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Bericht
Name des Laufes: | 40. Rund um den Baldeneysee mehr zum Lauf: VID17 |
Datum des Laufes: | 13.10.2002 (Sun) |
Ort: | Essen |
Plz: | D4 |
Homepage: | http://www.essen-marathon.de |
Strecken: | MA |
Beschaffenheit: | 100% Asphalt |
Profil: | flach |
Wetter: | ~10°C, bewölkt, kein Wind |
Teilnehmer: | ~2300 |
Name des Berichtenden: | Gabriele Dirks (Autor-LID zuordnen: Login und [Edit]) Bericht vom 29.10.2002 (Tue) |
Eigentlich war schon klar, wie es werden würde, als der Wecker klingelte: Ich drückte nämlich den Weiterdös-knopf, statt in freudiger Erwartung der Erfüllung meines Trainingsziels aus dem Bett zu hopsen und das obwohl ich ganz gut geschlafen hatte. Wie gut kann ein Lauf werden, bei dem man sich schon lange vor Beginn fragt, warum man sich das gibt? Naja gut, gesagt - getan, bringen wir es hinter uns. Genau genommen war das auch nichts Neues, ich mag nämlich eigentlich keine Wettbewerbe, probiere es aber immer mal wieder. Trotzdem lief es eigentlich erstmal ganz gut. Pünktlich losgekommen, hervorragende Vorarbeit des Abteilungsleiters Leichtathletik, der pünktlich mit Startnummern, Platikbeuteln und Chipsen vor der Anmeldung stand. Ich habe sogar bei der Startnummern-Tombola gewonnen: Den Film vom Marathon. Beim Training läuft es normalerweise für mich so, daß die ersten zwei, drei Kilometer zäh sind, die ca 15 Kilometer danach "geschenkt", dann wieder rund 2 Kilometer Arbeit und einige schmollende Muskeln wieder mit dem Laufen zu versöhnen und wieder ein paar km "geschenkt". In Essen war es nicht so: Es war Arbeit von Anfang an, jeder einzelne Kilometer und es half nicht, daß mir kalt war und blieb. Ich hatte bekleidungstechnisch darauf gepokert, daß es noch etwa zwei Grad wärmer werden würde, aber die Sonne kam erst auf dem Heimweg raus. Erstaunlich war, daß wir schon nach ca. 3 Kilometern die ersten Leute überholen konnten, die es in der ersten Aufregung wohl etwas schnell angegangen waren. Interessant auch, was die schnellen Läufer auf dem Weg so alles ausgestreut hatten als ihnen vermutlich warm genug war. Schön war das Laufen in der Schlaufe, auch wenn sich das dann doch etwas zog: Auf dem Weg raus konnte man die schnelleren Läufer sehen und Bekannte darunter anfeuern, auf dem Weg rein war es sehr beruhigend zu sehen, daß da doch noch einige hinter uns waren. Ziel war ankommen, angepeilt eine 7min/km Geschwindigkeit zu halten, was etliche Kilometer auch ganz gut geklappt hat, obwohl ich beim Halbmarathon ohne vorheriges Tapering einen 6:30 Schnitt laufen konnte und mich beim Ankommen nicht so *oerks* fühlte wie nach der gleichen km-Leistung im Marathon mit langsamerem Tempo. Ca. bei km 26 sprach Detlev mich an, wozu ich nur sagen kann: Danke, es ist schon ein gutes Gefühl, wenn virtuelle Leute an anderen interessiert genug sind, um real zu werden. :-) Nach km 29 hatte ich irgendwie keine Lust mehr und es half auch nicht, daß ich mir sagte, daß ich mehr km am Stück im Training locker abgespult hatte und es überhaupt keinen Grund gäbe, so zu schwächeln. Außer vieleicht den, daß es mir zu kalt war. Der Versuch, mir im Kopf eine Melodie vorzustellen, nach der ich laufen kann, was im Training kein Problem war und unweigerlich dazu führte, daß ich das Tempo anzog ohne mich belasteter zu fühlen, scheiterte kläglich an der für mich nicht abstellbaren Debatte mit meinem inneren Schweinehund. So habe ich dann Gabi und die Frau, die sich ziemlich gleich nach dem Start zu uns gesellt hatte, laufen lassen und bin erstmal ein Stück gegangen. Den älteren Mann, der auch schon so rund 20 km lang dabei war, hatten wir schon eher verloren, obwohl er eigentlich die zweite Runde schneller laufen wollte. Meine Beinbeuger waren sowieso etwas bockig und ließen sich bei durchgedrückten Schritten einigermaßen wieder dehnen. Dann fing das "Ich überhole Dich wenn Du gehst und Du überholst mich wenn ich gehe"-Spiel an. Merkwürdig auch, daß ich, obwohl ich selbst trödelte, immer noch Leute endgültig hinter mir ließ (Wenn wirklich rund 2300 Leute gestartet sind, wo sind die ca. 440 geblieben, die nicht mehr in die Zeitwertung gekommen sind?). An der letzten Verpflegungsstelle bei km 40 ist dann endlich der Knoten geplatzt. Nicht, daß mich jemand mißversteht: Ich hatte aus unerfindlichen Gründen zu keiner Zeit Zweifel, daß ich in relativ guter Form ins Ziel kommen würde. Mir war sogar die ganze Zeit klar, daß das sogar vor dem Besenwagen sein würde wenn ich den Rest wandern würde. Dumm nur, daß mir sogar das mit Anlauf egal war. Was dann wirklich zog, war der Gedanke, daß es defintiv nach dem Ziel eine Möglichkeit geben müßte, wieder warm zu werden und ich dort am schnellsten ankommen würde, wenn ich liefe. (Gut, daß ich da noch nicht wußte, daß das erst zuhause in der Badewanne sein würde.) Ich bin dann jedenfalls einfach wieder durchgelaufen, sogar etwas schneller als 7min/km, das war auf einmal gar kein Problem mehr. Beim Zieleinlauf habe ich mich etwas darüber geärgert, daß ich das Ziel nicht sehen konnte und Slalom durch die mir entgegenkommenden Zuschauer laufen mußte. Nach Überquerung der Matte, ausgestattet mit Medaille, Rose und Plastiküberzug war ich reichlich desorientiert. In dieses große Nichts in meinem Kopf plätscherten dann die Glückwünsche von Rüdiger und der Vereinskameraden. Wenn es mir gelungen wäre, die Frage zu beantworten, warum ich diesen Marathon laufen wollte, hätte ich mich wahrscheinlich riesig darüber gefreut, aber trotz 5 Stunden, 2 Minuten und 44 Sekunden Bedenkzeit ist mir das leider nicht gelungen. "Weil ich kann" ist nicht Antwort genug. Gabriele |