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Bericht

Name des Laufes:Brüder Grimm Lauf
mehr zum Lauf: VID6899
Datum des Laufes:6.6.2008 (Fri)
Ort:Hanau und Umgebung
Plz:D6
Homepage:http://www.brueder-grimm-lauf.de/
Strecken:82 km
Beschaffenheit:Asphalt, Waldwege, Schotter, Kopfsteinpflaster
Profil:wellig
Wetter:20-28°, sonnig; trocken; leichter Wind
Teilnehmer:um 500
Name des Berichtenden: Patrick LID3051
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Bericht vom 16.6.2008 (Mon)
Der Brüder Grimm Lauf (BGL) ist eine Dreitagesveranstaltung mit fünf Etappen am nördlichen Rand des hessischen Spessarts. Ins Leben gerufen wurde der Lauf vom und im Main-Kinzig-Kreis zu einem Grimmschen Jubiläum.

Flach, wellig, bergig; Asphalt, Wald, Gelände - für jeden 'was dabei. Die einzelnen Etappen sind mit etwa 16km nicht problematisch lang - aber die Menge macht es eben...

90-100km in einer Woche habe ich im Training durchaus mal gehabt, mein Grundniveau liegt aber eher so bei 30Wkm, in Vorbereitungszeiten so bei 50-60km pro Woche. Zeitplan also vorsichtig auf "unter 8h bleiben" ansetzen, mit dem Tempo von meinem ersten Marathon im letzten Jahr (unter 4h) sollte das gehen. Damit würde ich deutlich in der zweiten Hälfte des Teilnehmerfeldes landen. Neben der körperlichen Erfahrung will ich mir aber natürlich vorallem auch ein Wochenende "nur Laufen" gönnen.

Dieses Jahr hatte ich dann sogar geschafft, mich zeitig anzumelden. Die Startnummer 484 sollte sich dann noch als doppelter Hinweis auf eines meiner Lieblingslaufmotivationslieder "Im Rhythmus bleiben" von Front 242 erweisen.


1. Etappe von Hanau nach Niederrodenbach, "Rotkäppchen"; 15,5km; Freitag Spätnachmittag.

Brüder Grimm Denkmal auf dem Hanauer Marktplatz. Warm, wenig Schatten. Die Strecke fast topfeben. Zum Glück 50% Wald, häufige Wasserversorgung unterwegs. Tempo eher bei 4:30min/km - wohl etwas flott.

Platz in der Turnhalle suchen. Duschen, Klamotten ausspülen und aufhängen. Dann zu einem kleinen kulinarischen Streifzug in den Ort. "Da Bruno", Ruccolasalat mit Parmesan, hausgemachte Tortelloni mit Spinat/Ricotta und Tomatensoße - lecker. Der Grappa als kostenloser Abschluss garnicht kratzig wie manch' anderer Tresterbrand. Dann darf auch noch der Nachtisch von der örtlichen Eisdiele nicht fehlen, 2 Kugeln sollen reichen - supersahnig! Am Telefon muss ich verkünden, dass es so bei mir wohl nix mit Abnehmen wird...

An der Turnhalle kann ich noch jemanden beim Abendessen beobachten: Eine Fledermaus dreht ihre Runden auf Insektenjagd! Die Turnhalle selbst grenzt an diverse Sportplätze, Tartanbahn. Wer sich nicht ausgelastet fühlt kann da also noch alles an Freilufttraining, ob Tempo, barfuß oder Gymnastik, problemlos einlegen.

Ulkig: Ein Läufer und seine Freundin am Nebentisch beim Italiener. Er äußert sich etwas pikiert über die "wilde" Duschordnung und wenig schamhaften Umgang in der Turnhalle.

Nervig: Klappertonis, die ihre Klamotten nachts durch die schlafende Turnhalle schmeißen - man kann Dinge auch ablegen... Oder Bewegungswunder, die mit kräftigem Stemmschritt den Hallenboden beben lassen - _Das_ ist 'was, wo Marquardt und Co. mal ihre Vorfußtechnik predigen sollten!

Merken für die Packliste: Stirnlampe mitnehmen. Der Hauptstrom der Halle wird nachts abgeschaltet. Und Klo im Stockdunkeln ist nicht so praktisch...


2. Etappe von Niederrodenbach nach Neuenhaßlau, "Dornröschen"; 14km, 195Hm; Samstag Vormittag.

Morgens Wecken um 6:30 durch einen ehemaligen Feldwebel, zumindest stimmlich. Der Schlafsack neben mir brummt genervt "Start ist erst um 9:30, da würde 8 doch auch reichen..." Ein Stück weiter telefoniert jemand kurz darauf nach Hause. Und schließt das mit einem lautstarken "Grüße an euch alle sagt meine Frau!" ab. "Halt die Fresse" ist der noch immer nicht gut gelaunte Kommentar des Nachbarn. Ich habe endlich mal Gelegenheit, den Uraltspruch "Grüße an deine Frau und meine Kinder" zu verwerten.

Frühstücksbuffet ok. Müsli, Brot, Brötchen, Marmelade, Wurstkram/Käse. Lerne Didi, einen Blindenläufer aus Würzburg und Udo, seinen Guide kennen. "Kann es sein, dass du den Hermann dieses Jahr auch gelaufen bist? Da hatte einer die gleichen Blind/Guide Rückenschilder..." Ja, und es war sein ziemlich-vielter Hermann. Und auch sonst hat er schon einiges an Ultras gemacht - war natürlich auch nicht sein erster BGL. Wie Udo meinte "er führt mich hier mehr als ich ihn".

Los. Erstmal flach, dann leicht rauf. Der Mittelteil von 5-10 insgesamt nett bewaldet und mit einigen Ausblicken ins Kinzigtal. Steil irgendwo zwischen 8 und 9km. Die letzten paar Kilometer schlängeln sich unspektakulär durch Hasselroth.

Am Ziel dann doch mal wieder ein Schimpansenschnitzel probiert. Schon zu früheren Radzeiten konnte ich Bananen eigentlich nur gemeinsam mit Apfelstücken erträglich verzehren - und die Krummfrucht ist bis heute nicht leckerer geworden. Kurz darauf bekanntes saures aufstoßen.

An der Schule, wo wir den Mittag verbrachten dann Nudelsuppe, Salamibrötchen, Kuchen - deutlich eher mein Geschmack. Gegen 14:30 zieht Gewitter auf, ergiebiger Regen. Ab halb drei lässt es nach, die Sonne kommt vor. War das nun eine Abkühlung oder nur ein Intermezzo zur Vorbereitung einer "Waschküche" für die Nachmittagsetappe?


3. Etappe von Neuenhaßlau nach Gelnhausen, "Schneewittchen"; 17km, 170Hm; Samstag Nachmittag

Zum Start eine Mischung aus Sonne und Wolken, die Temperatur hat sich irgendwo im 20er-Bereich eingependelt, die befürchtete Schwüle bleibt aus. Zu Anfang flach durch Felder und Wald, zum Teil einspurig wegen der aufgeweichten Wege und übergelaufener Äcker. Und ich in einer Reihe, die eigentlich etwas zu schnell ist... Im Mittelteil wellt es sich etwas rauf, etwa zur Hälfte der Gesamtstrecke kommt man auch am Mittelpunkt Europas vorbei. Irgendwann danach lenkt mich mein rechtes Schienbein von der Strecke ab - komisches Ziehen im Muskel. Fußaufsatz kontrollieren, es wird zumindest nicht so schlimm, dass ich pausieren und massieren müsste.

Im späteren Mittelteil grüßt sogar Schneewittchen an der Strecke, bevor es richtig runter geht nach Gelnhausen. Beim Abstieg profitiere ich noch von erprobter Bergabtechnik vom Hermannslauf. Das Schienbein ignoriere ich die ganze Zeit schon, als neuerliche Ablenkung gesellt sich mein unterer Verdauungstrakt dazu - was rumort da denn ungewohnt? Oberhalb von Gelnhausen höre ich schon die Musik aus dem Zielbereich - aber: Metal?! Nee - ist dann doch von einem Läufer, den ich einhole. Mit fällt eine "Jogger" Werbung von pearl izumi ein... Die letzten Kilometer flach durch Gelnhausen, vorbei an Biergärten und Würstchengrills, geht nicht mehr viel - etwas überzogen.

Platz in der Turnhalle suchen. Duschen. Wäsche versorgen. Leider erfordert dann noch wie befürchtet der Darmtrakt längere Kloaufenthalte... Die Schlangen an den Massagetischen später zu lang, um noch pünktlich zur Nudelparty in der Stadthalle zu kommen. Mein Schienbeinmuskel zieht auch merklich, die Zehentreter lasse ich lieber in der Tasche. Tipp: Vor solchen Veranstaltungen keine Artikel über Ermüdungsbrüche lesen - das sorgt nur für komische Gedanken.

Stadthalle mit gut gefüllten Tischreihen. Ansprachen. Und dann Start frei zur Sonderetappe "Sturm aufs Buffet" - da zeigen sich die wahren Kenner der Materie. Nudeln, Bolognesesoße (war eine davon vegetarisch?), überbackenes Gemüse, Salat - genau mein Ding. Für die Showtanzmädels war ich schon zu müde, die Tombola vorallem durch die Moderation witzig. Bei einem Freistart, T-Shirt, Handtuch oder einer Sporttasche habe ich ja noch ohne weiteres den Bezug zum Sport gesehen. Der Tintenstrahler war vom Wert her attraktiv - aber wer will das noch einen weiteren Tag durch die Gegend transportieren (lassen)? Die Krönung waren dann langstielige Gartengeräte oder ein Unkrautfugenfräser... Lieber zurück zur Halle, noch ein Erdinger alkoholfrei, Klo (immer noch nicht wieder alles im "Normalbetrieb") und dann in die Heia.


4. Etappe von Gelnhausen nach Wächtersbach, "Frau Holle"; 17km, 350Hm; Sonntag Vormittag

Zum Frühstück wieder in die Stadthalle, dort erneut mit Didi und Udo am Tisch. Sachen packen, Klobesuch lässt "ok" vermelden, Schienbein hat sich auch wieder beruhigt. Gute Voraussetzungen also, die bergigste und schönste Etappe anzugehen. Diesmal mit der festen Absicht, mich beim Tempo zurückzuhalten!

Start im idyllisch-fachwerkigen Ortskern von Gelnhausen, kurz darauf in den Wald und in den ersten Anstieg. Noch ein Ausblick ins Kinzigtal, bevor die Konzentration den gleichmäßigen 3-4km bergauf gilt.

Verschnaufen in einer Welle, dann in den Anstieg zu "4 Fichten". Abwechslungsreicher Mischwald, die eine oder andere Lichtung, verbreitet Hochsitze. Ziemlich genau bei 10km "Was ist das denn, ein Grabstein mitten im Wald und am Wegesrand?". Nur so ähnlich: "xx.yy.1925 - Hier schoß Graf Gustav seinen letzten Hirsch." Sport ist Mord.
Um mich selber nicht umzubringen, gehe ich wenige 100m im Anstieg, Puls sinkt schnell und merklich - platt kann ich also nicht sein. Publikum an der Kuppe sorgt für Stimmung, dann teils ziemlich steil runter nach Wächtersbach. Manche mit großen Schritten und einem Aufprall, der eher einem Einschlag gleicht - mir bekommt "Nähmaschine", kleinschrittig und hochfrequent, deutlich besser. Egal, wie das aussehen mag.

Wächtersbach kommt etwas verschlafen daher, nicht viel los um die Turnhalle herum. Duschen, Sachen zum Trocknen raushängen - und zügig in die Massagewarteschlange eingereiht! Kritischer Blick nach draußen auf die wachsenden Wolken. Hunger - ein kleiner Riegel war natürlich nicht genug. An der Halle ist nichts mit Verpflegung, die gibt es erst am Sammelpunkt für den letzten Start, Bad Orb. Also Sachen packen, kurzer Bustransfer.


5. Etappe von Bad Orb nach Steinau, "Hänsel und Gretel"; 18km, 209HM; Sonntag Nachmittag

Die "Halle" in Bad Orb ist die Aula einer Grundschule. Ziemlich gut gefüllt, als ich da gegen 13:00 ankomme. Das Wetter hält aber, viele haben es sich auf dem Schulhof und umliegenden Wiesen bequem gemacht - bei Regenwetter dürfte die Aula "kuschelig" voll werden. Nudelsuppe, Brot, Brötchen, Erdinger alkoholfrei für den Flüssigkeitshaushalt. Die Wolken können sich nicht recht entscheiden, frischer Wind macht es auch in der Sonne noch erträglich. Ausruhen, dann "entsorgen" - die Klos im Keller sind mit "rustikal" euphemistisch beschrieben.

Am Start in Bad Orb viel Publikum, die Führenden der Wertungen werden vorgestellt. Ein Schlenker durch den Ort, um die Beine zu lockern (oder so ähnlich). Dann hinein in die nur teils abgeschattete Rampe, die über den Berg nach Bad Soden/Salmünster und damit ins Kinzigtal führt. Zu laufen probiere ich erst garnicht, ein paar Bergziegen ziehen vorbei, ein paar Nichtbergziegen sammele ich später dank brauchbaren Marschschrittes wieder ein. Vor der Kuppe wieder in den Laufschritt, um für den Bergabteil schon mal wieder in Rhythmus zu kommen. Oben Wasser und Schwamm. Dann wieder kleinschrittig runter; Asphalt - keine Probleme, den Fuß flach zu führen. Die Erschütterungen reichen aber, dass im unteren Verdauungsbereich sich 'was meldet: Den Schwamm schmeiße ich diesmal nicht weg. Im weiteren Teil des Abstiegs dann ein Abzweig, der etwas Sichtschutz verspricht, für ein Naturerlebnis der anderen Art...

Eine Autobahnbrücke markiert das Ende der Höhenmeterverluststrecke; Publikum, ein Mädel mit einer Kindertröte fällt auf. Ein Stück auf einer Landstraße neben der A66 als unerfreulichstem Stück, dann in die Felder Richtung Salmünster. Hier beschleicht mich erstmals das Gefühl, dass die letzten knapp dreizehn Kilometer heute noch lang werden - "unter 1h50" ist die aktualisierte Zeitschätzung. Die Strecke schlängelt sich durch das Kinzigtal zum Kinzigstausee, das Läuferfeld ist an einigen stellen lang voraus erstreckt zu sehen. Der Untergrund wäre Skaters Glück: Neuer, tiefschwarzer Asphalt. Zum Glück weht ein erfrischender Wind von vorn, sonst würde man von oben und unten gegrillt. Irgendwo in den Feldern und später in Ahl noch zweimal das Mädel mit der Kindertröte (oder ihre beiden Drillingsschwestern?): "Ihr macht das prima!" - "Du auch!" Mein Vorschlag für die Wertung "fleißigster Fan des Tages".

Wasser zu trinken schenke ich mir auf dem letzten halben Dutzend Kilometern dann. Ich habe es nicht sonderlich gut 'raus, im Laufen richtig zu trinken - nasses T-Shirt oder Wasser in der Nase sind meist das Ergebnis, daher bedeutet "trinken" ein paar Schritte im Gehen. Aber: Lieber etwas trockenen Mund als für Flüssigkeitsaufnahme den doch irgendwann gefundenen Laufrhythmus wieder zu unterbrechen. Kopfmusik einschalten - siehe Einleitung...

Rein nach Steinau, Publikum, entspannt gucken, die Abwechslung wahrnehmen - Ziel. Trinken. Brüder Grimm Brunnen. Finisherhemd in der Kirche (!) abholen. Durch die Burg zur Schule. Duschen, Massage! Klo... Die Siegerehrung verpasse ich, nach Stadtfest (mit riesiger Tasche auf dem Rücken) ist mir auch nicht wirklich. Nach dem Weg zum Bahnhof befragt, bietet sich ein Fahrer eines Kleinbusses an, mich mitzunehmen - er müsse da ohnehin vorbei.

Am Bahnhof nicht der einzige mit Finishershirt - und nicht der einzige mit müdem Gesichtsausdruck...


Meine offiziellen Zeiten, der Etappen und gesamt:

1. Etappe Hanau - Rodenbach 16,0km 126. Platz in 1:13:09
2. Etappe Rodenbach - Neuenhasslau 14,0km 165. Platz in 1:09:03
3. Etappe Neuenhasslau - Gelnhausen 16,0km 144. Platz in 1:17:58
4. Etappe Gelnhausen - Wächtersbach 17,0km 208. Platz in 1:33:18
5. Etappe Bad Orb - Steinau 18,0km 233. Platz in 1:42:41
Gesamt 6:56:09

173. Platz in der Gesamtwertung
42. Platz M30

Den Plan, unter 8h zu bleiben habe ich also unnötig übererfüllt, in die geplante zweite Platzierungshälfte habe ich es lediglich in der M30 geschafft - ich muss also deutlich daran arbeiten, näher an die Zielvorgaben zu kommen!


Fazit:

Nach einem eigentlich zu glatt gelaufenen allerersten Marathon im letzten Jahr und einem gediegenen Hermannslauf in diesem Frühjahr (trotz eigentlich zu wenig Trainings) hat mich der Brüder Grimm Lauf ein bisschen auf den Boden der physischen Tatsachen zurückgeholt.

Das soll aber einer positiven Bewertung der ganzen Veranstaltung nicht im Wege stehen. Was das Organisationsteam an den zweieinhalb Tagen auf die Beine stellt ist enorm. Logistik, Versorgung an der Strecke, Unterkünfte... Ich habe mich nie um Rahmenbedingungen sorgen müssen, konnte mich komplett auf mich und das Laufen konzentrieren.

Nochmal? Ich denke schon - und das müsste am besten dann sofort nächstes Jahr, zur 25. Ausgabe sein...


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=2215


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