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Bericht

Name des Laufes:25. Ostseeküstenlauf Kühlungsborn
mehr zum Lauf: VID6383
Datum des Laufes:8.9.2007 (Sat)
Ort:Kühlungsborn
Plz:D1
Homepage:www.proevent-sportmarketing.de
Strecken:10k, und24,3k
Beschaffenheit:Pflaster, Asphalt, größtenteils Schotterwanderweg
Profil:flach
Wetter:Sprühregen, 13°C, starker Wind
Teilnehmer:50-100
Name des Berichtenden: Wernher LID2352
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Bericht vom 9.9.2007 (Sun)
Mit Hängen und Würgen ...

Der einzige Wettkampf in meiner Marathonvorbereitung auf Dresden (21.10.07) sollte ein 10er während unseres Ostsee-Familienurlaubs in Kühlungsborn werden. Eine Zeit unter 46 min müsste mit meiner HM-Zeit von 1:41:47 drin sein, hatte aber bisher nie geklappt und stand damit heute als Wunschziel auf dem Plan. Was dagegen sprach: Strecke zwar flach, aber sehr windanfällig - eine Wendepunktstrecke entlang der Ostseeküste; die ersten 5 km ostwärts bis kurz vor Heiligendamm und mit Gegenwind zurück. Wobei \"Wind\" milde ausgedrückt ist, er wehte frisch bis stürmisch. Beim Warmlaufen auf der Seebrücke musste ich jedenfalls meine angenadelte und heftig flatternde Startnummer per Handauflegung vor Abrissschäden bewahren. Deshalb richtete ich mich innerlich darauf ein, mich mit einer Zeit deutlich jenseits der Wunschmarke zufrieden geben zu müssen, denn 5 km starken Gegenwinds machen sicher um die 1 Minute aus.

Dank der geringen Teilnehmerzahl - obwohl auch die 24,3km-Läufer gleichzeitig starteten - hatte ich das erstmalige Vorrecht, direkt aus der ersten Reihe an der Startlinie loszulegen. Noch ein Novum für mich: Die elektronische Zeitahme erfolgt über einen Transponder, der von den Läufern am rechten Handgelenk zu tragen ist. Bei dem 1500m-Schülerlauf hatte ich vorher gesehen, dass dieser beim Zieldurchlauf direkt an eine kleine Empfängertafel zu haten ist. Also: nicht vergessen ...!

Die Strecke auf der Strandpromenade war nicht abgesperrt und ich befürchtete, es würde zum Seniorenslalom kommen, aber die älteren Herrschaften traten brav zum Spalier zurück. Nach gut 1 km verließen wir die mondäne Promenande zwischen Yachthafen und Dampfeisenbahn-Molli-Strecke ins Gebüsch Richtung Heiligendamm auf dem Küstenwanderweg E9. Der verläuft ziemlich monoton immer geradeaus, ohne dass von der 50 m entfernten, aber durch Gebüsch getrennten Küste etwas zu sehen wäre. So konnte ich mich völlig auf den Lauf konzentrieren. Leider gab es keine Kilometerschilder, was die Monotonie verstärkte, der einzige feste Anhaltspunkt sollte die Wende bei natürlich exakt km 5 werden, zusätzlich merkte ich mir bei ungefähr km 3 die Überquerung des Zugangsweges zur "Steilküste" (Anführungsstriche, weil dies der Name des dazugehörigen Molli-Halteplatzes ist) - 12:53. Auch Mitläufer boten wenig Abwechslung. Ein paar Schnellstarter konnte ich hier noch überholen, dann war die Situation festgefahren.

20-30 m vor mir lief eine Gruppe von drei oder vier Läufern in etwa mein Tempo. Ich hoffte darauf, sie bis zur Wende einholen zu können, um dann Windschatten nutzen zu können, aber das schaffte ich leider nicht.
Gedanklich spekulierte ich dann, bald den entgegenkommenden führenden Läufern zu begegnen, aber die ließen auch lange auf sich warten. Die beiden stylischen Trias kamen ausgerechnet in der einzigen (Rechts-) Kurve auf der ganzen Strecke und ich wäre fast mit ihnen kollidiert, da sie auf meiner Seite die Ideallinie suchten. Ich hätte die Entgegenkommenden abzählen sollen, ich muss ungefähr 20. gewesen sein - noch nie so weit vorn gewesen.

Die Wende erfolgte dann im tiefen Wald - muss ungefähr dort gewesen sein, wo während des G8-Gipfels der hochedle Zaun gestanden hatte. Mein Vorhaben war: Wenn ich hier über 23 min liege (mal zwei gleich 46), kann ich eine neue PB eh vergessen (zu knacken galten 46:24) und ich würde dann einfach locker zurücktraben. Mit der 22:35 auf meiner Uhr war ich dann sehr zufrieden, und überhaupt froh, jetzt einen zeitlichen Anhaltspunkt zu haben.

Wenden sind einfach nicht mein Ding, ich komme immer aus dem Rhythmus und muss ganz neu hochfahren. Ich wurde von einer Läuferin überholt (müsste die dritte Frau gewesen sein) und ich versuchte mich dranzuhängen - vergebens. Auf dem langen Monotoniestück zurück wollte ich schon einen überholenden Radfahrer ansprechen, ob er nicht einen Tucken langsamer fahren und mir Windschatten spenden konnte. Die Läuferin von der Wende hatte schon zu der Gruppe aufgeschlossen, die jetzt aber ca. 70 m Vorsprung hatte. Erfreulich war, dass der Gegenwind hier von den Büschen doch erheblich ausgebremst wurde. Überquerung des "Steilküstenweges" bei 32:35 - wenn ich gleichschnell zurückliefe wie hin, hätte ich eine super Zielzeit (+12:53 = 45:28, aber das wäre bei dem Wind unmöglich.

Aus dem Gebüsch heraus wurde es auf den letzten gut 1 km ernst - der Wind peitschte, die Startnummer flatterte. Die Gruppe vor mir war zerfallen. Jetzt ca. 40 m voraus ein Läufer, den ich langsam einzuholen schien. Noch war rechs zwischen dem Meer eine schützende Häuserzeile, dann gings wieder direkt auf die Strandpromenade. Die lustwandelnden Senioren stellten mangels Masse keine akute Gefahr dar. An den Vordermann kämpfte ich mich atemlos heran wie ein US-Krimi-Verbrecherverfolger. Eine kleine Bergabrampe zur tiefergelegenden parallelen Promenande verhalf mir zum nötigen Schwung, an der Seebrücke hatte ich ihn dann.

Windschatten - endlich. Aber jetzt - mir wurde flau im Magen, irgendwie richtig schlecht. Ok - hier im Windschatten sollte ich es doch wohl noch zügig bis ins Ziel schaffen, oder? Noch ca. 400 m, und 44:00! Das Unwohlsein schien nur ein kurzes Flackern gewesen zu sein, ich setzte zum Überholen an. Was für ein Gegensturm! Trotzdem kämpfte ich mich vorbei. Ich gönnte dem Mitläufer, die restlichen 300 m in meinem Windschatten laufen zu können. Puh, ist das anstrengend - mir wird schon wieder schlecht! Ich muss würgen, kotzen, etwas verlässt meinen Mund Richtung Promenadenpflaster - oh nein! Überwinden - taumeln - weiterlaufen, diese Chance lasse ich mir nicht nehmen! Mit etwas reduziertem Tempo geht es weiter - aber so reduziert kann es nicht sein, denn von meinem Mitläufer ist nichts zu bemerken. Endlich so nah am Ziel, dass ich die offizielle Uhr dort sehen kann: 45:53 und nur noch ein paar Meter! Doch ich muss wieder würgen, taumeln, spucken - dann werfe ich mich förmlich über die Ziellinie und übergebe mich ins Gras des Promenadenrandes.

Unter 46 war es wohl - aber - oh Schreck - der Transponder ist ungenutzt am Handgelenk. Ein freundlicher Helfer, der ebenso wie ich eher um die Zeit besorgt ist als um den Gesundheitszustand, reißt ihn mir vom Handgelenk, um die Zielregistrierung auszulösen. Ein anderer fragt, ob es mir gut gehe. Ich stehe dann auch schon wieder auf und begebe mich zu Frau und Kindern, die hinterm Ziel das Schauspiel beobachtet hatten. Nun hat meine Frau einen Grund mehr, über meinen Sport zu spotten. Ich hingegen hoffe, dass es ok ist, wenn ich meine neue PB mit den "visuell gestoppten" 45:58 angebe anstatt des offiziellen, aber verspäteten Ergebnisses.



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