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Bericht

Name des Laufes:34. real,- Berlin Marathon
mehr zum Lauf: VID5063
Datum des Laufes:30.9.2007 (Sun)
Ort:Berlin
Plz:D1
Homepage:http://www.scc-events.com/events/berlin_marathon/2007/
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:Flach
Wetter:Gutes Laufwetter
Teilnehmer:Zig-Tausende
Name des Berichtenden:Thomas Loehndorf
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 21.10.2007 (Sun)
Der schnellste Marathon aller Zeiten.

Berlin sollte nicht nur Haile Gebrselassie, sondern auch mir und meiner Frau (sie wollten

den Inliner laufen) Bestzeiten bescheren. Meine Frau hatte sich dehalb bei den Experts In Speed einen Startplatz in der sub-2:00 Pacergruppe
besorgt. Erwarted aber war eine 1:50. Um es kurz zu machen: Aus Silkes Bestzeit wurde nix
wegen des Anti-Skate Wetters am Samstag. Immerhin schaffte sie die Strecke ohne Sturz und
mit guter Laune.

"Eile mit Haile" (Zitat geliehen von Herbert Steffny). Also musste ich die Familienehre retten und mit einer Bestzeit herhalten. Meine
zwei Jahre alten 2:54:41 aus Amsterdam sollte endlich fallen. Interessanterweise war ich auch dort mit Haile gelaufen. Der Gute hatte allerdings damals den Weltrekord knapp verfehlt.
Trotz erheblicher Verletzungssorgen hatte ich die Frechheit im Laufbekanntenkreis fuer
Berlin (wieder mit Haile) eine 2:47 anzusagen.

VWKGJ:
Fuenf Wochen vor dem Wettkampf zerrte ich mir den linken hinteren Oberschenkel.
Wahrscheinlich 'Chronic Muscle Tears' (Selbstdiagnose nach Noakes).
Deshalb konnte ich die geplanten 1:20 (meine Bestzeit war einen 1:22) im Glasgow

Halbmarathon nicht fabrizieren. Die
waren eigentlich noetig gewesen um einen ViererSchnitt zu rechtfertigen. Statt dessen
lief ich eine 2:irgendwas. Durch kostspielige und schmerzhafte FrictionMassage liess ich
mir den linken Muskel wieder herrichten. Leider spiegelte sich die Verletzung auf die
andere Seite. Die letzten 5 Wochen der Vorbereitung mussten deshalb ganz ohne Tempolaeufe stattfinden. Deshalb und ausserdem kam ich ueber 92 Wochenkilometer nicht hinaus.
Von meinen Meniskusbeschwerden erwaehne ich besser nichts. Ich will ja nicht meckern.

Berlin:
Wir kommen schon am Mittwoch an. Ein guenstig gelegenes Hotel (nahe Anhalter und PP) einige

Besuche bei
Freunden viel gutes Essen und annehmbares Wetter (bis auf Samstag) machten den Aufenthalt schon einen Erfolg. Auf der Messe treffen wir noch auf den von uns sehr geschaetzten Inline "Expert"-Guru-Papst Sebastian Baumgartner. Dieser lacht leider immer noch nicht ueber meinen Scherz, dass ich ja den Marathon "richtig" laufe.

Ich mache in den Tagen vor dem Rennen noch ein paar Kilometer im geplanten Wettkampftempo.
Das heisst 4 Minuten-Schnitt. Der rechte Oberschenkel schmerzt. Er schmerzt beim Gehen, beim Laufen beim Sitzen und Aufstehen. Ich habe allerdings den Eindruck, dass es nicht schlimmer
wird. Ich laufe am Donnerstag 3 Kilometer in 12 Minuten im Tiergarten (Garmin gemessen) und
beschliesse, dass es vielleicht klappt mit dem magischen 4er Schnitt. Es muessen ja nicht unbedingt eine 2:47 werden.

Zum Rennen:
Start: Wie sich spaeter herausstellte macht es einen Unterschied ob man "rechts" oder
"links" startet. Ohne das zu wissen reihe ich mich recht ein. Gruppe "C" (2:50 - 3:00) ganz
vorne. Ein gestreiftes Plastikband hindert allerdings viele Laeufer nicht daran schlicht und einfach zu schummeln und sich ganz nach vorne zu draengeln.
Es geht los. Oder etwa nicht? Ich gehe (ja: "gehe") ueber die Startmatten. Wertvolle
Sekunden versteichen. Das nervt.
Nichts gegen vorsichtigen Tempo am Anfang. aber es geht einfach nicht voran! Vielleicht bin
ich ja wirklich zu ungeduldig. Aber warum sind so viele Laeufer vor mir, die einfach
ein langsameres Tempo geplant haben? Ich kann es leider nicht lassen und laufe einen
aggressiven und gefaehrlichen Zick-Zack. Man vergebe mir. Ich bin aber nicht der Einzige.
Ich laufe aussen, ich laufe an und auf der Bordsteinkante. Ich laufe durch Pfuetzen. Umwege.
Entschuldigung. Ich bin schon wieder am meckern...
Immerhin stoppe ich eine 4:12 (koennen auch 4:20 gewesen sein). Adrenalin und Panik
zwingen mich weiter in den Zick Zack.
Was macht die Verletzung? Es geht so. Immer wieder sprinte ich um in eine Luecke zu laufen.
Es sei jetzt schon einmal gesagt, dass es mir im weitern Verlauf kaum gelingt mich wirklich
freizulaufen. "Mein" Tempo gibt es nicht. Es gibt nur das Tempo der Gruppe in der
ich mich gerade befinde. Ich laufe gerne allein (bin ich deshalb ein Misantrop)? Hier war das nicht drin. In Bonn und Edinburgh war das anders. Sogar in Koeln gibt es (zumindest nach 10 Kilomtern) reichlich Platz. Aber nicht hier in Berlin. Ok, wer zweidreissig laeuft, der hat Platz.
Schluss mit der Jammerei! In meiner Hetzjagt (um mich freizulaufen) und auf vierer Kurs zu
gelangen laufe ich 3:55, 3:55, 3:55, 3:55.

KM5: 19:56.

Ich bin jetzt etwas ruhiger. Die Panik verfliegt langsam. Jetzt kann ich ohne
grosse Seitenspruenge relativ gleichmaessig meinen 4er Schnitt laufen. Mein Oberschenkel
macht mir zwar Sorgen, behindert mich aber nicht richtig. Tut zwar weh, wird aber nicht
schlimmer. Um ehrlich zu sein, waere ich
ohne die Verletzung zu diesem Zeitpunkt schneller gelaufen (und damit zu schnell!).
Ich kenne mich in Berlin nicht aus und habe auch keine Zeit mich gross umzusehen.
In der Tat laufe ich vom Start weg mit "Tunnelblick". Ich muss mich auf meinen Oberschnkel konzentrieren und schaue fast nur auf die Strasse. Oder geradeaus. Mehr ist nicht drin. Das macht aber nichts. Langsam komme ich
in den Genusslauf. 3:58, 3:58, 3:58, 4:00, 4:01.

10 km: 00:39:53 / die letzten 5 in 00:19:58

Es freut mich, dass es so gut klappt. Immerhin schon einmal 10Kilometer im 4er Schnitt.
Das ist doch schon was! Die Beine an sich fuehlen sich gut an, obwohl ich etwas humpele habe ich das Gefuehl, dass ich auf Bestzeit-Kurs bin. Wenn der Muskel nicht reisst. Ich schaue
mich um und stelle fest, dass ich bin nicht der einzige der mit Verletzungssorgen unterwegs ist.
Die folgenden Zeiten: 3:53, 4:00, 3:57, 3:55, 4:00.

15 km: 00:59:41 / 00:19:48

Es wird immer besser: 15 Kilometer unter einer Stunde! Das kann sich sehen lassen.
Die Laune ist gut. Oder gibt es vielleicht doch etwas zu meckern?
Die Bechertrinkerei! Die nervt. Warum tut man uns das an? Einen Becher in der Hand mit 15
Stundenkilometern. Das ist unangemessen. Das klappt einfach nicht. Ich verschuette und
verschlucke.
Meine Frau wird mir allerdings zweimal an der Strecke eine Trinkflasche mit Sportverschluss
reichen. Welch eine Wohltat das ist. Damit teilt sich die Strecke in 3 Abschnitte: Silke mit

erster Flasche, Silke mit zweiter Flasche, Brandenburger Tor.
Weiter gehts in 3:59, 3:59, 3:57, 8:01 (einmal nicht gestoppt).

20 km: 01:19:40 / 00:20:00

Selbst wenn ich jetzt aussteige, kann ich schon stolz sein. 20 Kilometer im magischen Tempo.
Die Halbmarathon marke passiere ich in 1:24:09. Ich bin auf Bestzeitkurs! Meine Stimmung ist
gut. 8:02 (wieder eine Marke uebersehen), 4:02; 4:05; 4:00

25 km: 01:39:52 / 00:20:12

Ich werde etwas langsamer und muss mich mehr und mehr konzentrieren. Es folgt eine 4:09. Obwohl
ich noch im Plan laufe entweicht mir ein Fluch: Reiss Dich zusammen! Irgendwie weiss ich
jetzt, dass ich magische Zone bald verlassen muss. Und einen negativen
Schnitt wird es bestimmt nicht geben (ist ja sowieso nicht mein Ding). Es folgen 4:00, 4:01,
4:04, 4:00. Ich hatte mich zwar wieder im Griff, aber es wurde schwerer.

30 km: 02:00:08 / 00:20:17

Ich bin immer noch erfreulich schnell und guter Laune. Man sieht mir das nicht an. Auf den
Photos erscheine ich angestrengt und leidend. Es folgen 4:01; 4:00; 8:23 (wieder fluche ich
und gebe wieder Gas) 4:00.

35 km: 02:20:34 / 00:20:26

Es wird immer schwerer. Den 4er Schnitt kann ich nicht verteidigen und gebe ihn auf. Besonders
traurig bin ich allerdings nicht darueber. Ich freue mich statt dessen auf eine neue
Bestzeit, denn die scheint sicher. Es gilt jetzt um jede Sekunde zu kaempfen.
Rechnen kann ich jetzt nicht mehr und Zahlenspiele fallen mir keine ein. 8:27 (wieder hatte ich ein Kilometerschild uebersehen).
Ich hatte eine halbe Minute verloren. War das der Einbruch?
Noch 5 Kilometer!
4:11. Mehr ist nicht drin. 4:09. Meine Lunge brennt. 4:14. Es ist hart.

40 km: 02:41:36 / 00:21:03

Noch zwei Kilometer. Falsch! Es sind mehr als das! Du wirst schon sehen!
Es folgt eine wirklich gute 4:06. Ich ueberhole einen sehr langsamen Laeufer. Bis dahin war
der schneller als ich. Jetzt verliert der Gute ein Vermoegen an Zeit.
Ich will ihm ein paar ermutigende Worte zurufen, aber kraechze nur.
Noch ein Kilometer and ein paar zerquetschte. Ich sehe das Brandenburger Tor. Das Ziel! Das
Ziel? Nein mein Junge. Noch lange nicht. Als ich durch das vermeindliche Ziel laufe
lerne ich, dass ich noch weiter muss. Das eigentliche Ziel war noch weit, weit weg.
Immerhin brauche ich 'nur' 5:00 fuer die letzten
1.2 Kilometer. Voellig erschoepft laufe ich durchs Ziel.

02:50:37!

Gut gemacht alter Mann! Neue Bestzeit um mehr als 4 Minuten!
Im Zielbereich halte ich mich nicht lange auf. Ich hoere durch die Lautsprecher, dass Haile
Weltrekord gelaufen ist. Das freut mich wirklich. Obwohl ich ja 'dabei' war finde ich es ein bischen schade, dass ich dieses spannende Ereignis nicht am Fernsehen mitverfolgen konnte.

Zu den Massagen ist es mir zu weit. Ich trinke einen Becher warmen Tee und mache mich auf
den Weg zum Ausgang. Meine Frau erwartet mich schon und gratuliert. Sie freut sich
mit mir auf "unsere" Bestzeit und ist heilfroh, das meine Muskulatur durchgehalten hat.

Wir feiern mit Matthias (der nicht zufrieden mit seiner Zeit war, aber das ist eine andere Geschichte) und ein paar Freunden und etlichen Koelsch in der "Staendigen Vertretung".

NWKGJ
Eine Woche nach Berlin war der schoene Loch Ness Marathon geplant. Daraus wurde aber nicht.
Meine Muskulatur ist in schlechtem Zustand und braucht heilende Ruhe.

Ich bin dennoch zufrieden mit der vergangenen Saison: Bonn in 2:57, Edinburgh in 2:56 und
die neue Bestzeit in Berlin. Ich denke diesen Erfolg habe ich nicht zuletzt dem Steffny-
Trainingscamp im Maerz auf Zypern zu verdanken.

Marathon wird fuer mich nun ersteinmal zweitrangig. Denn im naechsten Jahr steht das West-Highland-Way-Race auf dem Programm!

Danke fuers Lesen!
Thomas
















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