Lauf um die Welt!
 
 
Aktuelle Saison: 2023-2
Menü jeder km zählt
 
25.04.2024, der 4. Tag der KW 17

[ /Rennen | Berichte Übersicht | Bericht suchen | Neuen Bericht schreiben ]

Bericht

Name des Laufes:Frankfurt Marathon 2006
mehr zum Lauf: VID2998
Datum des Laufes:29.10.2006 (Sun)
Ort:Frankfurt / Main
Plz:D6
Homepage:www.frankfurt-marathon.com
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt
Profil:fast ganz flach
Wetter:abwechselnd sonnig und bewölkt, etwas windig, 16-19 Grad
Teilnehmer:11242 plus 3976 Staffellaeufer
Name des Berichtenden: Kat17 LID1146
nur für eingeloggte Benutzer sichtbar

Bericht vom 30.10.2006 (Mon)
Das war fuer mich ein untypischer Marathon ... fast ein bisschen "verkehrte Welt" ...

[VWKGJ]
Gejammer kann ich reichlich bieten: Eine Erkaeltung am Wochenende vor dem Marathon, die aber zum Glueck am Montag schon wieder voellig weg war. Beim Laufen am Montag hat es aber ueberall gezwickt und gezwackt: rechtes Knie aussen, linker Knoechel innen, linkes Knie innen, rechter Knoechel ... nach dem Laufen dann noch das linke Schienbein. Dienstag, Mittwoch und Donnerstag lag der Schwerpunkt auf der linken Achillessehne, Donnerstag bis Samstag war die linke Wade hart. Am Mittwoch nochmal fuer knapp 4km meinen "Marathonpuls fuer die erste Haelfte" von ca. 152 ausprobiert: die ersten 2km kam ein Tempo von 5:33 Min./km raus, aber auf dem Rueckweg 5:42 Min./km. Fuer mein Traumziel, eine Zeit unter 4h, braucht man aber ein Tempo von 5:41 Min./km, und zwar 42,195km lang. Ich schaffe das nicht mal 4km, jedenfalls nicht mit dem angestrebten Puls, na klasse!

Mein Gefuehl in den letzten Tagen vor dem Marathon war daher ziemlich zwiespaeltig. Wenn ich ganz tief in mein Inneres gehorcht habe, war da immer noch eine Art "Urvertrauen", dass ich die 4h knacken kann. Auf der "Oberflaeche" dagegen war ich mir fast sicher, dass nix daraus wird. ... Toll, schizophren bin ich auch noch geworden.

[Wettkampftag]
Um halb acht Uhr morgens sagt der HR bewoelktes, regnerisches Wetter voraus, und ich entschliesse mich zu "unten kurz, oben lang" ... Aermel aufkrempeln kann man ja immer noch. Tatsaechlich sollte dann teilweise die Sonne knallen, teilweise bewoelkt sein - geregnet hat es ueberhaupt nicht.

Um zehn Uhr Treffen zum Gruppenfoto mit den anderen Marathonprojekt-TeilnehmerInnen. Dann Kleiderbeutel abgeben, zweimal Toilette aufsuchen (es gibt da welche ohne Schlange, aber ich verrate nicht, wo :-p), mit anderen Projektteilnehmern plaudern ... irgendwann sagt jemand, dass man sich allmaehlich vielleicht in die Startbloecke begeben sollte. Stimmt, es sind bloss noch 10 Minuten bis zum Start, also los.

Da ich als Zielzeit auf dem Anmeldezettel 3:59:59 angegeben hatte, bin ich dem drittletzten Startblock zugeordnet - was fuer ein Aufstieg direkt aus dem letzten, den ich gewoehnt bin! Ich quetsche mich also ganz hinten in den Startblock "Maritim". Hier ist es verdammt eng, man steht fast wie in einer Sardinenbuechse. Im letzten Block ist da bedeutend mehr Platz. In meiner Naehe steht auch gleich der 3:59h-Hase. Schoen. Ich werde versuchen, ihn erstmal nach Moeglichkeit jedenfalls nicht nach vorne aus den Augen zu verlieren.

Dann zaehlt eine aufgeregte Stimme Sekunden herunter, und irgendwo weit vorne steigen rote Luftballons gen Himmel - der Start ist erfolgt. Hier hinten tut sich erstmal gar nichts.

[Wettkampf]
[km 0-15]
Acht Minuten spaeter sind wir dann doch auch an der Startlinie angekommen. Die Matten fiepen, alle starten ihre Uhr. Eine Tribuene fuer Kameras versperrt mir den Weg, es dauert ein bisschen, bis ich drum rum bin. Der Hase hatte mehr Glueck und ist schon 20 Meter weiter. Na, das macht nichts. Sein roter Luftballon ist weithin sichtbar, und ich muss da jetzt nicht im Anfangsgedraengel hinter ihm herjagen. Hauptsache, ich verliere ihn nicht aus den Augen. Fuer den ersten km stoppe ich 5:50 Min. - voellig ok.

Die Kilometerschilder 2 und 3 habe ich nicht gesehen, ich war zu sehr damit beschaeftigt, den Hasen im Blick zu behalten und den Abstand moeglichst nicht groesser werden zu lassen. Auf die Pulsuhr habe ich auch immer mal geschaut, und was ich da gesehen habe, hat mir gar nicht gefallen: Statt den erhofften 152 waren da schon Werte um 158, stellenweise sogar 160 zu lesen. Oh je, das ist dafuer eigentlich viel zu frueh! Der Gedanke, den Hasen laufen zu lassen und das Tempo etwas rauszunehmen schiesst mir durch den Kopf, hat aber keine Chance. Nein, ich werde mein Ziel nicht schon auf den ersten 5km aufgeben. Soll der bloede Puls doch machen, was er will! Ich werde einfach nicht mehr hinschauen, basta. Das Tempo fuehlt sich eigentlich auch noch so an, als ob ich es ueber die 42km durchhalten koennte - ich bin nicht am Keuchen oder so. Allerdings ist es auch nicht ganz so locker-flockig wie letztes Jahr auf den ersten 15-20km, sondern irgendwie leicht gehetzt, immer mit Blick auf den roten Luftballon. Auf dem leichten Bergab-Abschnitt ab km 5 nehme ich die Chance wahr, lasse es rollen und hole dadurch den Hasen ein.

Mein linkes Knie faengt schon recht frueh an zu meckern - ich bin da nach einem Skiunfall vor 25 Jahren mal operiert worden, aber seit meinem ersten Marathon vor drei Jahren hat es sich nicht mehr gemuckst. Immerhin ist das Meckern nur recht zaghaft.

Die folgenden Kilometer verbringe ich relativ dicht hinter dem Hasen, wo ein ziemliches Gedraengel herrscht. Der Puls "beruhigt" sich auf nun 154-157, spaeter zeitweise sogar auf 152. Im Nachhinein verstaendlich, denn der Abschnitt zwischen km 10 und 15 war mit 28:46 langsamer als die beiden vorherigen 5km-Abschnitte (27:30 und 27:19).

Aber ich fuehle mich immer noch ein klein bisschen gehetzt, und das beunruhigt mich. Eigentlich sollten sich die ersten 15-20km beim Marathon wie von alleine laufen. Wenn das nicht so ist, muss doch hinten der Einbruch kommen, oder? Gleichzeitig schimpfe ich mit mir: Unser Marathonprojekt-Oberguru schaerft uns immer ein: "Keine negativen Gedanken zulassen! Nicht schon im Voraus irgendwas befuerchten, das noch gar nicht eingetreten ist." Und ich mache mir hier schon vor km 15 Gedanken ueber einen Einbruch jenseits von km 30 - was soll das? Bis jetzt laeuft doch alles prima, bei km 15 stoppe ich 1:23:53 und habe damit ca. anderthalb Minuten Vorsprung auf 3:59:59. "Jetzt sei endlich zufrieden und geniesse den Lauf!" befehle ich mir.

[km 15-25]
Ein bisschen hat meine Ermahnung an mich selbst genutzt. Wohl so um km 15 hat es mich - eigentlich unbeabsichtigt - sogar an dem Hasen vorbeigerollt. Kurz vor ihm ist es auch wesentlich angenehmer zu laufen, weil nicht so voll. An der zweiten Staffel-Wechselzone feuert mich einer aus dem Projekt an, der hier auf seinen Einsatz wartet. Er ist letztes Jahr an den 4h gescheitert. "Mach es besser!" ruft er mir zu ... ich werde es versuchen.

Das Knie hat das Meckern inzwischen wieder eingestellt, und in Goldstein, dem Wohngebiet, bin ich immerhin so entspannt, dass ich die fantasievollen Anfeuerungen der Anwohner geniessen kann. Rasseln, Blecheimer, Trommeln, Stereoanlagen - alles muss herhalten.

An der Halbmarathonmarke habe ich etwa 2 Minuten Vorsprung auf mein Zeitziel. Es ist also immer noch machbar, aber eine laengere Gehpause und eine um 4 Minuten langsamere zweite Haelfte wie letztes Jahr darf ich mir nicht erlauben. Ob ich das wohl schaffen werde? Ich bin immer noch mehr als skeptisch, aber entschlossen zu kaempfen.

Irgendwie bin ich wohl so darauf fixiert, was ab km 30 passiert, dass ich schon ab der HM-Marke auf die Schwanheimer Bruecke warte, auf der es wieder auf die Nordseite des Mains geht. Die muss doch jetzt bald kommen? Stimmt nicht, sagt der Streckenplan, zuerst geht es noch durch Schwanheim, und die Bruecke faengt erst bei km 26 an. Also gut, bringen wir halt Schwanheim auch noch hinter uns. An der 25km-Marke bin ich gerade mit Gel-Oeffnen beschaeftigt und damit ueberfordert, gleichzeitig auch noch die Zwischenzeit abzulesen und mit der Marschtabelle zu vergleichen. Aber der Hase hat mich noch nicht wieder eingeholt, also liege ich bestimmt immer noch gut in der Zeit.

[km 25-30]
Auf der Schwanheimer Bruecke hole ich einen Bekannten ein und spreche ihn an. "Immer an der gleichen Stelle", meint er - ich habe ihn wohl letztes Jahr schon in der Gegend ueberholt, damals aber nicht gesehen. Ein bisschen quatsche ich mit ihm, erzaehle, dass ich eigentlich unter 4h laufen wollte, aber nicht das Gefuehl habe, dass es klappt. "Ach, das wird schon" meint er - nett von ihm. Dann gibt er mir zu verstehen, dass er das Reden jetzt lieber einstellen wuerde, und ich verabschiede mich von ihm.

Fuer km 28 stoppe ich 6:01 Min. - ups, der erste km ueber 6 Minuten. Aber letztes Jahr hatte ich auch einen sehr langsamen km in dieser Gegend, kein Grund zur Aufregung. Es geht jetzt nach Hoechst leicht bergauf, und im Vergleich zu den vorigen Streckenabschnitten ist hier die Hoelle los. Ein bisschen kommt es mir vor wie eine Henkersmahlzeit - die letzte gute Stimmung vor der gefuerchteten langen Mainzer Landstrasse zurueck in die Innenstadt. Eine Freundin feuert mich hier an - letztes Jahr wollte sie das auch tun, hatte sich aber bei der Berechnung meiner Geschwindigkeit am Vorjahr orientiert und sass daher noch bei McDonalds, als ich durch Hoechst lief ;-) ... Dieses Jahr hat es geklappt :-)

2:48:52h bei km 30 - immer noch anderthalb bis zwei Minuten "Vorsprung", aber der spannende Teil kommt jetzt erst.

[km 30-35]
Auf dem Weg aus Hoechst hinaus ist die Stelle, wo letztes Jahr zwei Tage lang Szenen fuer den Marathon-Tatort nachgedreht wurden. Ueber die Niddabruecke vor der Kirche, von der im Film die Attentaeterin zielt, sind wir damals unzaehlige Male gelaufen.

Ungefaehr bei km 31 hoere ich einen Zuschauer sagen: "Da kommen die 4h-Laeufer". Aha, der 4h-Hase muss jetzt also ganz dicht hinter mir sein. Ich weiss, dass es jetzt schwer werden wird, aber ich bin wild entschlossen zu kaempfen. Wenigstens versuche ich, mir das selbst einzureden. Ich nehme ein klein bisschen Tempo raus, um den Hasen herankommen zu lassen und um dann genug Kraft zu haben, an ihm dranzubleiben. Der Hase holt mich ein, und ich hoere ihn sagen: "Ein bisschen Tempo rausnehmen jetzt". Oh, das hoere ich gern!

Weiter geht es neben oder dicht hinter dem Hasen, und ich rede mir in dieser Phase zu, nicht gleich aufzugeben und bitteschoen zu kaempfen, wenn es jetzt demnaechst schwer wird. Und schwer werden muss es jetzt doch bald, das war bisher immer so. Ich warte also. Und warte. Na ja, so richtig leicht ist es natuerlich nicht mehr jetzt, ich spuere schon meine Beine. Aber es wird auch nicht schwerer. Kein Problem, mit dem Hasen mitzuhalten auf km 34 und 35, und diese beiden km waren letztes Jahr richtig schwer. 3:16:43h bei km 35 und damit mehr als 2 Minuten "Vorsprung".

[km 35-42]
An der Verpflegungsstelle bei km 35 macht der Hase eine Handbewegung, die sagt "langsam jetzt". Ich sehe dazu eigentlich keine Veranlassung, schnappe mir ein Wasser und eine Apfelschorle und laufe weiter. Letztes Jahr habe ich hier meine ausfuehrliche Gehpause gemacht, und da ich jetzt eigentlich keine Pause brauche, will ich lieber gleich gar nicht anfangen mit Gehen. Ich rechne damit, dass der Hase bald wieder herankommt, aber das tut er nicht. Meine Kilometerzeiten schwanken nun zwischen 5:57 und 5:27, und das Laufen wird immer noch nicht wirklich schwer. Es sind ja eigentlich auch nur noch ein paar Kilometer jetzt. 7, dann 6 - was sind schon 6km? Es ist eigenartig, die ungeliebten Kilometer auf der Mainzer Landstrasse gehen dieses Mal rum wie im Flug, die erwartete Krise kommt einfach nicht. Vielleicht habe ich sie durch meine Kampfansagen im Vorfeld verschreckt.

Ohne Probleme, nur leicht verwundert erreiche ich bald schon km 38, die Stelle, wo man schon ganz dicht am Ziel ist und nur nochmal eine kleine Schleife durch die Innenstadt drehen muss. Jetzt ist mir ziemlich klar, dass ich es schaffen werde, diese letzte Schleife war noch nie ein Problem. Zwar geht es Richtung Goetheplatz nochmal etwas bergauf, gleichzeitig mit einem boeigen Gegenwind - stellenweise habe ich das Gefuehl zu stehen. Das wird den Top-Laeufern wohl eine Bestzeit verhagelt haben, denke ich. Aber mich wird es jetzt nicht mehr aufhalten, ich habe genug Vorsprung.

3:45:17h bei km 40, immer noch mehr als zwei Minuten Vorsprung - das Ding ist sozusagen gegessen. Leider muessen die letzten 2,195km trotzdem auch noch gelaufen werden, und die will ich jetzt rasch hinter mich bringen. Die letzten 2,195 Marathon-km werden mit einem Schnitt von 5:22 Min./km mal wieder so ziemlich meine schnellsten (bis auf zwei in der Anfangsphase, aber den 5:11 bei km 10 trau ich eh nicht).

Im Ziel stoppe ich 3:57:04, offiziell werden es 3:56:44 - keine Ahnung, wo mika diese 20 Sekunden noch gefunden hat.

[NWKGJ]
Ich bin gluecklich und stolz - deutlich unter 4h gelaufen und damit alle meine Lauf-Lebensziele dieses Jahr erreicht. :-) Das war ein klasse Jahr mit einem tollen Abschluss!

Als Kroenung eines tollen Laufes ist "mein" Medaillen-Umhaenger auch noch ein Bekannter, der mir gleich ganz lieb persoenlich gratuliert. Die rote Rose verpasse ich dieses Mal, dafuer gibt es eine Muetze und Handschuhe von der Bank, die neuer Sponsor ist und wegen der die "blaue Linie" dieses Jahr gruen war.

Einen Becher Tee genommen und irgendwo auf den Boden gesetzt. Andere Sitzmoeglichkeiten im Bereich der Zielverpflegung sind leider nicht vorhanden, aber auch egal. Vorsichtig den Tee getrunken - oh oh, mein Magen rebelliert mal wieder. Ein Dixi aufgesucht und den Tee wieder ausgespuckt. ... Der zweite Becher hat leider den gleichen Weg genommen, und auch zu Hause nach einem heissen Bad (das vielleicht in der Situation zu anstrengend fuer Herz und Kreislauf war) habe ich nochmal Apfelschorle wieder ausgespuckt. Na ja, ich bin das inzwischen ja gewoehnt und habe heute gelesen, dass Ulrich Steidl, der beste Deutsche, sich im Ziel am Absperrgitter uebergeben musste. Ich bin also in bester Gesellschaft. Und meinem Magen ehrlich dankbar, dass er immer erst im Ziel und nie schon vorher seine rebellischen Momente hat.

Heute, am Tag danach, habe ich etwas Muskelkater in den Beinen und Schultern, aber nichts Dramatisches. Treppen runtergehen ist problemlos vorwaerts und freihaendig moeglich :-)

Irgendwie war das ein seltsamer Marathon - die erste Haelfte war weniger locker-flockig als sonst, dafuer war die zweite Haelfte und insbesondere km 30-38 viel unproblematischer als ich das gewoehnt bin. Mit offiziell 1:57:46h auf der ersten und 1:58:58h auf der zweiten Haelfte bin ich auch so gleichmaessig gelaufen wie noch nie.

Und der Puls? Ab km 31 lagen die Durchschnittswerte pro km teilweise bei 160 und mehr, aber es waren auch da noch einzelne km mit 158 oder 159 dabei. Auf dem letzten km waren es 166. Insgesamt im Schnitt 157 = 84% HFmax und damit "nur" zwei Schlaege hoeher als vor einem Jahr.

So, Schluss jetzt - der Bericht ist mal wieder lang geworden, obwohl ich eigentlich dachte, dass ich gar nicht viel zu berichten habe.

Vielen Dank fuer's Lesen,
Katrin


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1726


Info Startseite | Regeln | Impressum | Datenschutz

News kmspiel Blog / Newsletter | Mini-Foren | neueste km / Log
Rennen Kalender | 7-Tage-News | Bestenliste | Berichte
Hilfe Handbuch | FAQ | Hilfe-Forum | Hilfeseite