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Bericht

Name des Laufes:2. Weiltalweg-Landschaftsmarathon
mehr zum Lauf: VID300
Datum des Laufes:25.4.2004 (Sun)
Ort:Weiltalweg im Naturpark Hochtaunus
Plz:D6
Homepage:http://www.weiltalweg.de/
Strecken:MA
Beschaffenheit:befestigte Waldwege, Straße, Felder
Profil:hügelig, über 20 Anstiege, tendenziell bergab.
Wetter:9 - 15°C, sonnig, teilweise leichte Gegenwind, überwigend sonnig
Teilnehmer:etwas über 1000
Name des Berichtenden: Silent Runner LID629
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Bericht vom 26.4.2004 (Mon)
2. Landschaftsmarathon auf dem Weiltalweg


Vorgeschichte:


Nach dem Frankfurt-Marathon am Ende Oktober 2003 (3:07:11) war es lange Zeit nicht leicht, mich wieder für eine neue Anmeldung zum Marathon zu motivieren. Das zurückliegende Jahr war doch sehr umfangreich und anstrengend. Bis Ende Dezember gab es für den Landschaftsmarathon vergünstigtes Startgeld von 25 ?. Ich zögerte lange. Mein Freund Ralf, der die erste Auflage mitlief, schaffte es, mich doch noch von einer Teilnahme zu überzeugen. Er schwärmte von der Veranstaltung und der tollen Landschaft. Einen Tag vor Silvester meldete ich dann an. Wir nahmen uns vor, einen lockeren Genuss-Lauf hinzulegen und sprachen von 3:30.

Im Laufe der Vorbereitung stellte sich heraus, dass Ralf wegen Hausbau keine Zeit zum Training hat und daher die Teilnahme absagen musste. Meine Vorbereitung lief dagegen recht gut und ich hatte auch gute Tempowerte. So fasste ich nach und nach eine 3:20 ins Auge. Nach dem sehr guten 30 km-Test fünf Wochen vor dem Start korrigierte mein Ego sogar auf 3:15. An eine Bestzeit dachte ich nicht. Ich wollte lieber auf Sicherheit laufen. Dazu kamen ?Warnungen?, da es sich um eine recht profilierte Strecke handelt. Es geht zwar tendenziell über 300 Höhenmeter bergab. Aber es sind etwa 20 Anstiege mit mehr als 20 m Höhendifferenz dabei ? zuzüglich den dazugehörigen starken Gefällen. Also galt es grundsätzlich, Vorsicht walten zu lassen.


Die Vorbereitung:


Da dieser Marathon ja zunächst als ?Spaßlauf? gedacht war, nahm ich mir keinen Trainingsplan vor. Lediglich die langen Läufe, mit denen ich Ende Januar begann, führte ich regelmäßig durch. Dabei verlegte ich meine Trainingsstrecken Richtung Vordertaunus, um mich auch mal an Steigungen und Bergabläufe zu gewöhnen. Auf scharfe Tempoeinheiten hatte ich wenig Lust. Ich steuerte das Training eher nach Gefühl und Lust und Laune.
Einen Halbmarathon-Test am 07.03. habe ich total in den Sand gesetzt. Mit 1:42 war ich eigentlich in jedem zügigeren Trainingslauf schneller.

Am 21.03 stand als ?Wiedergutmachung? der 30 km-Lauf bei Friedberg (Rund um den Winterstein) an. Aufgrund seines Höhenprofils war der Lauf als Testlauf für den Marathon gut geeignet. Mit 2:06 kam ich über 10 Minuten schneller als angestrebt ins Ziel und fühlte mich sehr gut dabei.

Inzwischen hatten sich mein Wochenumfänge etwa bei 80 ? 100 km eingependelt. ?Weiltal? rückte immer näher. Die Tapering-Phase in den letzten zwei Wochen habe ich beinahe versäumt. In den letzten Tagen habe ich den Umfang reduziert. Vermutlich als ?Erstverschlimmerung? merkte ich nun, dass ich doch ganz schön schwere Beine hatte. Trotzdem machte ich dummerweise noch mal etwas schärfere Tempoeinheiten, die deutlich über dem angestrebten Marathontempo lagen. Somit wurden die letzten Tage der Erholung zu einem Wettkampf gegen die Zeit. Mit Selbstmassagen und Wechselduschen versuchte ich die Beine bis zu letzt locker zu bekommen. So ganz habe ich es nicht geschafft, aber es musste reichen...


Der Wettkampf:


Die Startunterlagen hatte ich bereits am Vortag in Weilburg geholt und bei der Gelegenheit den Zielbereich ins Visier genommen. Es war auch das erste Mal, dass ich an einer Nudelparty teilgenommen habe. Unter freundlicher Atmosphäre gab es im Festzelt Spaghetti, Tortellini und Cannelloni. Für meinen Geschmack etwas zu fett, aber sehr lecker. Das Wetter hatte sich auf Frühling eingestellt. Trocken, sonnig mit ein paar Wolken, etwa 15°C und leichter Wind aus Nord (gegen die Laufrichtung). So, wie es der Wetterbericht seit Tagen vorausgesagt hatte. Nahezu ideal für einen Marathon.

Jetzt kam der Tag der Wahrheit. Start war um 9:30. Die Nacht war kurz, aber von einem gewöhnlich guten Schlaf begleitet. Um 6:00 stand ich auf, machte noch eine Wechseldusche für die Beine und nahm mein leichtes Frühstück ein. Vollkornbrot und Zwieback mit Honig, ein Apfel und eine Banane.

Um 7:45 war Abfahrt, so dass wir rechtzeitig eine Stunde vor Start in Schmitten waren. Es war noch kühl ? schließlich waren wir auf fast 500 m ü.N.N - aber es stand wohl für die Meisten außer Frage, dass in Kurz gestartet wird.

Tommi, der mir schon in beim Frankfurt Marathon erfolgreich Strecken- und Verpflegungsposten war, hatte sein Fahrrad dabei und wollte mich diesmal wieder an der Strecke begleiten. Es sei vorweg genommen, dass das auch diesmal wieder bestens geklappt hat ? speziellen Dank noch mal für Zuverlässigkeit und seinen Einsatz.

Der Start rückte näher. Aber auch jetzt war bei mir noch keine große Aufregung wahrzunehmen. Schließlich hatte ich mir keine Bestzeit vorgenommen. Noch ein Stück Banane, etwas trinken und noch mal ins Dixi-Häuschen.

Dann kam pünktlich der Startschuss ? besser gesagt: es war ein Startkanonenschlag.
Die etwa 1000 Läufer setzten sich in Bewegung. Es ging zunächst bergab in den Ort Schmitten hinein. Das erste km-Schild habe ich versäumt. Bei km 2 war ich schon nach 8:30. Nach dem Gefälle dachte ich noch, dass sich das relativiert. Dem war aber nicht so. Nach weiterem flachen Streckenverlauf war ich schon nach 21:00 bei km 5. Somit war ich eigentlich auf 3-Stunden-Kurs. Viel zu schnell! Ich merkte auch, dass meine Oberschenkel schon erste Unmutsäußerungen signalisierten. Aber ich brachte es nicht fertig, das Tempo herauszunehmen. Dann der erste Getränkestand und der erste stärkere Anstieg. Über 1,3 km Länge ging es etwa 90 Höhenmeter auf der leicht geschlängelten Landstraße durch den Wald bergauf. So was hatte ich ja trainiert, und es ist mir nicht schwer gefallen. Ganz im Gegensatz zu einigen Radfahrern, die ihre Lauf-Freunde ebenso begleiten wollten. Jetzt sah ich auch zu ersten Mal Tommi, der mit kleinster Übersetzung vorausfuhr. Auf der Bergkuppe wartete er auf mich. Von da an war er eigentlich meistens in meiner Nähe. Wenn?s bergab ging meistens vor mir, bei bergauf auch schon mal hinter mir. Ich schilderte ihm mein Empfinden, dass ich viel zu schnell unterwegs bin und dass es eigentlich ein Wunder wäre, wenn ich das Tempo bis zum Schluss durchhalten könnte.
Der weitere Verlauf der Strecke ging durch viel wunderschöne Landschaft: blühende Wiesen, Wälder und kleine Örtchen, in denen jeweils der Bär tanzte. Die Einheimischen machten überall einen beeindruckenden Rabatz und die Stimmung war teilweise euphorischer, als beim großen Stadtmarathon. Das hat einfach nur einen riesigen Spaß gemacht, durch diese Party-Nester hindurch zu laufen.
Nach 42:23 hatte ich km 10 erreicht, also immer noch auf 3 Stunden-Endzeit. Ich bin davon ausgegangen, dass ich nach hinten raus zwangsläufig langsamer werde. Aber eine neue Bestzeit (unter 3:07) rückte jetzt doch schon in den Bereich des Wahrscheinlichen. Es ging rauf und runter. Besonders das Bergab haute mir ganz schön auf die Schenkel.
Bei km 14 reichte mir Tommi ein Stück Banane. Meine Uhr zeigte 59:20. Kurz danach das stärkste Gefällestück der Strecke. Man musste stark bremsen, sonst hätte man sich in die Tiefen gestürzt. Mein linker Oberschenkel muckte schon merklich auf. Ich redete ihm gut zu.
Nach 1:29:40 hatte ich die Halbmarathon-Marke erreicht. Ich lief weiter ohne zu denken. Bis km 25. Da spürte ich nach einer weiteren berab-berauf-Kombination. einen leichten Einbruch Aber kurz darauf kam der nächste Ort, der mich mit seinen tollen Zuschauern wieder ablenkte.
2:07, jetzt hatte ich km 30 erreicht. Fast genau die Zeit, die ich auch vor fünf Wochen bei dem 30 km Wettkampf hatte. Doch jetzt war langsam Schluss mit lustig. Beide Oberschenkel zwickten und die rechte Wade begann langsam, zuzumachen. Jetzt bloß keine Krampf!
Wenn ich das Streckenprofil richtig in Erinnerung hatte, sollte es eigentlich fast nur noch flach weitergehen. Bei km 34 sagte Tommi ?Quäl Dich Du Sau?. Ich antwortete, er solle das in 2 km noch mal zu mir sagen. Und tatsächlich: ab km 36 kam ein weiterer Leistungsknick. Ich war nur noch auf Kampf programmiert. Jetzt ging es wirklich um die Endzeit unter 3 Stunden. Ich hatte die große Chance - war sogar inzwischen über eine Minute im grünen Bereich.
Meine Blase meldete sich schon seit einigen km. Aber das zeitraubende Unternehmen konnte ich mir jetzt nicht mehr erlauben. Außerdem hätte ich nach einem Stehen bleiben wahrscheinlich gar nicht mehr laufen können.
Ab km 38 stiegen die km-Zeiten langsam auf über 4:20. Es ging nur noch darum, durchzuhalten und die letzten etwa 20 Minuten irgendwie durchzustehen. Ich dachte an meine Freundin Claudia, die im Zielbereich auf mich wartete und wollte nur noch so schnell wie möglich bei ihr sein. Ich begann zunehmend, immer wieder für einige Meter die Augen zu schließen. Für die Landschaft hatte ich schon lange keinen Blick mehr übrig. Tommi redete mir wieder Kraft und Mut zu. Seine Angebote nach Getränk oder Banane ließ ich unbeantwortet. Inzwischen konnte ich mir nicht mal mehr meine km-Zwischenzeiten merken. Aber ich hatte deutlichen Vorsprung und musste wirklich nur noch ins Ziel kommen. Bei km 40 wurde ich das erste und einzige Mal überholt. Ich beneidete den Läufer. Er hatte sich die Kraft wohl super eingeteilt, so spritzig, wie er an mir vorbeizog.
Noch etwa 10 Minuten. Was waren 2 km, wenn ich sonst laufe? Eigentlich nichts, aber jetzt zog sich jeder Schritt anscheinend endlos in die Länge. Wann sehe ich endlich das verdammte Ziel? Schild 41... 42... o.k., da hinten leuchtet mir die Uhr mit den roten Zahlen entgegen. Jetzt kann ich noch mal kurz anziehen... ? geschafft ? 2:58:41! Geschafft! Oh geht?s mir gut! Davon hatte ich noch nicht mal zu träumen gewagt. Marathon unter 3 Stunden! Und Platz 19 in der Gesamtwertung.
Ein Helfer hängt mir die Finisher-Medaille um den Hals und ich schleppe mich zu den Getränken. Da ist auch endlich Claudia. Ich kann kaum noch gehen ? nur noch wie auf Eiern. Nicht zu glauben, dass ich vor wenigen Minuten noch gelaufen bin. Und trotzdem fühlt sich das alles nur noch gut an!

So schnell will ich jetzt erst mal wieder nichts von Marathon wissen. Aber diese Veranstaltung kann ich trotzdem nur empfehlen. Strecke, Organisation und Zuschauer machen den Landschaftsmarathon zu einem schönen Lauferlebnis, das man neben großen City-Marathons auf jeden Fall einmal mitmachen sollte!


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=337


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