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Bericht
Name des Laufes: | 40. Rund um den Baldeneysee mehr zum Lauf: VID17 |
Datum des Laufes: | 13.10.2002 (Sun) |
Ort: | Essen |
Plz: | D4 |
Homepage: | http://www.essen-marathon.de |
Strecken: | MA |
Beschaffenheit: | Asphalt |
Profil: | flach |
Wetter: | trocken, kuehl ~10°C |
Teilnehmer: | 2300 |
Name des Berichtenden: |
Olzo LID1 nur für eingeloggte Benutzer sichtbar Bericht vom 13.10.2002 (Sun) |
Ich wollte eigentlich nur die zweite Haelfte schneller laufen als die erste und ansonsten locker bleiben, bin auch ganz ohne Ambitionen an den Start gegangen. Startschuss, alles vergessen. Essen ist mit 2300 Teilnehmern ein eher "kleiner" Marathon. Das hat seine Vor- und Nachteile. Alles ist sehr gut organisiert, ist schliesslich auch schon die 40. Auflage. Am Start ist es natuerlich trotzdem recht voll, aber durch die Schilder "3:00", "3:30" usw. entzerrt sich das ganz gut, die meisten Leute halten sich auch dran. Vorteil also, dass es kein allzu grosses Gedraenge gibt. Der erste km geht in 4:15 weg, wie auch die naechsten 10. Ich bin ein Uhrwerk. Wollte eigentlich langsamer laufen, aber ich habe schon das Gefuehl, mich zu bremsen, und das Tempo ist sehr angenehm. Also weiter. Antonio hatte ich an der Startlinie getroffen, ein alter Wuppertaler, der auch ~3:15 anvisiert hat. Also laufen wir zusammen. Vor uns in einiger Entfernung der 3Std-Pulk, da halten wir uns fern. Ab km4 wird mir auch langsam warm. Die Kleiderfrage war heute bei ~10°C besonders knifflig, kurze Flatterhose und kurzes Trikot ist eigentlich zu kalt... Ich hatte mich also fuer kurze Flatterhose und kurzes Trikot entschieden. Antonio immer einen Schritt hinter mir, ich scherze mit ein paar Mitlaeufern. Herrlich. Verpflegung ab km7 alle 5km, ich werfe direkt etwas Wasser und ein Bananenstuecken ein. Brrr, alles recht kalt. Bei km10 in 42:30 geht mir erst richtig auf, dass das eigentlich zu schnell ist, und drossel ein wenig. "Lauf schneller", sagen die Beine, aber ich halte sie im Zaum. Zwei Frauen sind immer in meiner Naehe, eine hat gesagt, sie will 3:10 laufen. Warum nicht? Letztes Jahre waere ich mit 3:01 fast unter 3Std gelaufen, da haenge ich mich dran. So gut, wie ich mich fuehle... - vielleicht geht da nachher noch was. Let it flow! Bei km15 ist n Wendepunkt, der ist neu und ich kenne die Gegend nicht. An mehreren Stellen Trommeler, schick. Die Ersten kommen mir entgegen - hui sind die schnell. Und diese Abstaende! Ich halte mich an meine Gruppe. Auf dem Hinweg gruesse ich ein paar mir entgegenkommende Bekannte, auf dem Rueckweg auch. Ab km15 habe ich das Gefuehl, dass es leicht bergab geht. Ich lasse mich treiben - klappt klasse. Das Tempo kommt mir immer noch etwas langsam vor, ich halte mich zurueck. Trotzdem sind 2-3km unter 4:10. Na egal, dafuer laufe ich die naechsten langsamer. Dann sind wir wieder am See. Der Marathon geht 2x um den Baldeneysee, was von der Luft sehr angenehm ist. Unangenehm ist die Kuehle. Bei km20 waren die letzten 10 in 42:20, ich bin also etwas schneller geworden. Fuehlt sich toll an. Ab km25 will ich nochmal einen Zahn zulegen, teste schonmal an, wie es sich auf dem Vorfuss laeuft. Speedy. HM in 1:29:30 - fuer meine schlechte Form und meine 86kg natuerlich viel zu schnell, aber ich bin auch schon schneller durchgegangen. Gleich geht es los. An der Strecke gibt es wenig Zuschauer, schade. Der Wind ist kalt, und die Muskulatur in den Oberschenkel zieht sich zusammen. Ein bisschen laufen, dann geht es besser, denke ich. Aetsch, sagen die Beine, und es wird immer schlimmer. Sch... Bei km23 ein Getraenkestand, huebsch Zeugs einwerfen, und ein paar Schritte gehen, vielleicht geht es dann wieder. Das kalte Zeugs zieht mir jetzt auch noch den Magen zusammen. Weia... Da es immer schlimmer wird, koennte hier eigentlich gut aufhoeren, das Auto ist in der Naehe. Bei km28 stehen aber meine Kinder und wollen mich anfeuern. Also langsam weiter. Der Mann mit dem Hammer hat schon kurz nach der Haelfte auf mich gewartet und hoert gar nicht auf mit dem Schlagen. Vielleicht bekomme davon die Kopfschmerzen. Spaetestens jetzt daemmert mir, dass man bei schlechter Form nicht versuchen sollte, unter 3Std zu laufen, auch nicht unbewusst. km28 ist nur etwa 1,5km vom Start/Ziel-Bereich entfernt, zumindest fuer die Zuschauer, die den See ueber das Wehr passieren koennen. Entsprechend Spektakel und Leute. Meine Kinder jubeln mir zu. Ich koennte jetzt neue Kraft schoepfen, aber die Beine sagen was anderes. Kaum bin ich ausser Sichtweite, nochmal ein paar Schritte gehen. Vor mir steht auch einer und massiert sich die Beine. Das mache ich auch. Buh, sind die kalt. Weiter. Wenigstens einen km. Dann wieder Gehpause. Dann wieder weiter. Boah ist das langsam. Absoluter Einbruch. Ein Laeufer steht am Sani-Wagen und wartet darauf, mitgenommen zu werden. Das waere doch auch was fuer mich. Aber wer so bloed ist und sich sowas antut, muss es auch zuende bringen. Selber Schuld, du Rindvieh, schimpfe ich mit mir, und laufe weiter. Bei km30 die letzten 10 in 48:50, mir schwant Boeses. Kann mich nicht erinnern, dass es mir mal so schlecht gegangen ist, selbst nicht beim ersten Marathon hier vor 9 Jahren und auch nicht mit 7 und Windpocken. Jetzt geht es nur ums Durchkommen. Die Laeufer ueberholen mich in schoener Regelmaessigkeit, was ich nicht schoen finde. Am Getraenkestand lege ich wieder ein Pause ein und schlucke jetzt hemmungslos alles, was ich kriegen kann. Die Helfer schauen mich schon skeptisch an, weil ich hier so unmotiviert rumstehe. Also langsam weiterjoggen. Aua! Koennen einem die Beine wehtun. Ich verfluche jeden km, den ich zu wenig trainiert habe. Bei km32 kommt Rudiger aus de.rec.sport.laufen in Reallife von hinten. Am Start hatten wir uns verpasst. Mir fehlt leider die Puste zu einem Gespraech, wir gruessen uns *schwups* ist er auch schon vorbei. Kaum noch Laeufer. Alle vor mir. Weit vor mir... Bei km33 kommt Sebastian vor hinten. Er hatte trotz seiner HM-Best von 1:20 wegen seiner 3:45 aus Koeln 2001 eine 3:30 angepeilt und hat die erste Haelfte gemuetlich in 1:36 hinter sich gebracht. Jetzt will er mich mitnehmen. Da das Huckepack aber nicht geht, schicke ich ihn nach vorne und wuensche ihm alles Gute. Der hat es richtig gemacht. Ich nicht. Laufen, Laufen, Gehen, Laufen, Laufen, Gehen, Laufen, Gehen, Laufen, Gehen, Laufen, Gehen, Gehen... wo ist der naechste Getraenkestand?!? Vielleicht steige ich doch noch in einen Sani-Wagen? Nein, Suppe selber eingebrockt, also ausloeffeln. Uh, jeder Schritt tut weh. Und wer mich alles so ueberholt. Einer ist fast genau langsam wie ich, aber immer, wenn ich denke, ich kriege ihn, laeuft er mir doch weg. Wenn die beim Getraenkestand einen Stuhl gehabt haette, ich glaube, ich haette mich mal hingesetzt... Bei km36 kommt mir der Martin, ein alter Laufreund, mit Hund und Trainingsklamotten entgegen. "SOll ich dich was ziehen?" "Nein; trag mich!" Er zieht mich dann doch, was ich zwar nicht sooo nett finde wie Tragen, aber trotzdem sehr nett. Er unterhaelt sich mit mir, was mich ein wenig von den Schmerzen ablenkt. Erstaunlicherweise habe ich wieder gut Luft zum Reden, ich fuehle mich eh koerperlich recht ok, nur die Beine sind hin. So schleppe ich mich dahin. Irgendwo vor mir gibt es noch einen Getraenkestand, bis dahin muss ich es schaffen. Martin haelt mich vom Gehen ab, und ich erreich wider Erwarten den Stand. Ich nehm mir Zeugs, als wuerde es zu Hause nichts geben. Nutze das heimlich zu einer Gehpause. Danach will mich Martin wieder zum Weiterlaufen anfeuern. Widerwillig tue ich ihm den Gefallen. Bei km40 wird meine schlimmste Befuerchtung wahr: die letzten 10 in 56:40. Mein lagsamsten 10km meines Lebens. Auch ein Rekord. Der Rest geht sonst immer automatisch. Heute nicht. Die Beine sind total verkrampft. Martin peitscht mich an, "geh da mit!", und irgendwie geht auch nochmal ein bisschen was. Vor mir sehe ich einen Wuppertaler, der unter 3 laufen wollte. Ui, hat der schwere Beine. Da geht es doch tatsaechlich noch einem schlechter als mir. Zum Schluss ueberhole ich noch ein paar, das Ziel vor Augen. Die letzen 400m sogar noch sowas wie ein Endspurt, soweit die verkrampften Beine das zulassen. Detlev Goepel aus drsl feuert mich an; ich erkenne ihn natuerlich, aber im Ziel klaert er mich auf. Danke, Detlev! Auf den letzten 100m ueberhole ich sogar noch einen. Dann das Ziel. Mann, geht es mir schlecht. Wie konnten mich die Beine tragen, wo ich doch kaum noch stehen kann? Ich nehm Aepfelchen und Getraenke, Sebastian nimmt mich in Empfang mit einer Zeit von 3:14. Tolle Steigerung. Warum sieht hier keiner so kaputt aus wie ich? Und da ist er wieder, der John-Wayne-Schritt. Ich dachte, das passiert einem nur nach dem ersten Marathon, aber ich kann nur ganz langsam und wie auf Eiern gehen. Ansonsten ist es Ziel sehr voll, Rudiger habe ich leider nicht mehr gefunden, auch meine Kinder musste ich 10min suchen. Kuchen und alles Moegliche gab es dann gegen Bares im Zuschauer- bereich auch, die Stimmung war echt gut. Aber ich musste zum Auto, um abzukuerzen, einen steilen Berg hochklettern. Aua, schreie ich, und hinter mir schreit Sebastian auch: beide einen Krampf in der Wade. Der Berg war nicht wirklich gut... Schliesslich mussten wir etwa eine halbe Stunde gehen, bis wir das Auto erreicht hatten. Auslaufen haette ich nicht mehr gekommt, aber jetzt muss ich sagen, der Spaziergang hat meinen Beinen ganz gut getan. Vielleicht werde ich das nach dem naechsten Lauf auch machen. Vielleicht werde ich auch nur noch Spazierengehen... |