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Bericht

Name des Laufes:Commerzbank Frankfurt Marathon
mehr zum Lauf: VID9226
Datum des Laufes:25.10.2009 (Sun)
Ort:Frankfurt
Plz:D6
Homepage:http://www.frankfurt-marathon.com/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Strasse
Profil:flach
Wetter:sonnig, 10-17 Grad
Teilnehmer:?
Name des Berichtenden: Kat17 LID1146
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Bericht vom 26.10.2009 (Mon)
[VWKGJ]
Die Tage vor dem Marathon waren sozusagen das Gegenteil vom letzten
Jahr: Statt uebermaessiger Nervositaet dieses Mal relative Ruhe. Nur
eine eingebildete Erkaeltungsattacke mit Matschbirne und Froesteln am
Dienstag Vormittag, ein bisschen Achillessehnen-Zwacken zwischendurch,
nichts Dramatisches also. Keine grossen Gedanken ans Renntempo - dass
ich die Zeit vom letzten Jahr nicht wieder erreichen wuerde, war schon
seit Wochen klar, dass es aber fuer unter 4 Stunden reichen sollte, war
eigentlich auch klar - dachte ich zumindest, auch wenn der Test beim HM
in Offenbach nochmal einen kleinen Zweifel geweckt hatte. Aber die
letzten 3-4km "Marathon-Renntempo" am Mittwoch verliefen
befriedigend, und so war ich guten Mutes. Fast haette ich sogar
vergessen, mir Zwischenzeiten fuer unterwegs aufzuschreiben. Als es mir
schliesslich einfiel, entschloss ich mich nach kurzem Ueberlegen fuer
die 5km-Zwischenzeiten einer Endzeit von 3:59:59 - fuer den Notfall
sozusagen, und dass ich nicht vielleicht aus Versehen doch noch die
4h-Marke verpasse. Aber eigentlich, dachte ich, sollte sich der Blick
auf den innen an den Saum des Laufshirts geklebten Leukoplast-Streifen
eruebrigen und quasi automatisch eine Zeit unter 4h rauskommen.

[Wettkampftag]
Bis zu 17 Grad und trocken, aber bewoelkt sagte der HR am Morgen
voraus; die Sonne wuerde sich erst am Dienstag wieder blicken lassen.
Also relativ mild im Vergleich zu den schon fast frostigen Temperaturen
der Vorwoche. Daraufhin habe ich das Regenkaeppi wieder ausgepackt und
Hosen angezogen, die kurz ueber dem Knie enden. Oben aber Unterhemd und
Langarm-Shirt, da mir an den Haenden schnell kalt wird, ausserdem
Handschuhe mitgenommen. Kaum hatte ich den Kleiderbeutel abgegeben und
mich in den Startblock gestellt, kam die Sonne raus und es wurde warm.
Bloed, ich haette das Unterhemd doch noch ausziehen sollen. Ich koennte
es auch jetzt noch ausziehen, aber es ist ein gutes Funktions-Unterhemd,
und wenn ich es ueber die Absperrgitter haenge, ist es natuerlich weg.
Andererseits ist mir jetzt schon zu warm, und kaelter wird es sicher
nicht beim Laufen ... ungefaehr acht Minuten habe ich hin- und her
ueberlegt, bis ich schliesslich zwei Minuten vor dem Start doch noch
das Unterhemd ausgezogen habe, mich durch eine Luecke in den
Absperrgittern in die kleine Gruenanlage neben der Strasse gequetscht
und mein kostbares Unterhemd oben auf den Zweigen eines kleinen Baumes
deponiert habe. Der Baum hatte sein Laub noch, und mit ein bisschen
Glueck sollte das gute Stueck dort unsichtbar und vom Aufraeumkommando
verschont bleiben. Schnell noch die Stelle einpraegen, und dann bin ich
bereit zum Start.

[km 0-10]
In meinem Startblock fuer Zielzeiten von 3:45 - 4h hatte sich der
Zuglaeufer fuer 4h recht weit vorne positioniert. Da ich nicht in den
Pulk dahinter geraten wollte, stellte ich mich noch vor ihn und fand
mich damit schon im Uebergang zum Startblock der Staffeln direkt davor.
Umringt von StaffellaeuferInnen ging es also etwa um 10:10 Uhr los, und
ich bin gespannt auf das Tempo des ersten Kilometers. Nach wenigen
Metern kommt auf der anderen Strassenseite die Spitze schon wieder von
der ersten 3km-Schleife zurueck, und vor lauter Schauen verpasse ich
das erste Kilometerschild. Bei Kilometer 2 stoppe ich 10:56, macht
ungefaehr 5:30 pro Kilometer - das ist gut. Dann geht's auch fuer mich
wieder zurueck in Richtung Start, und nun kann ich auf der anderen
Strassenseite das Ende des Laeuferfeldes bewundern. Beim Passieren der
kleinen Gruenanlage - nun ebenfalls auf der anderen Seite - denke ich
nochmal an mein Unterhemd im Baum - hoffentlich vergesse ich es spaeter
nicht und habe noch die Kraft, es wieder einzusammeln. Dann habe ich
fuer einen Moment die Orientierung verloren - wo sind wir denn jetzt?
Aber gleich kommt ein Dinosaurier in Sicht - klar, das ist das
Senckenbergmuseum und die Zielgerade des JP Morgan-Firmenlaufes. Mein
Arbeitsplatz ist nur etwa einen Kilometer entfernt, aber ins Buero will
und muss ich heute nicht. Ueber die Bockenheimer Landstrasse geht's zur
Alten Oper, wo fuer die Zuschauer eine Bio-Verpflegungsmeile aufgebaut
ist. Hier steht Michael, der eigentlich ein paar Kilometer vor mir auf der Strecke sein sollte, wenn er seine Fuesse nicht kaputt gemacht haette. Dann sind wir auf der Goethestrasse. Letztes Jahr war die Streckenfuehrung
hier nach meiner Erinnerung anders und die Goethestrasse nicht im
Programm. Nach den breiten Strassen bisher ist die Goethestrasse die
erste schmalere Strasse, und das sorgt ein bisschen fuer eine
Verdichtung des Laeuferfeldes; das Ueberholen ist hier nicht ganz so
einfach. Aber ein richtiger Stau wird nicht daraus, ausserdem ist die
Goethestrasse auch nicht lang, und danach ist wieder genug Platz. Wir
passieren Hauptwache und Eschenheimer Tor, danach geht's ein bisschen
bergauf und wieder bergab. Bei Kilometer 10 stoppe ich 55:29 Min. und
werfe zum ersten Mal einen Blick auf meine Zwischenzeiten-Tabelle:
schon ueber eine Minute Vorsprung auf 4h, alles ist gut.

[km 10-20]
Dann ziehe ich das erste Gel aus der Tasche und warte auf die
Verpflegungsstelle. Wo bleibt die bloss? Erst ein gutes Stueck nach der
10km-Marke wird sie angekuendigt, und ich druecke das klebrige Zeug
runter und spuele mit Apfelschorle nach. Jetzt geht es auf der Alten
Bruecke ueber den Main - das ist die Stelle, wo die huebschen
Marathon-Werbefotos mit der Skyline im Hintergrund geschossen werden.
Auf der suedlichen Mainseite fuehrt die Strecke nach Westen, und ich
freue mich nach dem ganzen Getoese in der Innenstadt auf etwas Ruhe.
Aber da taucht eine laufende Sebamed-Flasche auf, die dauernd irgendwas
vor sich hin brabbelt. Ist ja vielleicht ganz lustig, aber mich nervt es
im Moment. Ausserdem scheint die Sonne von einem blauen Himmel mir
direkt in die Augen und blendet. Von wegen Sonne erst am Dienstag, der
HR und seine Marathon-Wetterprognosen! Warm ist es auch. Ein Glueck,
dass ich wenigstens das Unterhemd los bin. In Niederrad geht es durch
einen barocken Torbogen auf das Gelaende des Frauenhofes, hier wird es
wieder ein bisschen eng. Sind wir letztes Jahr auch da durchgelaufen?
Ich kann mich nicht erinnern. Meine Beine fuehlen sich zu dieser Zeit -
so etwa ab km 15 - schon nicht mehr ganz so leicht an. Es kommt mir vor,
als ob es ganz leicht bergauf ginge, was eigentlich nicht sein kann.
Zwar habe ich bei der 15km-Marke fast zwei Minuten Vorsprung auf 4h,
aber auf den Kilometern danach beschleicht mich allmaehlich der
Eindruck, dass das heute moeglicherweise kein Selbstlaeufer wird.
Irgendwo zwischen km 15 und 20 biege ich um ein Haar aus Versehen nach
links zum Staffelwechsel ab: Hier ist die Wechselstelle in eine kleine
Schleife eingebaut, wohl, um zu verhindern, dass dadurch die
Marathonlaeufer gestoert werden. Bloed nur, wenn die zu doof sind, das
mitzukriegen, aber das ging ja gerade noch mal gut.

[km 20-30]
An der 20km-Verpflegungsstelle gibt's das zweite Gel und wieder einen
Becher Apfelschorle. Eigentlich hatte ich eher Appetit auf Wasser, aber
diese Verpflegungsstelle ist ploetzlich viel kuerzer als die vorigen,
und so bin ich am Wasser schon vorbei, als ich das realisiere und kann
mir gerade noch eine Apfelschorle schnappen. Danach kleben die Haende
von dem klebrigen Gel-Zeug. Die Halbmarathonmarke passiere ich nach
1:57:33, noch gut in der Zeit fuer unter 4h. Aber ich bin nicht ganz
sicher, ob das auch so bleibt. An der naechsten Wasserstelle - bei km
22,5 - nutze ich das Wasser hauptsaechlich, um das Klebzeug von den
Haenden zu kriegen. Ein bisschen trinke ich, und ein bisschen schuette
ich ueber den Kopf, denn mir ist immer noch warm. Dann geht's auf die
Schwanheimer Bruecke, am Fuss passieren wir die Stelle, an der ich
immer auf meinen langen Laeufen vorbeigekommen bin. Auf der Bruecke
liegt jemand am Strassenrand und wird von Sanitaetern betreut.
Hoffentlich nichts Schlimmes! Wieder auf der noerdlichen Mainseite
geht's immer noch nach Westen, immer noch blendet die bloede Sonne.
Bei km 25 mag ich nicht schon wieder Gel und verschiebe das naechste
auf die Wasserstelle bei km 27,5. Ein Notarztwagen biegt mit Tatue-Tata
direkt vor mir auf die Strecke, und ich springe erschreckt zur Seite.
Vermutlich gilt das dem armen Menschen auf der Schwanheimer Bruecke.
Ich hoffe instaendig, dass ihm geholfen werden kann. Nach Hoechst
geht's bergauf. Eine Laeuferin neben mir bekommt von einer Bekannten
etwas gereicht und wird gefragt, wie es ihr geht. "Schlecht", sagt
sie. Auf die Frage, ob sie sonst noch was braucht, verlangt sie nach
einem Fahrrad. Ich versuche zu troesten, dass es gleich wieder bergab
geht und es dann wieder leichter wird. Mir geht's eigentlich immer
noch relativ gut, und dass die Kilometerzeiten ueber die Bruecke und
nach Hoechst etwas langsamer sind, ist ganz in Ordnung. In Hoechst
steht wie immer netterweise eine Freundin, die eigentlich gar keinen
Rummel mag, um mich anzufeuern. Der naechste Staffelwechsel ist zur
Abwechslung auf einer Schleife auf der rechten Seite, aber dieses Mal
kriege ich das beizeiten mit. Bei km 30 habe ich ueber zweieinhalb
Minuten Vorsprung auf 4h, das sieht eigentlich noch ganz gut aus.

[km 30-35]
Den ersten kleinen Schock gibt es, als die Uhr fuer den 31. km 5:49
Min. anzeigt. Uiui, bergauf geht's jetzt nicht mehr, und das hat sich
nicht so langsam angefuehlt. Na ja, vielleicht steht das Schild ein
bisschen falsch oder ich hab mich verguckt, also erstmal ruhig bleiben
und abwarten. Und ablenken: Insgesamt sind schon mehr als 2:50h vorbei.
Matthias ist sicher schon im Ziel, und Stefan vom Lauftreff wohl auch,
wenn ich die 10 Min. Startverzoegerung mit einrechne. 5:44 Min. fuer
den naechsten Kilometer sind aber auch nicht so richtig beruhigend.
Irgendwo hier stehen die Lauftreff-KollegInnen, die nicht selbst laufen
... ich muss wohl nicht mehr so ganz ueberzeugend ausgesehen haben,
denn Christiane fragt mich leicht besorgt, ob es geht. Wenn ich ehrlich
bin, geht es jetzt nicht mehr so richtig gut. Abgesehen davon, dass mein
linker Fuss sich zwar etwas zu fest eingeschnuert anfuehlt, aber
trotzdem die Zehen irgendwie im Schuh rumschwimmen und sich darunter
anscheinend seit geraumer Zeit Blasen bilden, wollen die Beine generell
eigentlich nicht mehr weiter. Ausserdem ist mir zu warm und ich habe
Durst, obwohl ich bisher regelmaessig getrunken habe. An der
Wasserstelle bei km 32,5 mag ich nicht mehr: Eine Gehpause beschert mir
eine Kilometerzeit von 6:04. "Nur noch 10km" versuche ich mich zu
ermuntern, aber ich merke, dass das nicht die richtige Ermunterung ist.
Also ein naeherliegendes Ziel suchen: "Nur noch 2,5km bis km 35, dann
sehen wir weiter." Das ist schon besser. Fuer km 34 brauche ich 5:50
Min., und ich sehe die Zielzeit von 4h dahinschwinden. Ich habe keine
Lust mehr. Soll ich aussteigen? Nein, das kaeme mir feige und irgendwie
als Missachtung der MitstreiterInnen vor. Es geht mir ja nicht richtig
schlecht, ich bin nicht verletzt oder krank, ich kann nur mein
Wunschtempo nicht mehr halten. Na und? Dann lauf ich eben langsamer und
brauche laenger als 4h. An der Verpflegungsstelle bei km 35 gibt's
schon wieder eine Gehpause mit einem Becher Wasser, einem Becher Cola
und zum Schluss tauche ich noch beide Haende in eine der Wasser-Wannen
fuer die Schwaemme und kippe mir eine Ladung Wasser ueber den Kopf. Gel
mag ich immer noch nicht, aeh baeh.

[km 35-42,195]
Durch die Gehpause habe ich 6:20 Min. fuer Kilometer 35 gebraucht,
insgesamt stoppe ich 3:17:52. Ich schaue nochmal auf meine
Zwischenzeit-Tabelle und stelle erstaunt fest, dass ich trotz allem
immer noch etwas ueber eine Minute Vorsprung auf die 4h habe. Das gibt
mir wieder Mut, noch ist die "3" vornedran nicht verloren. Mal
seh'n, ob nicht doch noch was geht. Zwei Bekannte vom Projekt stehen
hier zum dritten Mal an der Strecke und machen noch zusaetzlich Mut.
Durch die Gehpause bin ich auch etwas erholt, und ich will versuchen,
ab jetzt einfach wieder etwas schneller zu laufen. Es zeigt sich,
welche Rolle der Kopf spielt: Mit 5:36, 5:38, 5:30 Min. werden die
naechsten Kilometer wieder erstaunlich flott. Aber jetzt habe ich das
Gefuehl, dass mir uebel wird und die K*tzschwelle bedrohlich naeher
rueckt, wenn ich so weiter mache. 5:30er-Kilometer muss ich ja auch gar
nicht laufen, 5:40 oder ein bisschen langsamer tut's auch. 5:44 fuer
Kilometer 39. Trotzdem ist mir noch ein bisschen uebel, und ich habe
immer noch Durst. Es hilft nichts, an der naechsten Verpflegungsstelle
brauche ich noch eine Cola und eine Gehpause. 6:20 Min. fuer diesen
Kilometer und 3:46:43 bei km 40 insgesamt - das sind immer noch ca. 45 Sekunden
"Vorsprung". Ich kann es immer noch schaffen, unter 4h ins Ziel zu
kommen. Zwar hatte ich mir in der optimistischen Anfangsphase
vorgenommen, dieses Mal die letzten 2,195km gemuetlich zu laufen, damit
mir die Uebelkeit im Ziel erspart bleibt, aber richtig gemuetlich geht
jetzt natuerlich nicht mehr. 5:34 fuer km 41, das ist gut. Es wird doch
noch klappen. Hoffe ich zumindest. An der letzten Kurve steht jemand mit
rosa Puschel - ob das FrauSchmitt ist? Ich meine, mal gelesen zu haben,
dass sie mit Puschel an der Marathonstrecke zu stehen pflegt. Kurz
bevor es nach links in die Festhalle geht, ruft mir einer der Trainer
vom Marathonprojekt zu, dass das gut aussieht. Na ja, ich weiss nicht.
Und ueberhaupt, ob gut oder nicht gut ist mir grad schnuppe, ich will
jetzt ins Ziel. Aber da bin ich ja auch fast. Am Hammermann nach links,
dann rein in die Festhalle und ueber den roten Teppich. Fuer
irgendwelche Jubelposen wie die Leute vor mir habe ich keine Kraft
mehr, aber ich bin im Ziel, endlich. Uhr abdruecken: 3:58:56 steht da.
Uff, geschafft.

[Danach]
Ich versuche, wie letztes Jahr als allererstes durch flottes Hin- und
Hergehen die Uebelkeit zu bekaempfen. Bloss klappt das dieses Mal
nicht. Zum Glueck steht da ein Muelleimer, mit dem eine Tuer offen
gehalten wird. Da hinein spucke ich einen gefuehlten dreiviertel Liter
Fluessigkeit. Womit bewiesen waere, dass ich mir die ganze Trinkerei
auf den letzten 10km haette sparen koennen, das Zeug ist ganz
offensichtlich bis ins Ziel im Magen geblieben. Danach geht's mir aber
gleich wieder erstaunlich gut, die Uebelkeit ist weg, und ich mache mich
auf den Weg die beruechtigten Stufen runter, bekomme wie immer eine Rose
und eine Waermefolie. Aber wo gibt's die Medaillen? Aha, dieses Jahr
erst draussen, und da ist eine kleine Schlange. Aber es dauert nicht
lange, bis mir das gute Stueck mit einem freundlichen Glueckwunsch um
den Hals gehaengt wird. Dieses Mal an einem Band in Commerzbank-Gelb.
Die Verpflegungszone ist dieses Jahr etwas anders aufgebaut als sonst,
dadurch ist mehr Platz. Das ist gut. Meine Blase unter der linken
grossen Zehe ist jetzt schmerzhaft spuerbar, und ich oeffne die
Schnuerung des linken Schuhs. Das bringt ein bisschen Erleichterung.
Einen Becher Tee trinke ich angelehnt an einen Muell-Container.
Sitzgelegenheiten gibt es leider immer noch nicht in der
Verpflegungszone, und auf den Boden zu setzen traue ich mich nicht. Wer
weiss, ob ich jemals wieder hoch komme. Noch ein Becher Wasser fuer den
Weg nach draussen. Dort gibt es etwas Stau, weil Bekannte von
LaeuferInnen den Weg saeumen und verengen. Egal, so richtig flott
koennte ich jetzt sowieso nicht gehen. Einmal Rolltreppe hoch,
Kleiderbeutel abholen. Hier ist im Gegensatz zu den Vorjahren
ueberhaupt kein Stau, die Zustaendige hat schon von weitem meine
Startnummer gelesen und hat meinen Beutel schon parat, als ich bei ihr
bin. Ich hatte schon beim Abgeben den Eindruck, dass auch die
Kleiderbeutelabgabe etwas anders organisiert ist: Die
"Nummern-Gebiete" scheinen kleiner zu sein als bisher. Rolltreppe
wieder runter zu den Duschen. Als letztes ziehe ich die linke Socke
aus, ich habe ein kleines bisschen Angst vor dem Anblick. Tatsaechlich
prangt unter der grossen Zehe eine grossflaechige, blutunterlaufene
Blase. Auch seitlich der dritten Zehe sitzt eine Blase von der Groesse
einer Kichererbse, aber die sieht netterweise nur eindrucksvoll aus und
tut im Gegensatz zur Kollegin an der grossen Zehe ueberhaupt nicht weh.
Das Wasser ist warm, und es gibt sogar abgetrennte Duschkabinen mit
Vorhang. Zum Glueck habe ich Ersatzschuhe mitgenommen, so dass ich
nicht die Laufschuhe wieder anziehen muss. Die Blase tut trotzdem weh,
aber praktischerweise sitzen draussen vor den Duschen zwei
Rot-Kreuz-Leute, die mir bereitwillig eine ganze Bahn Pflaster darauf
kleben.

Jetzt koennte ich mich auf den Weg nach Hause machen, aber da war doch
noch was ... richtig, mein Unterhemd im Baum! Um dahin zu gelangen,
muss ich im Keller der Festhalle den Zieleinlauf unterqueren (Treppe
runter, Treppe rauf) und auf meiner Blase ueber den Vorplatz zum
Startgebiet humpeln. Dort ist jetzt nicht mehr fuer den Autoverkehr
gesperrt, also ueber zwei Fussgaengerampeln in die kleine Gruenanlage.
Die Absperrgitter sind ebenso wie die die beim Start weggeworfenen
Muelltueten etc. schon weggeraeumt, alles ist sauber und ordentlich.
Nur mein Unterhemd hat im Baum versteckt tatsaechlich das
Aufraeumkommando ueberlebt. Ich angle es mir und wuerde mich jetzt gern
hier in die Strassenbahn setzen. Die faehrt bloss leider nicht, weil sie
die Marathonstrecke queren muesste. Also zurueck, noch einmal den
Zieleinlauf unterqueren (Treppe runter, Treppe rauf) und den ziemlich
langen Weg innerhalb der Messe zur S-Bahn-Station in Angriff nehmen.
Wie immer sind am Marathon-Tag die Laufbaender nicht angeschaltet. Na
ja, wer 42km laufen kann, kann dann auch noch ein paar hundert Meter
gehen.

Zu Hause geht es meinen Beinen eher schlechter als sonst nach einem
Marathon, aber mir geht es dafuer eher besser. Keine Uebelkeit mehr wie
sonst ueblich, ich esse mit Appetit zuerst Mandarinen (schoen
saeuerlich), spaeter Kartoffelsuppe und Dominosteine. Auch schlafe ich
- nach meiner Erinnerung zum ersten Mal - nicht auf dem Sofa ein.
Heute, am naechsten Tag, spuere ich schon noch die Beinmuskeln, das
linke Knie ist ein bisschen steif und die Blase stoert auch noch. Aber
Treppe runter gehen ist vorwaerts und ohne Gelaender moeglich, wenn
auch nicht ganz so fluessig wie "normal". Ich habe meinen sechsten
Marathon ganz gut ueberstanden und freue mich, dass ich wenigstens die
"3 vornedran" gerettet habe, wenn auch knapp und mit unerwarteter
Muehe. Und naechstes Jahr werde ich zuschauen, darauf freue ich mich
jetzt schon. ;-)

Danke fuer's Lesen,
Katrin


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