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Bericht

Name des Laufes:Opel Ironman Germany
mehr zum Lauf: VID1357
Datum des Laufes:10.7.2005 (Sun)
Ort:Frankfurt
Plz:D6
Homepage:www.ironman.de
Strecken:MA
Beschaffenheit:asphaltiert
Profil:flach
Wetter:Heiß
Teilnehmer:2000
Name des Berichtenden: Frank_N_furter LID708
Frank aus

Bericht vom 30.9.2009 (Wed)
Mein langer Weg nach Hawaii !




10. Juli 2005 4:05 Uhr:

Eigentlich klingelt der Wecker erst in 15 Minuten, aber ich bin jetzt schon hellwach, obwohl es draußen noch stockduster ist. Jule schläft noch ganz friedlich neben mir. Ihre Nervosität am Vortag hat mich irgendwie belustigt und gleichzeitig beruhigt, obwohl ich schon die ganze Woche mit einer Erkältung rumlaboriert habe und Grund zur Nervosität hätte. Endlich ist es so weit. Der Tag auf den ich nun ein halbes Jahr lang hin trainiert habe ist gekommen. 6 Monate vollgepackt mit harten Schwimm-,Rad-, und Laufeinheiten. Seit dem 1. 1.05 bin ich rund 180 Km geschwommen, 4250 Km Rad gefahren und 1800 Km gelaufen. Normalerweise ist das nichts Neues für mich , da ich schon 2 mal beim Ironman Germany teilgenommen habe, aber jetzt wo der Start unmittelbar bevor steht, werde ich doch langsam nervös, weil es dieses mal nicht nur darum geht durchzukommen, sondern darum das Ding unter den ersten 25. meiner Altersklasse zu beenden, um am Ende den begehrten Hawaiislot zu ergattern, der einen zur Teilnahme an der Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii berechtigt. Das heißt, unter 10:00 Stunden zu bleiben. Das ist ein Versprechen gewesen ! Nachdem Julia, meine Schwester, meine Mutter und ich uns in Windeseile das Frühstück reingezwängt haben, geht es um 5:20 Uhr gemeinsam ab nach Langen an den Waldsee, wo ein sehr langer Tag seinen Anfang nehmen soll.

6:00 Uhr: Nachdem das Ranfahren an den Waldsee nicht mehr direkt möglich ist, habe ich beschlossen die letzten 2 Km locker zu joggen. Die erste Laufeinheit des Tages. Gut angewärmt erreiche ich die 1. Wechselzone, wo schon reges Treiben herrscht. Schnell noch auf die Toilette, bevor ich mich daran mach meine Wechselzone direkt am Rad einzurichten. Umziehen im Zelt wird an diesem Tage nicht nötig sein, da wir jetzt schon 16°C haben. Das Wasser hat 21°C. Alles scheint perfekt zu sein. Die Reifen haben vollen Druck und die Sonne geht auch langsam am Horizont auf. Während ich mich in meinen Neo pelle, spricht ein Pfarrer ein Gebet für die Athleten. Etwas ungewöhnlich, aber O.K. denke ich. Das soll wohl die Tragweite und Dramaturgie des bevorstehenden Events noch etwas unterstreichen. Beim Runterlaufen an den See treffe ich dann Jose´, Basti, Howard und all die anderen Freunde und Bekannten. Man wünscht sich noch mal viel Glück und versucht seine Nervosität hinter einem Lächeln zu verbergen.

Schwimmen, 7:00 Uhr:

Peng, der Startschuss fällt und gleichzeitig fangen 4000 Arme und Beine an das Wasser aufzuwühlen wie in einem Phyraniabecken. Es gibt erst mal ein paar Schläge auf den Kopf und die Waden, wobei ich beinahe meine Badekappe verliere. Also kurz mal Einarmzug und das Ding wieder runtergezogen. Die erste Runde ist die Hölle. Kein Durchkommen. Permanent meint irgendeiner über einen drüber krabbeln zu müssen um das Ufer wieder trockenen Fusses zu ereichen. An der Ersten scharfen Wende nach 700 Metern tritt mir auch noch einer frontal auf die Brille, was gücklicherweise nicht zum Verlust der Selbigen führt. Erst nach dem Landgang auf der 2 Runde kann ich endlich lang durchziehen und deutlich Boden gut machen indem ich einen nach dem anderen überhole. Blöderweise fängt auf den letzten 400 m die rechte Wade an zu krampfen. Muss wohl der Schlag vom Anfang gewesen sein. Am Ende steige ich mit 1:04:22" aus dem Wasser, was noch voll im Zeitplan ist, auch wenn ich mir eine bessere Zeit erhofft hatte. Mit Vollkaracho durch die Wechselzone. Nur keine Zeit verschwenden. Müssen die denn alle so langsam den Berg hochwatscheln, Platz da. Turbowechsel und ab aufs Rad.

Radfahren, 8:08 Uhr: Ich sitze endlich auf meinem geliebten Bernardi, das ich im allerletzten Moment noch aus Italien zurückgeschickt bekommen habe, nachdem mir 6 Wochen vorher der Rahmen am Steuerrohr geplatzt war. Na hoffentlich hält alles nach der kurzen Testfahrt. Ein gutes Gefühl. Ich fahre so mit 38 Km/h Richtung Frankfurt und sammele einen nach dem anderen ein. The "Beast" in Bergen Enkheim und der "Hühnerberg" hinter Wachenbuchen werden relativ leicht genommen, bevor es dann direkt nach Norden Richtung Bad Nauheim geht. Hier bekommt man auf ein mal so richtig den strammen Nordwind zu spüren. Plötzlich geht die Geschwindigkeit deutlich runter und es bilden sich lange Ketten von Radlern, die nun wohl versuchen in 10 Meter Abstand noch etwas Windschatten zu erhaschen. Das heißt, minutenlange Überholmanöver an 15-20 Radlern vorbei. Das kostet Kraft. Leider nicht nur das. Nach 50 Km merke ich auf ein mal wie sich wieder die rechte Wade verkrampft. Verdammt. Was tun. Ich fange an, mehr auf Zug zu fahren und stelle dabei fest, das sich die linke Schuhplatte meiner Speedplaypedale langsam anfängt zu lockern. Also links nur noch Druck, rechts nur noch auf Zug fahren. Auf den Gefällestücken fange ich an die Wade abwächselnd zu dehnen und zu massieren. Ab Bad Nauheim wird es endlich etwas besser, da mir der Wind nun in den Rücken bläst. In Bad Vilbel steht Jule am Verpfelegungsstand mit meiner Nudelsuppe. Mmmh lecker, endlich was salziges. Pasta ist doch das Beste. Nach 100 Km habe ich die erste Radrunde mit einem 35 Km/h Schnitt hinter mich gebracht und meine Wade funktioniert wieder einigermaßen. 11:56 Uhr, 1 Minute unter meinem Zeitplan. Alles klar. Links sehe ich im vorbeirauschen meinen Vater stehen. Er feuert mich an. Das tut gut. Von rechts brüllen einige laut meinen Namen. Wie sich später rausstellt meine beiden Cousins Markus und Alex. Dieses mal sind wirklich alle da. Die 2. Radrunde läuft gut bis Km 146, mal abgesehen davon, das der einzige Regenschauer des Tages ausgerechnet in Hochstadt runterkommt und das Kopfsteinplflaster dadurch spiegelglatt wird. Der Hinterreifen fängt an durchzudrehen und ich auch fast . Dieses Kopfsteinpflaster braucht kein Mensch. Bei Km 145 in Friedberg fahre ich auf dem kleinen Blatt den Burgberg hoch, um die Wade nicht wieder zu reizen und schalte auf der Burgmeile wieder auf das große Blatt, als es einen Schlag tut und die Kette vom Blatt fliegt. Offensichtlich war der Anschlag des Umwerfers vorne etwas zu weit rechts eingestellt , so das es unter Vollast zu diesem Malleur kam. Ich versuche die Kette beim fahren wider aufzulegen, aber keine Chance, denn sie hat sich im Umwerfer verkeilt und ist aus ihrer Führung gesprungen. Also, anhalten und erst mal alles vorsichtig wieder rausziehen. Kette schnell wieder aufgelegt. Shit, die Finger sind total verölt. Ein freundlicher Passant reicht mit ein Papiertaschentuch. In dem Moment bekomme ich einen Krampf im linken Fuss. Die Zehen scheinen sich einrollen zu wollen. Das gibts doch nicht. Also erst mal kurz dehnen und dann wieder aufs Rad. Locker 2 Minuten verloren. Na jetzt aber hurtig. Mit Vollgas und Rückenwind Richtung Frankfurt. Am "Hartbrake Hill" in Bad Vilbel stehen meine Kinder Michele und Stephan, meine Mutter, Schwester und meine Freundin und feuern mich noch mal an. Ich hebe den Daumen zum Zeichen das es mir gut geht. Die Motivation ist wieder voll da, denn jetzt kommt meine eigentliche Stärke, das Laufen. Radzeit am Ende 5:18:39" h, Voll im Soll, trotz aller Probleme.

Laufen 13:26" Uhr:

Ich springe aus voller Fahrt vom Rad und schmeiße das Selbe dem nächstbesten Helfer in die Arme. Jetzt ein Blitzwechsel alla Loddar Leder. Das würde auch klappen, wenn die Helfer meinen Beutel auf dem Ständer finden würden, den ich mir vorher extra angeschaut hatte. Nach endlosen erscheinenden 10-15 Sekunden hab ich ihn endlich und flitze ins Zelt. Schuhe an und los. Nach 1:05" Min. bin ich auf der Laufstrecke. 6:27:46" Stunden. 9 Minuten schneller als bei meiner bisherigen Bestzeit 9:55 h. Das sieht richtig gut aus. "Nur noch" ein Marthon unter 3:30 h denke ich mir, dann hast du das Ding im Sack. Aber so ein Marathon kann bekanntlich sehr lang werden. Ich versuche also locker loszulaufen, um nicht wieder so einen brutalen Oberschenkelkrampf wie vor 2 Jahren zu bekommen. Dieses mal habe ich auch keinerlei Probleme mit meinem Magen. Als ich nach 2 Km auf die Uhr schaue steht da 8:07". Boah denke ich, verdammt schnell, mach locker, aber die nächsten 2 Km sind wieder in 8:06". O.K. wenn du nach 4 Km so locker an den 4ér Schnitt laufen kannst, ohne das die Muskeln meckern, dann lauf ihn so lange es geht. 4:04,4:01,4:06,4:06,4:06,4:20 (Untermainbrücke). Nach 10 Km habe ich glatt 41 Minuten gebraucht. Unglaublich wie das läuft, als währe ich vorher nie Rad gefahren. Die Stimmung am Mainkai ist bereits am Kochen und ich höre permanennt irgendjemanden meinen Namen rufen, wobei es teilwise nicht auszumachen ist, wer da ruft. Die erste Runde ist locker absolviert, mal schauen was die 2. bringt. Inzwischen hat sich das Tempo bei 4:15-4:20" eingependelt, was immer noch ein 3 Stunden Marathon bedeutet. Nach 18 Km muss ich dann dem Druck meiner Blase nachgeben und ein Dixi Klo aufsuchen. Den Kilometer bekomme ich promt mit 5:15" quitiert. Nach 21 Km ist der Halbmarathon in für mich vorher nicht möglich gehaltenen 1:29:27" h absolviert. Der Druck ist immer noch gut, bis ca. Km 28. Die 2.Laufrunde ist geschafft. Danach fällt mein Tempo auf ein mal rapide auf 4:43-4:47” Min/Km und die Beine werden immer schwerer. Als ich das letzte mal den Wendepunkt an der Gerbermühle ereiche, laufe ich nur noch 5-er Schnitt. O.K., das musst du jetzt nur noch ins Ziel bringen, dann wird es eine Spitzenzeit. Die geplante 3:10 h auf den Marathon ist noch realistisch. Bei Km 37 steht Jule mit einem dunklen Hefeweizen. Ich kann nicht anders, das hat schon Tradition. Ich nehme 2 Schlucke und gebe den Becher wieder zurück. Mann schmeckt das gut, aber schäumt wie Sau. Ein letztes mal die Untermainbrücke rauf und da passiert es. Autsch, der rechte Obrschenkel fängt an sich auf der Rückseite zu verkrampfen. Ich muss stehen bleiben und mich nach vorne Beugen um ihn zu entkrampfen. Langsam löst der Krampf sich wieder und ich kann weiterlaufen. Das darauffolgende Kopfsteinpflastrstück ist die Hölle. Kann meine Füsse nicht mehr gerade aufsetzen. Nur noch 2 Km das Ziel ist nahe und ich kann noch mal zulegen. Km 41 ist wieder unter 5 Minuten. Die 3. platzierte Imke Schierch kommt mir an der Weseler Werft entgegen. Man ist die nah denke ich. Jetzt noch mal Gummi. Ich biege rechts in den Zielkanal ein und der Jubel der Massen brandet einem schon endgegen. Ich fange an Freunde abzuklatschen die überall links und rechts stehen und gewartet haben. Das ist hier der längste Laufsteg der Welt. Die Beine sind auf einmal leicht wie Federn und das Gesicht entkrapft sich für ein Lächeln. Ich mache das große L-Zeichen um zu Symbolisieren, das ich mir sicher bin die Hawaii Qualifikation geschafft zu haben. (Das steht für "Hang loose", für die nicht eingeweihten). Im Ziel laufe ich mit 9:38:42" Stunden und Platz 77. ein und falle überglücklich meinen Kindern und meiner Freundin in die Arme die dort schon auf mich gewartet haben. In dem Moment kann ich die Tränen nicht zurückhalten. Ein Traum wird war. Ich fahre in diesem Jahr mit meiner Freundin und meiner Mutter zur Ironman Weltmeisterschaft nach Hawaii. Unglaublich. Mit Platz 9. in der AK M40 habe ich mich tatsächlich direkt qualifiziert. Als ich am nächsten Tag in unserer Zeitung gelesen habe das ich der schnellste Amateur unseres Landkreises geworden bin hat mich das unheimlich stolz gemacht und für die weiteren Aufgaben auf Hawaii und im nächsten Jahr motiviert.
Ich komme wieder.

In diesem Sinne.

See you at the finish line.

euer Frank Wiegand


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