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Bericht

Name des Laufes:Metro Group Marathon
mehr zum Lauf: VID6784
Datum des Laufes:4.5.2008 (Sun)
Ort:Düsseldorf
Plz:D4
Homepage:http://www.metrogroup-marathon.de/312.0.html
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:rel. flach, ein paar Brücken
Wetter:einer der ersten heißen Tage im Jahr
Teilnehmer:ca. 3800
Name des Berichtenden: Znegva LID6052
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Bericht vom 27.5.2008 (Tue)
Hitzeschlacht am Rhein, mein erster Marathon.

Es kam mir so vor, als hätte ich mich erst gestern angemeldet, aber der Tag der Anmeldung liegt nun schon mehr als 4 Monate zurück, es war die Silvesternacht, als José und ich uns spät am Abend online zum Metrogroup-Marathon Düsseldorf am 4. Mai 2008 anmeldeten.
Etliche Trainingseinheiten und viele Kilometer hatte ich, sehr oft alleine, bzw. mit einem meiner Hunde laufend, hinter mich gebracht.

Nun kam er immer näher, der Tag meines allerersten Marathons. Ich fühlte mich ganz gut vorbereitet, hatte kurze und lange Läufe, schnell und langsame Läufe gemacht und auch einen Halbmarathon als Wettkampf gelaufen. Allenfalls hätten noch 2 lange Läufe gefehlt, aber trotzdem war ich zuversichtlich, die Distanz von 42,195 km zu schaffen, sofern nichts Außergewöhnliches passiert...

Gut 1 Woche vor dem Stichtag bekam ich etwas Schnupfen und Husten, aber das war schnell wieder vorbei. Wahrscheinlich bemerkt man in dieser Phase vor einem Wettkampf jedes Zipperlein und man macht sich viel zu viel sorgen. Trotzdem war ich nicht aufgeregt oder nervös. Am Feiertag, dem 1. Mai machte ich meinen letzten Trainingslauf, nicht zu schnell und nur 10 km. Ich fühlte mich gut und hoffte auf ein optimales Ergebnis bei meinem ersten Marathon.

Die Laufsachen wurden gewaschen und bereitgelegt, alte Daten der Pulsuhr gelöscht. Alles war vorbereitet. Samstag Nachmittag holten José und ich dann unsere Startunterlagen in der Rheinterrasse ab, sahen uns auf der Messe um und nahmen uns noch ein Laufcappy mit. Meins in weiß. Wie sich später herausstellte, war dies eine goldrichtige Entscheidung.

Wieder zuhause kochte ich mir einen Teller Spiralnudeln mit Tomatensoße. Ich war völlig entspannt und mit meiner Frau fuhr ich dann zu Bekannten die uns zum Grillen eingeladen hatten. Ein kleines Stück Pute gönnte ich mir, ansonsten brauchte ich an dem Tag nichts mehr.
Ich unterhielt mich noch mit einem Bekannten, der ebenfalls am Metrogroup-Marathon teilnahm und schon 3 Marathon hinter sich hat. Er riet mir dazu, an Sonnencreme zu denken und jeden Schatten mitzunehmen den ich finden kann.

Gegen 22 Uhr hatte ich dann meine Kurze ins Bett gebracht, Manu kam erst später vom Grillen und in aller Ruhe packte ich noch meinen Kleiderbeutel. Nachdem auch die Hunde noch mal raus waren ging ich zu Bett und war auch bald eingeschlafen.

Gegen 5.55 Uhr klingelte der Wecker. Mit dem Aufstehen ließ ich mir Zeit, warum auch nicht? Mit José hatte ich mich für 7.50 Uhr vereinbart. Ich zog die bereitgelegten Laufklamotten an, die Startnummer hatte ich bereits befestigt, der Chip war am Schuh. Gemütlich frühstückte ich 2 Scheiben Weißbrot mit Käse und einen Cappuccino. Noch immer war ich die Ruhe selbst. Ich hatte sogar noch Zeit mit den Hunden rauszugehen und machte mich dann um 7.45 Uhr auf zu José. Seine Frau brachte uns dann noch zum Hauptbahnhof, da wohl die ganze Stadt schon gesperrt war. Mit der U-Bahn fuhren wir dann Richtung Burgplatz um unsere Kleiderbeutel abzugeben. Alles lief einwandfrei und wir begaben uns Richtung Rheinterrasse, wo auch der Start erfolgen sollte. Dort angekommen traf ich auch schon die anderen vom Team Tibet, für das ich an den Start ging. Nach einem kurzen Smalltalk gingen wir uns erleichtern und dann aufwärmen. Die Startblocks waren durch Fahnen farblich gekennzeichnet und wir schauten uns erstmal ganz vorne um, aber von den Spitzenläufern war noch keiner zu sehen. Und so gingen wir dann in den schwarzen Block. José, der seinen letzten Marathon in Berlin vor rund 4 Jahren mit 3.45 Std. beendet hatte, hatte ja den schwarzen Punkt auf seiner Startnummer und wir wollten ja auch zusammen laufen. Ich sah dann aber auch, dass andere Teilnehmer das genauso handhabten, also war das auch für mich ok.

Das Feld füllte sich und ich schaute auf den Zehenspitzen mal nach vorne und hinten. Unglaublich viele Menschen standen da in Laufbekleidung. Etwa 4.000 Teilnehmer waren alleine für den Marathon angemeldet. Weitere 5.600 Teilnehmer verteilten sich auf 1.400 Staffeln. Diese jedoch wurden erst 20 Minuten nach uns auf die Reise geschickt.

Langsam ging es auf 9.30 Uhr zu, der Puls war bei rund 80 Schlägen, nervös war ich noch immer nicht. Ein riesig großer Luftballon wurde über das Starterfeld geworfen und immer weitergeschossen. 9.31 Uhr, 9.32 Uhr. Plötzlich ging es los, den Startschuss hatte ich überhört. Viel schneller noch als beim Halbmarathon vor 3 Wochen hatte ich Platz zum Laufen. Wir überliefen nebeneinander unter dem aufgeblasenen Startbogen die Startmatte und ich startete die Stopuhr. Rechts und links, überall Zuschauer, die schon hier die Stimmung anheizten. Mir wurde bewusst was ich gerade machte: Ich begann meinen ersten MARATHON! Ich war den (Freuden-)Tränen nahe, die Emotionen rissen mich mit. Ich versuchte mich wieder einzufangen und lief weiter. Nach 200 Metern sagte ich zu José „Hey, nur noch 42 km!“ und freute mich. Schnell war km 1 erreicht, ich nahm die erste Zwischenzeit: 5.43 min. Perfekt! Das Feld blieb weiter recht eng zusammen, der eine oder andere wurde überholt, der eine oder andere überholte uns. Km 2 die nächste Zwischenzeit: 5.36 min. Auch im Rahmen. Wir liefen schön gemütlich, aber: Der Puls war, wie schon beim HM rel. hoch, knapp über 150 Schlägen. Ich dachte mir, dass das sicher daher kommt, dass viele andere auch mit Pulsuhr laufen und dass die Anzeige deshalb etwas verfälscht ist. Bei km 4 sank der Puls dann auch kurzfristig auf unter 150 Schläge. Nachdem es aber bei km 5 das erste Mal etwas zu trinken gab, war er wieder oben. Zeiten: 5.32, 5.40, 5.40 min. Alles perfekt. Nicht weit vor uns der 4:00 Std. Ballonläufer. Wir schlossen uns an und liefen hinterher. Bei etwa km 6 eine Zuschauerin am Rand mit einem großen Schild „Nur für Uli trage ich heute den ganzen Tag dieses blöde Schild durch die Gegend“ Ich grinste und lief weiter. Kurz nach km 8 war dann der erste Staffelwechsel und viel Publikum, das die Stimmung anheizte. Noch immer liefen wir hinter dem 4:00 Std.-Ballon, aber es war etwas nervig, da nicht nur wir die Idee hatten und sich eine Traube an Läufern bildete, die sich teils gegenseitig beim Laufen behinderten. Auf der Oberkasseler Brücke, kurz vor km 9 setzte José zum überholen an und gaaaanz langsam setzten wir uns nach vorne ab. Wir fühlten uns wohl und wollten nur ein paar Meter vor dem Ballonläufer laufen, damit wir Platz hatten. Beim überholen trat ich auf eine dumm rumliegende halb platt getretene Plastikflasche und erschrak. Ein umgeknickter Fuß war das letzte was ich mir jetzt wünschte. Ich hatte aber Glück. In der Verlängerung der Brücke ging es weiter auf der Luegallee. Dort war Stimmung pur. Etliche 1000 Zuschauer säumten den Straßenrand. Auf der anderen Straßenseite kam uns der Spitzenpulk, ganz in schwarz, entgegen. Hatten die ein Tempo! WOW! Die hatten zu dem Zeitpunkt etwa 18,5 km hinter sich. Dahinter kam aber sehr lange erstmal gar nichts.


Wir liefen weiter und kamen auf die Hansaallee, dort war nix los und wir liefen weiter Richtung Seestern. Die Zuschauer wurden wieder mehr und die Stimmung gut. Noch immer liefen wir völlig problemlos im Bereich um 5.40 min oder knapp drunter. Der Ballon war etwa 100 Meter hinter uns. Dann ein leichter Anstieg und neben der Theodor-Heuss-Brücke bergab, am Kaiser-Friedrich-Ring dann wieder Superstimmung, unter der Oberkasseler Brücke durch auf die Düsseldorfer Straße. Alles im grünen Bereich. Kurzzeitig spürte ich mal ein leichtes Stechen im Brustbereich, dass sich aber genauso schnell wieder legte. Nun ging es für uns auf km 19 zu, Oberkasseler Brücke rauf, über den Rhein und wieder runter. Der Puls stieg etwas, aber nicht dramatisch, wir fühlten uns weiter sehr wohl. Über einen großen Bogen ging es nun auf die Jägerhofstraße, dort kamen uns die ersten Läuferinnen entgegen und an der Straßenecke standen die Jungs und Mädels vom Team Tibet! Ich wurde gut angefeuert und lief weiter. 100 Meter weiter warteten dann Manu, meine Kurze, und Josés Familie auf uns.

Wir begrüßten uns und liefen auf das Halbmarathon-Tor zu, das wir bei 1.58.07 Std. passierten.
Perfekt! Es ging uns gut und wir hatten bis dahin nicht im Entferntesten eine Ahnung was uns in diesem Marathon noch bevorstehen würde...

Langsam spürten wir aber die Hitze. Gott sei Dank haben wir von Anfang an bei jeder Gelegenheit unsere Wasser- und Bananenvorräte aufgefüllt. Bei etwa km 22 war schon von weitem etwas absolut geiles zu sehen: Eine Läuferdusche! Ich setzte mein weißes Cappy ab und erfrischte mich laufend unter dem Wasserstrahl! DAS tat gut! Weiter ging es. Noch immer ohne Probleme. Einen halben km später lief José Richtung Gebüsch und gab mir zu verstehen, dass ich weiterlaufen solle und er gleich nachkommt. Das war das letzte Mal, dass ich ihn sah...

Den nächsten km lief ich langsamer als zuvor, damit er mich einholen konnte. Aber er kam nicht. Ich drehte mich um, aber ich sah ihn nicht. Ich lief weiter. Km 23, km 24, km 25. Alles im grünen Bereich. Plus/Minus 5.40er Zeiten. Aber es wurde wärmer. Km 25,5. Meine Beine beschwerten sich. Nanu? Was ist DAS? Ich lief etwas langsamer und sah mich 1 Minute später um. UFF! Unglaublich, der 4:00-Ballon war fast unmittelbar hinter mir. Egal, dachte ich mir, bleib einfach dahinter. Die Traube lief im Honigtempo an mir vorbei. Der Ballonläufer erklärte seinen Schützlingen, dass wir gleich auf die Fritz-Wüst-Straße kommen, die Aluminium-Meile. Party bis der Arzt kommt. Man solle sich nicht zu sehr anheizen lassen und hinter ihm bleiben, damit die pace nicht steigen. Ich hielt mich auch dran, aber ich konnte auch nicht anders. Die Beine wurden schwer, der Puls stieg, ich setzte den ganzen Fuß auf. Normal laufe ich mehr auf dem Vorderfuß. Einen km hielt ich das Tempo, dann fiel ich langsam zurück. Meine pace stiegen. 5.48, 5.55 min. Der Ballon war bereits gut 30 Meter vor mir. An der Ecke Grafenberger Allee / Lindemannstraße konnte ich nicht mehr. Fast genau bei km 29. Luft war da, aber die Beine wurden so schwer. Ich musste gehen, es ging nicht anders, sonst würde ich die letzten 13 km nicht mehr überstehen. Langsam sank der Puls etwas, aber nur minimal. Von hinten kam ein Läufer vorbei: „Free Tibet!!! Lauf weiter!“ und ich lief wieder! José war trotz des Gehens nicht wieder aufgetaucht. Ich vermutete, dass er Probleme mit seinem Fuß bekommen hatte. Ich sollte Recht behalten...
Km 30, km 31, den Wehrhahn hoch, der Puls stieg, aber ich lief. Rechts ab in die Adlerstraße, ich musste erneut gehen. Nicht nur ich. Überall waren gehende Läufer. Dann raffte ich mich wieder auf, und lief. Km 32, Jägerhofstraße. Ich lief an unseren Familien vorbei, die mich übersehen hatten und rief laut „Hallo“. Völlig überrascht machte Manu ein Bild von hinten und ich erklärte das José Pipi machen war und eigentlich auch gleich kommen müsse. Dann war ich schon vorbei.

An der nächsten Ecke wieder Motivation vom Team Tibet. Ich fühlte mich schrecklich. Noch 10 km. Lächerlich, das ist eine kleine Trainingseinheit. Die Selbstmotivation brachte nix. Ich musste wieder gehen. 50 Meter, 100 Meter. Laufen. Die 4 Stunden hatte ich längst abgehakt. Der Ballon war schon lange nicht mehr zu sehen. Ich lief wieder. km 35, Noch einmal 5.40 min. Ein letztes aufbäumen. Dann wieder gehen. Über 8.00 min auf 1 km. Ich konnte nicht mehr richtig abrollen, jeder Schritt ging in den Rücken. Er schmerzte. Stehen bleiben, kurz ausdehnen, weiterlaufen, km 36. Eine Samba-Tanzband. Stehen bleiben? Gucken? Neeee! Weiter! Ich lief, ich ging, ich lief. Olavs Zeit von damals konnte ich noch immer unterbieten (4.15 Std.). Also: Lauf, Martin! Lauf! Jetzt klappte es wieder. Ich lief. Nicht schnell, aber ich lief. Es war heiß. Nur alle 2,5 km gab es was zu trinken. Alle 100 Meter wäre es mir lieber gewesen.

Km 39, Haroldstraße. Die Läufer, die die Kö hinter sich gebracht hatten und den letzten halben km vor sich hatten, kamen mir entgegen. Mit dabei: Der 4:00-Std.-Ballon. Deprimierend. Schnell unter dem Band durch? Nein, das wäre Selbstbetrug und außerdem gibt’s bestimmt hinten auf der Kö noch eine Messmatte. Dann wieder Stimmung pur. Aus einem Lautsprecher tönte „Nur noch 3 km, Hier wird gelaufen, nicht gegangen! Ihr seht noch gut aus! Lächeln, ihr werdet fotografiert!“
Ich lächelte und lief. Dann ging es endlich auf die Kö. Noch einmal musste ich gehen, nahm mir ein Wasser, eine Cola und eine Banane. Die spuckte ich aber wieder aus. Ich bekam sie einfach nicht mehr runter. Kurz vor km 40 setzte ich dann an zum letzten laufen. Ich schwor mir: Ab hier läufst du bis ins Ziel. EGAL,WIE! Und ich lief. Alles tat weh, der Puls stand auf über 175 Schlägen. Ich nahm alle Kraft zusammen und lief. Haroldstraße. Jetzt kamen MIR Läufer entgegen, die froh wären dort zu sein, wo ich war. Km 41 und weiter. Ich lief. Gleich geht es ums letzte Eck. Dort sollte und wollte ich vom Team Tibet eine kleine Tibetflagge mitnehmen um damit durchs Ziel zu laufen. Aber irgendwie schnallte das grad keiner von denen, die waren mit irgendwas beschäftigt und ich lief ohne Flagge weiter. Nun ging es ums letzte Eck. Ich wollte einen Endspurt einlegen und zog das Tempo etwas an. Dann sah ich wie weit das Ziel entfernt war. Optisch mindestens 5 km... ich drosselte die Geschwindigkeit noch mal für 150 Meter. Doch dann gab ich Gas, ich wurde schneller und schneller, überholte noch einige Läuferinnen und Läufer, sah aus dem Augenwinkel einen Zielfotografen als es schon klick machte. Dann lief ich durch das Zieltor über die Matte. Ich stoppte die Uhr und ging weiter.

Ich bekam eine Medaille in die Hand gedrückt. Ich war völlig emotionslos. Ich wusste nur eins: JETZT brauchst du nicht mehr laufen. Ich wollte nur eins. Mich hinsetzen. Aber es gab nichts zum sitzen. Ich ging weiter, völlig leer im Kopf. Ich nahm mir einen Becher Wasser und ging noch weiter. Dann ein Tisch. Ich setze mich drauf, mir wurde fleu und es drohte mir schwarz vor Augen zu werden. Ich versuchte ruhig zu Atmen, der Puls war 5 Minuten nach dem Zieldurchlauf noch immer auf 165 Schlägen. Ein Blick auf die Uhr: 4.12,26 Std. 10 Minuten blieb ich sitzen. Jemand anderes setzte sich mit offenbar dem selben Problem neben mich. Ich gab ihm ein Wasser, das er dankbar annahm. Ein Fotograf kam zu mir und fotografierte mein Team-Tibet-Shirt von hinten. Ich drehte mich fürs Foto, wie er es wünschte. Irgendwann stand ich auf und ging weiter. Der Nachzielbereich war mindestens 2 km weiter. Jedenfalls kam es mir so vor. Endlich oben angekommen, der Puls war noch immer auf 140 Schlägen, holte ich mir erstmal 2 Halb-Liter-Becher Erdinger Alkoholfrei und setzte mich im schattenspendenden Zelt auf eine Bierbank: „Uuuuaaaah“. Kurz drauf setzte sich ein Läufer des RP-Teams (Rheinische Post) neben mich „Uuuuaaah“, ich grinste und sagte ihm, dass es mir grad genauso ging. Er: „Wart ab, bis du wieder aufstehen musst“ und lachte. Mein Grinsen verschwand... Wir unterhielten uns und er erklärte mir dass das RP-Team mit einem Profitrainer trainiert hat incl. Laktattests usw. Der Trainer hat ihnen vorweg gesagt, dass sie ihre Zielzeit plus 10-15 Minuten für den heutigen Tag mit den zu erwartenden Temperaturen rechnen sollten. Es kam bei Ihnen genau hin. Ein anderer Läufer drückte mir 2 Schokoriegel in die Hand, die er nicht mehr brauchte. 20 Minuten später stand ich auf und holte mir eine Cola und einen Berliner. Wieder setzte ich mich. Nach 45 Minuten sank der Puls erstmals wieder auf unter 100 Schläge. Von José noch immer keine Spur. Ich holte meinen Kleidersack ab. Josés Beutel war schon weg. Mittlerweile war ich schon über 1 Stunde im Ziel. Ich schaltete das Handy an und rief Manuela an. Sie gratulierte mir, erklärte mir dass sie seeeehr stolz sei und dass sie irgendwo auf dem Burgplatz wären. Ich erklärte, dass ich noch etwas Zeit brauchen werde und notfalls mit der Straßenbahn nach Hause fahre. „Kein Problem, tu Dir die Ruhe an.“

Ich ging zum Massagezelt und ließ mir die Beine massieren. Das tat gut. Langsam ging es mir wieder besser und ich holte mir mein Finisher-T-Shirt. Dann verließ ich den Nachzielbereich. Die Mädels waren zwischenzeitlich nach Hause gefahren. Keiner wusste wo José steckt. Er hatte weder Hausschlüssel noch Handy dabei.

Ich traf mich mit den anderen vom Team Tibet, die es geschafft hatten mit 3 Staffeln gleichzeitig eine große Tibet-Flagge vom Start bis ins Ziel zu tragen, in 4.18 min! Auch sie hatten viel Zuspruch rund um die Strecke bekommen.

Und nun war es so weit: Dank einer Wette, dass ich nicht unter 4.15 Std. laufe, die ich mit 4.12 Std. gewonnen hatte, bekam ich mein erstes Altbier seit Rosenmontag ausgegeben. Seitdem hatte ich nämlich keinen Tropfen Alkohol getrunken. Sicher die längste Zeit ohne Alkohol in den letzten 25 Jahren. Langsam lief es den Hals herunter und löschte meinen schon wieder vorhandenen Durst. Hunger? Fehlanzeige. Wir setzten uns noch zusammen und ließen alles Revue passieren. Ich war müde. Hundemüde, aber glücklich. Jetzt war ich ein Marathonläufer. Ein echter Marathonläufer. Wie stand es unterwegs noch auf einem Schild? „Einen Marathon beenden ist wie ein Stück Unsterblichkeit erlangen!“ Mein Respekt vor allen Marathonis und vor allem den schnellen Läufern war gewaltig gestiegen. Aber auch ich hatte es geschafft. 42,195 km, quer durch meine Heimatstadt. Ich war stolz, sehr stolz.

Ich bekam eine sms von einem Bekannten, der letztes Jahr seinen ersten Marathon gelaufen war: „Ich gratuliere Dir ganz herzlich. Tolle Einstandszeit. 4.12.26 Std. ist offiziell! Platz 1.499, AK Platz 365. Super! Wir sehen uns in Berlin“. Ich grinste und freute mich.

Platz 1.499?? Waren nicht 4.000 Läufer gesamt gestartet? Es gab ja viele Ausfälle, aber so viele? Tatsächlich kamen nur 2.756 Läufer ins Ziel. Und 3.800 waren gestartet. Viele hatten ob der Hitze abgebrochen oder aufgeben müssen.

Irgendwann ging ich dann zur Straßenbahn, die aber wegen des Marathons umgeleitet war. Ich ging 2 Haltestellen zu Fuß. 1 km außerhalb der Marathonzone war nichts mehr zu sehen von diesem Event. Dort hatte die Normalität bereits wieder Einzug gehalten. Glücklich setzte ich mich in die Bahn und fuhr nach Hause. Mit José hatte ich auch telefoniert. Er musste wegen seines Fußes bei km 32 abbrechen. Der Fuß war dick geschwollen. Nun saß er in einer Kneipe und trank sich seine Depression weg. Ich konnte leider nicht zu ihm.

Zu Hause hatte Manu ein leckeres Essen zubereitet und mein Hunger kam zurück. Ich entdeckte eine Blase an meinem Fuß. Sonst hatte ich nichts abbekommen. Kaputt und ko ging ich früh zu Bett und konnte gut schlafen.

Am nächsten Morgen kam ich einigermaßen gut aus dem Bett. Es schmerzten die Hüften und die Oberschenkel, aber kein Muskelkater. Super! Jetzt erst mal auf die Waage: 81,6 kg. Silvester waren es 86,7 kg. Ich ließ den Tag ruhig angehen und tat den ganzen Tag: Nichts, ein bisschen surfen und den Bericht beginnen.

Heute, am 2. Tag nach meinem 1. Marathon fühle ich mich schon wieder besser, Treppensteigen geht, gearbeitet habe ich auch schon wieder ein wenig.
Jetzt stellt Ihr sicher die Frage: „War das Dein einziger Marathon oder tust du dir das noch mal an?“
Meine Antwort: „Den Leihchip, den habe ich behalten!“


Facts:

- Seit Silvester habe ich 760 km trainiert, seit der Entscheidung zum Marathon Ende November vielleicht noch mal 80 km mehr

- Der Durchschnittspuls lag laut Uhr bei 169 Schlägen, Spitze etwa 185 Schläge

- 3874 Kalorien habe ich laut Uhr beim Marathon verbraucht

- Fast 60.000 Kalorien seit Silvester

- Die Zahl von 400.000 Zuschauern des Veranstalters waren mit Sicherheit geschönt

- Die Stimmung an der Stecke war trotzdem sehr gut und das Volk hat einen gut motiviert weiterzumachen

- Ich habe mindestens 10x Kinderhände abgeklatscht.

- Die Schilder der Zuschauer rund um die Stecke waren amüsant und aufmunternd.

- Ob superschnelle, mittlere oder langsamere Läufer: Verdammt viele hatten eine deutlich schlechtere 2. Marathonhälfte gegenüber der Ersten.


Ich bedanke mich bei allen, die mir geholfen haben, das Ziel des Marathonfinishs zu erreichen, allen voran meiner Frau Manuela, die mir die Zeit zur Verfügung stellte und mich auch trainieren schickte, wenn die Lust mal nicht so da war, José, der überhaupt daran schuld ist, dass ich einen Marathon laufen wollte und mich bei zahlreichen Läufen begleitet hat, beim Marathonforum.com für die vielen Tipps und bei allen Gratulanten, die sich seit vorgestern bei mir gemeldet haben und sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt haben.

Ich sage ganz laut:

DANKE!!!


Gruß, Martin, Marathonläufer!






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