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Bericht

Name des Laufes:24. Winterserie Köln Porz 3. Lauf
mehr zum Lauf: VID6870
Datum des Laufes:24.2.2008 (Sun)
Ort:Köln
Plz:D5
Homepage:http://www.helmuturbach.de/winterserie.html
Strecken:5k, 10k, HM
Beschaffenheit:Waldboden, Schotter, Asphalt
Profil:flach
Wetter:10°C, trocken, leichter Wind
Teilnehmer:167 (5km), 196 (10km), 331 (HM)
Name des Berichtenden: redcap LID4543
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Bericht vom 28.2.2008 (Thu)
Ich steh am Auto, keine zwanzig Minuten mehr bis zum Start. Warmlaufen? Hmm, wär gar nicht so schlecht. Auf's Klo? Oh, ja, auch wichtig, naja, wichtiger irgendwie.
Schauplatz Köln Porz auf dem Parkplatz Hirschgraben. Die nächsten Toiletten sind ein paar Minütchen mit dem Auto und knapp zehn Minuten laufend entfernt. Alles irgendwie knapp.
Da denke ich mir, ach was, wird schon irgendwie gehen. Nö, aufgeregt bin ich nicht wirklich. Ein wenig trotzig, daß meine seit Mitte der Woche leicht angeschwollene und am Mittwoch sogar leicht schmerzende linke Achillessehne zu halten habe. Deshalb will ich auch gar nicht mehr als einigermaßen zügig, vielleicht Marathontempo - ja Marathontempo wär ne gute Einheit - laufen. Und laufen wollte ich heute eh so zehn, zwanzig Kilometer, ob nu was schneller oder langsamer, das sollte die Sehne auch nicht so jucken.
Um dieses etwas Spielraum zur Regeneration zu geben, hab ich mehr als ich dieser geplanten Entlastungswoche vor hatte rausgenommen. Hab zwar gestern mit ner Stunde zehn Laufen und anderthalb Stunden Rollefahren mehr gemacht, als für die Superfrische das Optimum wäre, aber insgesamt fühle ich mich recht erholt. Das Rolle Fahren als umgehende Reaktion, um für die Sehne möglichst stark die Laufumfänge zu beschränken, hat meinen Beinen doch aufgezeigt, wie ungewohnt die Treterei mit jeder Woche Nichttreten geworden ist. Aber jetzt geht auch das wieder besser, hab nichtmehr diese Verspannheit und Schwere in den Oberschenkeln, nö, eigentlich bin ich ganz frisch.
Ja, wenn da nicht die Sehne wäre. Wie ein Irrer über die Strecke prügeln will ich nicht. Bloß nix riskieren.

Aber zunächst nicht riskieren, daß der Start ohne mich stattfindet, schnell ein abgeschiedenes Plätzchen suchen. Ich laufe recht vorsichtig umher (muß :-o), und nach kurzem Gesäßbelüften eile ich schnell zum Auto zurück, trink nochmal schnell nen großen Schluck Zuckerzeugs, und dann noch schneller Richtung Start. Na, Einlaufen funktioniert anders. Aber egal.

Nach dem Startschuß und ein wenig Sortiererei geht es viermal auf einen fünf Kilometer Rundkurs; soweit recht flach, das meiste Waldboden und Schotter, ein guter Kilometer am Stück Asphalt, einige rechtwinklige Kurven, ein paar enge Stellen. Aber insgesamt ein schneller Kurs.
Und ich will heute wirklich locker machen. Aber ich fühle mich sogar locker, finde mich dennoch nach ein paar Minuten nach Startschuß in der Spitzengruppe wieder, vier Mann stark, die Lücke nach hinten wird mit der Zeit kontinuierlich immer größer werden.
Wie schnell wir laufen? Keine Ahnung, gibt keine Kilometerschilder. Mein Puls sagt mir, alles im grünen Bereich, bin etwas schneller als MRT unterwegs. Ja, so deute ich zumindest den Pulswert vor dem Hintergrund meines Belastungsgefühls.
Der eine Läufer in der Gruppe wirkt nicht ganz so flüssig, man merkt, er muß arbeiten, um das Tempo zu halten, schnauft mir schon von Anfang an ein wenig zu stark. Er wird dann auch nach etwa der Streckenhälfte abreißen lassen. Die anderen beiden wirken sehr kontrolliert. Ist auch kein Wunder, der eine ist der Dauersieger der Winterserie Norbert Schneider, und der andere, den hab ich letztes Jahr in Monschau getroffen. Da lief der ein so einsames Rennen, knallte auf dem schwierigen Landschaftskurs ne 2:37 hin. Oh Schreck, wo bin ich da jetzt reingeraten? Den dritten kenne ich ja nicht, aber die anderen beiden sind so dermaßen schneller als ich. Aber irgendwie auch eine geile Sache von ihrer Tempoarbeit zu profitieren. Andre gibt beständig die Pace vor. Blöd nur, daß er mit seiner Körpergröße mir nicht wirklich einen Windschatten bieten kann.
Die erste Runde verläuft für mich schon ziemlich überraschend. Wir laufen halt so daher. Bei jeder unebenen oder engen Stelle, an jeder engen Kurve wird mir dann aber bewußt, wie zügig wir laufen, das der von mir gefühlte Puffer zum richtig anstrengenden Tempo deutlich geringer ist, als es sich anfühlt; ich muß mich hier zusammenreißen, nicht den Anschluß zu verlieren, oder gleich sogar ein paar Meter Lücke zulaufen. Alles, was von flach, asphaltiert und geradeaus abweicht, das bringt mich aus dem Schritt, nein, das bekommt mir nicht. Aber sonst, alles klar! ;-)
Auf der Runde ist so ein vielleicht zwanzig Meter langes crossiges Stück, wir laufen zu viert hintereinander hinein, plötzlich sehe ich die drei anderen erst neben mir, dann vor mir; während ich möglichst früh wieder auf den Radweg eingebogen bin, bleiben sie noch ein Stück auf dem Trampelpfad und laufen so ein paar Meter kürzer als ich - man lernt nie aus.
Ich schließe allerdings ohne Bedrängnis wieder auf. Es läuft einfach gut, mein Schritt ist ruhig und gleichmäßig, ich mein Körper hält dabei genug Spannung. Trotzdem bin ich locker, unverkrampft. Sowas kannte ich bisher nur von den frühen Phasen eines gut verlaufenden Marathons. Ja, so könnte es weitergehen. Drei Mal noch, dann ist das schon wieder vorbei, geht mir so durch den Kopf, als wir als vom Moderator als "da kommen die Favoriten" angekündigt, nach einer Runde am Ziel vorbeilaufen, durch einen Pulk von uns anfeuernden Zuschauern.
Ein Stückchen weiter, scharf rechts, scharf links, und schon ist es wieder ruhig. Unsere Schritte, die Atemgeräusche, ja und der leichte Wind, der uns entgegenzieht. Die zwei "Favoriten" sind ziemlich konzentriert. Andre läuft weiter fleißig vorne weg, Norbert läuft mal hinter mir, häufig vor mir. Ich denk mir, den zweien sollte klar sein, daß ich eh keine Schnitte hab gegen sie. Aber kurz weitergedacht, warum sollten sie das wissen, ich dürfte ihnen recht unbekannt sein.
Naja, meine Neigung gerne mal die krampfige Spannung eines Wettkampfes durch ein paar Worte zu wechseln, könnte ihnen angesagt haben: "oh, der ist noch frisch" oder "oh, was ne Tröte, soll mal lieber seine Körner sparen, die wird er noch bitter nötig haben".
Aber mal ehrlich, der Wettkampf selbst hat immer was mit Leiden zu tun, warum dann zusätzlich immer noch bierernst?
Außerdem: haben die applaudierenden Zuschauer an der Strecke nicht auch mehr verdient, als schweigend, konsumiert zu werden. Wenns mir gut geht und ich nicht in einem hyperspeed Tempo unterwegs bin, da kann ich mich doch für ihre Mühen, sich die Beine in den Bauch zu stehen und trotzdem noch gute Laune zu verbreiten, bedanken. Zum Ende des Laufes hin, hab ich dann auch keine Anstalten, und zwar nicht die Geringsten, mehr dazu gemacht.
Angekündigt, das es nicht ewig so locker daher gehen würde - und ich habs mir die ersten beiden Runden so schön ausgemalt, wenns so wäre - hat es sich dann auf ein paar Abschnitten der dritten Runde. Wir kommen recht deutlich in das Feld der zu überrundenen Mitläufer. Dadurch wurden die engen Stellen noch enger, die eckigen Kurven noch eckiger. Ich komme dann nicht mehr so gut durch, muß ständig mehr investieren, um dran zu bleiben, die inzwischen regelmäßigen kleinen Lücken zu schließen.
Aber es geht, ich bleibe dran. Selbst eine kleine etwa ein bis zwei Kilometer lange Tempoverschärfung kann ich noch mitgehen.
Im Kopf hatte ich mir schon ausgemalt, jetzt noch ein letztes Mal gemeinsam am Ziel vorbei zu kommen. Ja, und dann würde es ernst werden, dann könnte ich schauen, wie ich mich schlagen würde, ob noch was drin sei, ob ich meine letzten Kräfte noch geizig verwalten müßte. Na, das letzte Mal bin ich die Runde beim Fünfkilometerlauf der ersten Veranstaltung der Serie gelaufen, das waren damals solche Ekelintensivschmerzen, kaum zu ertragen, ohne einzubrechen, so beißend, so eindringlich. Eigentlich ich das hier beim Halbmarathon recht sanft; das langsam aufkommende Gefühl, nicht schneller zu können, wächst nur aus zunehmender Ermüdung, der Schritt wird etwas schwerer, damit ineffektiver, und damit für die machbare Belastungsintensität zu schnell. Sollte man meinen. Also freuen, daß es kein Fünfer ist, zusammenreißen, weiter locker bleiben und einfach zügig weiterlaufen. Klingt eigentlich ganz simpel.
Ich bin so grad in Gedanken schon in der letzten Runde, es geht auf den letzten halben, dreiviertel Kilometer der dritten Runde. Eben werde ich noch angefeuert, nur dranbleiben zu müssen, und weiter "dran zu ziehen", und dann merke ich plötzlich, schon gar nicht mehr dran zu sein. Verdammt, wieder Tempowechsel. Erst nur ganz leicht. Ich bin inzwischen ausreichend gleichgültig, denke mir, ok, vorsichtig wieder aufschließen, bloß nichts überstürzen, das geht schon, ging bisher auch. Da geht's auch schon durch ein paar winklige Stellen durch und schon hab ich den Anschluß verloren, bin überhaupt kein Stückchen mehr dran. Entweder lege ich jetzt einen regelrechten Zwischensprint hin (na, klaro), oder die anderen werden selbst langsamer (was wohl zu erwarten ist, oder?).
Das werden sie natürlich nicht, sie haben noch mehr drauf. Ich hingegen muß mich konzentrieren, nicht noch mehr zu verlieren. Auf den einfach zu laufenden Abschnitten der letzten Runde gelingt mir das sehr gut, halte den Rückstand konstant. Aber mit jedem zu laufenden Schlenker, mit jedem Stück weichen Bodens verliere ich mehr und mehr den Blick auf die zwei vor mir. Das Rennen wird so langsam mein Rennen. Nur mein Rennen. So wirklich nach reiner Erschöpfung fühlt sich das nicht an, meine Beine sind trotz des gar nicht so horrenden Tempos, dessen Erhalt mir weniger gelingt als mir lieb wäre und ich feststelle spürbar wirklich langsamer zu werden, inzwischen schwer. Schwer vor Intensität, nicht vor Distanz. Wie sagt man, Schwellentempo kann man etwa eine Stunde laufen, ich bin jetzt über der Zeit, aber auch über dem Tempo (also langsamer), aber die Übersäuerung hat mich fest im Griff.
Wäh, nix mehr mit freundlich. Die Überrundeten gehen fleißig auf Seite, weil sie mein Nahen durch mein Schnaufen, durch meine nicht maskierte Anspannung akkustisch angekündigt bekommen. Einige äußern sich mit Bedenken, einige mit Erstauen, Mitgefühl. Aber auch Hohn ist dabei. Ja, ist klar, bevor ein Wettkampf anstrengend wird, laß ich ihn lieber sein. Alles klar, Jungs.
Aber etwa einen Kilometer vor dem Ziel reiße ich mich nochmal kurz zusammen (und das geht immer, egal wie kaputt man ist), und bedanke mich ganz ehrlich und freundlich bei einem Überrundeten, der trotz seiner eigenen Anstrengung, trotz des Wissens, selbst noch sechs Kilometer vor sich zu haben, einen Schlenker macht, um mich vorbeizulassen, um mir möglichst viel Platz zu bereiten, der erkennt, es ist nicht mehr weit für mich, aber gefühlt noch lange hin. Der mir eben das versucht auszureden, mir Mut macht und mich animiert alles zu geben. Ja, das fand ich super nett. Danke.
Und schon bin ich wider mitten im Wald, der trotz der Trockenheit der letzten Tage relativ weiche Boden nagt an mir, der Weg ist Schmal, geht nicht geradeaus, ein bißchen nach links, ein bißchen nach rechts. Es schlängelt sich. Aber langsam ist es mir allzu gegenwärtig, gleich hat es ein Ende. Ja, streng dich an! Gleich kannst du dich ausruhen, alles muß raus. Aber so ein brachial schneller letzter Kilometer, ja überhaupt eine richtige Beschleunigung, das bekomme ich nicht hin. Nein, ich bemühe mich, nur nicht langsamer zu werden. Ein bißchen langsamer, und das Laufen wäre wieder einfach. STOPP, falscher Gedanke. Am Besten gar nicht denken, denken kann ich gleich noch, einfach nur laufen, laufen mit allem was geht, hauptsache ich muß die nächsten Schritte nicht vor Erschöpfung stehen bleiben. Ja, dann kann ich mich von Augenblick zu Augenblick hangeln. Es kann zwar nichtmehr weit sein, aber es hört und hört nicht auf, nicht nahe zu sein. Noch ne Kurve, noch ein Stück.
Aber ein vermehrtes Auftreten der am Wegesrand stehenden Zuschauer leitet die letzten Meter ein, ihre Gesichter sind gezeichnet von der Neugierigen Erwartung des Ausgangs des Rennens, der Klang Helmut Urbachs als (Moderations-)stimme der Winterlaufserie ist immer deutlicher zu vernehmen. Ja, die Sache ist entschieden, ich kann keine wesentliche Zeit mehr verlieren oder gewinnen, im Sog des endlichen Ziels werde ich nochmal schneller, laufe, ohne daß ich wirlich sprinte, so schnell wie es eben geht.
Da komme ich um die letzte Kurve, sehe wie sich der Zielkanal von dem Abzweig zu den bisher gelaufenen Runden abhebt, sehe die Leute die im Ziel für die Zeitmessung zuständig sind. Ja, und ich sehe die Uhr. Oh, fast hätte ich noch einen Blick auf die 1:15 erhaschen können, so sehe ich noch 1:16:02, 03, 04, ... ich will gar nicht wissen, daß es so schnell ist, will nur jetzt ins Ziel. Fertig. Ich stoppe meine Uhr, bleibe stehen. Wow. Ich denke drüber nach. Wow. So schnell. So eine Zeit. Nee, das habe ich jetzt für heute nicht wirklich erwartet. Ja, es würde schnell werden, sonst wäre ich nicht vorne mitgelaufen. 1:16:08 ist meine Endzeit. Aus meinem Trainingstempo der zügigen Einheiten der letzten Wochen zeichnete sich mir ab, daß ein 3:36er Tempo für den Halbmarathon theoretisch maximal möglich sei. Aber das ich es jetzt einfach gelaufen bin. Einfach so.
Viel fehlt nichmal auf eine 1:15er Zeit. Kann ich gar nicht glauben. Aber wenn ich da meinen beiden vor mir platzierten Mitläufer so sehe, da wird es mir ein Stückweit realer. Ich muß einfach meinen Dank an sie loswerden, gehe hin und freue mich, wie prima sie mich gezogen haben. Will dann auch kurz wissen, wer jetzt gewonnen hat. Andre, der die meiste Zeit das Tempo machte, der mir gegenüber auch keinerlei Unwillen äußerte, daß ich soviel hinter ihm lief, mich seines Tempos bediente, ohne ihm etwas zurückzugeben, zeigt auf Norbert. Nein, so frisch wirkte der gar nicht, hat auf den letzten Metern dann Andre noch niedergerungen.
Ich muß ganz schön eingebrochen sein, der schon deutlich distanzierte Läufer hinter mir, ist im Ziel bis auf 19 Sekunden rangekommen, und die beiden vorne haben mir etwa eine Minute abgenommen. Trotzdem habe ich keineswegs das Gefühl, daß die ersten drei der vier Runden zu schnell für mich waren, aber für einen Halbmarathon muß man wahrscheinlich auch genügend richtig in die Säure laufend zu trainieren. Ein bißchen mehr als bloß Schwellentempo.
Ach egal, für meinen geplanten Marathon ist das nicht so wichtig, da ist die Zeit ne geniale Basis.
Und auch ganz wichtig ist, ich geh zurück zum Auto, hol das Eis zum Kühlen raus und lege es meiner Achillessehne auf. Dieses verbeulte Ding hat heut keine Mucken gemacht, hat zuverlässig gehalten, will auch jetzt nicht weh tun oder anschwellen.
Fuß noch (soweit) ganz, und die offizielle HM-Bestzeit um über vier Minuten unterboten. Ja, nach Porz werde ich gerne wiederkommen.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=2136


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