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25.04.2024, der 4. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:BMW Malta-Marathon
mehr zum Lauf: VID326
Datum des Laufes:29.2.2004 (Sun)
Ort:Malta
Plz:k.A.
Homepage:http://www.maltamarathon.com/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:viel Gefälle (Punkt-zu-Punkt-Strecke)
Wetter:trocken, 16 Grad
Teilnehmer:kaum
Name des Berichtenden:Horst
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 7.4.2004 (Wed)
"Raus aus dem Winter, hinein in den Frühling": Endlich mal ein Slogan der mich ansprach. Die Firma Bunert hatte ihn kreiert und damit mein Interesse geweckt. Auf Malta sollte Ende Februar bereits der Frühling ausgebrochen sein, so hieß es. Und Marathon laufen konnte man dort auch. Was will die frierende Läuferseele mehr? Das wollte ich mir mal ansehen...

Also, kurz entschlossen im Dezember noch gebucht und so ging es am 25.02.2004 mit dem Flieger auf die Insel. Ähm, Malta, wo liegt das überhaupt? Ach da, kurz unter Sizilien im Mittelmehr. Also praktisch auf gleicher Höhe mit Tunesien, da musste es ja einfach warm sein. Berichte über den Malta-Marathon findet man im Internet nur recht spärlich obwohl in diesem Jahr bereits die 19. Auflage stattfand. Ein schöner Lauf sollte es sein, ab und zu wäre die Strecke nicht völlig für die Läufer abgesperrt und man müsse mit etwas PKW-Verkehr rechnen. Aber die Ordnungskräfte würden schon aufpassen. Na dann kann ja nichts passieren... Eine Punkt-zu-Punkt-Strecke quer über die Insel wurde geboten, das Streckenprofil sah viel versprechend aus. Etwa 200 Finisher in 2003, über 500 Teilnehmer beim gleichzeitig angebotenen Halbmarathon.

Nach dem Verlassen des Flugzeugs kam keine Enttäuschung auf: Sicherlich 16 Grad verriet mir die gefühlte Temperatur, dazu lediglich ein leichter Wind. Was für ein Unterscheid zum Winterwetter in Deutschland. Malta präsentierte sich als sehr eigenwillige Insel. Viele unterschiedliche Besatzer der letzten Jahrhunderte wie Normannen, Deutsche oder Franzosen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Die Architektur wurde allerdings durch die Briten geprägt: Zweigeschossige, schmale Häuser aus dem typischen hellen Stein der Insel hielt man dort für die beste Bauweise in dieser mediterranen Umgebung. Zudem gibt es auf der Insel viele mächtige Festungen da Malta immer wieder Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen war, zuletzt auch im zweiten Weltkrieg. Als Amtsprachen dienen heute Malti und Englisch. Zudem herrscht Linksverkehr.

Das Bunert-Team bot jeden Morgen um 7:30 (!!!) Uhr einen gemeinsamen Trainingslauf an. Als Strecke diente die Uferpromenade in der Touristenstadt Sliema, wo der Reiseveranstalter seine Gäste in verschiedenen Hotels untergebracht hatte. Das war aber auch die einzige Möglichkeit halbwegs unbehelligt ein paar Meter laufen zu können. Die sehr engen Strassen mit schmalen Bürgersteigen ließen keine Betätigung dieser Art zu. Zudem war die Stadt auf einem Hügel gebaut, die Steigungen und Gefälle erinnerten stark an San Francisco. Der Straßenverkehr ähnelte eher dem in Paris oder auf der A3 im Berufsverkehr. Sandstrände gibt an diesem Abschnitt der Insel nicht. An der Promenade konnte man sich nicht verirren, so legte ich meine zwei Lockerungsläufe am Donnerstag und Freitag in die Abendstunden. Ich war ja schließlich auch im Urlaub...

Am Samstag fordert das Sightseeing in der Hauptstadt Valletta mit ihrem ebenfalls unebenen Profil für Schmerzen im linken Fuß. Das war halt ungewohnt und würde sicherlich bis Sonntag wieder verschwinden. Am Freitag zuvor hatte die Bunert-Truppe bereits gemeinsam die Startnummern abgeholt, eine Ummeldung auf den Halbmarathon war also etwas schwierig.

Sonntagmorgen um fünf Uhr klingelte dann der Wecker. Der Fuß hatte sich natürlich noch nicht beruhigt. Was anstellen? Nicht starten? Neee.. Ummelden? Zu spät. Nach 5 Kilometern eventuell aufgeben müssen? Das konnte passieren, aber probieren geht halt... Um 6:30 Uhr startete am Hafen von Sliema (dort war auch das Ziel des Marathons) ein Bus mit den Teilnehmern und fuhr zum Start in das über zehn Kilometer entfernte Mdina, die frühere Hauptstadt der Insel. Dort herrschten am frühen Morgen eher noch kühle Temperaturen so dass die weniger hart gesottenen wie ich sich erst kurz vor dem Start um 8:00 Uhr ihrer Jacke und langen Hose entledigten. Mit eiligen Handgriffen wurde nur wenig zuvor noch eine "Start"-Transparent über der Strasse vor dem Eingangstor zu Festung befestigt.

Pünktlich um acht Uhr erfolgte der Startschuss und nach etwa 200 Metern erfolgte mein kleines persönliches Wunder: Nach einer kurzen Strecke bergab verschwanden plötzlich die Schmerzen im linken Fuß und ich konnte mich auf mein eigentliches Anliegen konzentrieren: Laufen! Das Feld hatte sich relativ schnell auseinander gezogen. Zunächst führte die Strecke südlich durch Rabat über noch wenig befahrene Strassen. Zunächst wurden wir von einer ganzen Reihe Motorrad-Polizisten eskortiert. Schon bald aber war von den Freunden nichts mehr zu sehen. Die Route würde zunächst über etwa 26 Kilometer eine Art "Acht" um Mdina beschreiben bevor es auf dem direkten Weg zurück nach Sliema gehen sollte. An dieser Stelle sollten dann auch die Halbmarathonläufer, welche erst um zehn Uhr gestartet waren, mit den "Marathonis" zusammen treffen.

Die zunächst nur vereinzelt auftretenden Pkws auf der Strecke stellten erst einmal kein großes Problem dar. Bei der Rückkehr nach Rabat und und der Ankunft am ersten größeren Kreisverkehr sah das dann schon etwa anders aus. Am linken Fahrbahnrand ging es später mitten durch die Stadt. Dort war nichts abgesperrt, noch nicht einmal ein schmaler Streifen. An den größeren Kreuzungen wurden die Autos zumindest durch die Polizei davon abgehalten, direkt über die Läufer zu fahren. Bei überholenden Fahrzeugen war man ausschließlich von der Laune der Fahrer abhängig. Da konnte ein Hupen sowohl Anfeuerung als auch eine Aufforderung zum Rückzug von der Fahrbahn sein. Positiv gedacht hätte man die Abschnitte durch die Städte als eine Art "Sightseeing" betrachten können. Allerdings hätte jede Ablenkung von der Strecke auch ein auflaufen auf ein Stauende zur Folge haben können.
Nach dem Verlassen von Rabat und der zweiten Wasserstelle nahm der Verkehr auf den Landstrassen zu. Gelaufen wurde jetzt auf dem teilweise schlecht befestigten Rand der Strasse. Teilweise fühlte sich der Belag wie Schotter oder Kopfsteinpflaster an. Aber die eigene Unversehrtheit war halt wichtiger. Die Route war übrigens stellenweise mit einer hauchdünnen gelben Linie auf der Fahrbahn markiert. An Kreuzungen und Abzweigungen standen Jungs und Mädchen in einer Art Pfadfinderuniform und wiesen pflichtbewusst mit kleinen Fähnchen die Richtung. Das laut Streckenprofil erhebliche Gefälle bis Kilometer elf ging im Überlebenskampf in den Häuserschluchten völlig unter, machte sich aber offensichtlich dennoch in den Zwischenzeiten bemerkbar. Sowohl jede Meile als auch jeder Kilometer waren ausgeschildert.

Richtig spannend wurde es dann erstmalig beim Erreichen der Stadt Mosta. Der Verkehr hatte zwischenzeitlich erheblich zugelegt. Und jetzt führte die Strecke komplett durch die Innenstadt. Gefolgt von der ersten längeren Steigung mit auffrischendem Wind. Wie von zu Hause gewohnt versuchte man immer wieder auf der linken Fahrbahnseite dem Verkehr entgegen zu laufen. Schnell allerdings wurde man durch lautes Hupen wieder in die Realität des Linksverkehrs geholt. Auf der Hauptstrasse, da bin ich mir ganz sicher, hat mir ein Passant "You better give up!" zu gerufen. Die Malteser sind schon ein sportverrücktes Völkchen.
Mal ein typisches Beispiel für die Streckenführung: An einer Kreuzung mussten wir dem Rückstau an einer Ampel entgegen laufen. Auf etwa 200 Metern blieb zwischen wartenden Autos und dem Bürgersteig nur eine schmale Gasse. Garniert wurde die Stelle durch die köstlichen CO2-Ausdünstungen der Motoren. Anschließend gab es eine Ausbuchtung in welcher gerade ein Bus Fahrgäste aussteigen ließ. An dieser Stelle gab es dann zwischen Autos und Bus vielleicht noch 50 cm zum durchhuschen. Vor mir wollte der Fahrer allerdings wieder in den noch stehenden Verkehr einfädeln. Es galt schließlich einen Fahrplan einzuhalten. Die Lücke wurde geschlossen, also außen um den Bus herum. Lieber auf ein paar Sekunden verzichtet als übel angefahren in einem maltesischen Krankenhaus zu erwachen.

Der weg führte weiter über Parkplätze und vorbei an Wochenmärkten. Bei Kilometer 20 dann der nächste Dämpfer. Am linken Fuß machte sich ein bekanntes Gefühl bemerkbar: Ein leichtes Brennen unter dem Fussballen, meistens endend in einer taubenei-großen Blase. Und das bei diesem Bodenbelag. Die Zwischenzeiten bis dahin waren für meine Verhältnisse nicht schlecht: 10 KM in 49:09 Minuten und den Halbmarathon nach 1:44:26 Stunden erreicht. Das Projekt "Mal-Wieder-Unter-Vier-Stunden-Laufen" schien erfolgreich werden zu können. Allerdings müssten sich dann ein ganzer Haufen Endorphine um den linken Fuß kümmern. Das taten sie leider nur zeitweise.
Bei Kilometer 26 sollten sich dann die Teilnehmer des Halbmarathons zu uns gesellen. Das würde ein Spaß werden. Man würde laut fachsimpelnd gemeinsam den letzten Teil der Strecke bewältigen. Ein unglaublicher Motivationsschub für die bis dahin recht angespannten "42er". Auch hier gab es eine kleine Differenz zwischen Vorstellung und Realität. Statt von den "Halben" mit dem gebührenden Respekt behandelt zu werden wurde man nun zur Slalomstange für die flotten maltesischen "Bergab-Läufer". Also musste auch der Rest der Strecke am Rande zurückgelegt werden. Glücklicherweise war jetzt teilweise ein Bereich der Strasse für die Teilnehmer reserviert, "echte" Gefahr gab es nur noch bei den Kreisverkehren. Mein Körper hatte die Schmerzen im Fuß leider nicht völlig betäuben können. In Kombination mit der zunächst holprigen Wegstrecke war das schon eine Herausforderung. Die Uhr bei Kilometer 30 zeigte knapp über 2:33 Stunden. Das anschließende längere Gefälle sorgte für etwas Entspannung bevor bei KM 36 noch einmal eine giftige Steigung wartete. Man war längst wieder in das städtische Malta eingetaucht, allerdings bot das Hafengebiet durch größere Absperrungen jetzt zunehmend bessere Laufbedingungen. Und noch einmal eine heftige Portion Abgase der sich stauenden Autos. Zuschauer waren nach wie vor Mangelware.

Als die Stoppuhr nach 35 Kilometern nur knapp über drei Stunden angezeigt hatte war klar, dass es heute für eine Zeit "unter-4-h" reichen würde. Allerdings konnte ich den Fuß jetzt kaum noch gerade aufsetzen und, wir erinnern uns, es war ja auch noch Urlaub. Also wurden die letzten 5000 Meter nur noch im Tempo über sechs Minuten/km absolviert und am Ende reichte es beim Zieleinlauf zu 3:45:48 Stunden, meiner zweitbesten jemals erreichten Endzeit. Nicht schlecht für den Saisonauftakt unter diesen Bedingungen.

Ein echtes Abenteuer hatte ich da heil überstanden und rückblickend an einem sehr außergewöhnlichen Lauf teilnehmen dürfen. In Deutschland hätte wahrscheinlich schon die Bitte um Genehmigung einer solchen Veranstaltung für schallendes Gelächter beim DLV gesorgt, aber andere Länder... Das Problem der Laufstrecke stellt ganz offensichtlich die Größe der Insel dar. Es gibt dort keinen Platz für Feld- und Wirtschaftswege wie man sie aus Deutschland kennt. Wenn es eine Straße gibt, dann wird sie auch befahren. Zudem scheint die Bevölkerung an solchen Veranstaltungen nahezu kein Interesse zu haben. Für die Ausrichtung einer Olympiade eignet sich Malta eher nicht.



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