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Bericht

Name des Laufes:Kupferberg-Gold-Sektlauf
mehr zum Lauf: VID219
Datum des Laufes:20.12.2003 (Sat)
Ort:Bad Gandersheim
Plz:D3
Homepage:http://www.gw-gan.de/
Strecken:11,3
Beschaffenheit:Asphalt mit kurzen Sandwegasbschnitten
Profil:flach
Wetter:10 Grad, trocken, leichter Wind
Teilnehmer:keine Ahnung, Ergebnislisten fehlen noch
Name des Berichtenden: Sebastian LID55
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Bericht vom 21.12.2003 (Sun)
Ich hole mal ein klein wenig weiter aus - denn passend zum Jahresende ist dieser Bericht auch ein kleines persönliches positives Jahresresumée :-)


* Was bisher geschah...

Nach meinem verletzungsbedingten mehr-oder-weniger-Pausenjahr 2002 habe ich im Frühjahr 2002 wieder angefangen regelmäßig zu trainieren (mit dem Laufline-Team Göttingen) und an Volksläufen teilzunehmen. Als Jahresrahmenplan stand die Teilnahme am Südniedersachsencup auf dem Programm - eine Laufserie mit maximal 15 Läufen, von denen die eigenen 8 schnellsten in die Wertung kommen. Dass ich immer besser in Form kam und schon Anfang Mai mit 36:11 über 10 Km in Greene wieder auf dem Weg Richtung Bestform aus 2001 war, freute mich natürlich riesig - bis ich dann Mitte Juni beim Training über eine Wurzel gestolpert und umgeknickt bin. Ein Band durch, Form dahin. Nach sechs Wochen Pause mit Aquajogging, Radfahren und vorsichtigen Kraftübungen habe ich mich Ende August wieder auf die Volkslaufstrecken gewagt. Die Zeiten waren aber gelinde gesagt bescheiden - mir fehlten auf mich selbst etwa 30 Sekunden pro Kilometer...

* Der Weg zurück zu neuen Zeiten

Natürlich war ich selbst unzufrieden mit den Zeiten, hatte aber gleichzeitig das Problem, dass ich mich nicht überwinden konnte, im Training voll zu laufen. Ständig war die Angst vor dem erneuten Umknicken dabei. Mitte Oktober habe ich dann an einem Wohltätigkeits-HM teilgenommen. Ohne dass ich im Training auch nur einmal mehr als 17 Kilometer am Stück gelaufen war, ist an dem Tag einfach alles perfekt gewesen. Langsam angefangen, Stück für Stück nach vorne geschoben und einen Läufer nach dem anderen in der zweiten Hälfte aufgesammelt. Und plötzlich habe ich gemerkt: ich kann ja doch wieder laufen - und das Sprunggelenk hält auch auf hoppeliger Waldstrecke locker durch. Am Ende stand 1:29:57 auf der Uhr - keine Weltklassezeit, aber für mich eine Wohltat! War ja auch ein Wohltätigkeitslauf ;-)

Plötzlich lief alles wieder wie von selbst: das Training hat wieder Spaß gemacht, die Zeiten wurden wieder besser und die Ziele wieder höher! Der erste Schritt war die Harzer Talsperrenserie Ende Oktober/Anfang November: 14,5/14,4/12,638 Kilometer. Die drei Läufe haben einfach riesigen Spaß gemacht und am Serienende blieb ich nur 6 Minuten über meiner PB aus 2001. Und beim dritten Lauf kam noch etwas ganz anderes dazu: das ganze Jahr hatte ich schon immer wieder mit dem Gedanken gespielt, "endlich" zur LG Göttingen zu gehen. Und genau in dem Moment, als ich mich stark genug fühlte, kam dann der Bänderriss. Nach der Talsperrenserie war der Gedanke wieder da: die Leute, die Stimmung, die Zeiten... inzwischen war ich auch zweimal beim Tempotraining der LG gewesen...

* Auf zur LG Göttingen

Der Entschluss war also nicht mehr schwer zu treffen - und ab sofort war der Rahmentrainingsplan der LG Gö an meiner Pinnwand. Die erste Herausforderung für mich war mal, tatsächlich 6 Tage in der Woche zu trainieren. Aber auch, wenn die Beine in den ersten Wochen schmerzten und das Wetter immer bescheidener wurde - das Teamgefühl und die Euphorie über den Zusammenhalt haben mich bei der Stange gehalten! Am 30.11. dann bei den DHM (Deutsche Hochschulmeisterschaften) Cross der erste Formtest: schwere 10,7 Km, 972 Treppenstufen, immerhin 39. in 44:26. Zufrieden.
Die Trainingswerte wurden besser, die Intervalle, DL, Sprints, Stabis und Kraftübingen im Team immer lustiger, die Waden nicht mehr jeden Tag schwerer, die Umfänge größer... Aber die richtige Formbestimmung fehlte noch...


* Die Frage: Wo stehe ich nun wirklich? - Der Lauf in Bad Gandersheim

Die Abschlussveranstaltung vom Südniedersachsencup findet traditionell kurz vor Weihnachten in Bad Gandersheim beim "Kupferberg-Gold-Sektlauf" statt. Da ich durch die Vielstarterei im Frühjahr trotz der Verletzungspause meine 8 Wertungsläufe im Jahr zusammenbekommen hatte, war es mehr als Ehrensache, in Gandersheim zu starten und natürlich auch persönlich bei der Siegerehrung anwesend zu sein. Außerdem hatten sich meine Eltern angekündigt - Gandersheim liegt auf dem halben Weg zwischen Göttingen und ihrem Wohnort.

Die Strecke liegt in einem Kurpark und ist flach wie Brett. Für mich war klar, dass ich über die Langstrecke von 11,3 Kilometern an den Start gehen würde. Mein Teamkollege Winni dagegen wollte möglichst schnell fertig sein, weil er anschließend am Laptop für die Auswertung der Cupergebnisse sitzen musste. Er lief daher die 3,8 Kilometer und wurde trotz rigorosem Anbrüllen auf der Zielgeraden im Zielsprint geschlagen ;-)

Für mich stand schon beim Warmlaufen fest, dass ich noch mal eine Zeit raushauen wollte - die Motivation blubberte mir fast aus der Nase: der erste Lauf für die LG, die erste richtige Formbestimmung auf einer flachen Strecke nach vielen Wochen Training - und zu allem Überfluss mit Dietmar Sauthoff von der LG Altes Amt noch ein Gegner, der mich dieses Jahr schon zu oft hatte stehen lassen! Ich war so unter Spannung, dass ich mich original in der Startzeit vertan habe: ich stand um 13:55 Uhr am Start und wunderte mich, dass keine Sau da war... denn Start war um 14:15 :-/ Also wieder rein in die Klamotten, locker traben, noch zwei Steigerungen und mal langsam ein wenig zur Ruhe kommen. Zehn Minuten später der zweite Versuch. Diesmal waren auch die anderen Läufer da und um Punkt 14:15 ging es auf die Strecke.

Die Streckenführung zog sich als eine etwas unförmige 8 durch den Park: die erste Hälfte im Park, die zweite Schleife nach einem Start-Ziel-Durchlauf außerhalb des Parks um die Kurklinik herum. Das ganze dreimal zu durchlaufen. Schnell kristallisierte sich eine erste Spitzengruppe heraus: 6 Läufer und ein Rattenschwanz hintendran. Etwas unfreiwillig stand ich schon nach einem halben Kilometer im Wind - meine Motivation hatte mich wohl etwas weit nach vorne gespült... Das hatte allerdings den Vorteil, dass ich ganz minimal das Tempo rausnehmen konnte, weil das Gefühl mir sagte, dass es etwas zu schnell für mich war. Der erste Durchlauf durch Start-Ziel nach ca. 1,8 Kilometern bestätigte das: 06:10 - eigentlich zu schnell für mich. Also noch ein wenig das Tempo raus und locker das Feld bremsen und weiter laufen. Nach der ersten kompletten Runde passte die Zeit dann schon eher: 13:30, knapp über 3:30/Km. Blieb also nur noch das Problem, dass ich immernoch die Führungsarbeit leistete...
Der Rattenschwanz hinter der jetzt 5er-Spitzengruppe hatte sich inzwischen aufgelöst und es klaffte ein schon recht großes Loch (also noch mehr Läufer außer mir zu Beginn mit Anfangseuphorie unterwegs und daher zu hohem Tempo ;-)). Da ja keine Gefahr bestand, dass sich das Feld wieder anschließt, habe ich noch einmal das Tempo rausgenommen und bin in die Außenkurven gelaufen - und endlich zog mal einer an mir vorbei, so dass ich wenigstens aus der Führungsarbeit raus war. Kurz vor der Halbzeit (Durchlauf durch den 8-Schnittpunkt auf der zweiten Runde) hatte ich ein ganz anderes Problem: Schnürband locker... Wie *das* passieren konnte, weiß ich auch nicht - das letzte Mal hatte ich sowas mit 17... Der Ärger, dass das auch noch der Läufer hinter mir merkte ("Hey, deine Schuh ist offen!") wurde relativ schnell von der Überlegeung verdrängt, was ich denn jetzt machen sollte - der Schuh saß noch relativ fest, aber es war natürlich absehbar, dass das nicht über immerhin noch 5,5 Kilometer bis ins Ziel so bleiben würde. Also habe ich mich kurzerhand zu einem kleinen Notstopp entschlossen. Breite Streckenstelle abgewartet, schnell nach rechts aus der Spitzengruppe raus - Schuh zumachen - DREI Doppelknoten drauf - und wieder hochgucken... weg war die Spitzengruppe - und ich mitten in dem Loch dahinter.

Natürlich waren die anderen 4 nicht dämlich und haben genau in dem Moment das Tempo erhöht, als ich weg war. Und auch wenn ich schnell beim Zubinden war (ich schätze so 10 Sekunden zum Verschnüren) waren sie schon 50-60 Meter vor mir. Das erhöhte Tempo führte aber immerhin dazu, dass sich aus einer Vierergruppe zwei Zweiergruppen bildeten: für eine Aufholjagd prinzipiell gut geeignet. Außerdem hatte ich spätestens jetzt so eine riesengroße Wut über mich selbst im Bauch, dass ich einfach wie ein blöder gerannt bin und schon nach etwa einem halben Kilometer wieder an nummer 3 und 4 dran war - und bei der Gelegenheit auch gleich an ihnen vorbeigezogen bin. Die 15 Meter zu den beiden führenden Läufern war dann auch nur noch Formsache. Allerdings stellte ich mir jetzt schon die Frage, wie viel Kraft diese Aufholjagd gekostet hatte. Immerhin guckten die beiden ziemlich überrascht dass ich wieder da war - immerhin ein kleines Triumphgefühl...

Der Rest der zweiten Runde war für mich ein Eiertanz der Gefühle: auf der einen Seite die Angst einzubrechen, auf der anderen Seite der unbedingte Wille, in meinem ersten Lauf für die LG evtl. ganz vorne zu landen - nach der Aktion mit dem Schnürsenkel erst recht! Der Blick zur Uhr nach Runde zwei: 13:15. Trotz allem also noch 15 Sekunden schneller als die erste Runde und voll im Maximal-Soll: 3:30/Km.

Auf in die dritte Runde. Inzwischen waren wir drei vorne ganz alleine. Bis etwa zwei Kilometer vor dem Ziel tat sich nix. Dann kriegte ich am einzigen ganz leichten Anstieg (so etwa 150 Meter lang) auf einmal leichte Anschlussprobleme - sofort waren 5 Meter Lücke da. Volle Motivation anschmeißen, sich selbst innerlich anbrüllen und wieder ranlaufen. Spitzkehre, ein Stück freie Fläche und Gegenwind, das selbe Spiel: Anschluss verlieren, Tempo erhöhen, wieder dran. Noch ein Kilometer bis zum Ziel. Reihenfolge: der mir unbekannte Läufer, Dietmar Sauthoff und ich. Von der Seite schreien die beiden Kinder von Dietmar (den ich irgendwie als einzigen "echten" Konkurrenten einschätzte) "Komm Papa - jetzt oder nie". Keine Reaktion. Kurz danach schrie mich meine ehemalige Teamkollegin Susanne von der Seite an (sie lief gerade auf die letzte Schleife der acht und kam uns daher entgegen) - zumindest sagt sie das, ich habe es nicht mehr mitbekommen, war zu fixiert auf die letzten Meter.

Noch 700 Meter, letzte Kurve, eine Holzbrücke, noch einmal abbremsen, nicht wegrutschen und wieder antereten. 500 Meter. Jetzt oder nie sage ich mir und erhöhe das Tempo deutlich. Dietmar und der bisher führende Läufer sind überrumpelt und ich komme ein paar Meter weg - aber Dietmar schafft den Anschluss wieder. 250 Meter, Dietmar jetzt also in der besseren Position hinter mir - und er zieht den Sprint an. Da ich damit gerechnet habe, bleibe ich dran - aber mehr geht nicht, 50 Meter vor dem Ziel ist es entschieden, er hat die besseren Beine und kommt mit 3 Sekunden Vorsprung vor mir an. Blick zur Uhr: 39:48 - traumhaft! Die Freude über die beste Zeit in diesem Jahr überwiegt, die Enttäuschung über den "nur" zweiten Platz ist klein - Dietmar war einfach ein Stück besser, aber ich war dieses Jahr noch nie so nah an einem Sieg dran. Nach der ersten Erholung kommt die Erkenntnis, dass das wohl wirklich mein mit Abstand bester Lauf dieses Jahr war: Gratulationen im Ziel, Abklatschen mit Dietmar (Sportler sind ja schließlich Freunde, kein Futter *g*).

* Alles danach

Beim Duschen kommen mir die ersten Rechenspiele in den Kopf: schnellster Kilometerschnitt dieses Jahr 3:31/km, schneller als bei der 10-Km-Jahres-Bestzeit im Mai in Greene. Wenn man es runterrechnet eine niedrige 35er-Zeit über 10 - nah an der persönlichen Bestzeit!

Die Weihnachtsfeier der LG Göttingen gestern Abend war natürlich ein Traum - Schulterklopfen ob der guten Leistung (nein, die Sache mit dem Schnürband habe ich unserem Trainer nicht erzählt ;-)), Glückwunsch zur tollen Zeit - nette Leute, nettes Essen, nett nett nett :-)

Mein Ziel des Laufs war es ja eigentlich, meine ansteigende Form zu bestätigen - dass ich gleich so eine Frühform habe, davon hatte ich nicht einmal geträumt! Ich mache mir jetzt ernsthaft Gedanken, ob ich mein "Projekt-Frühjahr-04 10er@sub35" nicht noch ein Stückchen weit korrigieren sollte! Was meint ihr?

Ich werde jetzt auf jeden Fall über Weihnachten zu meinen Eltern fahren und dort als erstes die Videoaufnahmen von diesem grandiosen Jahresabschluss angucken! Ich wünsche euch ein geruhsames Fest und bloß keinen guten Rutsch bei euren Silversterläufen (ich bin beim Eichsfelder Silversterlauf gemeldet) aber einen um so besseren Rutsch ins nächste Jahr!

Euer überglücklicher Mitläufer ;-) Sebastian


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