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20.04.2024, der 6. Tag der KW 16

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Bericht

Name des Laufes:Mini-Internationales Meeting Koblenz 5000m
mehr zum Lauf: VID5670
Datum des Laufes:23.5.2007 (Wed)
Ort:Koblenz
Plz:D5
Homepage:http://www.leichtathletik.de/dokumente/ergebnisse/ergebnislisten2007/koblenz_230507.htm
Strecken:5000
Beschaffenheit:Sehr gute Bahn
Profil:Bahn
Wetter:20 Grad, ganz leichte Schwüle
Teilnehmer:Über 5000m: 130
Name des Berichtenden: Sebastian LID55
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Bericht vom 25.5.2007 (Fri)
Letztes Jahr um diese Zeit schrieb ich:
„Koblenz, das Mekka der Langstrecken. Die sagenumwobene Stätte einmaliger Triumphe und großer Niederlagen. Das stärkste 5000-Meeting Deutschlands. Und ich mittendrin. Naja - *fast* mittendrin. Genauer gesagt mittendrin im langsamsten von 5 Zeitläufen.“

2007 ist alles anders. Ich stecke kurz vor dem Ende des Examens, bin ein Jahr älter – und die Bestzeit aus dem letzten Jahr in Koblenz ist noch immer aktuell. Dass mein Tag um 9 Uhr morgens mit einer mündlichen Examensprüfung begann, wage ich schon fast gar nicht mehr zu erwähnen – zu eindeutig würde, dass das als Vorbereitung einfach schlumpfe ist. Aber man kann ja das Examen nicht mit der Begründung verschieben, dass man abends in Koblenz schnelle 5000m rennen will… So legte ich also meine Soziologieprüfung ab (für alle Neugierigen: mit 2,0 sicher bestanden und damit weiterhin auf dem Weg zu einer 1,x als Endnote). An Schlafen war sowieso nicht mehr zu denken, also stand ich nach einer halben Stunde wieder auf, packte meine Tasche und wanderte in die Mensa. Um 14:50 ging es dann endlich los in Richtung Koblenz! Gute drei Stunden Fahrt, ich der einzige beführerscheinte Fahrer an Bord… optimal ist das alles nicht. Um 18:20 Uhr in Koblenz am Stadion Oberwerth angekommen, war das Gefühl aus dem letzten Jahr trotzdem wieder da – hier ist, wo schnell ist! ;-)
http://drsl.de/seb/koblenz/pics/SD530708.JPG

Schnell waren dann leider unsere beiden B-Jugendlichen auf den 1500m nicht. Unglücklich als schnellste im D-Endlauf gelandet, mussten sie erst mehr als eine halbe Stunde auf ihren verzögerten Start warten, dann die Arbeit machen und konnten am Ende nicht mitlaufen. Schade – echt unter Wert geschlagen.
Um 20:00 ging dann im B-Lauf der Damen Susanne an den Start. Ich stand mit der Uhr in der Hand beim Start und rief dort die Rundenzeiten rein. Mehrmals in der Führungsarbeit, Runden wie ein Uhrwerk – ich habe noch nie so gebrüllt, wie auf dem letzten Kilometer – und sie machte das Rennen ihres Lebens. Am Ende in 17:47,83 um mehr als eine halbe Minute die alte Bestzeit getoppt – gigantisch!
http://www.fotolauf.de/Bilder/2007/Sportfeste/Mini-Internationales/pages/IMG_9414.htm
Mit der Zeit läuft sie in ihrem zweiten richtigen Trainingsjahr schon ganz vorne in Niedersachsen mit!

Sofort nach ihrem Zieleinlauf hieß es dann für mich, langsam die müden Beine auszuschütteln. Während ich 15 Minuten locker im Wald hinterm Stadion trabte (und dabei Seitenstiche bekam… scheiß Tagesrhythmus…), startete der erste Männerlauf. Den Zieleinlauf konnte ich dann wieder von der Tribüne mitverfolgen – fix die Jungs… Arne Gabius gewann in 13:29,52. Zusammen mit Thorsten, der im fünften Zeitlauf starten würde, ging es dann für mich zum zweiten, etwas längeren Traben hinaus. Im Stadion lief der B-Lauf, wir draußen im Wäldchen und begegneten dort der einlaufenden Mocki, die im gleichen Lauf wie ich den Versuch unternehmen würde, die WM-Norm von 15:08,70 zu knacken. Zurück zum Stadion, während der dritte Lauf gerade gestartet wurde. Den Beutel mit Spikes, Flasche und Trikot geschnappt, zum 346. Mal auf Klo und langsam in den Startbereich geschlappt. Inzwischen war es 21:30 Uhr und dunkel. Die Routine griff um sich, alle zogen sich ihre Spikes an, trabten ein Stück, machten ein paar Steigerungen. Nebenbei suchte ich nach Tobias Severin, der auch im vierten Lauf gemeldet war. Kurz vorm Start begegneten wir uns für ein paar Worte. Nummern abhaken lassen, Mocki witzelte noch „na Jungs, seid ihr fit?“ und um 21:43 ging es endlich an die zwei Evolventen!
http://drsl.de/seb/koblenz/pics/SD530732.JPG
*PENG*
http://drsl.de/seb/koblenz/pics/SD530733.JPG
Ich kam ziemlich gut vom hinteren Startblock weggekommen und konnte mich nach der ersten Kurve bei der Zusammenführung des Feldes kurz vor Mocki platzieren. Das Tempo war optimal, bei den dichten Feldern muss man in Koblenz sowieso nicht um eine Gruppe fürchten. So flogen wir also die erste Runde in Formation. Wie vorher ich für Susanne rief nun auch Susanne mir alle 400m die Rundenzeiten zu, was im Kuddelmuddel von 30 Betreuern etwas durcheinander geschah, aber dank der Disziplin aller beteiligten als machbar erwies. „71“ hieß die erste Runde, „72“ die zweite. Nach vorne hatte sich schon ein ganzes Grüppchen verabschiedet, Mocki war nach 800m mit ihrem Tempomacher knapp hinter mir:
http://drsl.de/seb/koblenz/pics/SD530735.JPG
In 3:02 der erste Kilometer – perfekt getroffen, konstant, genial. So kam ich kaum dazu, nachzudenken, bevor wir nicht den zweiten in 3:01 nachgelegt hatten.
Mocki war inzwischen an mir vorbei. Wie Susanne hinterher erzählte, gab es da einen „Betreuer“ von außen, der uns als „Arschlöcher“ anbrüllte, weil wir wohl seiner Meinung nach Mocki den Weg versperrten, was völliger Quatsch war. Sie selbst sprach nach dem Rennen im Zielbereich beim Interview, dass ich ganz gut mitlauschen konnte, von perfekten ersten 3000 Metern – der Typ muss also irgendwelche bewusstseinsverändernden Drogen intus gehabt haben. Was soll’s, Idioten gibt es immer.
Nach 1600 Metern:
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Ich erinnere mich an einen kurzen Wortwechsel am Kurvenausgang bei 1700, wo ich und noch ein anderer sagte „Tempo halten oder Führung wechseln“ und „Pace vorne – dran da!“ als Mockis Tempomacher vorbeizog. Das klappte erst einmal ganz gut. Nach 2000 Metern:
http://drsl.de/seb/koblenz/pics/SD530738.JPG
Oh, und da flitzt ja auch Tobias gerade an mir vorbei – habe ich im Rennen gar nicht gemerkt, ich fragte mich schon, wo der die ganze Zeit war! :-)

Nun bildete sich eine kleinere Gruppe, auf die ich spekuliert hatte – eben die Läufer, die Mocki nicht ganz folgen können würden – meine Traumzielzeit lag etwa 10 Sekunden langsamer als ihre im Bereich 15:15. Nach 2400 Metern sah es dann so aus:
http://drsl.de/seb/koblenz/pics/SD530739.JPG
Leider plagten mich jetzt wieder leichte Seitenstiche. Nicht schlimm, aber störend. So musste ich langsam von meiner Gruppe abreißen lassen, 2800m:
http://drsl.de/seb/koblenz/pics/SD530740.JPG
3:06 für den dritten Kilometer und damit 9:09 beim Durchlauf. Jetzt wurde es schwer. Weitere Fotos gibt es nicht, da jetzt alle meine Leute an der Bahn standen und mich anbrüllten, damit ich trotz Seitenstichen das Tempo irgendwie durchziehe. Auf dem vierten Kilometer litt ich gewaltig, so dass nur noch eine 3:10 dabei herauskam – das Ende des Bestzeittraums?
Zum Glück war ich nicht alleine, mit mir zusammen gingen einige andere Läufer ein, die im Mocki-Grüppchen wohl zu schnell angegangen waren. Und als ich bei 4000 Metern an Susanne vorbeikam und bei 12:19 auf den letzten Kilometer ging, wusste ich, dass hier noch alles möglich ist. „Nicht noch mal wie in Hameln“ schoss mir durch den Kopf, denn da hatte ich vor 2 Wochen bei den 3000m genau den Fehler gemacht, von einer langsamer werdenden Gruppe aus auf den letzten 1000 nicht mehr zu beschleunigen. Gegen müde Beine und die noch immer vorhandenen Seitenstiche trat ich jetzt also in die Führungsarbeit ein. Noch 800 Meter – ich wusste, wie leicht mir der letzte 1000er im Training immer gefallen war in den letzten Wochen. Susanne schrie mich bei 4400m an, verstanden habe ich nichts mehr. 14:15 sah ich auf der Anzeige bei 4600m – die letzte Runde würde meine sein. Bei 4750, in der Mitte der Gegengerade gab ich Vollgas, überholte am Kurveneingang meinen letzten Begleiter, ließ mich ein letztes Mal von Susanne anblöken (und verstand sie wieder nicht ;-)) und rannte bei 15:21,83, acht Sekunden schneller als letztes Jahr durchs Ziel!

Als ich Stunden später aus meiner tiefen Ohnmacht erwachte… Nein, Quatsch. ;-)

Ich lag erst mal am Boden, bis dann Susanne, Matthis, Toto und Florian (vom TSV Kirchdorf) angeflitzt kamen und mich beglückwünschten. Mocki stand kurz daneben betrübt rum, denn sie hatte die WM-Quali um 2 Sekunden verpasst und gab das schon angesprochene Interview.
Auslaufen, Thorsten im 5. Lauf anfeuern, der nach Fußproblemen leider hinter seinen Erwartungen zurückblieb, Duschen, die üblichen Gespräche mit zufriedenen und unzufriedenen anderen Läufern – für mich natürlich nach einer tollen Bestzeit alles euphorisch! Und auch die Rückfahrt, bei der wir Florian mitnahmen (14:56,21 im 3. Lauf) und der mich beim Fahren zum Glück mal ablösen konnte, war mit Klassikern von CD richtig vergnügt! Beim McDoof in irgendwo trafen wir dann auch noch Geronimo (15:16,48) aus Verden und Jannis aus Wedel-Pinneberg (15:04,48) wieder. Und so störte es mich auch nicht, dass ich erst um 4 Uhr morgens meine Wohnungstür öffnete. Als ich um 6 Uhr endlich einschlief, waren 23 Stunden mit einer Examensprüfung und einer geilen Zeit in Koblenz vorbei.

Mir fällt da spontan ein Zitat ein:
„Ich hatte eine großartige Zeit, konnte die Welt bereisen, besondere Menschen kennenlernen und das, weil ich schnell im Kreis rennen kann. Das nenn ich Glück.“
Bob Kennedy, US-Amerikaner, sub13@5000.

In diesem Sinne, macht was draus! Vielen Dank fürs Lesen,
Sebastian


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