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Bericht

Name des Laufes:	Bodenseemarathon Kressbronn mehr zum Lauf: VID179
Datum des Laufes:	20.9.2003 (Sat)
Ort:	Kressbronn
Plz:	D8
Homepage:	http://www.bodensee-marathon.de/
Strecken:	HM
Beschaffenheit:	Asphalt/Sand/Kies/Pfad
Profil:	flach
Wetter:	28°C, pralle Sonne
Teilnehmer:	776
Name des Berichtenden:	Rüdiger Schierz (Autor-LID zuordnen: Login und [Edit]) Bericht vom 22.9.2003 (Mon)
Der Morgen fängt schon mal super an. Ich stehe auf und habe total steife Beine. Der ewig lange Einkaufsundsightseeingbummel in Straßburg am Vorabend war wohl doch nicht so das optimale Tapering. Und warum hab' ich in dem Restaurant bloß die Bratkartoffeln mit Munsterkäse überbacken genommen, anstatt ehrliche Spaghetti Napoli? Jo, und wenn man dann auch noch so spät ins Bett kommt, braucht man sich nicht wundern, dass man nicht so richtig in die Gänge kommt. So war das spannende Drama vorprogrammiert. Zum Frühstück gegen 11.00 Uhr hab' ich mir jedenfalls 2 große Scheiben Brot mit Marmelade reingezogen (Honig war alle), ging dem Kaffee geschickt aus dem Weg und begann schonmal mit Apfelsaftschorle Flüssigkeit zu tanken. Sollte heiß werden heute. Geplante Abfahrt um 11.30 verzögerte sich schon bei mir um ca. 10 min. Dann gings bei meinem Freund Roland vorbei, klingeln Treppe hoch. Er war gerade am Telefon und sprach mit meinem Anrufbeantworter. Jetzt bat er mich in die Wohnung, war noch mit seinen kleinen Zwillingen in Gange, der größere Sohn lies gerade Heavy Metall laufen und seine Frau bot mir noch Nudeln an. Irgendwie muss ich noch hungrig ausgesehen haben. Nachdem ich endlich klar gemacht hatte, dass wir spät dran sind, ging's mal los. Es war bereits 12.00. Als Startzeit hatte ich 14.20 im Kopf. Um 14.00 waren wir gerade mal in Friedrichshafen, noch 8 km! Gegen 14.15 liefen wir in Kressbronn auf dem Bahnhofsparkplatz ein, der natürlich schon voll war. Raus aus dem Auto, rein in die Laufklamotten und so im 10K Tempo zur Festhalle gejoggt. Um 14.21 waren wir an der Startnummernausgabe. Zum Glück war diesmal der Start um 14.30. :-) Jetzt noch schnell aufs Klo. Da war komplett alles frei. Ca. 3 min vor Startschuss stand ich so ca. 5m hinter der Startlinie. Jetzt kanns losgehen. Der Startschuss lies nicht auf sich warten und die Meute trabte los, ich mit. Gleich war mal ein Päärchen vor mir, mit ca. 6:30 Schnitt blos nicht zu schnell anlaufend, natürlich nebeneinander. Wieso stehen die ganz vorne? Die Straße vor mir lief jetzt eine riesige Meute. Ich hatte mich doch auch recht weit vorne aufgestellt? Wo kamen die alle her? Sagte ich schon, dass es ca. 28° im Schatten hatte und jetzt erstmal alles durch die pralle Sonne ging? Ich fühlte mich gleich mal ziemlich schlecht und beschloss erstmal langsam in der Meute mitzulaufen. Irgendwie fühlte ich mich gar nicht in Form, lief unrund und mir fehlte gleich mal die Luft, und das, obwohl ich sooo langsam lief. Dann kam die 1. km Markierung. Ich tippte so auf 4:35 oder langsamer. Ist aber egal, erstmal ins Laufen kommen. Dann an der Markierung die Überraschung: genau 4:15. Gut, das jetzt noch 20 km durchhalten. Das Laufen wurde jetzt langsam besser, richtig angenehm. Mit fehlte einfach das Warmlaufen. Die nächsten 3 km lief ich relativ konstant und sehr locker. Erst so nach km 4, ca. nach 16 min, wurde mein Luftbedarf etwas größer und ich stellte automatisch von 3-3 Atmung auf 2-2 Atmung um. Die ersten 4 km gehen leicht wellig auf Asphalt über Wirtschaftswege/Straße durch Obstplantagen. Dann erreicht der Lauf den Argen, einen Bodenseezufluss. Auf der rechten Uferseite geht der Lauf dann über Naturwege bis zur Mündung in den Bodensee bei km 11. Auf der linken Uferseite geht es zurück und dann die letzten 4 km auf dem selben Weg wieder zurück nach Kressbronn. Der Argen hat hier nur noch ein leichtes, aber doch vor allem auf dem Rückweg flussaufwärts spürbares Gefälle. Aus der Erfahrung von den letzten 2 Teilnahmen 2000 und 2001 wusste ich, wenn ich 1:30 laufen will, muss ich flussabwärts etwas schneller laufen, da ich dann flussaufwärts etwas langsamer bin. Die letzten 4 km wellig zurück durch die pralle Sonne werden dann sowieso hart werden. Ab km 2 überhole ich nur noch. So bei km 4 überhole ich einen jüngeren Läufer, der mich an den folgenden leichten Anstiegen stets überholt. Kurz darauf wird er stets von mir eingesammelt. Irgendwann heftet er sich an meine Fersen und wir laufen ein ganzes Stück zu zweit. Ich höre stets sein Hecheln im Nacken. Wir überholen laufend. Ein Läufer meint zu seinem Mitläufer: "Die 2 wollen es aber wissen, bei der Hitze!" So bei km 8, kurzer Check der Laufform: Haltung ist noch aufrecht, Kniehub noch da, Abdruck fühlt sich noch dynamisch an. Die letzten paar km hatte ich merkwürdigerweise leichte Seitenstiche, die sind jetzt aber weg. Alles im grünen Bereich. Nur die Zwischenzeiten liegen so bei 4:15/km, die müssten hier flussabwärts etwas schneller sein. Das wird knapp mit unter 1:30. Bei km 11 ist die Mündung erreicht. Meinen Schatten hab' ich auf dem letzten km verloren. Nach der Brücke gehts flussaufwärts. Die leichte Steigung spüre ich deutlich, die Schritte werden etwas kürzer. Bin aber noch gut drauf. Die km Zeiten werden aber, wie erwartet etwas langsamer. Am km 15 wird's langsam heftig. Ich versuche mich auf das hier und jetzt zu konzentrieren und tröste mich damit, dass es nur noch 5 km bis km 20 sind. ;-) Bei km 16 tröste ich mich damit das es nur noch 5 km bis km 21 sind. Kontrolle der Laufform ergibt: Laufschritt auf max. Ökonomie ausgelegt, Kniehub, was ist das? Abdruck fühlt sich ziemlich platt an. Nach km 17 geht's wieder zurück auf die Strecke, auf der wir auch von Kressbronn herkamen. Ab jetzt sehen die km Markierungen so aus: nur noch 4 km bis zum Ziel (usw.). Ich überhole immer noch Läufer und wurde bis jetzt nicht überholt. So langsam fängt aber doch der innere Schweinhund mit mir an zu reden. Warum mache ich das hier eigentlich. Die Sonne scheint prall, die Batterie ist leer, das ist alles ziemlich anstrendend. Warum gehe ich eigentlich nicht mal ein Stück? Ich laufe weiter, voll am Anschlag. Noch 3 km, ich versuche etwas anzuziehen, ist ja nicht mehr weit. Meine Güte, bin ich platt. Noch 2 km, vor mir ist eine 2-er Gruppe, ca. 50 m. Ob ich die noch packe bis ins Ziel? Sieht nicht so aus. Der Abstand bleibt konstant, wird eher etwas größer. Noch 1 km, jetzt sind wir wieder im Ort. Es wird etwas verwinkelt. Ich gucke auf die Uhr. Die 1:30 schaffe ich nicht, das hab' ich schon bei km 17 ausgerechnet. Aber 2 min sind schon wieder rum, also nur noch ca. 500m. Ich versuche Gas zu geben. Um die Ecken habe ich die 2 vor mir aus dem Auge verloren. Beim Einbiegen in die gerade, leicht abfallende Straße hinunter zur Festhalle sind sie noch ca. 40m vor mir. Hier steht viel Publikum und feuert mich an. Jemand ruft mir von rechts zu: "Die packst du noch?". Ich kenne die Strecke und weiß, dass da unten nach dem Knick nach links um die Ecke noch ca. 50-70m bis zum Ziel sind. Da hab' ich mir schon mal einen Schlusssprint geliefert. An der Ecke bin ich tatsächlich auf die 2 aufgelaufen. Mist, der Hintermann, etwa in meinem Alter, setzt auch zu einem Überholsprint an und läuft mir in den Weg. Ich muss bremsen. Mit ein lauten Juhu schalte ich meinen Turbo ein und ziehe mit beiden gleich auf. Der führende Läufer von den beiden ist ein ziemlich junger Kerl. Als der merkt, was los ist, zieht er wahnsinnig ab. Ich hinterher direkt an den Fersen, kann ihn aber nicht mehr packen. Der andere wird abgeschlagen und kann nicht folgen. So laufen wir direkt hintereinander ins Ziel. Im Zielkanal ist Luftholen angesagt. Als wir zusammen an die Stelle kommen, wo die Nummern notiert werden, dreht sich mein junger Vordermann um, schaut mich an und sagt: "Bist du eigentlich wahnsinnig, auf den letzten Metern so einen Spurt hinzulegen!" Hey, das hat richtig Spaß gemacht. Ob ich bei dem Duell 2. oder 1. bin, ist dabei völlig unwichtig. :-) Der dritte ist jetzt auch hinter uns und wir geben uns alle drei die Hand und gratulieren uns. Ich steuere auf die große Plastikwanne zu, in die ein Gartenschlauch eingehängt ist und dusche erstmal kalt. Am liebsten hätte ich mich reingelegt. Dazu war sie aber zu klein. Dann waren Isogetränke und Tee angesagt und natürlich Bananen. Nachdem alle Systeme wieder einigermaßen runtergefahren waren, begab ich mich in die Zielkurve, um meinen Kumpel Roland, der noch kommen musste, anzufeuern. Ich musste ziemlich lange warten und machte mir schon Sorgen. Normalerweise hätte er 1:45 drauf gehabt, war aber zu schnell angegangen und musste auf den letzten kms eine Gehpause einlegen. So kam er erst so bei 1:52 an. Nach dem kalt Duschen und nach dem ersten Gang an die Kuchentheke kam der Blick auf die Ergebnisliste: 1:30:49, Platz 39 von 776 im Gesamteinlauf, Platz 10 in meiner Altersklasse. Naja, da fehlten wohl diesmal ziemlich viele. Vor 2 Jahren war ich mit einer besseren Zeit (1:28:19) so bei Platz 90 rum im Gesamteinlauf gelegen. Mit der Zeit bin ich seeehr zufrieden, auf wenn meine Ansage (1:30) nicht ganz erreicht wurde. Auf jeden Fall bin ich optimal und am Limit gelaufen. Bei kühleren Temperaturen hätte ich die 1:30 wahrscheinlich auch geknackt. Immerhin war ich mit einer Jahreslaufleistung von jetzt ca. 1000 km nur 2,5 min langsamer als vor 2 Jahren mit doppelten Jahreslaufleistung. Auf jeden Fall denke ich, dass meine Form bis zum HM in Basel am 25.10.03 noch ausbaufähig ist. Der Lauf ist übrigens landschaftlich sehr schön und sehr liebevoll organisiert. Hat wieder richtig Spaß gemacht und wenn es mir nächstes Jahr in die Planung rein passt, laufe ich da wieder mit, auch wenn 2 Std. Anfahrt etwas lang sind. km Split 1 4:15 2 4:14 3 4:13 4 4:04 5 4:17 6 4:17 7 4:08 9 8:33 (4:17/km) 10 4:13 11 4:06 12 4:31 (ab hier flussauf) 13 4:22 14 4:23 15 4:26 16 4:32 17,1 4:52 1,1km (4:26/km) 19,1 8:38 (4:19/km) 20,1 4:25 21,1 4:19 Cheers, Rudiger

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