Lauf um die Welt!
 
 
Aktuelle Saison: 2023-2
Menü jeder km zählt
 
29.03.2024, der 5. Tag der KW 13

[ /Rennen | Berichte Übersicht | Bericht suchen | Neuen Bericht schreiben ]

Bericht

Name des Laufes:23. Schwanberglauf
mehr zum Lauf: VID6158
Datum des Laufes:13.7.2007 (Fri)
Ort:Iphofen/Castell
Plz:D9
Homepage:www.Schwanberglauf.de
Strecken:10,4 km
Beschaffenheit:teils betoniert, überwiegend Wald- und Wiesenwege
Profil:200 Höhenmeter erst rauf, dann runter
Wetter:Sommerabend, sonnig, warm, feucht
Teilnehmer:778 Männer, 261 Frauen
Name des Berichtenden:Ursula Schwemmle
(Autor-LID zuordnen: Login und [Edit])

Bericht vom 29.7.2007 (Sun)

Vorher....

Vom Schwanberglauf habe ich schon mal irgendwo irgendwas gelesen, und dazu gehörte, daß der Weg zwischen zwei Weinorten über den dazwischenliegenden Schwanberg mit insgesamt 200 Höhenmetern und damit eine landschaftlich schöne Strecke entlang führt. Die Berichte auf der Internetseite des Laufs (www.Schwanberglauf.de) erzählten von unbefestigten Waldwegen und damit von einem anderen Laufgefühl als bei Straßenläufen. Außerdem findet der Lauf abends statt, und abends bin ich viel wacher als morgens.

...am Lauftag....

Uff, so eine müde Woche. Das merkwürdige Wetter mit für die Jahreszeit viel zuviel Regen und zu niedrigen Temperaturen irritiert mich, und offensichtlich bin ich nicht wirklich fit im Moment – ich schlafe nicht besonders gut und viel zu wenig. Neulich beim Siebenschläferlauf in Kürnach habe ich mich schon so schlapp gefühlt (obwohl das ebenfalls ein Abendlauf war). Früher als sonst von der Arbeit heimkommend, lockt mich mich erstmal ein Mittagsschläfchen. Währenddessen verschwinden die grauen Regenwolken der letzten Tage, und der Sommer ist plötzlich wieder da.

....und kurz vorher...

Ich hasse es einfach. Wahrscheinlich glaubt es mir niemand, aber ich gebe mir soviel Mühe bei Vorplanungen und Pünktlichsein, und nie, nie klappt es. Dazu schleichen auf der Landstraße zum Start etliche Urlauberautos und LKWs mit ausländischen bis exotischen Nummernschildern herum, die alle dem Stau auf A 3 und A 7 entgehen wollen. Ich komme rechtzeitig zur Startnummernausgabe, gebe meinen Rucksack mit frischen Kleidern und Duschzeug ab und habe noch knapp Zeit, die mitgebrachte Literflasche mit Saftschorle zu leeren und sicherheitshalber nochmal auf dem Örtchen für Mädels zu verschwinden. Ich hätte so gern mein Auto am Zielort Castell abgestellt und den Transfer der Veranstalter zurück zum Start in Iphofen genutzt, um in Castell dann ungebunden zu sein. Naja, selber doof. Irgendwie komme ich schon wieder zurück zu meinem ollen Gölfle (schlimmstenfalls zu Fuß).

....der Start....

Die vielen anderen hier scheinen sich auszukennen, und so folge ich denen, die in etwa zweihundert Metern das Rödelseer Tor in der alten Stadtmauer erreichen. Jetzt wird's spannend! Bescheiden reihe ich mich weit hinten (aber vor den Walkern!) ein. Eine besondere Zeit nehme ich mir nicht vor, weil ich die Strecke nicht einschätzen kann. Jemand von den Veranstaltern kündigt den Startschuß durch einen Lokalpolitiker an und erwähnt, daß der Lauf beinahe ins sprichwörtliche (Regen-)Wasser gefallen wäre und die Strecke an den schlimmsten Matschstellen mit Rindenmulch präpariert werden mußte. Wir sollen also gut aufpassen und lieber langsam, aber mit heilen Knöcheln ankommen. Der Politiker verhält sich unpolitisch: Er hält keine Rede, sondern schickt uns einfach mit guten Wünschen auf den Weg und läßt es knallen. Danach passiert in den hinteren Reihen erstmal nichts.

....der Lauf....

Schließlich bewegt sich im hinteren Block was, erst gehend, und dann doch laufend. Weg vom Ortsrand führt uns der asphaltierte und dann betonierte Weg durch Gassen mit zuschauenden und anfeuernden Iphöfern zum Weinberg. In Kurven schlängelt sich der Weg mit leichter Steigung auf den Wald zu – weit vorne sieht man die Traube der Schnellen traben. Von irgendwo her steigt mir der Duft frischgemähten Grases in die Nase.
Im Wald wird's matschig und glitschig, und alle um mich herum gehen steil geradeaus bergauf. Ich leider auch, denn es gibt keinen Platz zum Überholen. Mich bringt das aus dem Rhythmus, ich bliebe lieber im Laufschritt, auch wenn der hier nicht viel schneller als Gehschrittempo wäre. Matsch und Steine bin ich von meinen unbefestigten Strecken daheim gewöhnt, und „wilde Kindertage“ haben mich ziemlich trittsicher gemacht. Das erste Kilometerschild entgeht mir, das zweite erreiche ich inzwischen wieder im Laufschritt schon oben auf dem Hügel. Tante Garmin meldet mir Kilometer und Tempo im Wald nicht ganz zuverlässig und meldet immer wieder „Signal schwach“.
Irgendwann vor Kilometer Fünf passieren wir das Dorf Schwanberg mit der Casteller Communität, einem evangelischem Kloster, dem sich eine frühere Studienkollegin von mir angeschlossen hat – es wäre aber auch ein großer Zufall gewesen, wenn sie gerade dann zuschaut, wenn ich vorbeitrabe. Etwa hier findet sich der erste Wasserstand. Einen ersten Becher schütte ich mir über den Kopf, den zweiten trinke ich hastig während einiger Gehschritte; das tut gut.
Der Waldweg wird glitschiger und tiefer, als uns zwischen Kilometer Fünf und Sechs die Streckenposten zurufen und mahnen, die nächsten Kilometer besonders aufmerksam zu laufen, weil es rutschig wird. Schwarz und naßglänzend führt der Weg jetzt abwechselnd leicht bergauf und bergab. Offenbar kann ich hier punkten – meine Füße „denken mit“ und finden sich recht sicher zurecht, und ich genieße es, mal selber etliche andere Läufer hinter mir zu lassen. Ein Mann warnt noch, nicht so schnell, aber ich renne fröhlich weiter. Bald genug werden sie mich wieder einholen, denn in den noch folgenden ebenen und ansteigenden Stücken werde ich wieder deutlich langsamer, komischerweise fühlt sich dabei das Laufen in der Ebene anstrengender an als das Laufen leicht bergauf.
Dem Gefühl nach laufen wir ein ganzes Stück auf dem bewaldeten Bergrücken entlang, und hier sind die angekündigten präparierten Streckenabschnitte mit grobem, aber wunderbar federndem Rindenmulch beziehungsweise griffigen breiten Matten. All die vorher bleichen bis hellbraunen Läuferbeine haben inzwischen bis weit über die Knie graubraune Sprenkel und Flecken, die mehrheitlich hellen bis weißen Laufschuhe sind einheitlich braun geworden. Das Geräusch vieler platschender Schritte erinnert mich an frühere Reitausflüge, und diese angenehmen Erinnerungen tragen sicher zum guten Laufgefühl bei.
Unverändert scheint die Sommerabendsonne, unter dem Blätterdach wird es heiß und schwülfeucht. Ein Glück, daß ich doch kurze Hose und ärmelloses Hemdstatt Dreiviertelhose und T-Shirt angezogen habe. Zwischendurch entdecke ich einen jungen Mann, der in langer Hose und langärmeligem T-Shirt unterwegs ist – das wäre mir (Wärmefan hin, Hitzeliebhaberin her) jetzt zu heiß.
Zwei weitere Wasserstellen erfrischen auf dem Bergrücken, bevor wir den Waldrand erreichen und zwischen Wald zur Rechten und abfallendem Weinberg zur Linken ins grüne Tal mit teilweise schon erntereifen beziehungsweise abgeernteten Getreidefeldern zum bläulich im Dunst verschwimmenden Horizont schauen können. Wahrscheinlich werde ich hier deutlich langsamer, weil mir das Gucken auf einmal wichtiger als das (flotte) Laufen ist. Ich genieße einfach. Der Boden hier ist unproblematisch, der Weg ist teils betoniert, teils mit Grassteinen belegt (oder waren die Rasensteine doch etwas weiter unten?). Bevor unbefestigte Graswege mit tiefen Fahrrinnen hinunter auf Castell zu führen, taucht ein unerwarteter weiterer Wasserstand am Wegrand auf, den ich nicht mehr brauche; dennoch finde ich es doch lobenswert, wie gut Streckenposten und Wasserstände plaziert sind.
Auf dem Grasweg bergab heißt es wieder Aufpassen, und regelmäßige Laufschritte wechseln sich mit seitlichen Hüpfern in die Fahrrinnen hinein und wieder hinaus ab. Am Fuß des Schwanberges merke ich, daß die Luft bei mir raus ist. Zwar liegt das Schild für Kilometer Neun schon hinter mir, aber irgendwie scheint sich die restliche Strecke ungebührlich auszudehnen. Es irritiert mich, daß ich das Ziel noch nicht sehen kann und kein Gefühl dafür habe, wo es sein könnte. Kleine Straßen führen uns nach Castell hinein und in Kurven zum Casteller Weinfest und zuletzt um einen Teich herum ins Ziel, das dann fast etwas plötzlich auftaucht. In Castell stehen wieder etliche Zuschauer am Straßenrand, deren anfeuernde und ermunternde Rufe wohltun, auch wenn sie nicht speziell mir gelten.

....und danach

Hinter dem Ziel laufe ich kurz auf einer Wiese aus und fühle mich trotz der langen Zeit, die ich gebraucht habe, zufrieden und wohl – dieser Lauf ist landschaftlich etwas ganz besonderes gewesen. Mein Rucksack wartet schon auf mich. Nach einigen Minuten Ausruhen und Gucken gebe ich die Startnummer ab und erhalte ein Schoppenglas und einen Weingutschein, an einem anderen Stand bekommt jeder Läufer eine Flasche Mineralwasser. Der Müller-Thurgau schmeckt wunderbar fruchtig und erfrischend, aber schon nach dem halben Glas fühle ich mich ein wenig knülle. Den Rest trinke ich mit sehr, sehr viel Mineralwasser gespritzt als Schorle und schöööön langsam. Schließlich muß ich später noch mit dem Auto heimkommen. Am Informationsstand nehme ich noch das vorbestellte Finishershirt mit – knallrot nur mit weißem Schriftzug und Logo des Laufes und bemerkenswerterweise ohne jeden Werbeaufdruck, toll.
Dann freue ich mich auf eine Dusche und fange an, dieselbe zu suchen. Merkwürdigerweise zeigt das einzige mir auffallende Hinweisschild genau auf die (noch gesperrte) Laufstrecke, und die Leute, die ich frage, schicken mich in entgegengesetzte Richtungen. Als ich schließlich vor dem Feuerwehrhaus stehe, weisen andere Läuferinnen auf einen Feldweg, der zu den in einigen hundert Metern entfernten Damenduschen in einem Sportheim führe. Gleichzeitig höre ich vom Ziel her eine Durchsage, daß in wenigen Minuten ein Transferbus zurück nach Iphofen fährt. Jetzt habe ich die Wahl: Entweder gemütlich brausen und erst mit dem Transfer nach elf Uhr zurück zum Auto oder ohne Dusche gleich. Wäre ich doch bloß heute nachmittag pünktlicher gewesen (siehe oben)! Bedauernd kehre ich mit dem festen Vorsatz, nächstes Jahr früher zu kommen, dem Weinfest den Rücken. Ich hätte es genossen, hier noch ein bißchen zu sitzen und vielleicht mit anderen Läufern schwätzend den schönen Lauf ausklingen zu lassen.
Nun ja, ein Schwätzchen ergibt sich noch mit den anderen, die ebenfalls jetzt schon zum Startort zurückmüssen. Und zu Hause verwöhnt mich mein Freund mit Riesenmengen Spaghetti und Tomatensoße.

Fazit

Laut Ergebnisliste war ich mit 65 min 20 s (es wurden nur Bruttozeiten gemessen) von insgesamt 261 Frauen die 115. und in der Altersklasse W 40 (Zehnerschritte bei den Altersklassen) die 44. Die erste Hälfte der Strecke (vorwiegend bergauf) habe ich knappe 35 min gebraucht und die zweite Hälfte (vorwiegend bergab) in etwa 30 min geschafft.
Die schnellste Frau war Ulrike Mayer-Tancic (W 40) mit 45:55 min.
Bei den Männern starteten 778 Läufer, der schnellste war Jost-Julian Rumpf (M HK) mit 38:05 min.
Erstaunlich fand ich, daß etliche Kinder mitliefen, und das respektabel flott. Alle Achtung!

Die Organisation fand ich einschließlich Wasserversorgung und Streckenpräparation einwandfrei allenfalls mit Ausnahme der nicht hilfreichen Wegweisung zu den Duschen. Ausgabe der Startnummern und Transport von Taschen und Rucksäcken von Iphofen nach Castell funktionierten freundlich und unkompliziert-zuverlässig, auch für die Rückfahrt zum Start war gesorgt, sicher genauso die Transfers vor dem Lauf. Löblich, daß die Startnummern wieder verwendet werden und nicht wie bei den meisten anderen Läufen letztlich im Müll landen.
Die Strecke mit laut Internetseite 200 Höhenmetern läßt vielleicht keine persönlichen Bestzeiten erhoffen, macht das aber mehr als wett durch ihre Vielseitigkeit und landschaftliche Schönheit. Vielleicht könnte man es einmal versuchen, rechts am Weg zu gehen und links zu laufen ähnlich wie auf den Rolltreppen mit „rechts stehen – links gehen“? Freilich wäre es auch dann einfach eng. Als besonders reizvoll empfand ich den Verlauf von einer Ortschaft zu einer anderen mit dem Weinfest am Ziel.
Angesichts des Aufwandes für die Organisation ist das Startgeld mit 7,- Euro nicht hoch, und das angenehm zu tragende völlig werbefreie (und zumindest nach der ersten Wäsche noch neue) Funktionsfinishershirt ist mit 20,- Euro nicht zu teuer.
Am liebsten würde ich mich gleich jetzt für das nächste Jahr anmelden.


©Ursula Schwemmle

Ceterum censeo: Weg mit der gräßlich häßlichen „Rechtschreibreform“!


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=2005


Info Startseite | Regeln | Impressum | Datenschutz

News kmspiel Blog / Newsletter | Mini-Foren | neueste km / Log
Rennen Kalender | 7-Tage-News | Bestenliste | Berichte
Hilfe Handbuch | FAQ | Hilfe-Forum | Hilfeseite