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Bericht

Name des Laufes:Schneeberglauf
mehr zum Lauf: VID190
Datum des Laufes:27.9.2003 (Sat)
Ort:Puchberg am Schneeberg, Niederösterreich
Plz:A
Homepage:http://www.schneeberglauf.at/
Strecken:9,8 km
Beschaffenheit:Asphalt, Forststraße, Wanderweg
Profil:+1250 Hm, -20 Hm
Wetter:wolkig, 20°(Start) bis 10°(Ziel), kein Wind
Teilnehmer:246 (im Ziel)
Name des Berichtenden: wi(e)nfried LID32
Winfried aus

Bericht vom 6.10.2003 (Mon)

7. Internationaler Schneeberglauf

Das Besondere an diesem Lauf ist, dass man hier eine zusätzliche Gegnerin hat, die mit etwas anderen Mitteln kämpft. Sie ist zwar schon alt, und der Veranstalter macht es ihr auch ein wenig schwerer, trotzdem ist sie in den letzten Jahren meistens als Siegerin vor allen anderen weiblichen und männlichen Teilnehmern ins Ziel auf knapp 1800 m gekommen. Sie heißt Waxriegel, ist eine der Dampflokomotiven der Zahnradbahn auf den Schneeberg und Jahrgang 1897, also eine W100.

Der Schneeberg ist der östlichste Zweitausender der Alpen, Puchberg/Schneeberg ist nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt; hier ist sowohl der Ausgangspunkt der Schneebergbahn als auch der Start des Laufs.

In den Tagen vor dem Wettkampf habe ich noch überlegt, ob ich lieber hier oder am Sonntag bei einem HM in Wien (mit WrM) starten soll. Eine allzu große Lust, genau auf Kilometerzeiten schauen zu müssen, habe ich aber nicht gehabt, und am Berg zu laufen ist sowieso schöner als fünf winkelige Runden im Donaupark zu drehen.

Kurz vor elf Uhr komme ich in Puchberg an, die Nachmeldung um EUR 27,- (statt 21,- bei Voranmeldung) ist sofort erledigt, und im Gegensatz zum Vorjahr bekommt man diesmal keine Wetterwarnung; damals hat es im Zielbereich nämlich starken Wind bei -3° und bis zu 20 cm Neuschnee gegeben. Hier im Ort (auf 565 m Seehöhe) hat es jetzt rund 20°, Sonne und Wolken wechseln sich ab; im Ziel (auf 1798 m) wird es sicher auch über 5° haben, also kann man ruhig "ganz kurz" starten, und die Handschuhe werden auch nicht gebraucht.

Der Start ist für 12:30 angesetzt, bis eine halbe Stunde davor kann man Kleidersäcke in die Waggons der Zahnradbahn abgeben, man darf danach also auch "gegen sein Gewand" laufen. Blöderweise habe ich auch meine Wasserflasche mitabgegeben, also begebe ich mich nocheinmal zu den WCs in der Schneeberghalle und benütze dort die Wasserleitung. Irgendwie werde ich mit zunehmender WK-Routine schlampiger, was die Vorbereitung betrifft: in der Früh habe ich außer einem Kaffee auch nicht viel getrunken.

Beim Aufwärmen treffe ich noch auf Mischa, der in drsl manchmal auch etwas schreibt, und Martin aus dem maxfun.at-Forum, der mir auch gleich erzählt, dass heute viele gute Läufer am Start seien, unter anderem der letztjährige Berglaufstaatsmeister Alois Redl und zwei tschechische Läufer.

Nach dem Start darf man eine kleine Schleife durch den Ort und am Bahnhof vorbei laufen, die Zahnradbahn wartet aber nicht dort sondern ein paar hundert Meter weiter nach der Eisenbahnkreuzung mit der Straße. Sie muss darauf warten, bis der letzte Läufer vorbei ist, und darf erst dann "Dampf" geben. Die ersten beiden Kilometer führen an den Puchberger Ortsrand zum Hengstweg. Ab dort verläuft die Laufstrecke annähernd parallel zur Bahntrasse, aber ein Stück oberhalb am Hang.

Hat es im Ort nur ein paar leichte Anstiege gegeben, beginnt kurz vor der "2 km"-Tafel der echte Anstieg (km 1: 3:48, km 2: 4:07), der bis zum Ziel oben nur von zwei oder drei kurzen flachen und einem Bergabstück unterbrochen werden wird, wie ich noch aus dem Vorjahr weiß. Im Gegensatz zu diesem ist mir auch sehr warm, und ich bekomme schon jetzt Durst - ärgerlich. Gelaufen wird auf einer Forststraße, zum Hin- und Herüberholen ist also genug Platz, es ist auch noch nicht allzu steil, erst am vierten Kilometer gehe ich einen kurzen Abschnitt, alle, die ich vor mir sehen kann, laufen durch, sind damit aber auch nicht schneller, Erholung bringt mir das aber keine, und der Puls ist auch schon bei 185 und darüber. (km 3: 5:22, km 4: 7:15)

Auf diesem Abschnitt fährt links unterhalb der Straße die Bahn an mir vorbei, was sich durch entsprechende Dampflokgeräusche schon eine Zeitlang angekündigt hat. Ein Versuch mit ihr mitzuhalten wäre zwecklos, dafür hat man noch einige Zeit den Kohlenrauchgeruch in der Nase. Bald nach km 5 ist die erste Labestation erreicht, ich trinke einen Becher Wasser und ärgere mich dabei noch einmal, dass ich davor nicht genug getrunken habe. (km 5: 6:36, km 6: 7:25)

Weiter geht es immer noch auf einer Forststraße, deren Qualität aber laufend abnimmt, und die spitzen Steine werden immer mehr. Schon um die Schuhe zu schonen, habe ich deshalb keine Wettkampfschuhe angezogen. Irgendwie wird das jetzt schon recht mühsam, der Schweiß tropft über die Nasenspitze, und davon, dass man am Berg in hübscherer Umgebung läuft, hat man auch nicht viel, wenn man nur auf den Boden schaut. (km 7: 7:50)

Bald wird es aber wieder interessanter: Von hinten hat sich ein anderer Läufer an mich herangeschnauft, das können nur noch wenige Meter sein. Jetzt kommt das einzige Bergabstück der Strecke, ungefähr 20 Höhenmeter geht es hinunter. Eigentlich ist das immer noch die Forststraße, aber hier erinnert sie mehr an eine Geröllhalde. Also einfach keine Angst zeigen, einfach laufen lassen, zwischen den spitzen Steinen durchzielen und unten die Gleise der Zahnradbahn überqueren. Die Strecke führt gleich darauf unter der Station Baumgartner vorbei, wo auch eine (kleine) Zuschauergruppe steht. Gleich darauf geht es wieder bergauf, das "8 km"-Schild ist erreicht und das Schnaufen hinter mir ist weg. (km 8: 6:28)

Ein letztes Mal muss man nocheinmal die Bahntrasse überqueren, zwischen zwei Felsbrocken durch und ab dann nur noch gnadenlos bergauf. Zuerst über einen erdigen Abschnitt, dann wieder über steinigere Wege, zeitweise wähle ich statt der Diretissima die Serpentinen, an soetwas wie einen Laufschritt brauche ich hier trotzdem nicht zu denken. Bald darauf wird der Weg so schmal, dass ein Überholen unmöglich ist, prompt meldet sich hinter mir ein Läufer mit dem Wunsch dazu. An dieser Stelle müsste ich allerdings den Hang ein Stück hinaufklettern (oder in den Abgrund springen) um Platz zu machen, also vertröste ich ihn auf später, wo ich dann kurz am Rand stehenbleibe, damit er vorbeikann. Durch den Ärger darüber kann ich ihm anschließend aber gut folgen.
(km 9: 11:56)

Bald darauf kommt man über die Waldgrenze und läuft zwischen Latschen (aka Legföhren) über einen normalen Bergweg - also mit größeren Steinen und dadurch bedingten Stufen - den Schrittrythmus muss man jetzt vor allem an den Boden anpassen. Ich komme mir so langsam wie bei einer normalen Wanderung vor, trotzdem sind die Beine sehr müde und schwer, aber schließlich fehlt nichteinmal mehr ein Kilometer, also gebe nocheinmal etwas Gas und überhole noch drei oder vier Läufer, darunter auch den, der am vorigen Kilometer unbedingt vorbei hat müssen.

Gemeinerweise sind die letzten 400 m alle 100 m ausgeschildert, es fällt mir sehr schwer den Gedanken an *eine* Stadionrunde zu verdrängen. Einer der Überholten bleibt hörbar knapp hinter mir und kommt zeitweise auch wieder näher, also darf ich ja nicht nachlassen. Wenigstens wird es jetzt etwas flacher. Bei der "100 m"-Tafel ist dieser Läufer immer noch zu hören, also muss ich die letzten Höhenmeter noch schön zügig nehmen und dann auf der "Zielgeraden", die hier eine ungemähte trockene Wiese (im Vorjahr bis 20 cm Neuschnee) ist, soetwas Ähnliches wie einen Sprint anziehen, damit der hinter mir nicht auf blöde Ideen kommt. (800 m: 7:47, 9:44/km; Gesamt: 1:08:33, Rang 23 (22. Mensch), 6. M20)

Nach der Ziellinie der beste mir bekannte Zielservice eines Laufs: innerhalb von Sekunden bekommt man eine Decke umgehängt und nach ein paar weiteren wird einem schon der vor dem Start abgegebene Kleidersack in die Hand gedrückt. Im letzten Jahr im Schneetreiben ist das auch dringend nötig gewesen, aber heute kann man sich auch auf der sonnigen Wiese nach dem Ziel auf den Boden fallen lassen. Auweh, bin ich fertig, jetzt spüre ich auch eine leichte Übelkeit, die auch länger nicht vergeht - das kommt vom Zuwenigtrinken, selbst schuld. Einige Minuten nach mir kommt allerdings einer ins Ziel, der sich - die Decke umgewickelt - bäuchlings auf die Wiese fallen lässt und ein paar Minuten so liegen bleibt - manche halten sich anscheinend noch strenger an das Motto von Colin Chapman (Lotus), der meinte, dass das beste Rennauto jenes wäre, das auf der Ziellinie auseinanderbreche.

Gewonnen hat den Lauf Alois Redl (LCC Wien) in 54:30, das ist neuer Streckenrekord und auch um 1:28 schneller als die Zahnradbahn, die Gesamtzweite wird; bei den Menschen folgen auf den Plätzen Radomir Soukup und Roman Skalsky (beide CZE), beide noch unter 60 Minuten. Unter 90 Minuten bleiben 146 der insgesamt 266 LäuferInnen, die ins Ziel kommen.

Ergebnisliste: http://www.schneeberglauf.at/gesamt03.pdf

Bilder von 2002: http://www.direkt.at/vignette/Services/w_fotoalbum/CDA/w_fotoalbum.jsp?pos=1&PK_FotoalbumID=135800&color=0099CC


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=208


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