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Bericht

Name des Laufes:Bienwald-Marathon Kandel
mehr zum Lauf: VID240
Datum des Laufes:14.3.2004 (Sun)
Ort:Kandel
Plz:D7
Homepage:www.tsvkandel.de/leichtathletik
Strecken:MA
Beschaffenheit:trocken, durch Wälder und Felder, einige Dörfer
Profil:eben
Wetter:heiter-wolkig, ca. 10 Grad, leichter Wind
Teilnehmer:518 Finisher MA / 1050 Finisher HM
Name des Berichtenden:Andreas Schabert
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 15.3.2004 (Mon)
Kandel, 14.3.04
Mein erster Marathon. Vorneweg: Das Beste an diesem Tag war das Wetter. Das konnte man nicht erwarten, nachdem wir drei Tage zuvor noch Schnee schippen mussten. In der Nacht vor dem Lauf hat es geschüttet, auch morgens hat es noch geregnet. Dann wurde es schön und mild sodass ich mich nach halbstündigem Hin und Her entschied gleich in kurzer Hose und Shirt zu starten.

Mein Ziel war 3:10-3:15. Dass es für einen ersten Marathon ein ehrgeiziges Ziel ist, war mir klar. Meine Ergebnisse der letzten Monate (1:25 über 20km unter sehr widrigen Verhältnissen im Februar in Rheinzabern), die Trainingsintensität (knapp 700 km in Jan/Feb, 6 Läufe mit 30-35 km, die meisten mit Endbeschleunigung) führten dazu, dass ich dieses Ziel für realistisch hielt.

Dummerweise hatte ich mich noch erkältet, Schnupfen und Halsschmerzen, sodass ich zwei Tage in Sorge war, ob ich überhaupt laufen kann. Das hat mich ziemlich gestresst. Am Samstag mittag ging es mir etwas besser, vielleicht auch weil ich mir als Option das Umsatteln auf Halbmarathon offen lies?

Meine Renn-Strategie für 3:10. Erste Hälfte etwas langsamer (4:36), dann schauen ob ich noch was zulegen kann. Zweite Hälfte idealerweise in 4:24. Wolfgang hatte insgeheim eine Zeit unter 3 angepeilt, war aber nicht darauf fixiert. Wir trennten uns schon bei der Startaufstellung, da ich weiss, dass er immer sehr schnell losgeht.

Die erste Hälfte lief ich ziemlich locker, war dennoch 2 Minuten schneller als geplant (1:34 bei km 21). Die gewünschten 4:24 hielt ich danach allerdings nur 2 km lang, ansonsten bis km 30 mit 4:30. Dann begann das Leiden. Das zweite Power-Gel hatte ich mir schon einverleibt, 4 km lief ich mit Mühe mit 4:40-4:50 und beschloss dann eine kurze Gehpause einzulegen. Schwamm, Bananen, Trinken, knapp 2 Minuten. Wieder anlaufen war äußerst schwer und wieder das vorherige Tempo zu erreichen, hat eine Weile gebraucht. Meine Hoffnung, mich soweit zu erholen, dass ich mein ursprünglich geplantes Tempo gehen kann, war nichts wert. 2 km schaffte ich noch unter 5:00, dann ab km 38 wurde es extrem schwer, die Quälerei wurde immer schlimmer. Jeder Schritt tut richtig weh. Noch 7 km, noch 5, noch 3...das hat nicht mich auch nicht mehr aufgebaut. Es ging einfach nichts mehr. Abgesackt bis auf 5:40, von vielen überholt, waren die letzten 5-7 km fürchterlich. Die Zeit interessierte mich kaum noch. Dann ins Stadion ...trotten. Dort Blick auf die Zeittafel: 3:19:30. Woher ich die Kraft nahm um noch mal richtig Gas zu geben, ich weiss es nicht. 3:19.58!

Wolfgang wartet seit 15 Minuten, 3:05! 2 Freunde von ihm sind gekommen und kümmern sich rührend um uns. Ich will allerdings nur hinliegen, meine Ruhe, kann kaum trinken. Nach 5 Minuten fang ich an zu frieren. Beim Aufstehen spüre ich wie vom Gürtel abwärts alles extrem weh tut, oberhalb alles friert.
Bei jedem Schritt stöhnend schleppe ich mich zur Halle, suche meine Klamotten, schaffe es kaum auf die Stufen, setz mich hin und fang an zu heulen. Nach einigen Minuten schleppe ich mich in die Nachbarhalle zum Duschen. Ich kann kaum gehen und friere jämmerlich. Als ich dort ankam, war W schon fertig mit Duschen. Er sieht mich und frägt ob ich Hilfe brauche. Nein, ich will nur meine Ruhe, setze mich hin und fang wieder an zu heulen. Nach der heissen Dusche immer noch frieren. W meint ich hätte blaue Lippen und eine blaue Nase. In der Halle gibt es eine dicke Erbsensuppe ? ideal, danach Fleischkäse und Kuchen. Allmählich geht es mir besser und ich kann wieder reden. Aufstehen ist hart, Gehen noch härter. Irgendwann endlich zuhause. Treppensteigen ? ogott! Anne frägt, wie es war. Antworte nur ?Beschissen?. Wolfgang versucht mich aufzumuntern ?Super-Zeit für deinen ersten Marathon?. Das ist mir so egal, es war schrecklich. Warum tut man sich so etwas an? NIE WIEDER!

Montag: Schlecht geschlafen, der Lauf hat mich verfolgt, bin mehrmals total nass geschwitzt aufgewacht. Nicht mehr einschlafen können, da alles wehtut. Besonders Hüfte, Knie...
Am Morgen Zustand immer noch besch... Treppabsteigen ist die Hölle. Das Knie hat mich auch schon nach den langen Trainingsläufen geschmerzt, jetzt deutlich schlimmer. Hüfte schmerzt, das hatte ich noch nie. Seltsamerweise habe ich extremen Muskelkater im Schienbein, hatte ich auch noch nie.

Versuch, dem Elend auf den Grund zu gehen:
Hatte ich die Quälerei einfach unterschätzt?
Hatte ich mich überschätzt?
Bin ich zu schnell angegangen?
Hat mich die Erkältung geschwächt?
Hatte ich doch zuwenig Kohlehydr gespeichert? Hungergefühl hatte ich allerdings nie.
Zuwenig getrunken? Ausreichend vorher und ca. 1 Liter beim Lauf.
Immer noch ratlos...

Montag später Nachmittag: mental halbwegs erholt. Viele tröstende und aufmunternde Worte bekommen. Dennoch sag ich (erst mal): Nie wieder!


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