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Bericht

Name des Laufes:Maratona di Roma
mehr zum Lauf: VID6990
Datum des Laufes:16.3.2008 (Sun)
Ort:Rom
Plz:I
Homepage:www.maratonadiroma.it
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt, teils holpriges römisches Pflaster
Profil:flach
Wetter:10 bis 15 °C, bewölkt, windig
Teilnehmer:10.511 finisher
Name des Berichtenden: tigertiger LID3480
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Bericht vom 31.3.2008 (Mon)
Maratona della Cittá di Roma 2008

Ruhige, gelassene Atmosphäre in der Aufwärmzone der Via di San Gregorio, morgends gegen 7. Schön, so früh da zu sein. Milder Frühlingsmorgen, bewölkt, so 10°C. Langsam beginnt es zu wuseln, die Straße füllt sich mit Leben. Um 8 Treff mit meinem Trainingspartner C. am Arco di Costantino. Kurzes Fachsimpeln, gemeinsames Pinkeln, nochmal Abklatschen, um 8:20 ab in den Startblock.

So unsicher wie heute war ich noch nie vor einem Lauf. Hält die Wade, die während der Vorbereitung verletzt war ? Wie wirkt sich die Erkältung aus, die noch in den Gliedern steckt ? Bin ja am Freitag mit leichtem Fieber in Rom angekommen, gestern noch Druck in der Stirnhöhle und Schädelbrummen. So, wer sich sicher ist, dass er an dieser Stelle, 2 Tage vor dem Start, den Lauf gekickt hätte, der darf jetzt schimpfen.

Die Stimmung reißt mich mit, berauschend der Start zwischen Forum Romanum und den Kaiserforen, das Kollosseum im Rücken. Gänsehaut und Tränen.. Über die Piazza Venezia runter zum Teatro die Marcello, der erste km ist nach 5:10 rum. Weiter neben dem Palatin am Circo Massimo entlang, und die Via Ostiense nach Süden. Ich finde meinen Rhythmus, gebe ein bissle Gas, die im Startgedränge verlorene Zeit aufholen. Nach 4 km stimmt der Schnitt, 4:50/km. Hab mir vorgenommen, auf 3:25 Std zu starten, und dann zu schauen, wie ich klarkomme. Jetzt überholen wir einige Rückwärtsläufer, die sind 5 min vor dem Feld gestartet. Bei jedem ein Wort der Bewunderung und des Staunens, auch bei einem Barfußläufer. 1960 hat Abebe Bikila in dieser Stadt barfuß den olympischen Marathon gewonnen.

Hinter km 7, schon über dem Tiber wieder nordwärts durch Trastevere, ziehe ich an den 3:30-Schrittmachern vorbei. Manno, die sind viel zu schnell unterwegs. Sauge die Atmosphäre auf, konzentriert auf das Läuferfeld, die Umgebung verschwimmt. Eine Schwedin begrüßt begeistert einen Landsmann, entlang des evangelischen Friedhofs im Testaccio, meinem Lieblingsviertel, schon wieder links des Tiber. Vor mir ein Peruaner.

Bis hinter km 15 den Tiber lang nach Norden, lass mich treiben in der Masse, schön gleichmäßig. Der Vatikan wird dieses Jahr nicht gestreift. Will der Papst am Palmsonntag seine Ruhe ? Piazza Cavour bei km 16, rein in das Bürgerviertel des beginnenden 20.Jahrhunderts, Prati. Ein Läuferpaar überholt mich, auffällig gekleidet im Partnerlook. Die wähl ich mir als Schrittmacher, schön, das Muskelspiel ihrer schlanken, durchtrainierten Beine zu beobachten. Lass mich ziehen, knapp unter 4:50/min. Das fühlt sich jetzt doch ungewohnt anstrengend an, mir wird etwas mulmig. Normal laufe ich dieses Tempo auf HM-Distanz locker durch, die Erkältung scheint Tribut zu fordern. Immerhin, die Zeit passt, HM nach 1:41:58 neben dem Gelände der Olympiade 1960.

Beifall von Zuschauern wie von den Läufern, als wir Richard Whithead passieren, der mit Prothesen an beiden Beinen mit 3:39:00 eine neue Bestzeit laufen wird. Nach 24 km eine Rampe hoch auf eine Schnellstraßenbrücke über den Tiber. Mir gelingt das Kunststück, im vollen Lauf ein BurgerKing-Salzpäckle aufzureißen und von der Handfläche zu schlecken, meine Schrittmacher immer im Blick. Hinter der Verpflegung ziehen sie das Tempo an, oder werde ich langsamer ? Lasse sie ziehen. Die mühsame Reise zurück ins Zentrum beginnt, die Beine werden müde, das Tempo lässt sich nicht halten. Macht nix, immer noch um die 5 min/km, Zielzeit sub 3:30 müsste gesichert sein. Hinter km 34 rein in die Altstadt, über die Piazza Navona., toll.
Meine Angststrecke, die ewige Gerade der Via del Corso, bestehe ich bestens mit fremder Hilfe: Beim km 35, am Largo di Torre Argentino, als die Beine anfangen zu schmerzen, denke ich an Bienchen, und dass sie sicher schieben hilft. Die nächsten 2,5 km renne ich dann mit ´nem Tempo von 4:29/km die Via del Corso lang . Dank Biene an der Piazza del Popolo bei km 37,5 km wieder voll auf Kurs 3:25 Std.

Und dann ... jeder Schritt wird zur Qual. Keine muskulären Probleme, die Beine machen mit, nur der Körper will nicht mehr. Spanische Treppe, km 38, nur noch 4,2 km, meine Hausstrecke aus der Anfangszeit der Läuferkarriere, das muss doch zu machen sein. Inzwischen so heißgelaufen, würd mich am liebsten in den Trevi-Brunnen stürzen, rechts unter uns. Der enge, holprige Anstieg dahinter, der Kopf sagt „weiter“, der Körper bleibt stehen. Gehpause. Kreislauf und Atmung völlig im Eimer. Der erste 3:30-Hase zieht vorbei, voller Wut lauf ich wieder los, runter zur Piazza Venezia. Dranbleiben. Dann doch wieder stehen bleiben, hinter km 39. Was für ein Durst. Frage die Zuschauer, wo es hier Wasser gibt. Eine junge Frau reicht mir eine Flasche. Die Hälfte kippe ich runter, die andere Hälfte übern Kopf. Nur noch ankommen. Die nächste Gehpause, ein Streckenposten klopft mir auf die Schulter: „bist tapfer, das schaffst Du“, ´ne hübsche Römerin. Die letzten 500 m wieder ganz locker, warum bin ich nicht einfach durchgelaufen ? 3:39:08.

Ist lang geworden, der Bericht. Ist auch viel passiert, und eine ganz neue Erfahrung. Trotzdem, hab den Lauf genossen, und bin zufrieden, angesichts der Umstände. Und weiß jetzt, dass ich unter 3:30 laufen kann, wenn ich wirklich fit bin. Weiß aber nicht, ob ich das noch mal will, dieses Tempobolzen auf Asphalt.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=2151


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