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Bericht

Name des Laufes:Nike Winterlaufserie des ASV Duisburg
mehr zum Lauf: VID4795
Datum des Laufes:31.3.2007 (Sat)
Ort:Duisburg
Plz:D4
Homepage:http://www.asv-winterlaufserie.de/
Strecken:10k, HM
Beschaffenheit:Straße, Waldwege mit Schotter, Sand, Feuchtstellen,
Profil:mehrere leichte Steigungen und Kurven
Wetter:mit 17 - 18°C für mich zu warm; scharfer, böiger Ostwind
Teilnehmer:ca. 2.500 Finisher für alle 3 Serienläufe
Name des Berichtenden: professor LID1885
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Bericht vom 1.4.2007 (Sun)
Mit Wärme, Wind und Willen ...

Seit meinem Wintermarathon in Kevelaer plagen mich nun schon mehrere Wochen stechende Schmerzen an der unteren Bauchmuskulatur, direkt am Ansatz der Symphyse, die in die Adduktoren und die Innenseite des Oberschenkels ausstrahlen. Gerade nach langen und schnellen Einheiten traten sie auf und nahmen mir Kraft und Leichtigkeit ... Ein 15km Test vor einer Woche ging ziemlich in die Hose: es waren gerade mal 4:15 – 4:20 /km, die ich auf die Straße brachte. Danach bedurfte es wieder Wärme, Ruhe, Massagen, Ablenkung durch Schwimmen und leichtes Fahrradfahren. Zeitweise waren Sit-ups oder andere gymnastische Stretch-Übungen nicht möglich. Eine Erklärung habe ich bisher nicht dafür und in den Lauf-Foren findet man wenig darüber ...

So ging ich mit sehr gemischten Gefühlen an die Aufgabe des dritten und letzten Laufes in der WLS Duisburg 2007 heran - Ausfallen wollte ich nicht!

Als direkten Test in der Vorbereitung für Hamburg stand im Trainingsplan ein Wert von 4:00 / km, also ca. eine 1:24:30 Endzeit! Damit hatte ich allerdings auch keine realistische Chance mehr, den vor mir liegenden Dritten in der Altersklasse zu erreichen, es sei denn ... Ausfall, Einbruch, Zufall etc. ... Bei einer Serie ist ja noch alles möglich ! Vor dem dritten Lauf lag ich unter ca. 2.500 Läufern auf Position 55 im Gesamtklassement (und 4. in AK M50).

Bedingt durch berufliche Termine ging es am Morgen noch recht hektisch her und so vergaß ich beim Packen, den Chip am Schuh umzuwechseln, ebenso den Brustgurt und die Pulsuhr – einfach zerstreut dieser >professor< ! So musste ich mir noch einen Leihchip besorgen ...

... und es wurde zeitlich eng, weil der Zugang zur Brücke gesperrt war. Doch die ASV-ler waren auf „Trouble am Desk“ eingestellt und die ruhige Brigitte Heyden lieferte mir den Leihchip gegen meinen Schlüsselbund aus – mal sehen, ob der auch wirklich meine Zeit messen würde !?

Es war aber noch ziemlich warm (17 – 18°) und ein böiger, scharfer Wind blies aus östlichen Richtungen ! Ich entschloß mich deshalb zum kurzen Tight mit halblanger Hose. Beim Einlaufen merkte ich die Schärfe des Windes unmittelbar. Da hieß es auf jeden Fall, die Kräfte gut einzuteilen, denn gerade die Strecke zwischen 17 – 21km an der Regattastrecke ist ja doch recht windanfällig und am Schluß dann eine echte Herausforderung.

Am Start fanden sich die üblichen Leistungsträger an der Spitze – ich selbst ordnete mich in der dritten bis vierten Reihe ein. Dort sah ich Frank Gebrande vom Gerscheder SV aus Essen und Frank Praefke vom LT Haumannplatz in Essen; beide lagen in der Wertung schon ca. 45 Sekunden vor mir – konnten als Orientierung also gut dienen.

Nach dem verspäteten Startschuß um 16:30 (ich benutze dabei meine Armbanduhr in Stopp-Position bei 4 Uhr) ließ ich es anfangs bewusst verhalten angehen, testete zunächst auf der Krupp-Allee das Windschattenlaufen und hatte den ersten KM in 3:55 bewältigt – ich war zufrieden bei einem gefühlten Tempo von ca. 90% Leistungsfähigkeit; auch die nächsten KM hielt ich mich bewusst im Windschatten von Läufern auf, die in dichtem Pulk auf Position von etwa 70 – 80 liefen. Der Wind war wirklich böig und frisch.

Nach 4 KM (15:40) erreichten wir die Waldgrenze. Der Boden dort war trocken, aber weniger griffig auf dem Kiesschotter, sandigen Waldboden und einigen Feuchtstellen – es ging in mehreren Kurven durch den Wald – dann wieder entlang der Eisenbahntrasse. Auf dem leichten Anstieg zur Eisenbahnbrücke merkte ich erstmals meine Leichtigkeit gegenüber einigen vor mir laufenden Kollegen. Ich machte 4 – 5 Positionen gut. Ein älterer Läufer vom RTB Marathon-Team Remscheid, Gerhard Flach im rot-weiß gestreiften Shirt, lief in etwa mein Tempo – er sollte mich fortan noch länger begleiten. Momentan fühlte ich mich gut, die Bauchmuskulatur gab noch Ruhe. Die KM 5 (19:35) und KM10 (39:25) wiesen zwar nicht auf eine Bestzeit hin, jedoch auf das geplante gleichmäßige Tempo knapp unter 4:00 / km. Bei 8km genoss ich das frische Nass, das dort in Trinkbechern gereicht wurde und meine relativ trockene Kehl erfrischte – bei KM13 tauchte diese Erfrischung dann nochmals auf: die Wärme war noch anstrengender als zunächst vermutet.

Ab KM 10 ging es wieder hinein in den lichten Wald – mehrere Kurven, Bodenwechsel. Dann ab KM 11 hatte ich endlich das Gefühl von gleichmäßiger Leichtigkeit: ich zog an einigen Läufern vorbei und ein kleiner Pulk von ca. 5 Läufern folgte mir – zeitweise war nun der Wind fast erfrischend und kühlend. „Locker und leicht! Locker und leicht“ – immer wieder flößte ich mir dieses MANTRA beim Laufen ein, denn allmählich begann wieder das Stechen und Ziehen in der unteren Bauchmuskulatur , das mir in den vergangenen Tagen und Wochen zuvor die Abdruckkraft im rechten Bein gemindert hatte.

Bei KM 15 (59:30) begann dann die Steigung auf sandigem Boden. Im meinem zweiten Lauf hatte ich dort viel Zeit verloren (mit ca. 4:10 – 4:15/km), aber diesmal schien es leichter zu laufen, doch die Muskeln am Ansatz der Symphyse machten sich jetzt doch lauter bemerkbar: „Locker und leicht“ versuchte ich dagegen zu halten, außerdem lief ich den Abhang verhaltener hinunter als andere Läufer im Pulk neben mir, sodass ich sehen konnte, dass nur noch drei Läufer mitgefolgt waren. Ab KM11 war ich praktisch nicht mehr überholt worden – wo blieben meine beiden Franks aus Essen – ein gutes Omen ?

Bei KM 17 hatten wir den Teerbelag der Strasse wieder und es ging zurück zur Regattastrecke. Nun begann bei mir eine Art von Endabschätzung des restlichen Leistungspotentials: Ich lief jetzt am Limit aber immer noch um die 4:00 / km, vor mir verkürzte sich der Abstand zu einigen Läufern – darunter einem, den ich vom 10km Lauf kannte und der mir dort fast 2Minuten abgenommen hatte: er wurde nach kurzer Zeit locker überholt. Jetzt nur kein Einbruch, dann wäre eine Zeit von 1:24:00 bis 1:24:30 drin !

Doch meine Bauchmuskulatur spannte nun immer schmerzhafter, heller und stechender; die Kraft kam jetzt fast ausschließlich aus dem linken Bein. In Gedanken wechselte ich den Führungsimpuls auf die beiden Arme: zunächst Armzug rechts führend für 50 Schritte, dann Armzug links führend für 50 Schritte usw. – das lenkte wenigstens etwas ab. Der Wind stand schräg seitlich vor uns, die Wärme war jetzt weniger bedeutsam, aber MEIN WILLEN wurde zur alles entscheidenden Komponente. Zur besseren Konzentration schloß ich die Augen für 4 – 5 Schritte: hörte nur noch den Hall der Schritte ! Meine Schritte und die anderen Schritte ? Ja, Schritte – da war aber nur noch ein einziges Schrittpaar, das ich hören konnte !! Sollte sich etwa der Pulk hinter mir aufgelöst haben ??

Jetzt nur kein Blick zurück. Voll auf den Endkampf konzentrieren und die Schmerzen einfach weg denken! Bei KM 20 am Rande ein Helfer mit der Ansage 1:19:42 !! Sollte es ja doch noch möglich sein – trotz heftiger Schmerzen, einem unrundem Laufstil etc. die verbleibenden 4,1km in 4:18 zu laufen ?

Die Zielgerade auf der Krupp-Allee, in der Ferne Musik, mein Verfolger überholte mich – doch er kam nicht weit weg. WILLE, Wille und noch mal Wille für die letzten 300 Meter. Die beiden Franks aus Essen waren immer noch nicht da – ich lag also tatsächlich vor ihnen !!

Dann der Zielkorridor, mehrere Male mein Namen. Die Beine wurden plötzlich ganz leicht und ich hörte wie der Moderator, mein Freund ANDREAS MENZ durchs Mikrophon ansagte:

„Und da kommt .... – zwar keine Bestzeit, aber immer noch unter 4:00 / km. Das sind, liebe Zuschauer 15 Km pro Stunde !“ Das waren verbale Flügel, mit denen ich über die Ziellinie flog. Auf der Zieluhr stand etwas von 1:24:xx – später in der Endabrechnungsliste genau 1:24:00, eine wirkliche PUNKTLANDUNG unter schwierigen Bedingungen !

Bald sah ich Johannes Becher bei den bereits eingetroffenen Läufern, meinen guten Lauffreund aus Essen – er war sehr zufrieden, ca. 25. mit einer Zeit von unter 1:22:00. ch kehrte zum Ziel zurück: mich interessierte der Einlauf der anderen Läufer, und ob ich die beiden Franks aus Essen doch noch überholt hatte im Gesamtklassement ?! Als sie bei 1:25:00 aber noch nicht aufgetaucht waren, bekam ich erstmals das Gefühl, dass ich mich an diesem Tag wirklich verbessert hatte.

Außerdem war ich einfach zufrieden: total gleichmäßig in 3:59 / km über diese Strecke bei nicht optimalen Bedingungen innerlich und äußerlich, waren doch sehr viel wert. Ich hatte mich taktisch gut eingestellt, war diszipliniert gelaufen und hatte mit großem Willen meine eigenen Probleme im Zaum gehalten. Kein Einbruch am Ende!

Dennoch, mein Schritt schmerzte stark – nach der Anspannung spürte ich nun den scharf stechenden Schmerz voll mit Ausstrahlung in die Oberschenkel-Innenseite und ins Sitzbein! Das Bücken und Bein anziehen war fast nicht mehr möglich. Ich versuchte zu traben, es ging nur mühsam! Bei allem Nachverarbeiten hätte ich aber fast noch vergessen, meinen Leihchip zurückzugeben. Das machte ich dann zwar noch, aber irgendwie vergaß ich dann doch noch, meinen Schlüsselbund mitzunehmen ....

Am späten Abend am Telefon, löste Brigitte und Peter Heyden das Problem auf: der Schlüssel war da ! Ach, du zerstreuter >professor< , was wärst Du doch ohne so nette Mitmenschen !! Ich bedankte mich am Telefon für die schöne Winterlaufserie, die gute Organisation und das schnelle Lösen meiner Probleme – und außerdem waren die End- Ergebnisse schon da: ich war tatsächlich um 13 Postionen nach VORNE gelaufen auf Gesamtplatz 42 ! Bei drei sehr starken M50 Kollegen hatte es aber nur zu Platz 4 gereicht : 4. vom ca. 200 ist trotzdem kein schlechtes Ergebnis ! Ob ich allerdings HAMBURG wirklich laufen kann, bleibt trotz des positiven Test jetzt aber doch offen ... ! Wollen wir mal hoffen !


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