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25.04.2024, der 4. Tag der KW 17

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Bericht

Name des Laufes:35. real,- Berlin-Marathon
mehr zum Lauf: VID6607
Datum des Laufes:28.9.2008 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.real-berlin-marathon.com
Strecken:42195
Beschaffenheit:fest (Straße)
Profil:eben
Wetter:sonnig, ca 14 Grad
Teilnehmer:36.000 Finisher
Name des Berichtenden: Ted LID1843
Ted aus

Bericht vom 30.9.2008 (Tue)
Berlin-Marathon, 42,195 km in 2:58:20 h (1:29:12 / 1:29:08).

Erstaunlich, wie komplett unterschiedlich Marathons verlaufen können ...

Das war nun wieder ein ganz anderer Marathon als mein 'legendärer' Hamburg-Marathon, bei dem ich im Frühjahr mit größtem Kampf eine 2:59:59 erreicht hatte, für mich eine Zeit und ein Lauf 'für die Ewigkeit'. In Hamburg war ich leicht und locker gestartet und die erste Hälfte zu schnell gelaufen, hatte dann in der 2. Hälfte bis zum letzten und darüber hinaus gekämpft und das letzte bisschen Kraft und Willen aus mir raus gequetscht, um das Ziel irgendwie zu erreichen.

Berlin war ganz anders. Wegen einer hartnäckigen Reizung im Knie hatte ich die letzten lockeren Läufe vor dem Marathon ausfallen lassen müssen. Auch meine üblichen Vorbereitungsrituale am WK-Tag hatte ich zum Teil nicht einhalten können. Fit fühlte ich mich auch nicht (das ist allerdings aber eigentlich immer so). Ich ging also etwas unsicher an den Start, wo ich erstmal gar nicht in den Startblock gelangte, weil die Eingänge und der Zaun von lauter Leuten mit Zielzeiten >4:00h blockiert wurden, die wohl unbedingt mal vorne stehen wollten. Erst nach dem Startschuss konnte ich über den Zaun klettern und langsam lostraben.

Auf den ersten beiden km ging dann erst mal nicht viel voran. Es war wie immer in Berlin anfangs zu voll, so dass ich schnell 30 sek auf einen 4:15er-Schnitt (= 3:00 h) verloren hatte. Viel schlimmer war aber, dass bereits nach wenigen km haben meine Oberschenkel stark schmerzten und sich schlapp und fertig anfühlten. Immer, wenn ich auch nur ein wenig anziehen wollte, machten die Beine dicht und drohten, völlig einzubrechen. Zu keinem Moment war ich auch nur versucht, zu schnell zu anzugehen, stattdessen kreisten meine Gedanken schon bei 10 km hauptsächlich um das Thema, wie ich mir und meinen Freunden eine frühzeitige Aufgabe erkläre und was ich in der Vorbereitung falsch gemacht hatte.

Dabei waren die Bedingungen perfekt für einen guten Lauf: Tolles und kühles Wetter, viele Zuschauer und tolle Stimmung überall an der Strecke. Nur ich lief mit vermutlich ziemlich frustriertem Gesicht durch die Gegend, hatte Schmerzen und versuchte, sauber zu laufen, um die Muskulatur der Beine zu entlasten und zumindest die HM-Marke mit einem Schnitt unter 4:15 zu erreichen. Das gelang dann auch immerhin, aber so beschissen hat sich bisher noch keine erste Hälfte eines Marathons angefühlt. Normalerweise ist das der Genießerteil eines Marathons, bei dem es sich leicht und wie von selbst läuft und man sich unbesiegbar fühlt. Für mich war es aber heute dagegen einfach nur nervig und frustrierend.

Nach meinen bisherigen Erfahrungen erwartete ich nun früher oder später einen Einbruch. Umso mehr konzentrierte ich mich darauf, permanent die richtige Balance zwischen dem maximal möglichen Tempo und dem Überziehen zu halten und möglichst gleichmäßig zu laufen. Positiv war immerhin, dass der Kreislauf und die Pulsbelastung weit unter dem Limit waren. Abgesehen von der Oberschenkelmuskulatur fühlte ich mich körperlich sehr fit. Km um km arbeitete ich mich so voran und merkte, dass ich diese Balance vielleicht doch länger halten können würde. Nachdem die km 25-30 sich besser angefühlt hatten als alle Abschnitte davor, fing ich an, darauf zu hoffen, dass es vielleicht doch gut gehen könnte. Mein Laufgefühl war nun wie in der Endphase eines langen, zügigen Trainingslaufs. Es ging nun sogar besser als in der ersten Hälfte und mehrfach hatte ich leichte Euphorie- und Gänsehautanfälle, wenn ich durch besonders stimmungsvolle Abschnitte lief oder mir den Endspurt durch das Brandenburger Tor vorstellte. Zwischendrin gab es kurze Krisen, wenn die Beine wieder kurz vorm dichtmachen waren und mit Wadenkrampf drohten, aber die Zuversicht und die Stimmung stiegen mit jedem km, wenn auch das Tempo zeitweise nicht ganz zu halten war.

Die Endphase ab ca. km 38 war dann richtig geil: Körperlich war ich immer noch voll da, kein Vergleich zu der brutalen Anstrengung in Hamburg. Diesmal lächelte ich in Kameras, spornte schwächelnde Mitläufer an und animierte das Publikum. Unter den Linden zog ich dann das Tempo noch mal an und ging in eine langgezogene Endbeschleunigung über. Die Zeit interessierte mich dabei nicht mehr allzu sehr. Bei km 40 hatte ich ausgerechnet (ja, rechnen ging auch noch ;-) ), dass ich klar unter 3:00 h ankommen würde. Mehr interessierte mich nicht wirklich, zumal nicht nach der katastrophalen ersten Hälfte. Es war einfach nur geil, nach dieser tiefen und langen Schwächephase nicht nur durchgehalten zu haben, sondern sogar eine gute 2. Hälfte zu erleben. Die letzten 2,2 km liefen locker und fast im Rausch, mit einem km-Schnitt von 4:03 min.

Durch das Brandenburger Tor und das Ziel lief ich dann tatsächlich mit Gänsehaut und Lächeln im Gesicht. Nach dem Zieldurchlauf war ich kaum erschöpft, sondern konnte problemlos Essen und Trinken, eine Massage ansteuern und die Atmosphäre genießen. Danach in der Sonne auf der Wiese vor dem Reichstag liegen, dazu mit ein paar Bier die schönen Momente noch einmal durchleben, das war großartig!

Was mich natürlich mit etwas Abstand doch beschäftigt, ist die Frage, was mit meinen Beinen los war. Meine durchschnittliche Herzfrequenz lag (trotz besserer Endzeit) 5 Schläge unter dem Wert von Hamburg. Mit frischen Beinen hätte das bei diesen tollen Bedingungen wahrscheinlich eine Zeit um 2:55 werden können. Vielleicht waren der voll gelaufene HM drei Wochen vorher, der schnelle 38-km-Lauf zwei Wochen vorher und die schnellen Einheiten danach doch zu viel, vielleicht fehlte in der Summe doch etwas Regeneration in den letzten beiden Wochen? Vielleicht war es einfach die Tagesform? Egal, es war ein toller Lauf mit einem guten Ergebnis und diesmal ohne schlimme Quälerei, sondern mit schönen letzten km. Und das ist, worauf es ankommt.


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