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Bericht

Name des Laufes:Allgäu Panorama Marathon
mehr zum Lauf: VID16499
Datum des Laufes:18.8.2013 (Sun)
Ort:Sonthofen
Plz:D8
Homepage:http://www.allgaeu-panorama-marathon.de/
Strecken:HM, MA, 70k
Beschaffenheit:50% Asphalt , 50% Trail
Profil:3000 Höhenmeter
Wetter:sonnig, warm
Teilnehmer:300
Name des Berichtenden: Caffee LID12177
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Bericht vom 26.12.2013 (Thu)
Als im letzten Jahr der Marathon vorbei war, schwor ich mir: Nie wieder ins Allgäu. Jetzt stehe ich wieder in Sonthofen und hole meine Startunterlagen ab. Diesmal für die lange Strecke, den Ultra mit 3000 Höhenmetern.
Vorher noch ein kleiner Schwatz mit Maxim an seinem kleinen aber feinen Stand von Raidlight. Begutachtung der neuen Teile und Farben für 2014.
Sonntag früh 05:30, ich stehe wieder in Sonthofen und richte die Ausrüstung verteile schnell noch einmal Sonnencreme und warte auf den Start. Natürlich ganz hinten im Feld. Heute heißt das Ziel unter 12 Stunden bleiben und gesund ankommen. Lustig ist, dass ich überall die Sahara Cap´s in weiß und grün von Raidlight vor mir sehe. Ja, es soll wieder richtig warm werden.
Der Start völlig unspektakulär. Bei knapp 300 Startern dauert es nicht lange und ich bin auch über die Matte gelaufen. Das Feld rollt durch Sonthofen, die Straßen sind abgesperrt und nach knapp 3 Km kommt der erste Anstieg von jetzt an geht es erst einmal stetig aufwärts. Asphalt, Wiesen, Wurzelpfade und Schotterwege wechseln sich ab. Ziel ist erst einmal der Gipfel des Weiherkopfes. Der erste Anstieg ist geschafft. Viel zu sehen gibt es noch nicht. Die Sonne hat die Täler noch nicht erreicht. Alles liegt noch in einem leichten graublau.
Bis jetzt rollt es einigermaßen, ich kenne die Strecke vom Vorjahr, denn diesen Teil laufen die Marathonis und Ultras gemeinsam. Den ersten Cut - Off in Grasgehren passiere ich nach knapp 2:51 Stunden, also voll im Zeitplan. Jetzt erst einmal die Stöcke weggepackt. Laut Wegebeschreibung soll das der humanere Teil des Laufes sein. Ja, ich laufe das erste Mal mit Stöcken. Erst ein wenig schwer aber dann immer flüssiger. Ich werde im Laufe dieses Ultras noch sehr froh sein, sie dabei zu haben.
Bergauf und bergab, über die Wiesen der Alpe. Dann über die stark ansteigende alte Militärstrasse ins Kleinwalsatal. Der Wechsel nach Österreich in unmerklich dafür der Empfang an der Verpflegung um so stärker. Endlich mal was für meinen Bauch. Kleine Salami und Salzbretzeln. Ich stopfe mich voll, fülle meine Wasservorräte auf und lasse meine Wechselsachen links liegen. Frisch gestärkt straffe ich das Tempo und versuche meinen Rhythmus zu finden. Der Weg geht jetzt durch den Ort über eine lange Betonbrücke und aus dem Ort heraus in der Wiese wieder steil bergauf. Die Sonne ist jetzt schon etwas unangenehm aber darauf nimmt die Strecke keine Rücksicht. Immer weiter, immer höher geht es. Irgendwann sind wir wieder auf der deutschen Seite, ohne es zu merken. Schönbichel ist das nächste Ziel. Der weitere Weg durch den Wald ist steil nach unten mit Treppen und Wurzel. Hier hatte ich meine schnellsten Kilometer und die dicksten Knie. Seitdem war das Bergablaufen sehr unangenehm. Oberstdorf ist zu hören und man sehnt es herbei. Endlich im Stadion nach 7:46 Stunden. Eigentlich voll im Plan. Frisch machen, das Salz weggewaschen. Die Wasserblase voll aufgefüllt und viel getrunken. Die Stöcke in der Hand verabschiede ich mich, ohne zu wissen, was jetzt kommt.
Meine Rechnung war ganz einfach. Ich habe noch knapp 4 Stunden und noch 20 Kilometer da kann eigentlich garnichts mehr schief gehen.
Aus dem Stadion raus geht es nur nach oben. Ich kralle meine Stöcke in den Asphalt, versuche im Takt von AC/DC meine Füße nach oben zu ziehen. Dabei überlege ich warum ich mir das antue und nicht im Stadion geblieben bin. Für die nächsten 5 Kilometer brauche ich sage und schreibe eine Stunde. Dann endlich die nächste Wasserstation.
Gaisalpe, nette aufmunternde Worte und Cola bringen mich wieder in Fassung. Weiter geht’s immer bergauf, bei Kilometer 58 die nächste Wasserstelle. Dort nimmt das Unglück seinen Lauf. Bisher immer um dieselben Leute herum, mal ziehen sie und mal ich. Leider brauche ich an dieser Wasserstelle länger. Ich musste Steine aus beiden Schuhen befreien. Nach dem Neustart bin ich völlig alleine auf der Strecke und sehe Keinen vor mir. Im Kopf beginne ich zu rechnen, zumal mir gesagt wurde, dass der Aufstieg auf den Sonnenkopf locker über 35 Minuten dauert. Es geht Bergab, bergab und bergab. Mir brennt jeder Muskel im Oberschenkel, als der Kopf ruft Halt das geht zu lange bergab. Wo ist die Markierung? Bis ich endlich die Notleine ziehe, bin ich knapp 4 Km und 400 Höhenmeter an der Abzweigung vorbei gelaufen. Ich stehe unten und lese einen Wanderhinweis: Sonnenkopf 2,5h !!
Ich fasse es nicht, überlege ob ich rasen oder heulen soll. Vor lauter Frust schreie ich mit letzter Kraft den Wald an. Ich will finishen. Wer finishen will, muss wieder nach oben. Jede Faser in meinem Körper wehrt sich dagegen, aber die Beine haben sich schon in Bewegung gesetzt, Reflexbewegungen. Schnell meine Frau informiert. VERLAUFEN, ich fasse es nicht. Laut Rennleitung kann ich weiter laufen. Also quäle ich meine Körper diesen fiesen Anstieg hinauf. Wo ist die Markierung?
Nach 2 Kilometer kommt mir ein Auto entgegen. Ob ich nicht mit will? Nein! Fahrt ihr rauf? Nein! Wo ist diese Markierung? Noch 10 min Anstieg dann Links, also weiter rauf rauf rauf…
Oben erwartet mich der Besenbiker. Nachfrage, darf ich weiter? Ja, ich darf. Jetzt erwarten mich noch einmal knapp 500 Höhenmeter auf knapp einen Kilometer. Der Sonnenkopf will bezwungen werden. Ich stoße voller Frust die Stöcke in den Boden und wuchte mich über Wurzeln und Kanten, diesen nicht enden wollenden steilen Weg auf den Gipfel hinauf. Ich hadere mit mir, mit dem Weg, mit den Stöcken. Die Zeit rennt plötzlich, ich verzweifle schier, meine ganze Rennplanung ist über den Haufen geworfen worden. Jetzt geht es nur noch ums Durchhalten, Finishen. Das Steinmännel, für die Finisher unter 12 Stunden, habe ich schon am wiedergefundenen Abzweig in die Iller geworfen.
Der Sonnenkopf ist geschafft, der Weg ist noch markiert und ich sehe dunkle Wolken. Der Wind frischt auf aber egal. Steif stakse ich den Kammweg nach unten, bekomme meine Knie unter Kontrolle und kann endlich wieder frei laufen. Ich bin ganz überrascht, als ich bei der nächsten Verpflegung nicht mehr der Letzte bin. Sorry, aber das hatte Schub gegeben. Weiter über Schotterwege, Wiesenwege und Straßen immer weiter nach unten. Jetzt sehe ich noch zwei vor mir und ich komme näher. Immer näher und vorbei. Ich werde immer schneller, irgendetwas hat mein Schmerzzentrum ausgeschaltet, zum Teil jedenfalls. 5 Km, 3 Km, in Hofen werde ich mit riesigem „Hallo“ begrüßt. Die letzte Cola läuft runter wie Oel. Ich bedanke mich artig und mache mich auf, auf endlich diesen Lauf zu beenden. Die letzten 1,5 Km laufe ich völlig allein an einen kleinen Fluss entlang, stoße auf eine liebe Seele von Helfer der mich über die Straße geleitet, und habe nur noch 500 Meter. Jetzt wird alles leicht und mit einem breiten Grinsen laufe ich über die Ziellinie. Gott sei Dank hatten sie war noch nicht abgebaut. Alles andere war schon weggebaut. Keine Medaille. Mir aber egal. 13:51:14 Finisher Ultra APM 2013.


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