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28.03.2024, der 4. Tag der KW 13

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Bericht

Name des Laufes:7. Frankfurter Lufthansa Halbmarathon
mehr zum Lauf: VID9088
Datum des Laufes:1.3.2009 (Sun)
Ort:Frankfurt
Plz:D6
Homepage:http://spiridon-frankfurt.de
Strecken:HM
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:relativ eben
Wetter:sonnig
Teilnehmer:ca. 3000
Name des Berichtenden:Uwe Wittemeier
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 12.4.2009 (Sun)
Blindläufer

Bericht eines blinden Läufers

Die Vorbereitung auf den Lauf hat hervorragend geklappt. Mein Training ist gut gelaufen, und in den letzten Tagen hat sich auch das Wetter super entwickelt. Als wir am frühen Morgen aufstehen, zeichnen sich nahezu optimale Laufbedingungen ab; es soll trocken sein und die Temperaturen knapp über 10 Grad.

Nach einem leichten Frühstück machen wir uns auf den Weg in die Nordweststadt. Wir wollen uns bei Haimo und Silke mit Frank, meinem Guide für heute, treffen und dann zum Start laufen.

Trotz der vielen Absperrungen sind wir fast pünktlich. Frank kommt kurz nach uns an, wir schwätzen noch einen Moment und laufen dann gemeinsam los. Meine Frau Patricia begleitet uns auf dem Weg zum Start und joggt mit uns durch die Strassen, die sich allmählich mit anderen Läufern füllen. Als wir uns der Anmeldung und dem Start nähern, stellen wir schnell fest, dass das schöne Wetter viele andere Läufer ebenfalls auf dem Plan gerufen hat. Auch wenn ich selbst nur vage Schemen um mich herum erkennen kann, höre und spüre ich doch die Präsenz der anderen Teilnehmer um uns herum. Frank nimmt mich am Arm und leitet mich sicher in den Startbereich. Allmählich stellt sich die übliche leichte Anspannung ein, als wir uns unter den 3000 Menschen unseren Startplatz suchen. Brav wie wir sind, orientieren wir uns an meiner Zielzeit von 1:43 und sortieren uns entsprechend ein. Meine bisherige Bestzeit liegt bei 1:44:57, da passt das wohl.

Der Start erfolgt in Wellen, und auch wir kommen allmählich in Schwung. Durch die Chipmessung verlieren wir keine Zeit, als wir uns langsam der Startlinie nähern; es wird die Nettozeit gemessen. Dennoch ist es wichtig, dass wir in einem brauchbaren Tempobereich laufen, um uns nicht hinter langsameren Läufern festzubeißen. Wie immer ist der Start mit dem dichten Gedränge die schwierigste Phase, und Frank nimmt mich am Arm, um mich sicher vorwärts zu bringen. Hier geht Sicherheit vor Tempo, denn obwohl wir durch meine Armbinde und das Führungsband klar zu erkennen sind, kommt es immer wieder zu kleinen Rempeleien und Geschiebe. Bereits nach dem ersten Kilometer stelle ich fest, das sich viele Läufer wie üblich überschätzt haben und langsamer werden. Da wir zu zweit in dem Gedränge kaum überholen können, verlieren wir ebenfalls an Tempo. Nach zwei Kilometern habe ich 35 Sekunden verloren.

Wir laufen unter einer Brücke durch; Frank macht mich auf Patricia aufmerksam, die oben steht und winkt. Kurz darauf passieren wir Günter, der mit seiner Kamera am Rand steht. Er bemerkt uns allerdings erst, als wir an ihm vorbei laufen.

Allmählich wird die Strecke etwas freier, und ich finde mein Tempo. Hat ja auch lange genug gedauert.

Bei Kilometer 4 passieren wir einen anderen Blinden mit Guide, auf den Frank mich aufmerksam macht. Ich murmele ein paar aufmunternde Worte, während wir überholen, und lasse mir die Startnummer sagen. Später werde ich checken, wie schnell die beiden waren. Da hab ich ja doch meinen Ehrgeiz.

Allmählich geht es leicht bergab Richtung Frankfurter Innenstadt. Wir haben mehr Raum, ich kann locker laufen und das Tempo leicht anziehen. Das Führungsband hält uns zusammen, und Frank kann sich auf leichte Richtungskorrekturen beschränken. Dies ist der angenehmste Teil des Laufes, die Kraft reicht noch, ich kann mein Tempo locker laufen und etwas Boden gutmachen.

Schließlich erreichen wir den Main und biegen links ab. Jetzt geht es zwei Kilometer am Ufer entlang, bevor der Anstieg beginnt. Frank schlägt vor, das Tempo etwas anzuziehen, als wir auf der breiten freien Strecke laufen, aber ich winke ab. Der kommende Anstieg ist mir nicht geheuer.

Bei Kilometer 12 liege ich immer noch auf Bestzeitkurs, aber eine gute Minute hinter meiner Zielzeit. Dafür geht es mir aber noch relativ gut, und die ersten Kilometer des langen Anstiegs nehme ich recht locker. Die Stecke ist einigermaßen frei, Frank macht seine Sache super und führt mich rechts an der Konkurrenz vorbei.

Ungefähr bei Kilometer 15 wird die Steigung zunehmend giftiger, und ich muss bitter kämpfen. Frank spart nicht mit anfeuernden Worten, und ich nehme mich noch mal zusammen – es geht nach Hause.

„Jetzt sind wir drüber.“ Kommentiert Frank, nachdem wir den steilsten Anstieg hinter uns haben und es leicht bergab geht. Ich bin versucht, mich zu entspannen und locker Richtung Ziel zu traben, da fängt Frank an zu treiben.

„Das war das schwerste Stück, jetzt kann es losgehen!“ Ich schnaufe kurz, aber eigentlich war mir klar, dass jetzt der härteste Teil kommt. Kilometer 16 haben wir bei ungefähr 1:19:26 passiert; eine schnelle Rechnung ergibt eine mittlere 1:44 als Endzeit, und ich muss mich strecken, um Zeit gutzumachen. Frank bringt mich nach rechts, und ich lege einen Zahn zu. Wenn ich bisher wenigstens noch Schemen erkennen konnte, ist das jetzt, wo ich an der Leistungsgrenze laufe, endgültig vorbei. Nun gilt es, sich auf den Lauf zu konzentrieren, den Schritt zu verlängern, die Knie zu heben …

Ich registriere kaum, wie wir einen nach dem anderen überholen, aber Frank bringt mich sicher nach vorn. Jetzt liegt die Orientierung völlig bei ihm, ich bin nur noch auf den Lauf konzentriert. Frank füttert mich mit Infos über Läufer vor uns, die wir vorher schon getroffen haben. Er stachelt so meinen Ehrgeiz an und hält das Tempo hoch.

Wir laufen im 10-Kilometer-Tempo, und ich beiße die Zähne zusammen. Jetzt nur nicht nachlassen!

Bis Kilometer 19 kassieren wir noch einige Leute, die sich hartnäckig gewehrt haben; ein Läufer vom Eintracht Triathlon Team feuert uns noch an, als wir überholen. Jetzt ist der Spaß endgültig vorbei, und ich beginne, die Sekunden zu zählen. Zuschauer, die uns anfeuern wollen, rufen uns Entfernungen zu, ich laufe laufe laufe – wann kommt endlich die Matte, die meinen Füssen den Zieleinlauf zeigt?

Am Rand ruft Patricia meinen Namen, ich reiße mich noch mal zusammen, die letzten Meter schaffe ich auch noch! Ich höre den Lautsprecher im Ziel, die allerletzten Meter, dann laufe ich über die Matte der Zeitmessung, bin im Ziel, laufe noch ein paar Meter, um aus dem Weg zu kommen und trudele dann aus. Wie viel?

1:43:31 – das bedeutet neue Bestzeit!

Während ich nach Luft ringe und Frank Wasser besorgt, steht plötzlich Günter mit der Kamera vor mir. „Uwe, lächeln!“

Nichts geht mehr, ich bleck die Zähne in einem verzweifelten Versuch eines Lächelns, kippe das Wasser ab. Langsam komme ich wieder zu Atem, und wir machen uns auf den Weg.

Die Nachwirkungen spüre ich noch tagelang, aber es hat sich gelohnt, mal wieder an die Leistungsgrenzen zu gehen. Zur Nachahmung empfohlen.

www.skills04.de


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