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Bericht
Name des Laufes: | Kahlenberglauf mehr zum Lauf: VID4639 |
Datum des Laufes: | 15.10.2006 (Sun) |
Ort: | Wien |
Plz: | A |
Homepage: | http://www.hoehenstrassenlauf.com/kb |
Strecken: | 8,6 km |
Beschaffenheit: | rund 60% Asphalt und kurz Pflastersteine, der Rest |
Profil: | +470/-150 Hm |
Wetter: | 10°, Hochnebel |
Teilnehmer: | 84 (im Ziel) |
Name des Berichtenden: |
wi(e)nfried LID32 Winfried aus Bericht vom 16.10.2006 (Mon) |
17. Internationaler Kahlenberglauf mit Wiener Meisterschaften im Berglauf Das dritte Jahr laufe ich jetzt für meinen Verein "Cricket" und bin damit bei Wiener Meisterschaften startberechtigt. Zum dritten Mal in Folge bin ich beim Kahlenberglauf am Start, mangels anderer meisterschaftswürdiger Bergläufe in Wien sind es für mich auch die dritten Berglaufmeisterschaften hier. Im Gegensatz zu den letzten Jahren sind auch noch drei weitere Cricketer und auch drei Cricketerinnen für die Mannschaftswertung da. Was gibt es vor dem Start zu jammern? Eigentlich nichts, die Form ist nach der Trainingspause im August vor knapp zwei Wochen wieder aus ihrer Versenkung hervorgekrochen, vor acht Tagen beim Höhenstraßenlauf (14,8 km mit +160/-315 Hm) bin ich schon viel schneller als erwartet gewesen, und auch das zu harte Training von Dienstag und Mittwoch haben die Beine in den drei Tagen von Donnerstag, an dem sie noch bleischwer und fürchterlich müde waren, bis heute völlig vergessen. Beim Aufwärmen an der Donau entlang bläst ein ziemlich kalter Wind, aber der Tratsch mit Vereinskollegen und befreundeten Läufern von der Konkurrenz lenkt ab. Bei ein paar schnelleren Abschnitten bestätigen die Beine den Test, den ich bei der Hinfahrt auf der Stufen in der Schnellbahnstation durchgeführt habe: sie sind heute ganz locker und leicht und wollen fliegen! Wie immer bei Läufen dieser Größenordnung stelle ich mich zum Start in der zweiten Reihe hinter der Linie auf, da ich immer eher zurückhaltend starte. Den Startschuss dürften die Anderen aber verschlafen haben, also mache ich mich kurz schmal und laufe mit ein paar schnellen Schritten nach vor. Völlig neu und ungewöhnt für mich - es fühlt sich aber sehr gut an :-) - führe ich das Feld vom Jachthafen weg durch die Unterführung ins Kahlenbergerdorf. Ein bisschen zu schnell dürfte es zwar sein, aber sofort wieder Tempo herausnehmen geht auch nicht, also bleibe ich die ersten 400 m bis nach den letzten Häusern an der Spitze. Am Beginn des Waldbachsteigs werde ich von Alfred Sungi und einem zweiten, mir unbekannten, Läufer überholt, an den beiden kann ich dort, wo eines der steilsten Stücke des Laufs beginnt nur kurz dran bleiben, schließlich muss ich jetzt aufpassen mich tempomäßig nicht zu übernehmen. Den Atemgeräuschen nach sind zumindest zwei Läufer dicht hinter mir, überholt werde ich aber nicht. Abwechslungsreich immer weiter bergauf durch den Wald geht es die ersten knapp 2,5 km. Dort, wo es wieder flach wird läuft mein bisheriger "Schatten" neben mir, aber auch ihn kenne ich nicht, den Anfeuerungen entnehme ich aber, dass er Martin heißt und für den LCC läuft. Ohne jemanden hinter uns zu hören oder vor uns zu sehen beginnen wir das lange Bergabstück, das fast bis zur 5-km-Markierung reicht. Obwohl ich aus sofort versuche das Tempo bergab zu erhöhen läuft Martin auf der Forststraße sehr schnell gut zehn Meter Vorsprung heraus, den Abstand kann ich dann aber halten und wo der Untergrund wieder auf Asphalt wechselt, benütze ich die im Vorjahr genau an dieser Stelle erprobte Vorfuß-Bergabtechnik und bin ziemlich schnell an ihm wieder vorbei, was ihn anscheinend überrascht, er dürfte mich schon abgeschrieben haben. Gleich darauf biegt die die Strecke nach rechts auf einen wiesigen Weg ab und es geht auf eher anspruchsvollem Untergrund an Weingärten vorbei und durch waldige Abschnitte immer noch weiter bergab. Martin bleibt jetzt hinter mir, zum Überholen wäre auch kaum Platz. Das Teil vom Bergabstück ist wieder auf Asphalt und der Blick reicht hier weiter, links sieht man über Weingärten zur Donau hinunter, interessanter ist aber was auf der Laufstrecke passiert: Von Alfred ist zwar nichts mehr zu sehen, aber dafür hat der Zweite nur noch einen kleinen Vorsprung vor uns. Ich nütze den Rest des Gefälles um die Beine noch schön rollen zu lassen, und wir überholen ihn mit einem ziemlichen Geschwindigkeitsunterschied. Bei der scharfen Ecke nach rechts steigt die Strecke gleich wieder an, und kaum ist die 5-km-Markierung erreicht, setzt sich der "Unbekannte" an die Spitze unserer Dreiergruppe, also kämpfen wir jetzt zu dritt um den zweiten Platz. Zum Teil bleiben Martin und ich ein bisschen zurück, bei einer kleinen Senke kommen wir aber wieder heran und auch ein Stück vorbei, aber dann beginnt das "Finale", die wieder stärkere Steigung samt Serpentinen auf der Kahlenbergerstraße. Eine Zeit lang kann ich noch an dem Läufer dranbleiben, von dem ich überhaupt nicht weiß, ob er überhaupt für einen Wiener Verein läuft und somit ein Konkurrent bei den Meisterschaften ist. Eine Silbermedaille wäre sehr schön, bisher habe ich nämlich nur zwei in Bronze zu Hause. Im Bereich der 7-km-Markierung kann ich aber nicht mehr dranbleiben, die Schuhe, die ich davor immer fixiert habe, entfernen sich langsam Meter um Meter. Weiterkämpfen muss ich aber ohnehin, der Abstand nach hinten ist zwar noch ein bisschen größer, aber noch alles Andere als beruhigend. Mit dem Gefühl keinerlei Reserven mehr zu haben, geht es am Hotel am Kahlenberg vorbei, den Villenweg hinauf und dann kurz noch flach. Dort kommt mir plötzlich mein Vereinskollege Jürgen entgegen, ich wundere mich, ob er aufgeben hat müssen, kann aber nicht weiter nachdenken, ich muss rennen, vielleicht ist der Läufer vor mir doch nicht uneinholbar? Nach einer kurze knackige Steigung auf dem Waldweg noch kurz über Asphalt, der sich mit den völlig laktatverseuchten Beinen so weich anfühlt, als ob man darin versinken könnte, schnell noch nach links ums Eck ins Ziel, bevor man tatsächlich verschluckt wird, und endlich verschnaufen ... Anscheinend gut erholt vom Berlinmarathon gewinnt Alfred in sehr guten 34:49 vor Helmut Schmuck (auch LCC) in 35:46, ich werde mit 35:51 Dritter und denke mir, dass ich den "Unbekannten" durchaus hätte kennen sollen, der war vor einigen Jahren immerhin Weltmeister und mehrfacher Staatsmeister im Berglauf. Derzeit dürfte er aber nicht besonders in Form sein, und bergab dürfte er sich wohl extra geschont haben, dass ich ihn so leicht überholen habe können. Mit meinen Vereinskollegen Christian auf Platz 5 und Willy auf 12 reicht es trotz des Ausfalls von Jürgen noch zum zweiten Platz für Cricket in der Mannschaftswertung. Ach ja, Jürgen: Der hat, nach gut drei Kilometer an fünfter Stelle liegend, eine falsche Abzweigung erwischt, das Rufen der anderen Läufer nicht gehört, die Strecke dadurch deutlich abgekürzt und ist zur allgemeinen und seiner eigenen Verwunderung fast zehn Minuten vor dem Sieger ins Ziel gelaufen. Die Cricket-Frauenmannschaft erreicht den dritten Platz, sodass fast alle zufrieden mit Medaille(n) und Pokal von den letzten Landesmeisterschaften des Jahres nach Hause fahren können. Fazit: - Die Regel, dass man für die Mannschaftswertung immer mit mehr als drei Teilnehmern am Start sein sollte, hat sich in einer neuen Variante bestätigt. - Fast wider Erwarten scheint sich tatsächlich noch eine gute Form für die "Bonussaison" nach den beiden Höhenpunkten des Jahres, Wien-Marathon und K78 beim Swiss Alpine in Davos, gebildet zu haben. - Berglauf ist anstrengend aber schön. Ein Höhenprofil der Strecke gibt es unter http://cricket-express.heim.at/temp/profilkahlenberg06.gif zu sehen, die Zwischenzeiten sind bei km 2, 5, 7 und 8. Bitte beachten: Die Höhe ist über die Zeit aufgetragen, die Anstiege sind in Wirklichkeit also steiler und die Gefälle flacher. |