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Bericht

Name des Laufes:113TH Boston Marathon
mehr zum Lauf: VID10308
Datum des Laufes:20.4.2009 (Mon)
Ort:Boston, USA, MA
Plz:(AM)
Homepage:http://www.bostonmarathon.org
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:wellig
Wetter:sonnig, ca. 6 -10 Grad, starker Gegenwind
Teilnehmer:25000
Name des Berichtenden: Sven Glückspilz LID8014
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Bericht vom 19.6.2009 (Fri)
Ich bin dann mal kurz wech…

Unter diesem Motto stand mein Experiment, innerhalb von zwei Tagen nach Boston zu fliegen, den Marathon zu laufen und anschließend wieder zurück zu kommen. Geplant und gebucht hatte ich die Sache schon im November. Wie viele von euch wissen, hatte ich im letzten Jahr dreieinhalb Wochen Urlaub in Boston und Umgebung verbracht, konnte aber letztendlich aufgrund von Hüftbeschwerden nicht an dem Marathon teilnehmen. Also, wenn ein Urlaub ohne Marathon geht, geht auch ein Marathon ohne Urlaub.

Leider stand auch diese Marathonvorbereitung unter keinem guten Stern. Nach Sylvester hatte mich wetterbedingt die Unlust gepackt und als ich wieder loslegen wollte, wurde ich zunächst von einer starken Erkältung, anschließend von einer Zerrung und Anfang März von einer schlimmen Virusinfektion mit Krankenhausaufenthalt gebremst. Daher musste ich meine Ziele etwas reduzieren und von einer schnellen Marathonzeit auf einen Marathon mit respektablem Ergebnis umschwenken.

Da mich sowieso viele für verrückt erklären würden, war meine Auskunftsfreude für das betreffende Wochenende sehr begrenzt. Andrea wunderte sich, warum ich an dem Wochenende keine Fahrradtour mitmachen wollte und Jürgen gab ich einen Korb, als um eine Teilnahme am Hannover-Marathon zwei Wochen später ging. Mit Klaus wollte ich weder Samstag noch Sonntag einen langen Lauf machen. Meine Arbeitskollegen haben sich auch etwas gewundert, warum ich ausgerechnet in der Messewoche mit vielen Terminen zwei Tage Überstunden abbummeln wollte.

Die Wettervorhersage war leider ungünstig. Waren die warmen Frühlingstag bis Mitte der Woche ähnlich wie bei uns, dominierte anschließend eine Kaltfront mit Tiefsttemperaturen von bis zu drei Grad am Wettkampftag die weiteren Aussichten. Also habe ich noch Handschuhe und Mütze eingepackt, um vor dem Start nicht zu frieren.
Ansonsten war mein Gepäck sehr übersichtlich. Für zwei Tage reiste ich mit leichtem Gepäck, also mit einem dreiviertel vollen Rucksack und 25 Dollar in der Hosentasche, um Straßenbahn und ein paar Getränke bezahlen zu können (ok, die Kreditkarte hatte ich auch mit).

Am Sonntag machte ich mich um 8:00 Uhr auf dem Weg zum Flughafen, um anschließend um 10:25 Uhr nach Amsterdam zu starten. In Amsterdam hatte ich 90 Minuten Aufenthalt, die lang genug waren, um die Sicherheitskontrollen und den Weg zum entgegengesetzten Terminal hinter sich zu bringen. Die Flugzeit nach Boston war durch ein gutes Unterhaltungsprogramm mit eigener Konsole, Spiele-, Musik- und Filmdatenbanken kurzweilig.

Um 14:30 Uhr Ortszeit landete der Flieger am Zielort. Da ich auf keinen Koffer warten musste, war ich sowohl am Einreiseschalter, als auch beim Zoll der erste, ging schnurstracks zur U-Bahn und war um kurz nach 15:00 Uhr in einem Kongresszentrum, um die Startunterlagen abzuholen.

Nach einem gemütlichen Rundgang auf der gut sortieren Marathonmesse machte ich mich auf zur obligatorischen Pastaparty im Goverment Center (eine Art Rathaus). Dort gab es kostenlos Nudeln, Bier- und alkoholfreie Getränke in unbegrenzter Menge. Die Tische waren freundlich geschmückt und die Halle mit Luftballons dekoriert. Livemusik und Ansprachen waren die wesentlichen Bestandteile des Bühnenprogramms. Beim Hinausgehen bekam man noch eine Tüte mit Jogurt, Schokolade und Kartoffelchips in die Hand gedrückt. Auf das Obst habe ich ausnahmsweise verzichtet.

Vom Goverment Center war der Weg nur ca. 500 Meter weit ins Hotel, das Marriott Long Wharf Hotel am Hafen. Nach dem Einchecken, benötigt wurde als einziges Dokument die Kreditkarte, habe ich auf dem Zimmer nach ein wenig Fernsehberieselung wenig später das Licht aus gemacht.

Das Einstellen des Weckers auf 5:00 Uhr erwies sich als überflüssig, da ich aufgrund der Zeitverschiebung ab 4:00 Uhr nicht mehr schlafen konnte. Im Hotel wurden den Läufern Bananen, Äpfel und Wasser zur Verfügung gestellt. Bis um kurz nach 6:00 Uhr verbrachte ich noch etwas Zeit mit zwei mexikanischen Teilnehmern in der Hotellobby und machte ich mich anschließend warm verpackt (leider war die Wettervorhersage richtig) auf dem Weg zum Sammelpunkt für die Läufer. Da der Boston-Marathon kein Rundkurs ist, sondern eine Punkt zu Punkt Strecke, mussten alle 25.000 Läufer mit Bussen zum 42 km entfernten Start in den Vorort Hopkinton transportiert werden. Dort mussten sich die Läufer ca. zwei Stunden warm halten, bis es zum Start ging. Während der Wartezeit wurden kostenlos Bagels, Energieriegel, Obst, Gatorade, Wasser, Tee und Kaffee verteilt. Natürlich fehlten auch Hunderte von Dixiklos nicht, um den ganzen Kram wieder zu entsorgen.

Um 9:20 Uhr machte ich mich auf dem Weg zum 1 km entfernten Start, den ich leicht trabend zum Aufwärmen zurück legte. Mit der Startnummer 2122 war ich im zweiten Startblock, was aufgrund der erwarteten Zeit deutlich zu weit vorne war. Der Boston-Marathon ist einer der wenigen Marathons, für die man eine nicht leicht zu erzielende Qualifikationszeit benötigt, so dass das Feld mit einer hohen Geschwindigkeit unterwegs ist. Bereits nach 4:45 Stunden kommt der Besenwagen (ansonsten sind in den USA 8 Stunden, in Europa 6 Stunden üblich). Dazu sollte man noch wissen, dass die Strecke aufgrund des Geländeprofils zu den anspruchsvolleren Läufen gehört. Außerdem hatten wir dieses Jahr das „Glück“, dass wir 42 km lang durch einen Wind der Stärke 3-4 von vorne gekühlt wurden. Glücklicherweise schien die Sonne, die die Temperaturen deutlich angenehmer machte.

Direkt beim Eingang zum zweiten Startblock zweigte eine Seitenstraße ab, in der ich mein Aufwärmprogramm vollendete und mich zwei Minuten vor dem Start in die Läufermenge einreihte. Mein Ziel lag zwischen 3:15 h und 3:20 h. Mit dieser Zeit würde ich einerseits meine Qualifikation (3:20 h für meine Altersklasse) rechtfertigen und andererseits vor Wolfgang Schäfer ankommen, der vor einem Jahr in ca. 3:25 h ins Ziel kam. Dieses Fernduell wollte ich gerne gewinnen. Vorgenommen hatte ich mir 7:25 Minuten für eine Meile (ca. 4:35/km). Aufgrund des sehr welligen Kurses waren die Zeiten jedoch schlecht zu vergleichen. Der Halbmarathon war mit 1:35.35 etwas schneller als geplant, dafür erwartete uns auf der zweiten Hälfte der anspruchsvollere Teil der Strecke.

Sehr beeindruckend fand ich die ausgezeichnete Organisation und das Zuschauerinteresse. Nach jeder Meile gab es auf beiden Seiten der Straße einen Getränkestand mit Gatorade und Wasser. Dazwischen standen tausende Zuschauer, von denen sehr viele Wasser und Orangen aus ihren Privatbeständen angeboten haben. Obwohl einige Teile der Strecke unbewohnt waren, blieb an den Straßenrändern kein Platz frei. So wurde die gesamte Strecke zu einem einzigen Getränkestand mit viel Musik und unaufhörlichen Anfeuerungsrufen der Zuschauer. Besonders eindrucksvoll empfand ich eine lange Reihe von ca. 500 bis 1.000 jungen Damen bei einer Hochschule, die alle ein Schild „Kiss Me“ hochhielten und einen ohrenbetäubenden Lärm machten. (Wenn ich dort angehalten hätte, hätte mich der Besenwagen überholt).

Nach ca. 15 von 26 Meilen spürte ich meine Wadenmuskulatur, die für diesen Tag der begrenzende Geschwindigkeitsfaktor sein sollte. Das Tempo wurde nun etwas langsamer und die Schritte etwas kürzer. Der Puls war mit durchschnittlich ca. 145 Schlägen/Min nicht sonderlich gefordert. Am Ende kam eine Zeit von 3:17:42 h heraus und der Boston-Marathon war damit nachgeholt.

Im Ziel blies der Wind inzwischen so heftig, dass ich aufgrund der Kälte kaum Essen und Getränke zu mir nahm, um möglichst schnell meinen Kleiderbeutel abzuholen und die wärmende Kleidung überzuziehen. Auf dem Weg zum Hotel bin ich noch einen Kaffee trinken gegangen, wobei ich mich sehr nett mit einem Amerikaner und einem älteren dänischem Ehepaar unterhalten habe. Der Däne teilte mir in seinen ersten Sätzen gleich mit, dass Hannover gegen Hamburg verloren hatte und er hofft, dass Hamburg Deutscher Meister wird. Damit wäre diese nicht gestellte Frage auch geklärt.
Nach dem Kaffee ging ich weiter ins Hotel. Dort erwarteten mich eine warme Dusche im Poolbereich und ein schön entspannender Whirpool. Der Amerikaner, der neben mir saß, absolvierte seinen zweiten Marathon in der Wahnsinnszeit von 2:45 h. Sein einziges Problem war ein leichter Sonnenbrand. Ich war beeindruckt.

Nach dem ausgiebigen Bad habe ich meinen Rucksack gepackt und bin noch ein wenig durch die sehr schöne Bostoner Markthalle (vergleichbar mit unserer Markthalle) gegangen und habe gegen frühen Abend noch eine Kleinigkeit im Hotel gegessen.

Um kurz nach 19:00 Uhr machte ich mich auf den Rückweg zum Flughafen. Leicht verunsichert wurde ich dadurch, dass in der Abflughalle mein Flug nicht angezeigt wurde. Es stellte sich erleichternd für mich heraus, dass die betreffende Fluggesellschaft Delta zwischen Computerausdruck und Abflugtag das Terminal gewechselt hatte. Am dortigen Flugschalter bekam ich zwar noch keine Bordkarte, jedoch lernte ich zwei nette Läufer aus Paderborn bzw. Estland kennen, mit denen ich die Wartezeit bis zum Abflug kurzweilig verbringen konnte. Zwischendurch erhielten wir noch von der Fluggesellschaft das Angebot, eine Nacht kostenlos länger in Boston zu verbringen, einen Fluggutschein im Wert von 500 Dollar zu erhalten und am nächsten Tag in der Business Class nach Amsterdam zu fliegen. Ursache war die Überbuchung der Maschine. Wir waren nicht wirklich motiviert und spekulierten auf ein verbessertes Angebot, welches aber nicht mehr kam.

Um 21:30 Uhr flogen wir pünktlich Richtung Amsterdam. Zwar war das Unterhaltungsprogramm aufgrund der schlechteren Flugzeugausstattung deutlich langweiliger, jedoch konnte ich wenigstens drei Stunden schlafen, bevor wir am Dienstagvormittag in Amsterdam landeten. Die zwei Stunden Aufenthalt reichten, um eine Kleinigkeit zu essen und durch den Flughafen zum anderen Terminal nach Hannover zu gelangen.

Gegen 14:30 Uhr öffnete sich die Tür am Flughafen in Hannover und um 14:36 Uhr saß ich in der S-Bahn Richtung Hauptbahnhof. Um 15:00 Uhr war ich wieder zu Hause und um ein Abenteuer reicher.


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