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Bericht
Name des Laufes: | Vienna City Marathon mehr zum Lauf: VID3869 |
Datum des Laufes: | 7.5.2006 (Sun) |
Ort: | Wien |
Plz: | A |
Homepage: | http://www.vienna-marathon.com/ |
Strecken: | MA |
Beschaffenheit: | Straße |
Profil: | leicht wellig, knapp 100 Hm |
Wetter: | 11 bis 16°, bewölkt, zeitweise sonnig, trocken, etwas windig |
Teilnehmer: | 5567 im Ziel (5427 beim HM, 1575 Viererstaffeln) |
Name des Berichtenden: |
wi(e)nfried LID32 Winfried aus Bericht vom 21.12.2006 (Thu) |
"Schnelle Füße, rascher Mut, schützt vor Feindes List und Wut." - W.A. Mozart, Zauberflöte Der heurige Wien-Marathon stand offiziell im Zeichen des 250. Geburtstags von Mozart, mit ein bisschen entsprechendem Rahmenprogramm und teilweise Mozartmusik an der Strecke. Naja, es hat immerhin gereicht, um zwei starke japanische Läuferinnen anzulocken, von denen besonders die 21-jährige Tomo Morimoto mit einem Sieg in 2:27 bei ihrem erst zweiten Marathon eine beeindruckende Vorstellung geliefert hat. Für mich ist der Marathon diesmal im Zeichen der österreichischen Staatsmeisterschaften gestanden, ohne die wäre ich hier wahrscheinlich gar nicht gelaufen, da ich letztes Jahr auf dieser Strecke nach einer Aufgabe bei der Hälfte keine rechte Freude gehabt und danach im Oktober sowieso schon mein sub2:40-Ziel geschafft habe. Außerdem ist die Strecke des Vienna City Marathons nicht besonders schnell und durch den Termin auch immer hitzeanfällig. Eine Bestzeit war für mich auch sonst nicht zu erwarten, da ich nur minimal mehr als im Herbst für den Marathon im Prater trainiert habe, dort aber sehr gute Bedingungen auf einer völlig flachen Strecke gehabt habe. Da ich sonst fast nur bei kleineren Veranstaltungen laufe, ist es zur Abwechslung aber nett in einem großen Starterfeld zu stehen und auch ein paar Mitläufer für das eigene Tempo zu finden - für Letzteres sollten die Meisterschaften sorgen. Für mich hat das jedenfalls bedeutet, mir keine spezielle Zielzeit vorzunehmen, sondern lieber möglichst sicher eine solide Zeit zu laufen, natürlich ohne dabei gleich Minuten zu verschenken. Leider ist schon einige Tage davor einer von meinen vier gemeldeten Vereinskollegen mit Achillessehnenproblemen ausgefallen. Am Mittwoch vor dem Wettkampf habe ich noch einen Test über 5 km im Marathontempo gemacht, das war anstrengender aber auch ein bisschen schneller als geplant, also ist mir für einen guten Tag mit kühlem Wetter ein Tempo von 3:47/km denkbar und damit eine Zielzeit von 2:40 möglich erschienen. Eine Verbesserung meiner PB ist damit zwar nicht ganz ausgeschlossen gewesen, aber schon wegen der Höhenmeter, die sicher eine Minute kosten, ziemlich unwahrscheinlich und sicher kein Ziel. Mir ist das so eh lieber gewesen, weil ich nach dem völlig versemmelten Zehner in Kremsmünster, bei dem ich klar eine neue Bestzeit erwartet habe, nicht gewusst habe, ob ich meine Form überhaupt richtig einschätzen kann. Zum Vergleich: Im Herbst 2005 bin ich 10 km in 34:35 gelaufen, den Marathon fünf Wochen später in 2:39:37, heuer waren es 35:28, wieder genau fünf Wochen davor. - Wettkampftag: In der inzwischen bewährten Art wache ich kurz vor dem Weckerläuten auf, frühstücke ein bisschen und studiere die Wettervorschau. Im Moment hat es noch unter 10° und die Höchsttemperatur soll nur 17° erreichen - also sicher keine Ausrede für eine schlechte Zeit. Beim Gewand ist ganz kurz angesagt, und die Handschuhe - hmm, kurz überlegen - können auch zu Hause bleiben. Etwas stören könnte nur der Nordwind, aber der soll erst am Nachmittag stärker werden, die Nierschlagswahrscheinlich ist zwar hoch, aber es sind nur geringe Mengen zu erwarten. Also eigentlich wirklich gute Bedingungen. Ich selber fühle mich nicht so besonders, sondern eher müde und eine Vorstartfreude oder -nervosität will sich auch nicht richtig einstellen. Am Donnerstag habe ich mich noch mit dem Hals beziehungsweise Kopf blöd beim Einsteigen an der Autotür angehaut, weshalb ich einen Lauf um einen Tag auf Freitag verschieben habe müssen, davon ist jetzt wenigstens nichts mehr zu spüren. Bei der Fahrt zum Start mit Schnell- und U-Bahn benütze ich wie immer die Stufen für einen Test, wie sich die Beine anfühlen: keine Beschwerden, aber einfach nicht munter und spritzig, wie man das vor einem wichtigen Wettkampf gerne hätte. Ob das was wird? Zum Aufwärmen jogge ich ein bisschen auf der bereits gesperrten Reichsbrücke, wo nur wenige Läufer unterwegs sind, darunter aber einige, die später sicher im Fernsehen zu sehen sein werden. Mehr als ungefähr einen Kilometer möchte ich vor dem Start aber nicht laufen, also überquere ich nichteinmal die Neue Donau komplett, sondern stelle mich zwischendurch ans Geländer, schaue zum Kahlenberg, wo immer die Wiener Berglaufmeisterschaften ausgetragen werden, und betrachte das Wetter: Es ist weiterhin schön bedeckt, schaut aber trotzdem nicht nach Regen aus, auch hier auf der Brücke ist der Wind noch nicht zu stark, und auf den ersten Kilometern kommt er sowieso nur von hinten oder der Seite. Also fast perfekt, dabei habe ich mich die ganzen letzten Wochen gedanklich auf einen Hitzelauf eingestellt. Bei ein paar im Weg herumstehenden Absperrungen, die ich überqueren muss, spüre ich ein ungutes Ziehen in Adduktoren, sind das die Stellen, wo es in der zweiten Hälfte dann Schmerzen gibt? Oder noch früher, wie es in Kremsmünster der Fall war? Sonst sind die Beine etwas schwer und immer noch nicht ganz munter. Aber egal, unabhängig wie gut oder schlecht es heute läuft, ich werde versuchen ein vernünftig eingeteiltes Rennen zu laufen, selbst wenn es dann 2:45 werden. Auch ohne ausgemachten Treffpunkt habe ich inzwischen schon die anderen drei Läufer von meinem Verein Cricket getroffen, und auch die drei vom Team Runsport, die von einigen anderen Läufen schon gut bekannt sind. Bei der Startblockeinteilung kenne ich mich nicht so ganz aus, weil die Läufer in meinem Block A1 anscheinend mit großem Abstand von einem eigenen Eliteblock aufgestellt sind. Also warte ich ab und entleere ungefähr zehn Minuten vor neun Uhr noch ein letztes Mal meine Blase an einem Gebüsch neben der Abfahrt von der Donauuferautobahn. Jetzt wird es langsam Zeit sich in den Startblock zu begeben, inzwischen wird das Feld hinter einer lebenden Absperrung aus Footballspielern oder so an den Eliteblock herangeführt, also warten wir einfach, bis die an uns vorbeikommen, klettern dann über die Absperrung und stehen jetzt ungefähr in der fünften Reihe hinter dem Eliteblock. Noch kurz ein paar Gespräche über das Anfangstempo, aber mit meinen 3:48/km für die ersten fünf Kilometer will niemand mitlaufen. Schnell den bekannten Gesichtern rundherum noch viel Erfolg und Spaß wünschen, und dann geht es auch schon los. Nach dem Start-TRÖÖÖÖT dauert es einige Sekunden bis zur Startlinie, die Uhr starte ich aber erst dort, damit ich die Kilometerzeiten gut kontrollieren kann. Gleich zu Beginn kommt es vor mir zu zwei Stürzen, aber es dürften alle gut vorbeikommen. Ich habe mich auch bald freigelaufen und schaue mich nach bekannten Gesichtern oder vielmehr Rücken um; ein paar Läufer, die schneller sind als ich, sind ein Stück vor mir - passt! Die Beine fühlen sich zwar nicht gerade toll an, aber das Tempo dürfte stimmen, also vorerst weiter so. Den ersten Kilometer stoppe ich in 3:44. Gut, jetzt aber nicht schneller werden! Schön rollend geht es über die Lassallestraße, der zweite Kilometer dauert 3:37, auch wenn da noch ein Bergabstück von der Reichsbrücke hinunter dabei war, jetzt muss ich wirklich Tempo rausnehmen! Nach der Umrundung des Pratersterns mit der großen Bahnhofsumbau-und-U-Bahn-Verlängerungs-Baustelle geht es auf die Hauptallee, auf der ich heuer die meisten langen Läufe und Marathontempo-Einheiten gelaufen bin. Die Alleebäume sind heute auch alle schön mit Kerzen geschmückt [Soll heißen, dass die Kastanien noch in voller Blüte gestanden sind.] und hinein geht es in den grünen Tunnel. Dabei wird es ein bisschen wärmer, also muss das jetzt Rückenwind sein. Direkt neben mir bildet sich eine Gruppe mit drei Frauen, ein bisschen zu schnell bin ich zwar bisher schon, aber da mitzulaufen wäre sicher ganz nett, hinter einer größeren Gruppe bildet sich nämlich meistens ein großes Loch. Bei der ersten Labestation kurz vor der 5-km-Tafel ist das aber ein Nachteil, da ich, um dem Gedränge auszuweichen, versuche erst am Ende einen Becher mit Wasser zu nehmen, dort aber von einem Läufer, der schon versorgt ist, wieder weggerempelt werde und leer ausgehe. Er dürfte der Tempomacher einer Italienerin sein, hat die Worte meines Unmuts also vermutlich nicht verstanden. Das macht aber eigentlich nichts, bei dem kühlen Wetter reicht es auch, wenn ich erst bei 10 km etwas trinke. Bei der 5-km-Marke bin ich, auch der offiziellen Zeitanzeige nach, deutlich schneller als die geplante 19:00 (3:48/km), aber die Atmung geht sehr leicht, viel leichter als im Training bei dem Tempo, und die Beine fühlen sich plötzlich richtig gut an, also bleibe ich bei der Gruppe, die anscheinend ein 3:45-er-Tempo anpeilt. Bald nach dem 5-km-Schild taucht auch schon das für 36 km auf, die nächsten paar Kilometer werden gegen Ende nämlich noch einmal gelaufen. Gleich darauf in der Schüttelstraße herrscht Gegenwind, deshalb bleibe ich weiterhin an der Gruppe dran, obwohl die Kilometerzeiten jetzt teilweise auch unter 3:45 sind. Etwas verwundert stelle ich fest, dass sich auch zwei Läufer vom Team Runsport in dieser Gruppe befinden - mit ihren Bestzeiten (2:33 und 2:36) sollten sie doch schneller laufen. Bei einer kleinen Steigungen bei einer Brücke lasse ich aber ein Loch aufreißen, weil mir das schon zu schnell wird. Nach kurzer Überlegung schließe es dann mit erhöhter Anstrengung wieder, weil ich weiß, dass die Gegenwindpassage noch gut einen Kilometer andauert. Dann ist die Schwedenbrücke aber erreicht, ich nehme etwas Tempo heraus und laufe mit etwas Abstand zu dieser Gruppe ziemlich allein über Franz-Josephs-Kai und Ring. Das ist auch nicht schlecht, so habe ich die volle Breite der Ringstraße für mich, und Elisabeth, die wieder einmal mit lauter Stimme und Ratsche anfeuert, übersieht mich auch nicht. Kurz vor der 10-km-Marke schließe ich zu einer Läuferin auf, die den Anschluss an die Gruppe gerade verloren haben dürfte. Auf der Nebenfahrbahn scheint ihr Betreuer oder Trainer mit dem Rad zu fahren, der ruft nämlich ständig Unverständliches in einer mir fremden Sprache, nur ein Wort verstehe ich: "Rhythmus". Da merke ich, dass sie genau die gleiche Schrittfrequenz hat wie ich, dabei ist sie sicher 20 cm kleiner. also passe ich auf schön gleichmäßig und nicht zu schnell zu laufen. Eine Zeit lang dürfte es geholfen haben, dann ist sie aber irgendwann weg. Die Gruppe vor mir enfernt sich zwar ganz leicht, bleibt aber immer noch in Sichtweite. Beim Stück über die Linke Wienzeile hinaus bis Schönbrunn bei km 16 tut sich nicht viel, immer wieder laufe ich mit ein paar Läufern ein Stück zusammen, manche sind von hinten kommend etwas schneller, ein paar Eingeholte hängen sich dran, ein paar werden überholt. Das Tempo ist auch in Ordnung. Was nicht so ganz klappt ist wie immer das Trinken aus den Bechern im Wettkampftempo, also versuche ich es mit ein paar angedeuteten Gehschritten, das geht halbwegs. Ich hätte natürlich auch Eigenverpflegung in Flaschen abgegeben können, aber dann hat man wieder den Stress sie vielleicht suchen zu müssen, und privat darf man sich wegen der Meisterschaften natürlich auch nichts reichen lassen. Nach Schönbrunn beginnt auf der Schlossallee der spürbare Teil der Steigungen, die am Höhenprofil der Strecke die zweiten zehn Kilometer prägen. Wie ich mir schon im Winter ausgerechnet habe, darf ich bis km 20 deshalb ruhig 30 Sekunden verlieren, also lasse ich mich nicht irritieren, wenn die Zeiten immer wieder ein paar Sekunden über 3:45 liegen, was ich mir jetzt doch als Richttempo genommen habe. In diesem Abschnitt verliere ich auch meine unmittelbaren Mitläufer und orientiere mich an ein paar einzelnen Läufern vor mir. Aber auch wenn es mehrere Minuten dauert bis ich einen davon eingeholt habe, bringt mir das nicht viel, weil der mir dann doch zu langsam ist, um mich im Windschatten auszuruhen. Der Wind ist hier zwar auch nicht stark aber doch spürbar. Die Gruppe, mit der ich am Anfang gelaufen bin, ist dabei immer noch in Sichtweite und jetzt anscheinend auch nicht schneller als ich, aber zum Aufschließen doch zu weit weg. Auf der Inneren Mariahilfer Straße erwische ich endlich einmal einen Läufer, der ungefähr das gleiche Tempo läuft und auch nicht nur einen Windschatten sucht. Bei der 20-km-Verpflegung wechsle ich plangemäß von Wasser auf das blaue Isozeug "Powerade" (in der Namensgebung nur von Motoröl der Marke "Motorex" geschlagen in Bechern, also landet ein großer Teil davon auf Händen, Startnummer und Gewand. Hmm, das muss ich in fünf Kilometern besser machen, wenn ich nennenswert Kohlenhydrate zuführen will. Aber zuerst einmal kommt ein längeres Bergabstück hinunter Richtung Ringstraße, das nehme ich in der gern in drsl empfohlenen Technik: leichte Vorlage, schnelle Schritte - hui, das zischt! :-) Der Läufer von vorher ist allerdings weg. Gleich darauf darf man auf den Ring einbiegen, hier ist die Straße geteilt, da kurz darauf die Halbmarathonläufer nach rechts auf den Heldenplatz einbiegen, ich sehe aber keinen davon und interessiere mich mehr für die Halbmarathonmarkierung auf der Marathonstrecke. Die Uhr zeigt dort 1:19:17, das ist auch exakt meine Zwischenzeit vom Oktober. Noch dazu steht dort auch mein Vereinskollege Josef, der auch letztes Jahr im Mai an dieser Marke gestanden ist, genau dort, wo ich damals aufgegeben habe. Das löst natürlich Gedanken daran aus, wie mies es vor einem Jahr gelaufen ist, und wie leicht es heute bis hier war. Es läuft einfach, und der Lauf macht mit jedem Kilometer mehr Spaß. *Und* ich bin auf *Bestzeitkurs*! Dabei war das garnicht geplant ... Nach dem Einbiegen in die Liechtensteinstraße geht es nocheinmal bergab. Beim Hinunterollenlassen erinnere ich mich wieder an letztes Jahr, damals waren an dieser Stelle sogar erst 16 km gelaufen, trotzdem habe dort das Tempo schon nicht mehr halten können. Jetzt schließe ich dafür wieder zur Gruppe mit den Frauen auf, mit der ich bis zum zehnten Kilometer gelaufen bin, die inzwischen aber stark geschrumpft ist. So schön wie ich gerade in Schwung bin, setze ich mich gleich an die Spitze der Gruppe. Davor war es mir zum Teil egal wie schnell ich genau laufe, es hat sich sowieso gut und richtig angefühlt, aber beim 23-km-Schild kontrolliere ich wieder einmal die Uhr: Sie zeigt 3:35 an, das scheint mir auch für ein Bergabstück etwas flott, also schön aufpassen, dass ich nicht übertreibe, zum Gasgeben ist es noch zu früh! Aber auch bei vorsichtigerem Tempo bleibt von der Gruppe niemand an mir dran, und ich laufe bald wieder allein, dabei hätte ich durchaus gern ein Stück den Hasen gespielt. Ein bisschen vor mir habe ich dafür eine kleine Gruppe mit Albert und Alex vom Team Runsport in Sichtweite, die waren am Anfang etwas schneller als ich, meistens aber noch zu sehen; jetzt komme ich ihnen eindeutig näher. Bei km 25 erwische ich sogar eine Flasche mit blauem Powerade, sodass ich endlich vernünftig trinken kann, auch wenn es recht grauslich schmeckt. Ganz sauber bleiben die Hände dabei trotzdem nicht, also nütze ich den Becher Wasser von einer zusätzlichen Station haupstsächlich zum Händewaschen, so klebrig ist das Zeug. In der Schüttelstraße wird die Strecke wieder mit Radion Wien beschallt, und so kann ich ein Interview mit Kate Allen (in Athen Olympiasiegerin im Triathlon) hören, die offensichtlich den Halbmarathon gewonnen, also Andrea Mayr geschlagen hat. Mift, da hat wieder einmal die Falsche gewonnen! Bald darauf hole ich Alex ein und frage ihn ein bisschen aus, warum Albert nicht schneller unterwegs ist, und wie er die Chancen von Pumper heute österreichischen Rekord zu laufen einschätzt. Er meint, sie wäre viel zu schnell angelaufen, ist sonst aber nicht gar so gesprächig. [Die Idee, dass es für ihn zu dem Zeitpunkt vielleicht schon recht mühsam, und er dehalb nicht gerade zum Tratschen aufgelegt war, ist mir erst später gekommen. :-)] Am unteren Ende der Schüttelstraße im Gegenverkehrsbereich bei km 29 ist von der Spitze, die hier schon acht Kilometer weiter wäre, noch niemand zu sehen [Dazu hätte der Sieger aber auch ungefähr 2:03, also Weltrekord, laufen müssen], also biege ich nach links in den grünen Prater ab. Bei der Verpflegung kurz vor km 30 stehen auf den Tischen wieder nur blöde Becher, aus denen ich kaum trinken kann. Ganz hinten erspähe ich aber ein paar Flaschen, also zwischen den Tischen durch und eine davon geschnappt. Einen Teil muss ich zwar auch davon wieder ausspucken, weil das blaue Isozeug mit der Atmung in Konflikt gerät, aber insgesamt bekomme ich doch eine ordentliche Menge davon hinunter, bevor ich die Flasche wegwerfe. Gleich darauf geht es am Cricket-Platz (meiner leichtathletischen "Heimat") vorbei zum Wendepunkt in der Meiereistraße: schön von außen anlaufen, am Kurvenscheitel möglichst wenig Tempo verlieren, gleich wieder beschleunigen - hui, das macht heute Spaß! Anschließend in der Hauptallee ist auch wieder Gegenverkehr, hier sieht man zu Beginn die Läufer, die 4,5 km voraus sind, und dann zum Schluss vor der Schleife um das Lusthaus auch noch die, die nur knapp vor einem liegen. Wie ich beim 32-km-Schild auf die Uhr schaue, muss ich schon wieder lachen, sie zeigt nämlich 2:00:00 an, also bin ich bisher exakt 3:45/km gelaufen und damit schnell genug für eine 2:38-er Zeit. Kurz darauf kommt mir Susi Pumper entgegen, die bei ihrem ersten ernsthaften Marathon versucht den österreichischen Rekord zu brechen, sie schaut noch schnell aus, wie schnell sie tatsächlich ist, kann ich aber nicht abschätzen. Sonst ist es hier ziemlich ruhig, Zuschauer gibt es nur sehr vereinzelt, und ich laufe allein. Nach der Umrundung des Lusthauses kommen mir dann die Läufer hinter mir entgegen, und ich suche nach meinen Vereinskollegen. Herbert taucht nach einiger Zeit auf, ich feuere ihn an, und er streckt mir eine Hand mit dem Daumen nach oben entgegen, aber Niki kann ich nicht entdecken. Inzwischen spüre ich, dass die Beine ermüden, das heißt aber nur, dass sie nicht mehr automatisch laufen, sondern schon mit etwas Nachdruck darum gebeten werden wollen. Beim Trinken bei km 35 - zum Glück wieder eine Flasche erwischt - merke ich auch, dass ich schon etwas näher am Limit bin als zuvor. In der Stadionallee stehen auch wieder zwei Vereinskollegen, die mich anfeuern, aber warum hängt Lisa noch ein "Vai! Vai! Vai!" an? Kurz darauf beim 36-km-Schild in der Autobusstation "Klaschkaweg" [84A-Benutzer wissen Bescheid] läuft direkt hinter mir plötzlich eine Italienerin. Wo kommt die denn her? Ich habe mich doch erst am letzten Kilometer umgeblickt und niemanden mehr gesehen. Na gut, vielleicht kann ich ihr ja auf den nächsten Kilometern noch etwas Windschutz geben, eine nützliche Aufgabe zu haben wäre auch zusätzliche Motivation das Tempo hoch zu halten. Und außerdem, was würden sich die Zuschauer denken, wenn ich mich hinter einer zwei Köpfe kleineren Frau verstecke? Aus dem guten Vorsatz wird aber nichts. Gleich nachdem wir auf die Schüttelstraße einbiegen, wo wieder deutlicher Gegenwind bläst, geht sie an mir vorbei, und ich komme schlicht nicht mehr mit. Sind meine Energiereserven schön langsam doch zu Ende? Bricht mein Tempo ein? 3:50 für km 37 trotz Wind und einer deutlichen Steigung beruhigen mich aber wieder, und ich bin sicher: Heute wird mich nichts mehr bremsen oder gar stoppen. Fast zwei Kilometer gibt es auf der Schüttelstraße wieder Gegenverkehr, ein durchgehend dichtes Feld kommt entgegen, immer wieder sind ein paar Läufer dazwischen, die schon ziemlich fertig ausschauen. Ob das für die wohl angenehm ist, wenn ihnen grinsende Läufer entgegenkommen, die nur noch 4 km vor sich haben, während sie noch weitere 10 km zurückliegen? Weit ist es für mich wirklich nicht mehr, die Steigung zur Franzensbrücke (dort, wo ich nach 8 km fast abreißen habe lassen) kann ich noch kraftvoll nach hinten wegschieben, ich quere die Brücke, und leicht bergab in die Radetzkystraße muss ich wieder grinsen - es läuft heute einfach so gut. In einer Rechtskurve überhole ich einen Läufer, der sich nur noch im "Notprogramm" dem Ziel entgegenbewegt, während mein Tempo immer noch ziemlich konstant ist. Der 40. Kilometer ist in der Vorderen Zollamtstraße geschafft, wo auch mein Vater steht und anscheinend versucht mich mit dem Handy zu filmen ... Dort gibt es auch eine Verpflegung, aber was soll ich jetzt noch damit? Also daran vorbei und nach rechts ums Eck auf die Brücke beim Stadtpark und gleich darauf nach links auf den Ring - wieder zwei Ecken, die in der Ideallinie genommen werden wollen. Das Grinsen wird wieder einmal breiter, aber die Zuschauer können ruhig auch wissen, wieviel Spaß ein Marathon machen kann. Am Ring sehe ich dann Alfred Sungi ein gutes Stück vor mir, das erinnert mich an den Lauf "Rund um den Lainzer Tiergarten" vor zwei Jahren, wo er dann noch eine Minute vor mir gewonnen hat. Diesmal komme ich ihm aber näher, ich versuche auch die letzten Reserven abzurufen, aber die Beine wollen nicht mehr schneller. Alfred habe ich trotzdem schon beim 41-km-Schild erreicht, er ist doch schon deutlich langsamer unterwegs, also rufe ich ihm noch etwas Aufmunterndes zu. Kurz darauf geht es an der Oper vorbei, am Rand immer mehr Zuschauer, die die Ringstraße schon recht schmal machen. Dann kommen aber bald die Absperrungen, das 42-er-Schild, und gleich darauf geht es rechts ums Eck durch das Burgtor auf den Heldenplatz. Genau in dem Moment springt die Uhr im Ziel auf 2:38:00 um. Im Winter, wie ich öfters schnelle 200-er in der Halle gelaufen bin, habe ich mir vorgenommen, die letzten 200 m ähnlich schnell zu laufen. Daran erinnere ich mich jetzt und wechsle auf den Vorfuß. Vor mir entdecke ich noch einen Läufer, der in komischen Bogerln zum Ziel läuft, er hat mich aber auch schon gesehen, und ich erreiche ihn nicht mehr. Kurz vor der Ziellinie fliegen ausnahmsweise sogar meine Arme in die Höhe, und ich weiß, dass das der beste und auch leichteste Marathon war, den ich je gelaufen bin. Meine Uhr zeigt 2:38:26 an, was ich gleich ein paar mir bekannten Läufern zufrieden zeigen kann. Auch Andrea kommt gerade durch den Zielbereich, wundert sich, dass ich schon da bin, und erzählt mir, wie knapp Kate Allen den Halbmarathon für sich entschieden hat. Mift, ... [Ah, das haben wir schon gehabt. ;-)] Ein paar Helfer üben sich schon darin, die Läufer aus dem unmittelbaren Zielbereich zu vertreiben, also bewege ich mich schön langsam weiter Richtung Verpflegung. Am Weg dahin bekommt man die Finisher-Medaille umgehängt, die an einem Band mit Noten und dem Text "Schnelle Füße, rascher Mut, schützt vor Feindes List und Wut." befestigt ist. Die Zielverpflegung ist ziemlich dürftig, besonders findet sich in dem Sackerl, das man dort bekommt, wieder eine Flasche vom IMNSHO grauslichen blauen Isozeug von Coca-Cola, das jetzt garantiert keiner mehr sehen oder trinken will. Wenn man schon keinen anderen Sponsor findet, der so viel dafür bezahlt, seine Produkte ausschenken zu dürfen, hätte man wenigstens hier auf das deutlich gelungenere Stammprodukt des Hauses zurückgreifen können. Mir ist ein bisschen schlecht und die Beine bewegen sich sehr schwerfällig, also wird der Weg zu den, ein gutes Stück entfernt vor dem Kunsthistorischen Museum geparkten, Garderoben-LKWs ein bisschen weit. Nachdem ich mich dort aber gemütlich mit meinem Gewandsackerl zum Umziehen, Essen und Trinken in der Wiese niedergelassen habe, geht es schon wieder besser und ich kann die SMS mit den Zwischenzeiten kontrollieren, die eines Vereinskollegen fe len leider. Die Beine erholen sich ziemlich schnell, über die Stufen bergab in die U-Bahn-Station zieht es zwar noch, aber später beim Umsteigen nehme ich bergauf lieber die Stiege statt der Rolltreppe, im gleichen Tempo wie immer, und ich spüre wie sich schon zum wiederholten Mal heute ein Krampf anbahnt - in der Gesichtsmuskulatur. :-D km-Zeiten: 3:43, 3:37, 3:45, 3:46, 3:43, 3:45, 3:41, 3:43, 3:46, 3:50 37:18 3:44, 3:49, 3:50, 3:48, 3:43, 3:50, 3:52, 3:49, 3:47, 3:49 38:00 3:37, 3:45, 3:35, 3:45, 3:47, 3:46, 3:44, 3:45, 3:46, 3:49 37:19 3:38, 3:45, 3:43, 3:44, 3:50, 3:47, 3:50, 3:48, 3:47, 3:41 37:33 3:46, 3:47 (+ 0:41 für 0,2 km) 1. Hälfte: 1:19:16 2. Hälfte: 1:19:08 Die offizielle Zeit beträgt 2:38:31 (2:38:24 netto), das ergibt Rang 19 bei den Staatsmeisterschaften und (leider nur) Rang 6 bei den Wiener Meisterschaften. Fazit: Ich glaube, das war mein bisher bester und auch schönster Marathon. Auch auf den letzten zehn Kilometern noch das Gefühl zu haben, dass es immer noch richtig gut läuft, ist einfach nicht zu überbieten. Von den vielen Wettkämpfen, die ich in den vergangenen sechs Jahren gelaufen bin, kann ich mich nur an zwei damit einigermaßen vergleichbare Läufe erinnern: einen Halbmarathon letztes Jahr im April und 1500 m in der Halle heuer im Februar. Beim letzten Mal im Oktober 2005 habe ich übrigens geschworen, nie wieder einen Marathon mit so wenig Training zu laufen, damals waren es 82 km im Durchschnitt über die letzten 20 Wochen vor dem Wettkampf, diesmal 84 km. :-) |