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Bericht

Name des Laufes:Müritz - Lauf
mehr zum Lauf: VID10619
Datum des Laufes:22.8.2009 (Sat)
Ort:Waren (Müritz)
Plz:k.A.
Homepage:www.mueritz-lauf.de
Strecken:Ultramarathon
Beschaffenheit:Waldboden, Strasse, Asphalt, Radwege
Profil:wellig
Wetter:29 Grad
Teilnehmer:ca 600
Name des Berichtenden:uwe
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 23.8.2009 (Sun)
www.diestolperndenschildkröten.de

Freitagmittag reisen wir an. Ein kleiner Kurzurlaub soll es werden. Wenn man schon einen Ultramarathon läuft soll es schon gemütlich zugehen. Unseren Wohnwagen parken wir auf einem Campingpark ca. 3 km von Waren entfernt. Er ist großzügig angelegt und wir haben einen schönen Platz zu gewiesen bekommen.
Am Abend sitzen wir zusammen und philosophieren über den Sinn oder Unsinn eines Ultramarathons und warum man sich das zumuten muss. Zu einen Ergebnis kommen wir nicht und meine Argumente sind wohl auch nicht die besten.
Gegen 21 Uhr beginnt es zu regnen. Ist das nun ein gutes Zeichen??? Oder soll ich es lieber anders deuten. Egal, Hauptsache es regnet zum Lauf nicht so Dolle und hoffentlich wird es nicht so warm.
Samstags um 5 wälze ich mich aus den Federn. Blick nach draußen: Nass … aber kein Regen mehr! Nach dem Wolkenbruch gestern Nacht ein Lichtblick für den Optimisten.
Ich bringe meine üblichen Morgenrituale hinter mich. Um 5. 20 ist selbst Julia der Meinung das diese Nacht ein Ende haben muss und lauthals verkündet sie >Julia Esse< was auch sonst!!!!
Patricia beschließt, völlig spontan, mich mit Julia zu begleiten. Etwas ungläubig muss ich wohl geguckt haben, 77km will sie mitkommen???? Aber ich freu mich, so bin ich nie allein und zwei Menschen, die mir viel bedeuten, sind mit dabei.
Ein schnelles Frühstück und um kurz vor 7:00 stehen wir mit unserem Auto vor der Schranke des Campingparkes und kommen nicht runter. Sonderregelung, die übliche Zeit in der man diesen Park verlassen kann beginnt eben erst um 7 Uhr und nicht eine Minute davor.
Natürlich schaffen wir es pünktlich im Startgebiet zu sein, auch ein Parkplatz findet sich ganz leicht, direkt im Zielgebiet. 8 Euro kostet es, hier einen ganzen Tag rum zu stehen, aber wir wollen ja laufen, also gilt es ja nicht für uns und wir sparen uns die 8€ die wir so wie so nicht haben.
Kumpel Micha ist auch schon da, noch kurz das Bild machen, damit wir später sehen wie wir vor dem Start aussahen und dann schlurfen wir in aller Ruhe zum Start. Meine Hunde, Mara, Bruno und Jacky sind schon Aufgeregt, sie wollen los. Unterwegs treffen wir einen Läufer mit zwei Huskys die wie Pferde an der Leine ziehen. Ich bin ein wenig erleichtert, so sind schon 5 Vierbeiner auf der Strecke.
Als wir den Parkplatz überqueren, sehe ich Jan Prochaska, den Inhaber des Streckenrekords, aus dem Auto steigen. Der wird mindestens 2 Stunden schneller sein als ich. Egal…. ich wollte nur erst mal durchkommen. 20 Jahre liegt mein letzter Ultralauf zurück, also reicht für mich das durchkommen, vielleicht in 9 Stunden.
Auf der Straße drängeln sich die Ultras. Dann geht’s zum Startband, aufmunternde Sätze über die ganz besonderen Menschen, die sich nun in dieses Abenteuer stürzen.
Micha und ich stehen ganz hinten. Ich quatsche noch mit Läufern die mich, durch die Hunde, schon auf anderen Veranstaltungen sahen. Dann plötzlich rennt, für mich völlig überraschend, die Meute los, als wäre das ein Halbmarathon.
Ok, ich bin ganz ruhig und trabe in meinem Tempo, meine Hunde zotteln neben mir her. Sie sind diesmal nicht so verrückt und zerren an der Leine, fast glaube ich sie wissen das es heute mehr als nur ein Marathon ist.
P. bald neben mir, es gibt ein nettes Foto, noch sehe ich sicher ganz locker aus.
Ich glaube, ich laufe eine gute 6:30er Pace. Ich hab mir ausgerechnet, dass ich mit diesem Tempo in 8:40 ankomme. Wenn ich 7er Pace laufe, bleibe ich knapp unter 9 Std. Wäre fürs Debut auch ok.
Von Micha keine Spur, er ist weit hinter mir. Der Läufer mit seinen Huskys ist auch schon verschwunden.
Eine Gruppe von Leuten immer wieder auf meiner Höhe. Ich verliere sie, wenn ich ins Gebüsch muss oder sie müssen. Die meisten lasse ich irgendwann hinter mir.
Bis jetzt läuft es ja super, ein einziges Mal werde ich überholt, für mich ein Hinweis, dass ich richtig losgelaufen bin. Meine Hunde sind super drauf. weit und breit kein Läufer zu sehen und da Mara durch nichts und niemand zu erschüttern ist mache ich sie von der Leine.
Vor Röbel, da bin ich nun 4 Std. unterwegs, die erste volle Härte. Laufen auf der Strasse, ansteigend, mit etwas Gegenwind, der aber angenehm kühlt. Die Bäume am Straßenrand geben keinen Schatten. Meine Radbegleiterin ist auch wieder da, Julia ruft: >Papa lauf mal und Papa schneller<, lachen tun sie beide. das beruhigt mich ja etwas, es scheint ihr ja noch immer Spaß zu machen.
Dann laufen wir in Röbel ein. Eine Stadt mit einer wunderschönen Strandpromenade und einem wunderschönen Ufer. Der Wasserstand vom Ufer aus gesehen ist ein Meter tiefer und genau diese Stelle sucht sich Mara aus um baden zu gehen. Sie springt mit einem wunderschönen und vor allem eleganten Sprung ins Wasser. Ich gucke ziemlich verdattert, die Jack Russels wollen auch ins Wasser, Gott sei Dank sind sie an der Leine.
Das ist Mist, Schluss mit Laufen. Jetzt muss ich erst mal die Rettung von Mara in den Griff bekommen. Irgendwie schaffe ich es sie wieder ans Ufer zu zerren, sie sieht aus wie ein nasser Pudel und guckt genauso dusselig wie ich.
Kurz verschnaufen. Die Aktion hat mich fast 30 Minuten gekostet. Ich bin wütend und komme nicht mehr in meinen Lauftrott. Um es irgendwie wieder in den Griff zu bekommen beschließe ich Gehpausen. Wie es die berühmten US-Ultras empfehlen: 5 Min. laufen, 1 Min. gehen. Man glaubt es kaum, aber das hilft. Es hilft, sich ein wenig zu regenerieren. Ich bekomme aufmunternde Worte von Patty, von nun mich überholenden Läufern und Leuten die die Rettungsaktion beobachtet hatten.
Ganz langsam geht's wieder und ich setze ein Bein vor das andere, die Hund laufen jetzt perfekt.
In der Zeit zwischen 5,5 und 6,5 Std. denke ich oft an den Satz, den ein Laufbekannter zum Motto hat „Geht es Dir während eines ULTRAS gut, mach Dir keine Sorgen - es geht vorbei.“
Soweit bin ich jetzt. Es ist vorbei mit leicht, locker lustig. In Sinuskurven, die im statistischen Mittel immer mehr fallen, schwankt meine Form. Mal heldenhaft und zuversichtlich und dann wieder kämpfend wie ein waidwundes Tier …. vielleicht ein weidwunder Löwe. Ich wusste es, ich hätte 150 km in der Woche laufen sollen in der Vorbereitung, ich hätte die langen Läufe eben doch bis 65 ausdehnen müssen – vorbei. Jetzt laufe ich, mein längster Trainingslauf war knappe 50 km in 5 Std. und das scheint nun doch etwas zu wenig gewesen zu sein. Nach 6 Stunden und 20 Minuten kommt der Einbruch. Der irrwitzige Gedanke, den Zeitverlust der MARA - Rettungsaktion wieder gut zu machen hat mich um und ich verfalle vom Laufen ins gehen. Mein Durchschnittspuls sinkt auf 64-65 % maxP, nicht weil mein Kreislauf schlapp macht, sondern weil ich muskulär, vom Bewegungsapparat her, nicht mehr in der Lage bin, schneller zu laufen.
Eine der hässlichsten Erfahrungen aus dieser Periode: meine Schuhe waren nicht fest zugebunden und nun landen darin Immer wieder Steinchen. Mit zunehmender Streckenlänge, fällt es mir schwerer, mich zum Schuh zu bücken und diesen zu öffnen um die Steinchen zu entfernen. Alles Tribut an den Der Ultramarathon-Gott, sollte es ihn dann geben, hatte kein Erbarmen und ich verfluchte den Moment an dem ich mich entschloss, mich zum Ultra - Lauf anzumelden.
Ab 6 Stunden schießen gelegentlich Staffelläufer in einem für mich irrwitzigen Tempo vorbei. Die freundlicheren Radbegleiter winken mit Daumen empor und rufen mir zu "Super-Leistung". In großen Abständen überhole ich jemanden, jedes Mal ein kilometerlanges Abenteuer, wie das Elefantenrennen der LKWs auf der Autobahn. Du siehst ihn weit vor dir, hast den Eindruck, dich meterweise ran zuschieben, ein Läufer auf der Pirsch, und dann – läuft er an der Verpflegungsstelle einfach weiter, geht nicht pinkeln und ist wieder so weit entfernt, dass du ihn gar nicht mehr siehst. Aber es gelingt mir Tatsache noch drei Läufer zu überholen, den letzten 3 km vor dem Ziel.
Patty und Julia sind die letzten 7 Kilometer neben mir, immer wieder munterten sie mich auf. Ich wollte nicht einen Moment lang aufgeben, aber ich hatte die Schnauze voll, ehrlich. Dann laufen wir durch den Campingpark, hatte ich es wirklich bis hier her geschafft? Meine Uhr zeigt 8 Stunden und ich muss noch 3kilometer laufen. Das Tempo anziehen, wie sonst am Ende eines Marathon ist hier nicht möglich. Ich erreiche Waren,... Strandstraße,... Hafen,... Klatschen dann die Zielgasse, meine Hunde, ich, Patty und Julia haben es geschafft.
Wir sind im Ziel, auf der Anzeige steht vorne eine 8, dahinter eine 16, ich bin glücklich, zufrieden
nach 8 Stunden, 16 Minuten und 33 Sekunden, gemeinsam haben wir 76,7km bewältigt
…… eine hilfreiche Hand hängt mir die Medaille um
Wie oft ich geflucht habe weiß ich nicht mehr, wie oft ich gesagt habe: >nie wieder einen Ultramarathon< weiß ich auch nicht mehr.
Eine freundliche Zuschauerin schießt noch ein Siegerfoto von Patricia, Julia, den Hunden und mir. Und hier auch ein herzliches Danke an meine rollende Supporterin, es ist ja auch nicht selbstverständlich, 76,7 km am Stück auf dem Rad zu sitzen.
Micha kommt nun auch ins Ziel. Eine Stunde später und fluchend. ihm gefällt die Medaille nicht. Trotzdem ist er zufrieden es geschafft zu haben.
Werde ich’s wieder tun? Ehrlich gesagt, ich weiß es (noch) nicht. Man könnte sich schon jetzt für den Müritz-Lauf 2010 anmelden...
Und zum Schluss: läuferspezifische Hinweise.
- Der Lauf ist empfehlenswert, landschaftlich meist sehr schön, das Wasser sieht man allerdings weniger, als der Name vermuten lässt. Man muss es abkönnen, große Teile allein zu laufen. Zuschauer gibt es auch nur an den Staffel-Wechselpunkten in den größeren Orten. Es lohnt sich, den Lauf mit einem Kurzurlaub zu verbinden.
- Die Verpflegung ist sehr gut (zumindest für meine Ansprüche), man müsste selbst nichts mitnehmen, auch die Abstände der Verpflegungs- und Wasserstellen sind ok.
- Schuhwechsel hat sich als überflüssig herausgestellt, meine NB755 haben mich gut über die Strecke gebracht.
- Falls ich noch einmal einen Ultra angehe, will und werde ich in der Vorbereitung mindestens 2/3 der Strecke im Training mehrfach laufen. Das macht das Vergnügen einfach runder, glaube ich.
- Ernährungsbedarf unterwegs: Wenn’s gab, habe ich Cola oder Iso und Wasser getrunken; gegessen an jedem Verpflegungspunkt 1/2 bis 1 Banane und ein Stück Schokolade. Selbst dabei hatte ich Kekse allerdings habe ich davon nichts gegessen, meine Fahrradbegleiterin und Julia haben sie verdrückt.


Ganz zum Schluss möchte ich mich noch bei zwei super netten Mitmenschen bedanken:
1. - einem Autofahrer. Dieser nette Zeitgenosse und Fahrer einer veralteten Premiummarke hielt nicht nur an um den nachfolgenden Verkehr aufzuhalten, nein er rief mir noch zu ich sei ein Vollidiot und Tierquäler.
2. - Eine Frau am Getränkestand. Diese verteidigte ihre Wassereimer gegen den Durst meiner Hunde. Sie baute ihre Verteidigungsstellung sogar soweit aus, dass sie beide 10 Liter Eimer in die Hand nahm und mit ausgebreiteten Armen vom Körper weg hielt.


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