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Bericht

Name des Laufes:Egmond Halve Marathon
mehr zum Lauf: VID228
Datum des Laufes:11.1.2004 (Sun)
Ort:Egmond aan Zee / Niederlande
Plz:NL
Homepage:www.EgmondHalveMarathon.nl
Strecken:HM
Beschaffenheit:7km Strand, 10km befestigte Dünenwege, Straße
Profil:wenige Steigungen im Sand
Wetter:9 Grad, feucht, stürmischer Wind
Teilnehmer:9538 Finisher
Name des Berichtenden:Gerhard Bartel
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 15.1.2004 (Thu)
Als Lauf-Anfänger nach acht Monaten einen Halbmarathon zu laufen ist nicht unmöglich und auch nicht ungewöhnlich. Das hatte ich in drsl mehrfach gelesen. Als mich im November 2003 Mitglieder meines Lauftreffs zum Halbmarathon in Egmond / NL locken wollten hatte ich in drsl nachgefragt, ob dieser Lauf bekannt sei und was ich zu erwarten hätte. Die Antworten waren ermutigend; ich wurde aber auch eindringlich auf die Qualität des Laufes hingewiesen. Die Strecke schien auch nach den Angaben des Veranstalters eine Herausforderung zu sein. Und es kam wie es kommen sollte: Ich meldete mich an.

Die private Logistik war hervorragend, sind doch die ?Vorläufer? unseres Lauftreffs stolze Eigentümer einer strategisch bestens gelegenen Ferienwohnung. Auf dem Balkon im 9. Stock stehend freier Blick auf die Startmatte in 60 m Entfernung. Am Samstag trafen wir vier Läufer nach und nach in der Wohnung ein ? die Eigentümer mussten allerdings aus traurigen, privaten Gründen den Lauf absagen.

Die Startunterlagen gab es am Nachmittag zehn Minuten Fußweg entfernt in einem großen Hotel.
Die abendliche private Nudelparty mit nur einem Thema: Das Wetter. Angekündigt war starker Wind bis zur Stärke 6 aus Südwest, Dauerregen und Temperaturen um die 9 Grad. Na prächtig ? genau das, was ich mir als Anfänger natürlich gewünscht hatte.

Als ich am Wettkampftag um 8:00 vorsichtig aus dem Fenster sah wurden die Vorhersagen bestätigt. Sehr böiger Wind, heftiger Regen und unten auf den Straßen seltsame Gestalten in blauen und schwarzen Mülltüten: die ersten Läufer, die am Strand das Geläuf testeten. Nach und nach immer mehr Läufer, zusammengedrückt in Hauseingängen vor dem Regen Schutz suchend und ab 9:00, nachdem die Stadt für den Verkehr gesperrt war, auf allen Straßen laufend unterwegs.

Da es für mich der erste große Wettkampf war trieb mich die Neugierde in die große Sporthalle der Stadt. Hier wurden in einem großen Gewusel Startunterlagen abgeholt, T-Shirts gekauft und Laufkleidung angezogen. Der würzige Duft von Einreibemittelchen über allem; und dann mit dem Shuttlebus zum Start. Nach dem Lauf das Ganze die 1,5 km zurück zum Duschen.

Pünktlich zum Start ab 12:00 Uhr ließ der Regen nach; nur noch leichter Niesel, was blieb war der Wind. Start in Gruppen: Zuerst 1554 Wedstrijd-Läufer (mit geladenen Kenianern etc.), dann 1348 Mannschaftsläufer (min. 5 Läufer eines Unternehmens als Gruppenwertung) und dann im 5-Minuten-Abständen der große Rest, 6636 Recreati.

Für mich war in der letzten Gruppe 12:40 Startzeit. Die ersten ca. 3 km im Pulk durch den Ort, geschützt durch Häuser und Läufer vor dem Wind und angefeuert von dichten Zuschauerreihen ? im Hinterkopf immer: schön ruhig, nicht locken lassen und zu schnell angehen. 100 m durch weichen Sand an den Strand und dann war er da ? unausweichlich, stark, böig und schräg von vorn rechts: der Wind. Die Gruppe, die noch im Ort geschlossen gelaufen war zog sich schnell auseinander. Es bildeten sich einige versetzte Reihen ? Windschattenlaufen. Kein Publikum, einsames Laufen, ab und zu für kurze Strecken konnte ich das Tempo anderer Läufer halten, mal als Stinker im Windschatten aber auch anderen Windschatten bietend.

Möglichst an der Wasserlinie laufen, da dort trotz der vielen Läufer ein fester, gut zu laufender Sand zu finden war. Erst die 2 km zum Ende der 7 km am Strand waren dann sehr weich (Muschelsand) und schwer zu laufen. Der Übergang in die Dünen wieder durch weichen Sand und mit einer flachen Steigung.

Nach 5 km zum ersten Mal auf die Uhr gesehen ? viel zu schnell. Aber ein gutes Gefühl gehabt und immer weiter durch den Wind. Bei 7 km erste Verpflegungsstation mit warmen AA-Drink (süßes Zeug als Energiehammer), Tee, Wasser und Mandarinen, nett angedient durch zivile Helfer und die holländische Armee.

Nach 10 km dann noch mal auf die Uhr gesehen ? aha, jetzt passte die Zeit wieder, hatte ich mir doch vorgenommen nach dem harten Gegenwindlaufen in den Dünen noch ein paar Kohlen nachzulegen.
Endlich Rückenwind. Ein wenig runter, ein wenig rauf, noch mal runter und dann war man im Windschatten der Düne für den Rest der Strecke auf flachen, gepflasterten Wegen und nix mehr mit Rückenwind. Da jetzt auch noch die Sonne durch die dicken Wolken kam wurde es mir viel zu warm.
Nächste Verpflegung bei 12 km, die letzte bei 17,5 km ? immer wieder gut organisiert wie schon bei der ersten Station.

Zwischendurch immer wieder Fahrzeuge des Roten Kreuzes, deren Besatzungen jedem Läufer einen tiefen Blick in die Augen warfen und wohl auch den einen oder anderen aus dem Wettkampf genommen haben. Zumindest fuhren die Wagen auf den letzten Kilometern oft an mir vorbei.
Bei km 18 wurde es für mich hart. Die Beine waren schwer, alle Tricks mich weiter zu motivieren hatte ich abgearbeitet, ständig verglich ich die Reststrecke mit bekannten Streckenabschnitten, immer noch in den Dünen, keine Häuser, kein Ort und schon gar kein Ziel in Sicht.

Ähnliche Probleme hatte wohl auch ein holländischer Mitläufer. Nachdem wir gegenseitig versucht hatten uns aufmunternd anzugrinsen haben wir dann in stiller Übereinkunft Schulter an Schulter die letzten Kilometer gemeinsam niedergekämpft.

Der Zieleinlauf war natürlich das Beste: Endlich angekommen. Aber wie: Meine (schnelleren) Mitläufer aus dem Lauftreff hatten sich im Zielbereich eines Mikrofons bemächtigt (der offizielle Ausrufer war wohl froh endlich nicht mehr jabbbeln zu müssen) und kommentierten meine letzten 300 m laut und sehr professionell. Also doch noch einen Schlussspurt hingelegt und dabei meinen holländischen Freund nicht vergessen.

Alle Ziele erreicht: Ohne Verletzungen ankommen, nicht der Allerletzte sein, und mit 2:41 drei Minuten schneller als meine zugegeben defensive Planung. Der Egmond Halve Marathon ist schon ein besonderer Lauf, den ich sicherlich noch einmal laufen werde.

Ach ja: Die drei Kenianer waren nach 01:04 im Ziel. Der Sieger des Vorjahres, ein Niederländer, zwei Minuten später.


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