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Bericht

Name des Laufes:E.ON Mitte Kassel Marathon
mehr zum Lauf: VID5623
Datum des Laufes:10.6.2007 (Sun)
Ort:Kassel
Plz:D3
Homepage:http://www.kassel-marathon.de/
Strecken:HM+MA
Beschaffenheit:Asphalt, etwas Kopfsteinpflaster
Profil:200 Höhenmeter
Wetter:bis 27°C, sonnig, etwas schwül
Teilnehmer:1200 (MRT)
Name des Berichtenden: Wernher LID2352
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Bericht vom 11.6.2007 (Mon)
Ein uncooler Marathon in Kassel

Bei meiner Abfahrt um 6.15 Uhr in Oerlinghausen zeigte das Autothermometer 16°C. Für den weiteren Tagesverlauf angekündigt waren 25-30°C. Hoffentlich würde es nicht so schwül wie am Vortag. In der Nacht hatte es auch in Kassel heftige Gewitter gegeben, wovon die tümpelgroßen Pfützen auf dem Parkplatz am Messegelände zeugten.

Bei der Startaufstellung sorgte ein punktgenau am Start landender Gleitschirmspringer für Event-Stimmung, dann stiegen in der Nähe der Startlinie viele rote und gelbe („Eon-farbene“) Luftballons in die Höhe. Die ersten Kilometer führten in der Nähe des Messegeländes auf einer Art kleinerer „Umgehungsstraße“, dann kam man in ein Wohngebiet mit kleinen Hochhäusern, wo um die Uhrzeit (ca. 8.45 Uhr) bereits viele Zuschauer auf der Straße lärmend anfeuerten. Manche hatten sich auch einfach ihren Frühstückstisch auf dem Bürgersteig aufgebaut und verfolgten das für sie neuartige Geschehen (dieser Marathon war der erste seiner Art) auf gemütliche Weise.

Weiter führte die Strecke zunächst mal durch Gewerbebereiche, mal durch Wohn- oder Mischgebiete am Stadtrand bzw. in den Ortsteilen. Es gab nur wenig Abschnitte ohne motivierendes Publikum. Mein Laufrhythmus hatte sich zwischen 5:30 und 5:40 min/km eingependelt. Etwa 30 m vor mir entdeckte ich einen der 4.00h-Zugläufer mit seinen beiden Luftballons. Er lief fast genau mein Tempo, ich war vielleicht minimal schneller, kam aber nicht vorbei, da ich an den Verpflegungsstationen immer etwas Zeit verlor. Alle 2,5 km gab es Wasser oder auch Isotonisches Getränk. Ab etwa Kilometer 7 ging es aufwärts – zwar nie mehr als 2-3% und zwischendurch auch flacher, aber es zog sich sehr lang – bis nach Kilometer 15. Auf der ersten Runde war das noch nicht so tragisch, ich konnte hier meinen Schnitt halten und blieb auf Sichtweite zum Zugläufer. Einmal schlug sich dieser in einen Busch, um ein Bedürfnis zu erledigen – in meinem Tran wäre ich ihm fast gefolgt … Kurze Zeit später überholte er mich wieder, um zu „seinen“ Leuten zu kommen.

Oben in der City von Kassel (Friedrich-Ebert-Str.) war am meisten Stimmung. Bisher hatte es immer wieder einzelne „Powerpoints“ mit Musik, Action, Cheerleadergruppen usw. gegeben, aber hier war die ganze Stadt in Aufruhr. Ich sah hier auch ein Schild „Diva grüßt alle Foris“. Diva? Foris? War die nicht von laufen-aktuell.de? Hm, schon vorbei, zu spät, mal in der zweiten Runde nachfragen. Im Forum hatte sich auch eine offenkundig Schwangere als Streckenposten in dieser Gegend angekündigt – ob ich die wohl entdecke? Zu meinem erstaunen gab es jedoch etliche Schwangere an der Strecke – und nachdem ich die ersten drei erfolglos mit „laufen aktuell?“ angequatscht hatte, gab ich es auf (habe mittlerweile gepeilt, dass „Diva“ identisch mit der Schwangeren ist).

Da die Sonne um diese Zeit noch nicht so steil am Himmel stand, hatte man noch manchmal Gelegenheit, durch den Schatten zu laufen. Insgesamt kam mir die Temperatur gar nicht so schlimm vor. Das alle 2-3 km übergeschüttete Wasser kühlte ordentlich. Aber es sollte ja noch wärmer werden und die Sonne noch höher steigen.

Gegen Ende des Citybereichs ging es dann endlich bergab. Ich mag runterlaufen, und jetzt überholte ich den Zugläufer. Mein Gedanke war nur: „Wenn er mich später doch wieder überholt, dann habe ich verloren, dann schaffe ich nicht mal unter 4h.“

Nach dem Citydurchlauf ging es kilometerlang durchs parkähnliche Grüne an der Fulda entlang, bis man wieder zum Zielbereich an den Messehallen kam. Die Halbmarathonmarke passierte ich bei ca. 1:57:20. Über die Hälfte meiner Mitläufer hatte sich nun bereits ins Ziel verabschiedet. Doch nicht nur auf der Strecke selbst wurde es ruhiger, auch am Straßenrand war nun erst mal überhaupt niemand mehr – quasi ein Landschaftsmarathon auf der Umgehungsstraße. Und auch als wir wieder in bewohntes Gebiet kamen, hatte es hier etwas von „Besenwagenstimmung“. Die Leute waren wohl des Gesanges müde und verstummt. Irgendjemand rief uns zu: „Los, den letzten beißen die Hunde“, was weder motivierend noch passend war – schließlich lief ich gut in der ersten Hälfte des Marathonfeldes.

Ab Kilometer 28 gings dann wieder rauf – dafür wurde die Stimmung am Straßenrand besser. Ich merkte aber nun allmählich, dass meine Kräfte nachließen und dass die Sonne ihren Tribut forderte. Am meisten bremste mich ein klemmendes Gefühl in den Hüften aus – irgendwie lief es da nicht so rund. Im Flachen hatte ich immer noch einen Schnitt von unter 5:40 laufen können, aber jetzt waren es um die 6:00 min/km. Bei Kilometer 32 die Frustration: der erste 4:00h-Zugläufer überholte mich mit einem Affenzahn, dann auch der zweite, beide waren schon bald 100 m voraus und dann außer Sichtweite. Wie sollte ich jetzt überhaupt unter 4h bleiben können? Würde auch mein 6. Marathon wieder enttäuschend enden?

Die Steigung ging noch weiter und weiter und weiter, die Sonne brütete mittlerweile. Kilometer 32 hatte ich genau bei 3:00 passiert und würde bei einem 6er Schnitt erst nach über 4 h ankommen. Mein Plan: 6er Schnitt halten und am Ende vielleicht noch mal beschleunigen. Tatsächlich konnte ich im Rhythmus 3:06, 3:12, 3:18; 3:24 bis ans Ende der Steigung durchlaufen. Die vier Squeezys, von denen ich jetzt den letzten verzehrte, verhalfen mir zur nötigen Power.

Oben angekommen, suchte ich wieder nach dem Diva-Schild. Als ich es endlich fand, fragte ich die Leute, wer denn Diva ist, erntete aber nur ratlose Blicke (lag wahrscheinlich an meiner schlechten Kommunikation). Und dann ging es runter und ich konnte wieder Zeit wettmachen. Nochmal durch die City-Stimmungshochburg. Die Kilometer vergingen wie im Flug, erstaunlich schnell – anders, als ich es bei meinen bisherigen Marathons erlebt hatte. Ab Kilometer 38 wieder an der Fulda entlang – flach und schattig unter den mächtigen Alleebäumen. Ich konnte deutlich unter 6er Schnitt laufen und die sub 4 waren greifbar nahe. Jetzt lagen am Rande alle paar Meter kollabierte Läufer, die sich bei der Hitze übernommen hatte. Ich fühlte mich aber noch erstaunlich ok – zwar nicht mehr zum richtigen Endspurt fähig, aber zu einem 5.30er Schnitt. Noch eine Brücke über die Fulda, dann das Ziel in Sicht – Uhr stoppen – 3:58:57 – yeah!

Im Zielbereich gabs auch wenig Schattenplätze, und es dauerte etwas, bis ich zu dem begehrten Stand mit dem alkoholfreien Weizenbier gelangt war. Noch viel länger dauerte der 500 m lange Fußweg zurück zum Auto – über 15 Minuten! Ging einfach nicht schneller, und auch der Versuch, kurz noch etwas auszulaufen, schlug fehl – nichts ging mehr, die Beine taten einfach nur weh. Blasen hatte es diemal allerdings nicht gegeben. Die von Peter Greif angepriesenen doppellagigen Wright-Socks scheinen tatsächlich ihren Zweck zu erfüllen – trotz nasser Füße (hatte Pfützen unter Feuerwehrschläuchen durchlaufen) keine Blessuren.

Auf der Rückfahrt zeigte das Thermometer 27°C – das war wirklich ein uncooler, heißer Marathon – aber auch mit heißer Stimmung. Wenn man die 200 Höhenmeter und die Hitze rausrechnet, dürfte ich gute Chancen haben, meine neu Bestzeit bald abermals zu pulverisieren.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1948


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