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Bericht

Name des Laufes:04. RheinEnergie Marathon
mehr zum Lauf: VID269
Datum des Laufes:4.4.2004 (Sun)
Ort:Bonn
Plz:D5
Homepage:http://www.rheinenergie-marathon-bonn.de
Strecken:Ma
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:flach mit ein paar Brücken und Wellen
Wetter:anfangs Nieselregen, später Sonne, perfekte Temparaturen
Teilnehmer:etwa 4.000
Name des Berichtenden: joefri LID67
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Bericht vom 10.4.2004 (Sat)
Mein erster Marathon - seit ich im Sommer 2002 mit Laufen angefangen hatte, begann irgendwann der Gedanke an ihn zu reifen. Ich glaube, im Oktober 2002, als ich das erste Mal 10 km an einem Stück gelaufen war, blitzte er kurz auf. Im Mai 2003 nach dem ersten Halbmarathon dachte ich daran, dass ich die Hälfte jetzt schon geschafft habe. Eigentlich wollte ich es dann im Herbst 2003 probieren, aber einige erfahrene Läufer gaben mir den Tipp, dass ich bestimmt mehr Spaß haben werde, wenn ich noch bis zum Frühjahr diszipliniert weiter trainiere.
Ich weiß nicht, wann genau in der Newsgroup das erste Mal die Idee drsl-Treffen und "444" aufkam, aber als Tom, Dieter und Oliver die Diskussion lostraten, wurde mir bald klar, dass es Bonn sein wird für die Premiere. Und als sparsamer Neuschwabe habe ich mich natürlich noch im Dezember zum Tiefstpreis angemeldet, Geld überwiesen und den Trainings-Druck auf mich erhöht.
Bedingt durch Jobwechsel, Umzug und kalte, dunkle Winterszeit fiel mir die Planung der Vorbereitung etwas schwer. Ich entschied mich, einfach soviel GA1-Läufe wie möglich zu machen und dann die letzten 8 Wochen den Greif-Count-Down durchzuziehen. 231, 152 und 262 km in November, Dezember und Januar, und dann rein ins volle Programm. 80-100 Kilometer pro Woche, dabei viele Tempoeinheiten und samstags die 35 km mit wachsender Endbeschleunigung (3, 6, 9, 12, zum Schluss 15 km). Der gute Herr Greif schrieb, die Erhöhung des Wochenumfangs sei notwendig und gut verkraftbar. Da dieser Plan mir mental das beste Gefühl gab, nach erfolgreichem Training den Wettkampf gut durchstehen zu können, wagte ich den harten Weg, auch wenn der Plan eigentlich nicht unbedingt für den Erstlingsmarathon vorgesehen war. 5 Wochen lang klappte (bis auf eine terminlich sehr enge Woche) alles super. In der 6. Woche hatte ich nach einem Intervalltraining auf einmal Kniebeschwerden, die sich ganz nach Überlastung anfühlten. 2 Tage pausiert, die 35 mit 15 Endbeschleunigung in 3:20 absolviert und mehr Knieschmerzen. Ab da die letzten beiden Wochen bis zum Marathon nur noch jeweils etwa 10 km gelaufen, um mir klar zu werden, ob ich überhaupt starten kann. Alle Zeitspekulationen, die sich vor den Kniebeschwerden von "ankommen", über "um die 4 Stunden", "auf jeden Fall unter 4", "3:45" schon bis zu "so nah an 3:30 wie möglich" entwickelt hatten, über den Haufen geworfen und nur noch gebangt, ob ich vernünftig genug sein werde, ggf. ganz zu verzichten und ob ich durchhalten werde, wenn ich es riskiere. Auf der anderen Seite war ich über die beiden faulen Wochen auch ganz froh, weil das Training echt geschlaucht hatte und ich langsam auch die Lust verlor, abends um 21:00 nach einem langen Bürotag ohne Abendessen noch eine Runde nach Plan "laufen zu müssen". Am 02.04. nach ganz lockeren und unproblematischen 7 km waren dann die Würfel gefallen - es geht nach Bonn und dort nicht ins fantastische drsl-support-Team, sondern wirklich auf die Strecke.
Na, wenn das mal kein ausführliches VWKGJ war ... dafür lasse ich das drsl-Treffen, support-Team und Nachtreffen aus, die anderen Teilnehmer haben ja schon ausreichend darüber geschrieben. Auch die Irrfahrten mit dem Auto durch Bonn am 03.04. (Bahnhof suchen, gebuchtes Hotel suchen, anderes Hotel suchen, Max suchen, Hotel im Dunkeln wiederfinden) lasse ich mal weg.
06:00 aus den Federn, gemäßigt gefrühstückt, mit den anderen drslern getroffen. Kleidersack abgegeben - und auf einmal verlor ich im Gewühl die anderen aus den Augen und war allein unter Tausenden von Läufern. Noch ein letztes Mal Angst vor der eigenen Courage - auweia, was mach ich hier eigentlich -, noch ein letztes Mal aufs Dixi-Klo - welche Erleichterung - und dann aber zügig zum Start. Beim Aufstellen etwas gemogelt, weil ich mich an die Spitze des 2. Startblocks setzte und nicht irgendwo in den 3., aber das schien man nicht so streng zu sehen. Count-Down, Startschuss, und das Gänsehaut-Lied "Superjeile Zick" mit dem schwierigen Text aus den Lautsprechern. Nach etwa 1 Minute überquerte ich dann auch zum ersten Mal eine rote Matte, startete die Uhr und trabte los. Ich wusste gar nicht, wie ichs angehen soll und beschloss, locker loszulaufen und alles weitere auf mich zukommen zu lassen. Vorgenommen hatte ich mir so 5:30 für den Anfang, aber der erste km war knapp unter 5 Minuten. Da es sich aber toll anfühlte, der Puls schön tief war und begeisterte Zuschauer und viel Musik mich fast über die Strecke trugen, beschloss ich, das Tempo erstmal so beizubehalten. Kilometer für Kilometer spulte ich so gleichmäßig zwischen 4:54 und 4:58 runter. Bei km 10 standen unsere Fans, es ließ sich aber nicht ganz klären, wie lange Tom vor mir durch war. Die zugerufenen 10 Minuten hielt ich für Utopie (es waren wohl etwa 2 Minuten), da mir aber Tempo erhöhen um ihn einzuholen nicht wirklich als gute Idee erschien, lief ich gleichmäßig weiter und begann die ersten Gespräche mit Läufern, die ich unterwegs traf. Als ich einen fragte, was er meint, wie weit der 3:30-Zugläufer hinter uns wäre, zeigte er auf Winnie, der mit der Startnummer 28 und einem knallgelben Hemd 3 Meter vor mir lief. Und ich dachte immer, die armen Kerle müssen die ganze Zeit auch noch das Schild schleppen. Als Winnie bei km 14 mal in die Büsche musste und der Pulk hinter ihm einen kurzen Moment orientierunglos war, konnte ich mich sogar leicht von der Gruppe absetzen und lief pro km etwa 2 oder 3 Sekunden schneller. Km 15, Km 20, meine Zeiten konstant, meine Beine locker, mein Knie ohne den leisesten Muckser. Und natürlich an allen Verpflegungsstationen aufgetankt, sogar immer im Laufen. Hätte ich gar nicht gedacht, dass ich das mit den Bechern hinbekomme, ohne alles zu verschütten. Zwischendurch fiel mir ein, dass ich mit einem kleinen Zwischensprint einen neue PB im Halbmarathon aufstellen könnte, beschloss aber auf derartigen Blödsinn zu verzichten. Km 25, Km 27 und ich begann zu träumen, tatsächlich unter 3:30 ins Ziel kommen zu können. Kaum gedacht, schon kippte alles was bislang so toll lief und der lange Weg ins Ziel begann. Die Beine wurden von einer Minute auf die andere müde, es gab plötzlich heftigen Gegenwind und ich fühlte mich irgendwie allein. Zum einen, weil es gerade wenig Zuschauer gab, zum anderen war mit den lockeren Beinen auch die lockere Stimmung weg und ich fing an zu denken und zu rechnen, statt einfach nur zu laufen. Da ich auch keine Lust mehr hatte, mich mit anderen Läufern zu unterhalten, wurde ich diese Einsamkeit bis zum Ende nicht mehr richtig los. Die tollen Zuschauer feuerten mich zwar immer wieder an und dank des Vornamens auf der Startnummer immer mit Namen. Tat zwar richtig gut, aber versucht mal, melodisch "Jörg" zu brüllen. Mit langen Namen oder solchen mit einem Vokal am Ende geht das einfach besser. Für den nächsten Marathon werd ich einen anderen Aufdruck beantragen. Die nächsten 3 km schaffte ich noch in 5:30, dann fiel mein Schnitt auf etwa 6:00. Ich sehnte jedes km-Schild herbei, und die Geschwindigkeit hielt ich nur deswegen, weil ich das Ziel herbeisehnte und wollte, dass ich möglichst früh dort bin - aber nicht wegen der Zeit, sondern nur, damit ich nicht mehr laufen muss. Wenigstens hielt das Knie, nur die Oberschenkel wurden immer härter. Bei km 36 gabs noch mal einen Schub durch das begeisternde drsl-supportteam, aber kurz vor km 40 bin ich dann doch mal ein paar Schritte gegangen. Ich konnte zwar noch, aber ich mochte nicht mehr. Und meine Zeit war mir fast egal. Die magischen 3:30 waren schon lange unerreichbar geworden, 4:00 hätte ich auch gehend noch unterboten und da es mein erster Marathon war, fand ich es nicht wirklich wichtig, ob es 3:51, 3:47 oder 3:38 werden. Als es dann aber am Straßenrand richtig voll von begeisterten Menschenmengen wurde, riss ich mich wieder zusammen und lief. Ich hätt jetzt sogar nochmal Gas geben können, aber stattdessen genoss ich das Bad in der Menge. Ich hatte einen kleinen Glückskloss im Hals und feuchte Augen, weil ich wusste, dass ich gleich etwas für mich ganz großartiges geschafft haben werde. Noch um eine Kurve und da war auch schon das Ziel. Mit erhobenen Armen, winkend über die Linie, die Uhr stoppen (endlich mal drangedacht), Medaille umgehängt bekommen und einfach nur glücklich sein. Noch im Zielbereich traf ich Rüdiger und zusammen machten wir uns auf zu den Verpflegungsständen. Ich hab erstmal richtig reingehauen, wollte dann aber doch erstmal unter die Dusche. Gehen ging ja noch, aber die Treppenstufen und das Bücken zum Ausziehen der Schuhe - auweia. Die nächsten Stunden habe ich dann noch mit den anderen drslern verbracht, Ergebnisse gefeiert, Erlebnisse ausgetauscht und verglichen, wer auf der Treppe die beste/schlechteste Figur macht. Irgendwann hieß es dann aber Abschiednehmen und ab ins Auto nach Hause.
Über meine Beinkoordination am Montag hüllen wir den Mantel des Schweigens. Nur soviel - mein Büro ist in der 4. Etage und ich fahre sonst eigentlich nie Aufzug. An diesem Tag ließ ich ihn auch für 1 Etage immer kommen. Abends gönnte ich mir einen ausführlichen Saunabesuch in den Stuttgarter Schwabenquellen, das war klasse und hat richtig gut getan. Mittwoch wollt ich dann eigentlich ins Fitnessstudio aufs Fahrrad, aber da ich erst um 22:00 aus dem Büro kam, hatte ich eine gute Ausrede. Der Muskelkater ist längst weg und Treppen gehe ich seit Mittwoch schon weider recht ansehnlich, gelaufen bin ich aber noch nicht wieder. Mein Knie hat sich inzwischen doch wieder leicht gemeldet und etwas Pause wird ihm ganz gut tun. Aber Ostern wirds mich wieder raustreiben, denn mir fehlt da was. Und ein paar Kilometer für diese Woche wollt ich für meine Gruppen schon noch beisteuern.


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