer sorgen (und einer Bestzeit unter 1:20 Std.). Für den Halbmarathon am 9. Mai in Mainz bekam ich schon im Dezember keinen Startplatz mehr, den Halbmarathon in Berlin am 4. April musste ich absagen. So blieb vom Plan nur der Spiridon-Halbmarathon in Frankfurt am 7. März. Stellte sich also früh die Frage, was machen?
Bereits im Januar/Februar wurde bei vielen LäuferInnen aus unserem Verein die Teilnahme am Marathon in Hannover am 2. Mai beschlossen. Eher eine Veranstaltung der zweiten oder dritten Reihe. Immerhin wussten eingefleischte Laufexperten von einer flachen und somit schnellen Strecke zu berichten, auf der dieses Jahr die deutschen Marathon-Meisterschaften stattfinden würden. Mit einer je starken Mannschaft bei den Frauen und Männern würde Spiridon Frankfurt dort um die Meisterschaft mitlaufen, eine zweite Mannschaft bei den Männern wäre auch noch gut für eine Platzierung.
Die Entscheidung, einen Marathon vorzubereiten und zu laufen, fälle ich nicht in einer Bierlaune, zu ernst sind mir die gesteckten Ziele. Der gute Halbmarathon am 7. März, die bereits Januar absolvierten langen Läufe und die argumentative Arbeit einiger Spiridonis brachte mich zu der Überzeugung, dass ich doch noch einen Marathon laufen sollte. Insbesondre reizte es mich, nicht nur für mich selbst zu laufen, sondern für eine Mannschaft.
In den letzten zwei Jahren habe ich den Marathon mit ca. 3 Monaten gezielten Training vorbereitet. Diese Zeit blieb nicht mehr und so hatte das ganze auch einen experimentellen Charakter. Aus einem Halbmarathon-Training wurde sieben Wochen vor einem WK ein Marathon-Training. Die Vorbereitung war also kürzer und weniger umfangreich. Wenigstens konnte ich so testen, ob auch mit weniger Umfang und einer anderen Intensität, eine gute Zeit oder gar eine Verbesserung möglich wäre. Schwerpunkt der letzten sieben Wochen Vorbereitung waren dann neben langen Läufen Tempodauerläufe im Marathontempo.
Ist die Entscheidung für einen Marathon gefallen, folgt die Frage, was will ich erreichen? Erst mal defensiv, die gute Zeit aus Berlin bestätigen, ev. eine neue Bestzeit. Mit dem Training und der steigenden Formkurve werden Ziele neue entwickelt: unter 2:51, unter 2:50, glatter 4 Min.-Schnitt. Letztendlich einigte ich mich auf unter 2:51, schneller wäre nicht schlimm, wenn es klappt (oder nicht klappt). Im Hinterkopf behielt ich das Ziel 4er-Schnitt. In den zwei Wochen vor dem Marathon Kreisen dann die Gedanken um die Renntaktik. Meine besten Er-fahrungen habe ich mit einer etwas langsameren ersten Hälfte gemacht. Dabei dann noch die ersten 20 KM sich an das endgültige Tempo in mehreren Schritten herantasten, hat sich bei mir als sehr gut erwiesen. Also sah mein Plan folgende 5 Km-Abschnitte vor (20:40 Min, 20:20, 20:00, 20:00, 19:45, 19:45, 20:00, 20:00 plus ca. 8:50 Min für die letzten 2,2 km). Diese Einteilung, würde sie aufgehen, brächte mich bis auf wenige Sekunden an den 4er-Schnitt, also wenn es am Ende ging, dann... Gut ausgedacht, schwer umzusetzen ohne Begleitung. Nahezu unmöglich, wenn man selbst ein eher offensiver Läufer ist.
Vorbereitung gut, Taktik gut, Form gut. Musste nur noch der Tag X kommen. Ca. 48 Stunden vorher leichte Halsschmerzen und Schluckbeschwerden, 24 Stunden vorher eine Zahnfleischentzündung, 12 Stunden vorher einsetzender Dauerregen. Alles nicht so prima für nervöse Rennpferde.
Der Lauf ist insgesamt wirklich mittelprächtig, für die schnellen Leute mag der enge Start/Zielbereich noch ausreichen, aber wenn die Masse kommt, dann wird es wohl eng. Was die Zuschauer betrifft, waren diese durchaus engagiert dabei, nur weitestgehend nicht da. Der Marathon wird auf einen zweimal zu durchlaufenen Stadtkurs durchgeführt. Der Kurs ist weitestgehend flach und leider windanfällig. Zwei Dinge müssen kritisiert werden. 90 Minuten nach dem Marathonstart startet der Halbmarathon. Die 3-Stunden-LäuferInnen kommen genau in dieser Zeit zum Ende der ersten Runde und laufen in den Start der Halbmarathonis hinein. Das kann nur zu Stauungen führen. Noch fragwürdiger ist der Start eines 10er 20 Minuten vor dem Marathon über eine leicht abweichende Strecke die ersten 6 Km. Die Marathonläufer laufen nach ca. 3,5 km in diesen 10er hinein. Da diese schon 20 Minuten unterwegs sind, handelt es sich dabei um nicht wenige und eher langsamere Läufer, erst bei Km 9 trennen sich dann die Wege, bis dahin viel Streit und Aggression. Wer denkt sich so etwas aus und warum untersagt der DLV so etwas nicht bei einem Meisterschaftsrennen?!
Vor dem Start hatte der Regen fast aufgehört, dass war also OK, die Straße war aber von Pfützen bedeckt. Blieb der Wind, der hin und wieder heftig wehte. Der Start verlief reibungslos und schon nach 20 Metern konnte ich gut laufen. Wie immer ist es schwer, zu Beginn das richtige Tempo zu treffen. Die ersten 5 km sollten jeweils um 4:08 Min gelaufen werden. Nach einem KM stoppte ich 3:51 min. Also bremsen, immerhin der zweite in 4:01. Meine ausgeklügelte Renntaktik wurde dann schnell über den Haufen geworfen. Ich hatte einfach nicht das Gefühl für das Tempo und die KM-Schilder standen auch nicht immer genau, so mein Eindruck, da ich bei etwa gleiche Tempo Abweichungen von über 10 Se-kunde/km hatte. Nun gut, dann eben neuer Plan, eine Gruppe suchen, mit dieser mitlaufen und möglichst viel aus dem Wind bleiben. Die ersten 5 Km hatte ich dann in 20:01 Min. hinter mir. Dieses Tempo wollte ich halten.
Ab ca. Km 4 lief ich dann mit einer Gruppe mit zwei schnellen Frauen und ca. 10 Männern. Das gelau-fene Tempo sah nach einem angepeilten 4er-Schnitt aus. Es konnte also nicht ganz falsch sein, hier mit-zulaufen. Die Gruppe teilte sich dann schnell, eine Frau und etwa die Hälfte der Männer zog das Tempo an. Ich blieb in der zweiten Gruppe, da ich ohnehin schon eher zu schnell lief. Nach ca. 7 KM zerfiel die zweite Gruppe, die meisten wurden schlagartig langsamer und ich stand alleine auf der Straße. Langsa-mer wollte ich nicht, also leicht schneller und zu einem Mann auflaufen und dessen Windschatten su-chen. Bis KM 10 ging das gut. Den zweiten 5er-Abschnitt lief ich in 19:42.
Zu dieser Zeit führt die Strecke durch das Zentrum Hannovers und es gab tatsächlich ZuschauerInnen. So bis KM 15 lief ich immer wieder mit anderen Männern, bei Km 13 schloss an einem Windstück eine ganze Gruppe zu mir auf. Ich lief zur Seite um aus dem Wind zu kommen. Wie bei einem Radrennen lief die ganze Gruppe auch zur Seiten und dann Schlangenlinien. Erst nach dem ich fast stehen geblie-ben war, konnte ich mich hinten einreihen. Der dritte 5er-Abschnitt brachte eine Zeit von 19:47. Also schon relativ nah an den für diesen Abschnitt geplanten 20 Min. Bei Km 18 wurde mir dann erstmals klar, dass ich mit diesem Tempo ein sehr hohes Risiko einging. Die nasse Kälte durch den Regen und noch viel mehr das Spritzwasser an der hinteren Oberschenkelmuskulatur ließ mich diese nun schon spüren. Kein gutes Zeichen... Ich entschied mich weiter für das bisherige Tempo da sich in diesem be-reich immer wieder Gruppen bildeten. Bei etwa KM 20 hatten wir uns von Spiridon eine private Ver-pflegungsstation eingerichtet und ich bekam eine Flasche mit KH. Diesen 5er-Abschnitt lief erneut in 19:46; die erste Hälfte beendete ich nach 1:23:33 fast zwei Minuten schneller als geplant. Der Durchlauf durch den Start/Zielbereich hatte alle Gruppen um mich zerlegt, warum auch immer, jetzt waren wir alle kurzzeitig EinzelkämpferInnen. Bei Km 22 tauchte plötzlich die Gruppe mit der Frau auf, die sich bei KM 7 nach vorne verabschiedet hatte. Ohne schneller laufen zu müssen, hatte ich diese Gruppe bald eingeholt und schwamm dann erst mal mit. Da mir dieses Tempo deutlich zu langsam war, schloss ich mich einem Läufer an, der nach vorne ging. Mit diesem lief ich ungefähr bis KM 30 fast immer im Windschatten und endlich hatten wir gleichmäßige KM-Zeiten, bei KM 25 war meine Zwischenzeit ge-nau 1:39 Std. (19:46 Min für diese 5 km). Bis Km 30 konnte ich das angeschlagene Tempo, immer leicht unter 4 Min je km mitlaufen, bei 1:58:50 war die 30 KM-Marke passiert.
Nun ging die Rechnung, dass das Tempo zu hoch sei, leider auf. Die Kälte machte die Oberschenkel zusätzlich hart und es begann der typische Schmerz begann. Über 4:05, 4:03, 4:11, 4:12, 4:19 (20:50 für die 5 km bis KM 35) pendelte ich mich so bei einem Schnitt von 4:18 Min/km ein. Spätestens ab Km 32 sehnte ich jedes Km-Schild und durch die erste Runde wusste ich von vielen Schildern, wo sie standen. Die Oberschenkel schmerzten jeden Km etwas mehr, ich hoffte, dass der Schmerz sich irgendwann ein-pendeln würde, aber dafür hätte ich wohl aufhören müssen zu laufen.
In diesem Abschnitt beginnt die Zeit, in der es unglaublich viele LäuferInnen zerlegt, ich selbst schon ca. 20 Sek/km langsamer als bisher, wurde nicht so oft überholt, wie befürchtet und konnte selbst noch LäuferInnen überholen.
Genau bei Km 36 hatte ich dann die Zwischenzeit für einen glatten 4er-Schnitt. Ich hatte also in sechs Km den ganzen Vorsprung verloren, schon ein wenig bitter. Das half alles nicht, denn andererseits wa-ren es ja nur noch sechs km bis ins Ziel. Die KM-Schilder kamen verlässlich, manches sogar früher als in meiner Erinnerung. Km 38 dann ein Schreck, nochmals deutlich langsamer, 4:21. Das weckte den letzten Kampfgeist und ich bin nochmals deutlich angezogen (zumindest im Gefühl), brachte aber für die nächsten Km nur 4:18, 4:19 und bei KM 40 2:41:10 (21:30 Min für 5 Km). Inzwischen war mir klar, eine neue Bestzeit würde es werden, es blieb noch offen, ob auch unter 2:51. Die Zeichen dafür standen gut, nur die Schmerzen waren fast unerträglich geworden. Ich hatte nochmals das Gefühl der Beschleu-nigung, blieb aber bei 4:19 und 4:17 für die nächsten beidem Km hängen, den Rest lief ich dann in 0:49, auf der Zielgeraden dann meinen Namen zu hören, ließ mich kurzzeitig auch noch lächeln.
Im Ziel traf ich dann noch Marco und Patrik vom Post SV, die beide auch zufrieden waren. Ich ging mich sofort umziehen und nach dem Einlauf unserer zweiten Frau direkt ins Hotel.
Natürlich bin ich zufrieden mit der und Stolz auf die Zeit und die Leistung. Die Renneinteilung lässt aber schon ein wenig am Verstand zweifeln. Ich werde nicht spekulieren, was wäre wenn... Für Berlin bin ich nun zuversichtlich. Besonders freut mich, dass ich mit weniger Umfang meine fantastische Best-zeit aus Berlin getoppt habe.

Hier die Statistik:
00 bis 05 KM 20:01
06 bis 10 KM 19:42 (0:39:43)
11 bis 15 Km 19:47 (0:59:30)
16 bis 20 Km 19:46 (1:19:14)
1. HM 1:23:33
21 bis 25 Km 19:46 (1:39:00)
26 bis 30 Km 19:50 (1:58:50)
31 bis 35 Km 20:50 (2:20:40)
36 bis 40 KM 21:30 (2:41:10)
41 bis 42,2 KM 9:25 (2:50:33)
2. HM 1:27:00

Unsere erste Männer-Mannschaft wurde 4. Gesamt, leider sind zwei Läufer etwas eingebrochen. Unsere Frauen wurden von einer Läuferin im Stich gelassen, eine 3:30 als dritte Zeit hätte für den 2. Platz ge-reicht. Die zweite Männe-Mannschaft bestand dann nur noch aus mir.

Meine Platzierungen:
Hannover-Marathon:
Platz 139 von 1967 LäuferInnen
Platz 135 von 1716 Männern
Platz 42 von 424 AK M40

Deutsche Marathon-Meisterschaft:
Platz 114 von 547 LäuferInnen
Platz 111 von 449 Männern
Platz 40 von 131 AK M40

Fazit:
Trotz schneller Strecke, Hannover muss es nicht noch mal sein und ohne Meisterschaft wäre ich nie auf die Idee gekommen, in Hannover zu starten.




Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=356


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