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Bericht

Name des Laufes:Trollinger Marathon
mehr zum Lauf: VID5029
Datum des Laufes:20.5.2007 (Sun)
Ort:Heilbronn
Plz:D7
Homepage:www.trollinger-marathon.de
Strecken:HM, MA
Beschaffenheit:im wesentlichen Asphalt
Profil:wellig
Wetter:sonnig und heiß
Teilnehmer:gut 5000 zusammen
Name des Berichtenden: Raki LID4202
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Bericht vom 29.5.2007 (Tue)
Der Trolli 2007

Gut ich gebe zu, der Frühling war zu voll. Mindestens ein Wettkampf zuviel, aber nach dem Filderlauf hatte ich mich einigermaßen erholt und hoffte nach den akzeptablen Temperaturen in den beiden Wochen davor auf einen guten Wettkampf. Doch seit Dienstag stiegen die für Sonntag vorhergesagten Temperaturen und Sonnenscheindauer praktisch stündlich an, bis wir am Samstagabend bei 27 Grad und 12 Stunden Sonnenschein in Heilbronn lagen.

Klasse! Offenbar haben die Franken das heiße Wetter gepachtet. Leider starb die Hoffnung zuletzt und so hoffte ich noch immer auf eine Bestzeit (wenn auch nur um wenige Sekunden). Die Temperatur um 7:00 Uhr in Stuttgart von 20 Grad wurde ignoriert. Und es ging nach dem Frühstück los. Gegen 9:00 Uhr wurde auf der Viehweide in Heilbronn ein Parkplatz gefunden und ab ging es, die Startunterlagen und den Wein holen. Die Marathonis waren gerade gestartet und das Thermometer zeigte bereits erschreckende Werte. Noch immer wollte ich – wenn auch keine Bestzeit mehr – eine Zeit um 1:50 angehen.

Nach einem Spaziergang, sowie Blasenentleerung und einem kurzen Einlaufen ging es in die überfüllte Startaufstellung. Überall Menschen, nun das konnte nicht verhindert werden. Ein Lauf mit zusammen über 5000 Startern bringt zwangsläufig Menschenmassen zusammen. Die Orga jedenfalls war vorbildlich. Alles funktionierte wie am Schnürchen, sowohl vor dem Start, wie auch an den zahllosen offiziellen und inoffiziellen Versorgungsstellen unterwegs. Die Heilbronner haben eben Erfahrung. Ein großes Kompliment an alle Verantwortlichen.

Da ich in der dritten von vier Startgruppen war, hieß es nun erst einmal warten. Um 10:35 gingen die Spitzenläufer ab, nach einer kurzen Pause dann die besseren Freizeitläufer und schließlich meine Gruppe. Sie war die Größte, offenbar hatten sich die meisten Teilnehmer mit einer Zielzeit von 1:45 bis 2:00 angemeldet – jedenfalls erschien es mir so. Es dauerte dann auch eine ganze Weile, bis es losging und wir noch im langsamen Trab die Startlinie überquerten.

Auf den ersten zwei Kilometern war ständiges Slalomlaufen angesagt, so daß keine Chance bestand in einen vernünftigen Trab zu verfallen, eine ziemliche Erfahrung für mich hatte ich doch bisher größere Veranstaltungen eben aus diesem Grund immer gemieden (und werde es wohl künftig deshalb auch weiter tun). Demzufolge geriet mein Plan bereits jetzt ziemlich durcheinander. Nach etwa einer Viertelstunde konnte man dann ab und zu freier laufen. Jedoch gab es immer wieder Stellen, wo man auf Randstreifen oder die Wiese ausweichen mußte um nicht stark abbremsen zu müssen und so aus dem Rhythmus zu kommen. Besonders ärgerlich war das, wenn der Grund für die Stockung in Laufgruppen bestand, die offenbar zusammen gehörten und mit identischer Geschwindigkeit nebeneinander liefen.

Nach knapp 5 Kilometern begann es dann, zunächst unmerklich, leicht bergauf zu gehen. Ab hier hatte sich dann das Feld soweit entzerrt, daß ein kontinuierliches Laufen zu jeder Zeit möglich war. Doch jetzt waren wir jetzt aus der Stadt draußen und es ging zunächst über Felder und später durch Weinberge ohne Schatten durch die immer stärker werdende Hitze. Zwar bediente ich mich an jeder Wasserstation und benutzte auch meine mitgeführte Flasche, doch merkte ich schon während der zweiten 5 km, daß das Heute nichts werden würde. Zwar ging der Puls gar nicht so nach oben, wie ich es erwartet hatte, nein, der Körper sagte einfach durch schon ganz früh einsetzende leichte Schmerzen in den Beinen und eine allgemeine Beschleunigungsunlust „He, Heute ist das nix. Was machst Du den bei diesem Wetter für einen Unsinn mit mir?“

Zwar war der Anstieg zum höchsten Punkt bei km 10 (und nach rund 120 Höhenmetern) nicht wirklich schwer, dennoch erreichte ich ihn schon ziemlich malade erst nach knapp 54 Minuten. Eine Zeit um 1:50 hatte ich abgeschrieben aber unter 1:52, das erschien noch machbar, immerhin folgten fast nur noch ebene, bzw. abfallende Stücke. Doch weit gefehlt: Nach dem leider viel zu kurzen Gefälle – zwischen km 11 und 12 war es praktisch schon wieder vorbei – mußte ich kräftig beißen, ohne die erhofften Zeiten auch nur annähernd erreichen zu können. Und dann der erste richtige Schock: Im hinteren Oberschenkel meldete sich ein Krampf! Zunächst war ich mehr überrascht als besorgt, aber der blöde Muskel wollte einfach nicht und sagte mir bei jedem Schritt: „Laß den Unsinn, bei solchen Temperaturen liegt man im Schatten und trinkt Campari oder inspiziert den Weinkeller.“

Der 14. und 15. Kilometer war mit je fast 6 Minuten dann auch wirklich erschütternd langsam, ohne daß ich es wirklich gemerkt hätte. Zu sehr war ich damit beschäftigt meine Muskeln unter Kontrolle zu kriegen und Schweini – der doch tatsächlich was von aufhören sagte – auf Abstand zu halten. Und auch um mich herum jede Menge Einbrüche: Viele machten Gehpausen und immer mehr ausgefallene Läufer. Spätestens seit km 12 war praktisch immer irgendwo ein Martinshorn zu hören. Die Temperatur hatte im Schatten nun schon 29 Grad erreicht, wie ich einem großen Thermometer vor einer Bank entnahm – nur Schatten gab es höchst selten. Aber irgendwie scheine ich mich in dieser Phase ein wenig gefangen zu haben. Vielleicht lag es am niedrigen Tempo (denn auch der Puls ging mit ca. 153/154 etwas nach unten), vielleicht auch daran, daß ich bei km 15 zusätzlich zum Wasser etwas Isotonisches herunter gewürgt hatte.

Jedenfalls konnte ich mich wieder einigermaßen berappeln und ab km 15 wieder zügiger in einem Tempo von jeweils gut 5:30 weiterlaufen. Zwar zog und zog sich die lange und langweilige Gerade an der Bahnlinie zurück nach Heilbronn in die Länge. Aber nach dem 18. Kilometer schaltete ich geistig auf Durchzug und trabte, zwar langsam, aber immerhin weiter. Unterstützt durch hochmotivierte Zuschauer ignorierte ich Schweini und meine schmerzenden Muskeln, nutzt aber unwillkürlich, fast slalomartig laufend, jeden Schatten den Hecken und Häuser boten, aus. Die Atmung war gut und der Kreislauf für die Schlussphase eines Wettkampfes eher niedrig. Aber jedes Mal, wenn ich etwas anziehen wollte, sagte irgendeine Stelle meines Körpers: „Spinnst Du? Du bist müde und außerdem ist es für so einen Unsinn zu heiß!“

Endlich kam das 20. Schild in Sicht und mit ihm eine Unterführung hinter der ich einen letzten kurzen Anstieg (Brücke), den Startbereich und dahinter das Ziel im Frankenstadion wußte. Eigentlich wollte ich keinen Endspurt mehr machen, doch plötzlich wurden nochmal Reserven frei und praktisch ohne mein Zutun zog ich an. Vielleicht lag es an den auf dem letzten Kilometer massiert auftretenden Zuschauern – obwohl es an Anfeuerungen eigentlich nie gefehlt hatte (Kompliment an die Heilbronner) – vielleicht hatte der Körper auch einfach nur etwas mehr Körner zurück gehalten, als sonst, aber plötzlich rollte ich, so, wie ich es immer vorgehabt hatte ich schaffte die letzten 1,1 km in ca. 5:15.

Trotz verheerender Zeit (1:55:32, meine schlechteste bislang) war ich objektiv betrachtet schon im Ziel ganz zufrieden, wenn ich mir den Zustand der meisten mit und nach mir einlaufenden Teilnehmer so ansah. Dann stellte ich mich, so wie ich war, unter eine der vorhandenen kalten Duschen – hervorragende Idee – und ergänzte aus dem sehr reichlich vorhandenen Angebot an Getränken Obst und anderen Dingen meine Depots, bevor mich bald nach Hause, in den Schutz von Sonnenschirm und Weinkeller aufmachte.

Fazit:
Heilbronn ist ein hervorragend organisiertes Rennen. Es stimmt einfach alles: vom Internetauftritt, über die kurz vor der Veranstaltung zugesandten Information, die Umsetzung vor Ort und die Unterstützung durch die Zuschauer. Die oft als anspruchsvoll bezeichnete Strecke empfand ich (auf der HM-Strecke) nicht als wirklich schwer. Das Problem war das Wetter und dafür können die Heilbronner nichts, oder doch?
Ob ich nochmal teilnehmen werde weis ich trotzdem nicht. Zum einen ist Ende Mai in Heilbronn vielleicht schon zu spät im Jahr, immerhin hat heißes Wetter beim Trolli schon Tradition, zum anderen sind mir 5000 Teilnehmer bereits deutlich zuviel.
Mit der eigenen Leistung bin ich, insgesamt betrachtet, nicht unzufrieden. Zwar ist die Zeit verheerend, aber mit der Platzierung (nur knapp am vorderen Drittel unter den männlichen Teilnehmern vorbeigeschrammt) kann ich ganz zufrieden sein. Meine völlig überzogene Marschtabelle habe ich jedenfalls aufgehoben, um mich immer daran zu erinnern, daß, zumindest in meine Leistungsklasse, bei Wärme grundsätzlich nichts geplant werden kann.


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