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Bericht

Name des Laufes:Karstadt RuhrMarathon 2008 Oberhausen -> Essen
mehr zum Lauf: VID6340
Datum des Laufes:18.5.2008 (Sun)
Ort:Essen
Plz:D4
Homepage:http://www.karstadt-marathon.eu/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:Wellig mit langgezogenen Steigungen am Schluss
Wetter:12° C, leichter Wind, trocken
Teilnehmer:875 Finisher
Name des Berichtenden: joerg505 LID111
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Bericht vom 8.6.2008 (Sun)
Heute ist Sonntag. Der RuhrMarathon liegt nun schon drei Wochen zurück. Seit 6:30 bin ich schon auf den Beinen und habe Brötchen vorbereitet, die jetzt um 8:41, im Ofen backen. Das Programm von Radio Multikulti aus Berlin verbreitet mit Weltmusik eine entspannte Atmosphäre, die Kinder liegen noch im Bett. Endlich habe ich die Ruhe und Muße, meinen Laufbericht zu schreiben. Es wird ja auch Zeit, bevor der Lauf verjährt. :-)

VWKGJ
Also, ein wirkliches Vorwettkampfgejammere gibt es diesmal nicht. Gesundheitlich war bei mir alles im Lot, und ich habe fleißig geübt. Mehr als 1.180 Kilometer habe ich bis zum Start des Marathons in Oberhausen-Sterkrade laufend in vielen Trainingsstunden zurück gelegt. Und dennoch frage ich mich, ob ich wirklich alles richtig gemacht habe, ob ich nicht besser viel öfter Tempo und Intervall-Training absolviert haben sollte.

Außerdem: Einquartiert hatte ich mich bei meinem Vater in Essen, und der hat immer dieses leckere Bier aus Bochum im Kühlschrank. Davon hatte ich am Vorabend des Marathons auch prompt etwas zu viel genossen. Mir ging es dennoch gut, kein Kater, nix. Die Nacht war kurz. Um kurz nach sieben ging es mit der S-Bahn, Regionalexpress und Bus nach Oberhausen-Sterkrade. Die Anfahrt war absolut unproblematisch und einfach zu finden: Ab Oberhausen Hauptbahnhof immer den Anderen nach. :-)

Mini-drsl-Treff in Sterkrade
Vor dem Start hatte ich noch ausgiebig Zeit mit Ingo Redeker zu quatschen. Schön, ihn mal wieder "in echt" zu sehen. Das letze Mal sind wir uns in Berlin bei der Deutschlandstaffel 2006 begegnet. Damals war Ingo als Staffomobil-Fahrer unterwegs. Cordula, Ingos Frau und unermüdliche Supporterin bei seinen langen Trainingseinheiten, machte noch ein schönes "Vorherfoto" von uns, bevor wir uns in unsere Startblöcke begaben.

Ich selbst hatte diesmal keine Kamera dabei. Ich wollte mich ganz auf das Laufen konzentrieren und mich diesmal etwas mehr beeilen. Es war für mich der vierte RuhrMarathon. 3:30 das war für mich das Zeitziel. Das bedeutete, dass ich in etwa mit 4:57 pro Kilometer laufen musst. Vor diesem - für mich - hohem Tempo und erst Recht auf der Länge der Marathondistanz hatte ich gehörig Respekt.

Fünf Minuten vor dem Start wurde ich doch etwas nervös. Aufwärmen? "Och, nö, ist doch jetzt eh zu spät", dachte ich mir. Das hatte ich ganz vergessen. Egal. Ich sortiere mich einige Meter vor den 3:30-Hasen ein. Mit dem Läufer neben mir - ein drahtiger Typ, vielleicht etwas jünger als ich, etwa Anfang 40, geschätzt - komme ich gleich ins Gespräch. Als ich mich offenbare, 3:30 als Zielzeit anzustreben, sagt er, dass ich mich ruhig an ihn halten könne. Für ihn wäre das ein Trainingslauf, den er erst mal mit knapp unter fünf Minuten pro Kilometer angehen wolle. Ich solle mich ruhig an ihn halten, erst in der zweiten Hälfte wollte er im Tempo etwas anziehen. Ich war beeindruckt. Nach einer Weile rücken die Startblöcke weiter nach vorne auf. Es sind zusammen mit den Halbmarathonis rund 2.800 Läuferinnen und Läufer am Start. Die Organisatoren hatten die Blöcke für viel mehr Läufer kalkuliert.

Start am Berg
Schon wurden die Sekunden bis zu Start herunter gezählt. Es knallte, und viele hundert Ballons steigen gen Himmel. Knapp 15 Sekunden später trabte ich über die Startlinie. Ich wusste von meinem Start vor drei Jahren in Oberhausen, dass es die ersten vier bis fünf Kilometer erst einmal bergauf geht. Nicht wirklich steil, aber wen es unerwartet trifft, den überrascht es sicherlich, nicht sofort im gewohnten Renntempo laufen zu können. Mir fiel es relativ schwer, mit meinem Hasen zur Linken mithalten zu können und beschloss, es lieber etwas ruhiger angehen zu lassen. Ich ließ ihn ziehen uns suchte mein eigenes Lauftempo. Irgendwie übersah ich ständig die Kilometerschilder. So war ich angenehm überrascht, als ich nach fünf Kilometern die Zeit auf meiner Uhr mit der Zeit in meiner Marschtabelle verglich, die ich mir an meinen Trinkgurt geheftet hatte. Ich war gut zwei Minuten schneller als geplant und ich fühlte mich prima dabei. Ich hatte zwar das Gefühl, dieses Tempo eine ganze Weile durchhalten zu können, nahm aber dennoch ein kleines Bisschen Tempo heraus.

Schon bald erreichten wir Bottrop und durchquerten zügig die Innenstadt. Weiter ging es durch typische Bergarbeitersiedlungen der fünfziger und sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Ich hatte doch etwas zu viel Tee vor dem Start getrunken. Der wollte nun raus. Also musste ich eine kleine Pause einlegen. Kein Problem. Ich hatte mir ja einen kleinen Zeitvorsprung herausgelaufen. Weiter ging es Richtung Gladbeck.

Zwischenstopp in Gladbeck
Nun wollte aber doch noch etwas anderes raus. Ich versuchte das erstmal zu ignorieren. Das Problem wurde aber nun doch immer drängender. Ein Dixi-Klo kam für mich überhaupt nicht in frage. Also hielt ich Ausschau nach einer geeigneten Gastronomie mit einer "richtigen" Toilette. In Gladbeck, wurde ich dann doch fündig. Ohne das Tempo zu verringern schwenkte ich nach links, begleitet von Gelächter des Publikums, zielstrebig auf den geöffneten Eingang einer Kneipe zu. Hinter dem Tresen eine freundliche Wirtin, die ich gleich nach dem gewissen Örtchen fragte. "Gleich geradeaus und dann rechts," antwortete sie. Ich behielt die Stoppuhr im Auge, und beeilte mich. Schon bald verließ ich im Laufschritt die Kneipe und lief weiter durch Gladbeck nach Gelsenkirchen-Buer. Rund eine halbe Stunde später sah ich in der Ferne die 3:30-Hasen. Es war gar nicht schwer, weiter aufzuholen. Bald hatte ich die 3:30-Läufer wieder hinter mir. So langsam wurde es schon etwas anstrengend, das Tempo zu halten. In diesem Jahr waren deutlich weniger Zuschauer am Straßenrand, oder ich hatte das falsch in Erinnerung. Aber eines beeindruckt mich immer wieder: Die Ruhries stehen teilweise ganz vereinzelt da am Straßenrand und feuern jede Läuferin, jeden Läufer an. Es muss wohl zwischen Buer und Schalke gewesen sein, da stand eine Frau im Finisher-Shirt vom Vorjahr. "Super, das sieht gut aus, Du läufst auf 3:30, wenn Du das Tempo beibehältst", rief sie mir zu, als ich an ihr vorbei trabte. Das baut auf! Das tut gut! :-)

Die Familie auf Schalke
Mit meiner Familie hatte ich mich kurz hinter dem Rhein-Herne-Kanal in Schalke-Nord verabredet. Meine Trinkflasche, die ich am Morgen mit leicht gesüßtem Früchtetee mit etwas Kochsalz gefüllt hatte, war schon fast leer. Bis zum vereinbarten Treffpunkt ist es ja nicht mehr so weit, dachte ich. Bald schon lief ich auf die Brücke zu, die über den Kanal führt und sah dort eine Frau in roter Jacke stehen. "Das könnte glatt Gudrun sein, die dort auf mich wartet," freute ich mich. Beim Näherkommen erkannte ich aber, dass es nicht meine, sondern eine wildfremde Frau war. "Eigentlich habe ich hier meine Frau erwartet, aber ich freue mich trotzdem, dass Sie hier stehen", sagte ich zu ihr im Vorbeilaufen und grinste sie an. Sie lachte zurück und motivierte mich, mein Tempo beizubehalten. Nun ging es die Brücke wieder herunter, eine lange Gerade, ganz Unten ein Verpflegungspunkt. Da war Yara, unsere Große, die mir entgegen lief: "Gib mir die Trinkflasche, Svenja gibt dir die neue", rief sie mir zu, nahm meine Flasche, machte kehrt und lief einige Meter neben mir mit mir die Brücke herunter. Dann kam mir Svenja entgegen und gab mir die volle Trinkflasche. Gudrun und meinen Vater entdeckte ich im Publikum, die mich breit angrinsten, winkten und Fotos machten. Es war schön, die Familie zu sehen. Jetzt waren es nur noch wenige Kilometer bis zum so genannten "Come-together-Point", dem Punkt, an dem beide Strecken des RuhrMarathons zusammen stoßen und gemeinsam weiter bis nach Essen führen.

Mit Laola um die Ecke
Von weitem hörte ich schon die Sambamusik, das lärmende Publikum. Automatisch wurden meine Schritte schneller. Die Strecke schwenkt in eine enge Kurve. Tausende von Zuschauern gaben her eine Laola-Welle nach der anderen, angefeuert von einem Helfer des THW, der im Seitwärtsschritt die Arme immer wieder in die Luft riss. Das war toll. Ich ließ mich hinreißen, das Tempo weiter zu forcieren. Ich konnte nicht anders und ich genoss das.

Nun geht es durch die Rothauser Straße und Auf der Reihe, über die Hallo-Straße nach Essen-Stoppenberg. Ich kannte diesen Streckenabschnitt von den früheren Teilnahmen am RuhrMarathon. Der Abschnitt ist anspruchsvoll. Die Steigungen sind nicht wirklich steil, aber sie ziehen sich in die Länge. Jetzt gilt es sich zu konzentrieren, am besten eine Läuferin oder einen Läufer in der Ferne ausmachen, und versuchen, aufzuschließen. Die Streckenabschnitte mit Gefälle ließ ich es laufen, an den Steigungen versuchte ich das Tempo zu halten. Es war mörderisch. Ich zog an einem Mädel vorbei. Sie sah hatte einen absolut lockeren Laufstil. Sie sah kaum ermüdet aus, und ich machte ihr Komplimente, als ich an ihr vorbei lief. Als ich den nächsten Hügel herunter lief, zog sie wieder an mir vorbei. Dieses Spielchen ging so eine ganze Weile. Irgendwann war sie dann vor mir.

Meine Beine taten weh. Bald war es Zeit für das Gel. Den Riegel hatte ich mir schon in Schalke reingezogen. Das Gel sollte für frischen Schub auf den letzten zehn Kilometern sorgen. Das Zeug ist wirklich ekelig. "Ich muss mir unbedingt mal eine Alternative dazu suchen", dachte ich. Ich beschloss wenige Meter zu gehen, kurz zu dehnen und in ruhe zu trinken. Nach dieser Prozedur trabte ich wieder an und versuchte wieder mein Tempo zu finden. Bei Kilometer 35 wollte ich Gudrun mit der Familie ein zweites Mal treffen. Aber nirgendwo in der Hallo-Straße waren sie auszumachen. Das hatte ich mir schon gedacht, dass sie es nicht so schnell mit dem Auto von Schalke bis fast nach Stoppenberg geschafft hatten.

Ich konzentrierte mich nun auf meine letzen acht Kilometer bis ins Ziel und hoffte auf die Wirkung des Gels. Aber da kam nicht so wirklich viel. Klar, hatte ich das Gefühl, dass es den Beinen mit dem Salz und Glukose und Maltose im Gel etwas besser gingen, aber das Gefühl eines Nachbrenners, der nun gezündet würde hatte ich keineswegs. Aber bald ging es die Schützenbahn hinunter und leicht bergan unter dem Porscheplatz entlang. "Jetzt wird's haarig", dachte ich mir. Bald erreichte ich die Unterführung am Hauptbahnhof. Gerade als ich um die Ecke bog, rief mir Yara entgegen: "Los, schneller, sei nicht so lahm!" Ich entdeckte Yara, Svenja und Gudrun direkt an der Ecke zum Bahnhof. Yara lief ein Stück neben mir her. Ich versuchte, das Tempo noch etwas anzuziehen, was mir aber misslang. Allerdings ging Yara nach wenigen Metern auch schon die Puste aus, und ich ließ sie hinter mir. Drei Stunden und zwanzig-irgendwas zeigte meine Uhr. Ich schätze die Länge der verbleibenden Strecke ab und erkannte, dass es wohl nichts mehr werden wird mit sub 3:30.

Bald führte die Strecke durch die Huyssenallee. Das war hart, das war mörderisch. Das ging noch immer leicht bergauf. "Das wird sich bis fast bis ins Ziel auch nicht ändern" , erinnerte ich mich an die früheren RuhrMarathons, die ich gelaufen bin. "Halte durch, du musst ja jetzt keinen Endspurt mehr hinlegen, aber halte durch", dachte ich mir. In der Rüttenscheider Straße, die letzten Kilometer bis ins Ziel säumte reichlich Publikum die Straße und feuerten uns Marathonis an. Sicher es waren deutlich weniger als in den Jahren zuvor. Aber es tat dennoch gut, bejubelt zu werden. Am Teufelslappen etwa einen Kilometer vor dem Ziel eine Bühne. Der Moderator stand mitten auf der Strecke, grinste mich an. Ich grinste zurück, so gut das eben ging. "Da kommt Jörg", rief er ins Mikrofon, entdeckte meine Marschtabelle und riss sie mir gleich ab: "Ah, was hat er denn auf seiner Marschtabelle stehen. Ahh, ja. Drei Stunden und ...." Mehr hörte ich nicht von ihm, bin schon an ihm vorbei. Die Marschtabelle brauche ich jetzt eh nicht mehr. Die Startnummer baumelte nur noch an einer Sicherheitsnadel und ich klemmte sie mit dem Trinkgurt fest.

Dann ging alles ganz schnell. "Endspurt? Och nö, das muss nicht sein", dachte ich mir, als ich auf die Zielgerade einschwenkte. Noch knapp 50 Meter. Dann hob ich mit beseeltem Grinsen die Arme und lief über die Ziellinie. Ich war froh, es geschafft zu haben. 3:33:55 zeigte meine Uhr. Ich war zufrieden. Ganz gemütlich schlenderte ihm Zielbereich weiter, nahm noch einen Schluck aus meiner Trinkflasche und blickte in die glücklichen aber erschöpften Gesichter der übrigen Läuferinnen und Läufer. Ich ließ mir die Finisher-Medallie umhängen und besorgte mir erst mal etwas süßes zu Trinken und genoss die Sonne im Innenhof des Messegeländes. Geschafft.

Heute, drei Wochen nach dem Marathon habe ich schon wieder Lust auf einen schönen langen Lauf. Aber dummerweise hatte ich mich vergangene Woche Samstag mit unserer Balkontür angelegt und mir eine Prellung oberhalb des rechten Fußgelenks zugezogen. Also ist erst mal Pause angesagt.

Achso, Offiziell bin ich 3:33:44 gelaufen. In meiner Altersklasse habe ich den 33. Platz gemacht, insgesamt bin ich auf dem 124. Platz gelandet. Aber das bezieht sich wohl auf die Auswertung der Läuferinnen und Läufer, die in Oberhausen gestartet sind.


Nachtrag
Auch wenn es diesmal deutlich weniger Läufer am Start waren und auch weniger Publikum die Strecke säumte, war der Lauf für mich wieder ein echtes Erlebnis. Das Wetter war mit rund 12° C Lufttemperatur, leichtem Wind und Trockenheit ideal. Etwas enttäuscht war ich über Gelsenkirchen Schalke. Da standen nämlich so gut wie gar keine Schalke-Fans an der Strecke. Vor drei Jahren war das noch ganz anders.

Ich hoffe ich habe nicht allzusehr zugetextet.

Herzliche Grüße

Jörg


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