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Bericht

Name des Laufes:Expedition ins Bergische
mehr zum Lauf: VID10108
Datum des Laufes:20.5.2009 (Wed)
Ort:Wuppertal / Engelskirchen
Plz:D4
Homepage:
Strecken:56km
Beschaffenheit:alles dabei
Profil:hubbelig, gut 900Hm
Wetter:super Sonne (ueber 20°C)
Teilnehmer:1
Name des Berichtenden: Olzo LID1
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Bericht vom 21.5.2009 (Thu)
/+Plan+/
Schon seit ueber einem Jahr wollte ich die Strecke von Wuppertal nach Engelskirchen, von der Wupper an die Agger einmal laufen. Das reizte mich aus verschiedenen Gruenden: ich wollte das bergische "Hinterland" einmal besser kennenlernen - man kommt dort normalerweise nicht hin bzw. nicht durch, wenn man dort nicht zu tun hat. Zumindest ich kannte die ganze Gegend nicht - und das mir, als Liebhaber des Bergischen Landes. Dann war da noch der alte Friedrich Engels, der um 1830(?) von seinem Hauptsitz an der Wupper seine grosse Textilfabrik an der Agger gebaut hatte.
Was fuer eine Strecke war damals zu bewaeltigen?
Ich wollte es herausfinden. Die Strecke am PC nachgeklickt ergab 51km.

/+Planung+/
So lange war ich schon Jahre nicht mehr gelaufen. Letzter Marathon 2005. Ich machte mich also etwas fit, lief 2 Woche vorher 31km, legte mir einen kleinen Laufrucksack zu, erstellte Karten und studierte die Strecke. Um die Distanz nicht so erschlagend wirken zu lassen, teilte ich sie in 5 Abschnitte auf, mit jeweils 1 Karte und 1 Zielzeit. Ich rechnete gerade auf den letzten 30km ein bisschen Zeit für Verlaufen und Pausen und und kam so auf 1. 11km 1:00 + 2. 10km 1:10 + 3. 10km 1:10 + 4. 10km 1:30 + 5. 10km 1:30. Macht zusammen 6:20 brutto. Huiuiui.
Wo ich nun schonmal den Rucksack fuer Getraenke hatte, kamen da auch gleich auch noch andere Sachen rein: Salbe, Pflaster, Butterbrot, Muesliriegel, Apfel, Hustenbonbons, trockenes Shirt, Ersatzsocken, Stofftuecher, Handy, MP3-Player, Ersatzbatterien, Geld. Und wie gesagt Getraenke.
Ich kann schonmal vorweg nehmen: ich hab nichtmal die Haelfte der Sachen gebraucht; aber ich war froh, sie dabei zu haben. Fuer den Kopf war es wichtig, geruestet zu sein. Du verfaellst nicht in Panik. Du weisst, dass du dir irgendwie immer noch selber helfen kannst.
Das war wichtig. Es war meine erste Tour dieser Laenge ganz alleine, dazu noch durch unbekanntes Gelaende. Ich hatte zwar bereits beim Roentgenlauf und beim Klingenfpadlauf Erfahrungen mit Distanzen ueber 60km bzw. ueber 70km gemacht, allerdings immer mit Verpflegungsstaenden, Ausstiegemoeglichkeiten, Mitlaeufern.
Das hier heute war etwas ganz anderes.
Keine Verpflegungsstaende, keine Ausstiegsmoeglichkeit, keine Mitlaeufer.
51km Survival. Ein Abenteuer lag in der Luft, und ich fieberte ihm entgegen.

/+Teil 1 bis Muengsten+/
Rein in die Klamotten, bekannte Scheuerstellen mit Vaseline einreiben, Flaschen auffuellen, Rucksack auf und los. Der Radweg an der Wupper entlang bis nach Muengsten ist mir bestens bekannt, und deshalb nicht sonderlich aufregend. Es geht leicht bergab, keine Berge.
Einrollen.
Ich hoerte etwas Radio, versuchte das Tempo etwas zu bremsen und den So-kannst-du-ewig-weiterlaufen-Schritt zu finden und hatte die 10km trotzdem schon nach 53min locker hinter mir.

/+Teil 2 bis Wermelskirchen+/
Dummerweise hatte ich von einem harten TDL am Sonntag noch Muskelkater in den Waden. Nicht so der Knaller bei einem 50km-Lauf ... jetzt spuerte ich, wie es etwas besser wurde. Alles sehr fluessig und locker. So ein Glueck.
Unter der Muengster Bruecke am neuen Brueckenpark vorbei, meinem Lieblingsweg an den Wupperklippen entlang bis nach Burg. Kurz ueberlegte ich, trotz meiner Hoehenangst die Seilbach hoch nach Burg zu nehmen - einfach weil so ein schoener Tag war und ich auf Abenteuer aus. Aber dann wuselte ich mich doch den steilen Fusspfad nach oben hoch - nicht, ohne mich schon die ersten beiden Male kurz zu verlaufen. Das ging ja gut los...
Vom Burghof aus ging s immer weiter hoch, insg. 300Hm am Stueck. Erste kurze Zweifel an der Unternehmung kamen auf. Nach 2:05 netto hatte ich das naechste Etappenziel erreicht und war damit im Soll.

/+Teil 3 bis Dhuennstaumauer+/
Ab Wermelskirchen ging s erstmal nur runter. Hier wurd s langsam richtig schoen! Ein alte Frau kam mir entgegen und verkuendete mir ungefragt: "Ich bin schon 3 Stunden unterwegs!" Respekt! :-)
Meine Wasserflasche war fast leer, da kam ich durch den Ort "in der Hoffnung". Ein Frau mit einem Gartenschlauch. "Ist das Trinkwasser?" Natuerlich - Erfrischung in der Hoffnung. Was fuer ein toller Tag.
Im Ort "Sonne", oben auf einem Huegel, stand eine Bank. Ich setzte mich in die Sonne, fuellte meine Trinkflasche auf (ich hatte mir eine kleine Zitronen-Salz-Mischung zum Verfeinern von Wasser mitgenommen) und ass einen Muesliriegel. Das Leben war schoen!
Weiter ging es Richtung Dhuenntalsperre. Es wurde immer einsamer. Ich traf noch einen Einheimischen, der gerade Bier entsorgte ("abgelaufen!"), und wir drueckten uns noch gegenseitig unser Bedauern ueber diesen Umstand aus - dann ging es los.
Ich hatte mich sehr auf die Dhuenntalsperre und ihre Natur gefreut, aber hier war etwas komisches geschehen. Ich hatte mich vorab versucht, ueber die Wanderwege um die Dhuenn schlau zu machen, und der erste Hinweis ("wird gerade umgebaut") haette mich warnen sollen. Jedenfalls stimmten die Angaben beileibe nicht (mehr?) mit der Wirklichkeit ueberein. Ein Labyrinth aus hohen Zaeunen, Sackgassen, fehlenden bzw. schlimmer noch falschen Markierungen, Irrwegen und Traktorspuren, die vor Stacheldraht enden tat sich auf. Dazu kilometerweit kein Mensch.
Als ich das erste Mal nach 12min Leerlauf umkehrte, um dann doch die andere Abzweigung weiter vorne zu nehmen, war meine Laune ziemlich im Keller. Dicher Wald und Gelaende verhinderten auch eine Orientierung querfeldein. Letztendlich musste ich ueber und unter Stacheldraht herklettern (ich sah schon den Bullen auf mich zurasen), um ueberhaupt ein Haus zu erreichen und mich durchzufragen. Statt der geplanten knapp 30min war ich gut 1 Stunde durch die Waelder geirrt, bis ich die Staumauer erreicht. Da war ich dann doch ziemlich angefressen. Der Aerger - auch ueber mich selber - und die Anstrengung sorgten dann auch fuer einen harten Bauch und dafuer, dass ich den ganze Tag nichts mehr essen konnte. Trinken wurde dafuer umso wichtiger. Ein Segen waren auch die Hustenbonbons. Wuerde ich immer wieder mitnehmen.
Ich gab mir einen Ruck, verabschiedete mich mit einem Fluch von der Dhuenntalsperre, und weiter ging s.

/+Teil 4 bis Hommerich+/
Wie nicht anders zu erwarten ging es hinter der Talsperre erstmal schoen den Berg hoch. Die Wege waren ganz anders als auf der Karte, und schon hatte ich wieder die Befuerchtung, mich verirrt zu haben. Statt der geplante 31km hatte ich nun schon 36km auf dem Tacho. Meine angekuendigte Ankunftszeit musste bzw. wollte ich so gut es ging einhalten - gemuetliche Pausen waren damit gestrichen.
Gluecklicherweise war ich aber auf dem richtigen Weg, oben an der Strasse konnte ich mich auch wieder besser orientieren. Wunderschoene Landschaft bei Bech, auch Busch (mal wieder ein Berg hoch), und runter nach Kuerten. Unten neue Getranke an der Tankstelle gekauft, ein Hustenbonbon fuer das Frischegefuehl und wieder ein Berg.
Jetzt kam fast das schoenste Stueck.
Felder, Hügel, riesige freie Flächen, eine Art Kappele am Wegesrand, Einsamkeit. Die Sonne. Weier, Selbach, ... Talsperre? Wieso Aerger? Ich wollte doch Abenteuer. Hier war es.
Haehnchen Ewald liess ich links liegen. Strassenschilder gab es hier keine - niemand verirrte sich zufaellig hierher. Wer hier unterwegs war, war von hier.
Dichter Wald, ueberall Schatten. Nur ein Flecken am Strassenrand war sonnenbeschienen - und ausgerechnet dort stand ein Sessel im Wald. Das war schon sehr magisch.
Hausgrund. Ein breiter, ruhiger Bach, eine Steinbruecke. Pferde. Sehr idyllisch. Ein einsamer Rennradfahrer. Und dann - irgendwo im Bergischen Land - Hommerich, kaum mehr als eine Kreuzung. Der 4. Teil war geschafft.

/+Teil 5 bis Engelskirchen+/
Wieder ein Anstieg, ein langer. Puh. Die Beine war etwas gestresst, aber das kannte ich auch schlimmer. Ich hatte offengestanden mit mehr Problemen gerechnet. Ich holte meine Karten raus, die am Rucksack steckten, und legte das 5. Blatt nach vorne. Geschickterweise hatte ich hier die Entfernungen zwischen den Ortschaften notiert, so dass es immer sehr kleine Etappenziele zu erreichen gab. Das war gut fuer den Kopf, gerade jetzt gegen Ende. 1,3km bis Ebbinghausen, 500m bis Fahn, 1,2km bis Looxsteeg, 500m bis Hohkeppel usw.
Fast so etwas wie Endspurtfeeling kam auf, die Zeit sass mir ja auch im Nacken.
Dann kam irgendwann der letzte Berg, dann die letzte Hoehe ... und ganz unten wartete die Agger. Schloss Ehreshoven kam, umgeben von Wald und Huegeln.
Ein Hochgefuehl, eine Leichtigkeit - ein Genuss. Ich hatte es geschafft.

/+Ende+/
Am Ende war ich nur 7min nach der veranschlagten Zeit im Ziel, konnte die Treppen zur Dusche fast problemlos bewaeltigen. Unterwegs hatte ich eigentlich nur die Lutschbonons, 4,5l Wasser (bzw. 1l Cola hatte ich mir in Kuerten gekauft) und die Stofftuecher (Schweiss, Stirn, Brille) wirklich gebraucht. Brutto war ich 6,5 Std unterwegs gewesen, netto 5:47. Statt 51km waren es 56km geworden. Beine sind ganz gut.
Beim naechsten Mal wuerde ich alles wieder genauso machen!


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