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19.04.2024, der 5. Tag der KW 16

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Bericht

Name des Laufes:Spreewaldmarathon
mehr zum Lauf: VID6985
Datum des Laufes:20.4.2008 (Sun)
Ort:Burg
Plz:D1
Homepage:http://www.spreewaldmarathon.de/index.php
Strecken:HM / M
Beschaffenheit:vorwiegend Asphalt
Profil:topfeben
Wetter:sonnig
Teilnehmer:240 (MA)
Name des Berichtenden: dippu LID5781
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Bericht vom 20.8.2011 (Sat)
Die Vorgeschichte
Ich kann mich eigentlich noch ganz gut daran erinnern als ich das 0-auf-42-Projekt fasziniert als Nichtläufer im Fernsehen verfolgt habe. Eine schier unglaublich Leistung so lang an einem Stück zu laufen! Auch zwei Sommer als Gelegenheits-Jogger ließen jeden Gedanken an eigene Marathonambitionen absurd erscheinen, meine damalige 8km-Strecke die ich regelmäßig zurücklegte war mein ganzer Stolz. Glückliche Umstände verschlugen mich während des brachialheißen Sommers 2006 nach Hamburg, wo mich letztendlich das Lauffieber packte. Die Runde um die Außenalster war einfach zu idyllisch. Warum eigentlich nicht einmal eine zweimalige Umrundung wagen? Ich kann mich noch gut erinnern wie ich zum ersten Mal jenseits der 10km-Marke gelaufen bin, Wahnsinn - so weit bin ich in meinem Leben noch am Stück gerannt. Im Herbst folgte dann der erste Wettkampf über 16km und im Frühjahr darauf der erste Halbmarathon im Spreewald. Bei der Zielzeit von 1:24:42h bringen ja einem diverse Online-Rechner und einschlägige Laufsportforen auf dumme Gedanken: Warum nicht einen Marathon wagen? Warum nicht die theoretisch möglichen 3h angehen? Am letzten Tag des Jahres 2007 habe ich mich endgültig entschlossen und wagemutig die Anmeldung abgeschickt.

Das Training
Ich muss zugeben, dass ich bei der Suche nach einem Trainingsplan das Hauptkriterium ein möglichst geringer Umfang war – ich kenn doch meinen Trainingsfleiß. Letztendlich bin ich bei Herrn Steffny gelandet und habe im Vorfeld des 10-Wochenplands vorsichtig den Wochenumfang erhöht. Die 10 Wochen habe ich mehr oder minder gut hinter mich gebracht. Bis auf zwei einzelne Wochen habe ich den Plan strikt befolgt. Ein Aha-Erlebnis war der erste Lauf über 27km, da glaubte ich mir hat jemand mit einem Vorschlaghammer das Schienbein zertrümmert. Neue Erkenntnisse gab es dabei auch:

* Baumwurzeln werfen sich grundsätzlich auf der zweiten Hälfte des langen Laufs vor die Füße.

* Kalte Milch ist als Sportgetränk direkt nach dem Lauf ungeeignet

* Ich bin wohl schuld an weltweit steigende Nudelpreise


Tag X
Plopp – auf einmal war der Marathontag. Die Aufregung hatte sich seltsamerweise schon zwei Tage vorher gelegt und ich konnte sogar erholsam schlafen. Auf der Hinfahrt habe ich sogar die Muße gefunden mir einen Schlachtplan auf den Unterarm zu pinseln.
Am Start schlug die gewisse Anspannung sogar in Vorfreude um, das konnte dann auch ein pummeliger älterer Mann nicht ändern der sich rücksichtslos in die vordersten Reihen drängeln musste. Nach der traditionellen Startverzögerung ging es endlich auf die Piste. Hach was flogen die ausgeruhten Füße vor sich hin, aber nur nicht zu schnell angehen! Das Kilometerschild 1 verriet mir meine Punktlandung bei 4:15min/km. Kurze Zeit später war auch die Pension „Bier“ erreicht. Der putzige Namen ist mir letztes Jahr gar nicht aufgefallen. Der erste Boxenstop ging natürlich gleich schief, die Wasserbecher standen wohl nur am Anfang des ersten Tisches also habe ich das gelbliche Getränk (schenken sie Fanta aus?) elegant von Tisch 2 zu Tisch 4 transportiert und bin ohne etwas weitergelaufen. Von dort an bin ich auf Nummer sicher gegangen und habe die freundlichen Verpflegungshelfer stets mit dem Wort „Wasser“ begrüßt. Die ersten 10km wie auch Semi sausten nur so an mir vorbei. Zwischenzeit 10km: 42:23min – also gerade 7 Sekündchen zu schnell.
Mittlerweile lichtete sich das Feld auf der Strecke und so langsam hangelte ich mich von Läufer zu Läufer, von Getränkestand zu Getränkestand. Mir ging es verdammt gut, das Tempo fühlte sich noch locker an, ich fand gefallen daran den Kopf zu recken und das frische Grün über mir vorbeiziehen zu sehen. Das Naturerlebnis gipfelte in einem Raubvogel der nur wenige Meter über mir lautlos dahinglitt. Irgendwann störte ein hektisches Schnaufen hinter mir meine Entspannung – es war ein Halbmarathoni der sichtlich am Limit laufend an mir vorbeizog. Ich ließ mich zu einem dümmlichen „Das hört sich aber gefährlich an!“ hinreißen. Hiermit eine Entschuldigung an den unbekannten Läufer. Ich musste daran denken, wie ich mich an gleicher Stelle letztes Jahr gequält hatte und geschnauft habe ich bestimmt nicht weniger. Nur kurze Zeit später erneute Geräusche hinter mir, diesmal war es ein kräftiges Klatschen von Laufschuhen auf dem Asphalt. Ein geübter Brustblick enttarnte die Lärmquelle als Marathonläufer, aber ich besann mich auf meinem Plan am Unterarm lief weiter meinen 42km-Stiefel. Einige Zeit nach dem nächsten Verpflegungspunkt wieder das bekannte Trappeln, da war er wieder! Er hat sich wohl mehr Zeit als ich beim Wasser hinunterstürzen genommen. Ich wollte wissen was er denn vorhatte und Gleiches wollte der junge Pole auch von mir erfahren. Er hatte etwas von mehr oder weniger von 3 Stunden im Sinn – also perfekt! Die nächsten Kilometer liefen wir abwechselnd, ich stets mit einem Auge auf dem Unterarmplan. Nach Verpflegungsständen war ich meist ein paar Meter voraus, aber innerhalb kurzer Zeit war mein Begleiter wieder an meiner Seite. Zwischendurch habe ich mir mal ein wenig Banane gegönnt, sehr zur Freude eines jungen Helfers: „Endlich isst mal jemand was!“. Ich hatte schon damit gerechnet, aber ich musste wieder grinsen als ich die lustigen Gesellen sah, die sich mit einem saftigen Spanferkel und einer Bierzapfanlage wie schon im Vorjahr an der Strecke breitgemacht hatten. Kurz vor dem Abzweig zur zweiten Runde wurde der enteilte nun sichtlich erschöpfte und noch lauter schnaufende Läufer überholt. Zwischenzeit 20km: 1:23:38h – oh das hatte mich dann etwas erschreckt, ich war drauf und dran meinen Pacemaker ziehen zu lassen.
Schließlich erreichte ich mein Betreuerteam in Form meiner Eltern und meiner Herzensdame. Ich hatte vorher schon angekündigt, dass ich ein ernsthaftes Problem habe falls ich hier schon schlecht aussehe, aber nix da – ich konnte noch freundlich grüßen und nahm den Schwung für die nächsten Kilometer mit. Mein Pacemaker und ich befragten uns gegenseitig ob wie es uns denn ginge, aber alles prima – weiter so, ich deutete auf meinen Unterarm. Bald ging es auch schon auf die Strecke der ersten Runde vorbei an der Pension „Bier“, ja genau Bier hatte ich mir die letzten zwei Wochen verkniffen. Ich verdrängte schnell den Gedanken, schließlich muss ich noch an der Spanferkel-Bier-Gruppe vorbei. Ich war mal wieder vor meinem Mitstreiter als plötzlich sein Trappeln nicht mehr wahrnehmbar war. Als ich mich umdrehte war er schon einige hundert Meter hinter mir, wer weiß was bei ihm plötzlich los war. Nun hieß es allein die Strecke zu beackern.. Die Überholmanöver ließen sich an einer Hand abzählen, aber mir ging es weiterhin prima. Zwischenzeit 30km: 02:05:02 – verdammt, schon wieder zu schnell.
Ich nahm etwas Tempo heraus, zu groß war der Respekt vor dem unbekannten Terrain jenseits der 35km! Aber schleichend legte sich langsam die Erschöpfung um meinen Körper, alles begann sich schwer anzufühlen. Bei Kilometerschild 34 wähnte ich schon eine 36 zu lesen...ich riss mich wieder zusammen. Ich kontrollierte zur Abwechslung meinen Drehzahlmesser, anstatt anfangs stets um 163 anzuzeigen ging es abwärts auf 158. Zwischenzeit 35km: 2:26:30h – ich begann Zeit zu verlieren, aber nicht viel – noch alles im grünen Bereich!
Der Abstand zwischen den Kilometerschildchen wurde immer größer. Ich kontrollierte meine Zwischenzeiten und erschrak wie es nun doch in den Keller ging, der Drehzahlmesser auch nur noch bei 156. Ich versuchte halbherzig zu beschleunigen, aber irgendwie wollte der Kopf nicht. Als regelrecht grandios war der Kommentar eines kleinen Jungen am Streckrand: „Boah, bist du langsam!“. Bisweilen sah ich vor mir noch einen Läufer doch so fern, zu fern. So schleppten sich die Kilometer, unterbrochen von aufmunternden Rufen von Zuschauern und Wanderern. Ich begann zu rechnen was ich mir erlauben kann um noch unter den 3h zu bleiben, ich glaube das war ein Fehler! Zwischenzeit 41km: 2:53:19h – hoppla 1:20min verloren, aber das reicht. Reicht es? Es reicht!
Der Rest der nur noch vor mir lag war ein einziger Rausch. Ich versuchte den Moment für alle Ewigkeit in mich aufzunehmen, die Spannung wich und Zuversicht machte sich breit. Schließlich kam die letzte Rechtskurve auf die heiß ersehnte Zielgerade: ein Klos schnürte mir die Kehle zu, Tränen drückten in meine Augen und ich begann zu „sprinten“, angesteckt von den Zuschauern, den Trommlern und der großen, leuchtenden, verheißungsvollen, roten Zwei. Ein Sprung ins Ziel vollendete meine wahr gewordenen Traum und am Ende stand 2:58:54 auf dem Papier. Danke für Alles!


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