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Bericht
Name des Laufes: | Röntgen-Supermarathon (63,3km +/-1100HM) mehr zum Lauf: VID205 |
Datum des Laufes: | 26.10.2003 (Sun) |
Ort: | Remscheid |
Plz: | D4 |
Homepage: | http://www.roentgenlauf.de |
Strecken: | 63,3k |
Beschaffenheit: | Wald, Feld, Asphalt, Schlamm, Wiese, Strasse, Kopfstein.... |
Profil: | +/- 1100 HM |
Wetter: | Nasskalt |
Teilnehmer: | ca. 300 |
Name des Berichtenden: | Jens Vieler (Autor-LID zuordnen: Login und [Edit]) Bericht vom 6.11.2003 (Thu) |
(Kompletter Bericht mit Bildern auf http://www.jensgehtlaufen.de/roentgen2003/) Eigentlich wollte ich in diesem Jahr nichts "wildes" mehr machen. Eigentlich. Dann lese ich bei www.steppenhahn.de, dass ein paar Leute in Remscheid an der Ultradistanz teilnehmen wollen. Hmmm...kurze Anfahrt, 63km muesste ich schaffen, 1100HM seit der Schweiz kein Thema, Trainingszustand ganz ok - na los, es muss auch mal ohne monatelange Vorfreude gehen ;-) Wilhelm Conrad Roentgen ist nicht nur Namenspatron des alljaehrlich und mittlerweile zum 3. Mal stattfindenden Lauftages in Remscheid. Was die wenigsten wissen: Er hat nebenbei auch die bei Sportlern und Aerzten beliebten Roentgenstrahlen erfunden und dafuer vor knapp ueber 100 Jahren den ersten Nobelpreis in Physik erhalten. Egal, wichtig ist fuer uns, dass hier auf dem sogenannten Roentgenweg rund um Remscheid - zwischen Wuppertal und Solingen - Crosslauf, Halbmarathon, Marathon, Aerztemarathon (!) und Supermarathon (1.5-facher Marathon) veranstaltet werden. Ende Oktober ist ideal um die Saison abzurunden, quasi ein "Kaese schliesst den Magen"-Lauf. Die Nacht war kurz, der Scheibenwischer laeuft fortlaufend, es regnet und kalt ist es auch. Ich biege am ausgeschilderten Parkplatz ein und - gibt's doch nicht, was fuer ein Zufall - der erste Laeufer, der mir begegnet ist Joachim mit dem ich bereits im Juli beim Swiss Alpine ein paar Stunden gemeinsam gelaufen bin. Nach einigem "Hallo" geht es gemeinsam zur Turnhalle zwecks Nachmeldung. Die Kleidung wird dem Wetter entsprechend zurechtgelegt und ich versuche die angespannte Vorfreude zu geniessen. Nach und nach trudeln immer mehr Laeufer ein, und das Ganze mutiert fuer mich zum Stelldichein der *mir* bekannten Ultras: Karlheinz Kobus (Australiendurchquerung, Spartalon, etc.) ist da, der mich im Januar in Rodgau 25km lang begleitet hat. Bernd Seitz, der "Sandalenmann" sowie Oliver "Olzo" Seyfert aus der Newsgroup de.rec.sport.laufen. Weitere bekannte Gesichter sollten im Laufe des Tages noch folgen. Nur Steppenhahn von www.steppenhahn.de sehe ich nicht, obwohl der hier in der Halle naechtigen wollte. Wir wuenschen uns gegenseitig alles Gute und an ein paar Schnappschuesse mit der Webcam denke ich auch. Am Start:Puenktlich zum Start hoert der Regen auf. Eine Teilnehmerin fragt mich: "Wo sind hier die Zeiten-Bloecke?" - ob das notwendig sei frage ich zurueck, bei 1-2000 Starten und der Streckenlaenge :-0. Der Startschuss faellt und das Championchips-fliegen-ueber-die-Matte-fiepen (gemessen werden die Zeiten bei 21km, 42km, 50 und 63km) spielt seine gewohnte Melodie. Bis KM21: Nach ein paar Schleifen durch die mehr oder weniger engen Gassen von Lennep (?) und einem kurzen Gespraech mit dem "Sandalenmann", der auch heute wieder tapfer mit nackten Fuessen in seinen Teva-Sandalen unterwegs ist (brrrr), geht es dann endlich raus auf's Land. Kaum ein Streckenabschnitt ist gerade, immer geht es nur bergauf oder bergab - nichts wirklich anspruchsvolles, aber die Summe wird die 1100HM schon bringen. Die Stimmung ist gut und ich versuche mit Joachim zusammen zu bleiben. Das Tempo ist auf den ersten 21km noch sehr ungleichmaessig, zumal die Halbmarathonis und Ultrastaffellaeufer ihre Kraefte ganz anders einsetzen. Meine bisherige Wetter-Gluecksserie scheint beendet: Es faengt an zu Regnen. Regen macht mir nichts aus, aber trotzdem - bislang bin ich auf allen Veranstaltungen und Wettkaempfen der letzen Jahre mit Sonne verwoehnt worden. Wie sich im Gespraech mit Wiederholern schliesslich herausstellt, bleibe ich der Wetter-Gustav-Gans. Im ersten Jahr hat es stundenlang Schnee/Schneeregen gegeben, im letzten Jahr ist der Lauf wegen Sturm und umknickender Baeume gar abgebrochen worden. Heute sind also Top-Bedingungen ;-) Wald rein, Wald raus - Schade nur, dass das viele, frisch gefallene Herbst-Laub nicht wenigstens einmal von der Sonne ausgeleuchtet wird. 3/4 der Strecke verlaufen durch Waelder, da waere das Farbspektakel riesig geworden. Weiter gehts (bergauf, bergab) rund um Remscheid, vorbei an kleinen Weihern, Gehoeften und so manchem "netten" Wochenendsitz. Zwischendurch werden Strassen ueberquert - Polizisten und Feuerwehr sperren fuer jeden einzelnen Laeufer den Verkehr. Ob sie genauso frieren, wie auch die Zuschauergrueppchen, die vereinzelt am Rand stehen und klatschen? Respekt! Mir ist klar, wer heute besser dran ist - auf jeden Fall hab' ich es warm in meiner Kluft. :-) Irgendwann ist dann auch der erste von 3 Zielbereichen - der Halbmarathon - erreicht. nach 1:5x:xx irgendwas bin ich bei dem Hoehenprofil und angesichts der noch bevorstehenden Strecke sehr zufrieden. Nun lichtet sich das Teilnehmerfeld erheblich. Bis KM42: Leider schwindet die Lockerheit: Irgendwo ist es mir am Kragen vorbei in den Nacken gezogen. Die Schultermuskulatur verkrampft und schmerzt, die Arme muessen nun anders schwingen! Meine Stimmung sinkt etwas, aber Joachim baut mich immer wieder auf und die Gespraeche mit anderen Laeufern lenken ab. Ab KM35 beschliessen wir: "Das sind nur noch 28km, die reissen wir auf einer Arschbacke ab!". Da wir gemeinsam 4 Arschbacken haben werden die 28km in vier gleichgrosse 7km-Teile zerlegt, so dass uns neben den 42, 50 und 60km-Schildern auch noch vier weitere, kleine Erfolgerlebnisse beschert werden. Einteilung ist alles! Das Marathonziel an einem Freibad erreichen wir nach 4:18:xx und die Schmerzen in der Schulter werden immer schlimmer, Mist, Mist! Ein aelterer Herr freut sich, wie gut es fuer ihn laeuft. "Ich komme wieder, naechstes Jahr, wenn der da ober es will! Mit 70 muss man mit allem rechnen." - und fort ist er. Ich muss trinken. Wie an jedem Verpflefungsstand nehme ich zwei Becher, gehe jetzt ein paar Meter und lasse mich von Joachims freundlicher Art zum leichten Wiederanrollen hinreissen. Noch 2 bis 2.5h... Bis KM63: Die Verpflegung uebernehmen Sportvereine aus der Region. An der Getraenkeversorgung gibt es nicht zu wollen. Es gibt Wasser, Cola, warmen und kalt gewordenen Tee, Irgendwas-Iso - Klasse. An einem Verpflegungsstand (spaeter nach km50) gab es sogar Koelsch. Leider ist die feste Nahrung, wie so oft, nichts salziges sondern nur Suesskram. Mir haengen nach den ersten 3-4h die Muesliriegel (obwohl die extrem lecker waren) zum Halse raus. Gut, dass ich mir ein Broetchen mit doppelt gesalzenem Aufstrich eingepackt habe. Als ich es auspacke schaut eine Helferin noch verdutzter als ich beim Anblick des Koelsch. ;-) Sagte ich schon, dass es bergauf, bergab geht? UEber Landstrassen, Wiesen, vorbei an Feldern bis zur KM50-Matte. Weiter um die halbe Wuppersperre, von deren Existenz ich erst jetzt erfahre. Ein alter Mann zieht im Watschelschritt (aber sehr effektiv) an uns vorbei und wir haengen uns dran. Nicht denken, nur mitziehenlassen. Nach der KM60-Marke ziehen wir das Tempo nochmal etwas an. Mir geht es nun besser, Joachim hat Probleme mit dem Knie aber es sind nur noch 3km und zwei Steigungen, die irgendwann auch ein Ende finden. Nach 6:59:42 ist das Ziel im Sportzentrum Hackenberg erreicht. Nach dem Zieleinlauf: Kennt jemand das Spiel "Therapie"? Dort bekommt man fuer jeden absolvierten Aufgabenbereich einen "Geschafftstift" - und eben diesen stecke ich im Geiste ein. Ich bin fuer den Moment geheilt ;-) (haha). Die Duschen sind heiss, und ausreichend. Weil vor den Massagebaenken keine lange Warteschlangen sind, beschliessen Joachim und ich das Angebot mitzunehmen - kann nicht schaden. Waehrend wir also warten kommt eine Frau heran, die ich erst kuerzlich im SWR-Bericht zum Swiss-Alpine gesehen habe: "Hallo, Elena Wagner!". Wir outen uns als diesjaehrige SAM-Teilnehmer, lachen und quatschen ein wenig ueber die Schweiz, den Bericht im Fernsehen und den heutigen Tag. Nebenbei erfahre ich, dass sie Siegerin bei den Frauen geworden ist, und zwar in unglaublich schnellen 5:37:10. Ausbildung und Kind erlauben es ihr erst ab 22:00 Uhr zu laufen ("Zum Glueck brauche ich nur wenig Schlaf" ;-) - Riesenrespekt! Das schoenste nach einem solchen Tag ist fuer mich dann die Heimfahrt. Musik, Heizung, die Bilder schiessen durch den Kopf - Zufriedenheit. Vor allem aber bin ich sicher, in diesem Jahr "nichts wildes" mehr machen zu wollen ;-) |