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Bericht

Name des Laufes:9. Internationaler Wachaumarathon
mehr zum Lauf: VID3897
Datum des Laufes:17.9.2006 (Sun)
Ort:Krems a.d. Donau
Plz:A
Homepage:www.wachaumarathon.at
Strecken:MA
Beschaffenheit:meist asphaltierte Straße, nur ca. 500 m Radweg und 800 m Kopfsteinpflaster
Profil:flach
Wetter:22 - 26 °C, strahlender Sonnenschein, teilweise starker Gegenwind
Teilnehmer:881, 150 weibl. + 731 männl. (M) bzw. 147, 24 weibl. + 123 männl., (UM) im Ziel; insgesamt bei allen Wettbewerben (außer Frauen-
Name des Berichtenden: happy running LID757
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Bericht vom 22.9.2006 (Fri)


Krems/Österreich: 9. Internationaler Bezirksblätter-WACHAUmarathon am Sonntag, 17. September 2006 über 53,0; 42,2; 21,1 und 10,5 km - ”IMMER WIEDER ÖSTERREICH” - Bericht von Birge Woltersdorf

Startzeit: 09.30 Uhr (UM), 10.15 Uhr (M)

Strecke: Punkt-zu-Punkt von Emmersdorf nach Krems/Donau, jeder Kilometer markiert (allerdings absteigend, also beginnend mit “nur noch 42 km”)

Distanzen: VM, HM, M, UM (53 km), am Freitag Frauenlauf (5 km)

Umkleiden: am Start wahlweise in Bussen oder Freiluft, am Ziel in den Messehallen oder im Stadtbad

Duschen: im Stadtbad, sollen o.k. gewesen sein (nicht genutzt)

Startgeld: EUR 42,-- bis EUR 54,-- (“Notnennung am Starttag“) (M), bzw. EUR 45,-- bis EUR 54,-- (UM), nach Anmeldezeitpunkt gestaffelt

Verpflegung: normal, aber nicht üppig

Zielschluß: offiziell 06.15 h (M) bzw. 07.00 h (UM) (brutto), jedoch wurde bisher stets auf den letzten gewartet (nicht ich!) - kam dieses Mal nach 7:55:27 h, also fast eine Stunde später

Eigentlich stehe ich auf dem Standpunkt, das Leben ist viel zu kurz und es gibt viel zu viele schöne Marathonläufe auf der Welt, als daß man einen zweimal laufen müßte. Eine Ausnahme bilden meine beiden Österreich-Maras, Linz im Frühjahr und Wachau im Herbst. Das hängt sicher ganz überwiegend mit der umwerfenden Herzlichkeit der Österreicher zusammen, die einem stets das Gefühl geben, den ganzen Lauf nur für einen selbst veranstaltet und die anderen Teilnehmer sozusagen nur als Rahmenprogramm eingeladen zu haben.

Das begann schon am Freitag früh (15.09.) beim Lösen der Anschlußfahrkarte in St. Pölten nach Krems. Eine junge Frau sprach uns ganz spontan an: Das wäre ja nun wirklich nicht nötig, wir könnten doch auch mit ihr nach Krems fahren!

Sie lieferte uns zunächst auf der im Aufbau befindlichen Marathonmesse bei der Chefin Frau Gutermann ab, die sich höchstpersönlich um unser Quartier gekümmert hatte (“nicht zu weit weg, ihr seid ja zu Fuß”) und fuhr uns dann sogar noch dorthin. Es ist wohl nicht erwähnenswert, daß es wirklich ein Wahnsinnsquartier war, sogar mit eigener Küche und eigenem Garten, zwar ohne Frühstück, aber das krieg ich selbst hin.

Der Rest des Freitags verlief eher ruhig. Ich machte mich noch etwas auf der Marathonmesse nützlich, kaufte ein und ging dann zum Frauenlauf (5 km) jubeln. Die Silvia vom Vormittag (Bahnhof) kam auch, drückte mir ihr wirklich hinreißendes Kind Hermenegild in die Hand und belegte den ersten Platz in der W 30 (Herzlichen Glückwunsch!). Am Vormittag wußte sie noch gar nicht, daß es diesen Lauf gab.

Noch aus einem anderen Grund hat Silvia sich übrigens riesig über dieses Ergebnis gefreut. Sie hatte vor nicht allzu langer Zeit einen ganz schweren Autounfall (ein eingeschlafener Autofahrer rammte sie frontal auf einer Landstraße), bei dem sie dem Tod nur ganz knapp von der Schippe gesprungen ist. Sie hatte kaum einen ungebrochenen Knochen im Körper (dafür viele aber mehrmals), und ganz lange sah es so aus, als wenn sie nie wieder ohne Hilfe würde gehen können. Dies war ihr erster Lauf danach, und so war sie zu Tränen gerührt, als sie auf der Bühne stand und ein paar Worte des Dankes sprach.

Zum Spaß lief ich im Anschluß die letzte der vier Runden (in Jeans und Sandaletten!) und bekam dafür sogar noch eine Medaille umgehängt (“Oder willst Du etwa keine?”). Und wen wundert´s, daß ich den nach der Veranstaltung in die Menge geworfenen Blumenstrauß errang?

Unbedingt sollten wir jetzt noch Silvias Umfeld kennenlernen, deshalb lud sie uns ins Gasthaus ihres Schwiegervaters (Hermenegild XVII.), zukünftig ihres Mannes (Hermenegild XVIII.), ein und weigerte sich strickt, irgendetwas dafür anzunehmen. Es war ein unglaublich gelungener Tag, einer von denen, an dessen Ende man sich beschämt fragt, womit man das eigentlich verdient hat.

Am nächsten Morgen (Samstag, 16.09.) fand ein Frühstückslauf statt, etwa 3 km durch die Altstadt in ein Einkaufszentrum, mit Musik und anschließender Verlosung. Lustig war es anzusehen, wie der in der Menge fahrende LKW über die Schwellen fuhr und jedes Mal die Aufbauten und in ihnen die Musikboxen hochhüpften!

Das Frühstück ließ keine Wünsche offen. Das ausgelobte Handy gewann ich aber dieses Mal nicht, allerdings ein T-Shirt.

Eine Pasta-Party gab es natürlich auch, am Abend Freilichtkino (war aber vielleicht auch Zufall, “Der Tiger und der Schnee”) und später ein tolles Feuerwerk.

Bezüglich des Transportes am Marathontag (Sonntag, 17.09.) zwischen Start und Ziel hatte man die Wahl: Man konnte individuell zum Startort fahren und wurde am Nachmittag/Abend mit pendelnden Bussen zurückgebracht, oder man fuhr mit dem Bus oder dem Zug zum Start. Zum Halbmarathon stand auch eine Fahrt per Schiff auf der Donau zur Wahl, alles im Startgeld inbegriffen. Zusätzlich konnte man sämtliche Linienzüge benutzen.

Marathon- und Ultraläufer starteten in Emmersdorf, ca. 38 km donauaufwärts von Krems entfernt, der HM-Start befand sich in Spitz a.d. Donau, auf der Hälfte der Marathonstrecke, und der VM-Start in Dürnstein.

Der Vortag war wettermäßig kühl mit gelegentlichem Nieselregen verlaufen. Also entschied ich mich für die Bekleidungsvariante “Übergang”. Einige Schritte in den Garten am Morgen hatten mich aber noch kurze Sachen und Sonnenmilch einpacken lassen. Man ist ja Optimist, und als ich im Bus anfing, mir das Gesicht mit der Sonnenmilch einzucremen, wurde ich für mein sonniges Gemüt bewundert. Nur ein Spaßvogel erbat sich noch etwas für seinen üppigen Lockenschopf a la Silvio Berlusconi - eine Entscheidung, die er gewiß nicht bereut hat.

Der Start der Ultraläufer erfolgte 45 min vor dem der Marathonis, und da die Strecke der Ultras von Emmersdorf aus nach etwa einem und nach ca. drei Kilometern wieder am Start vorbeiführte, hatte man reichlich Gelegenheit, sie zu beklatschen. Es war eine tolle Stimmung, mit großer Blaskapelle, Ansprache des Bürgermeisters und so, und wohl auch sämtliche Einwohner von Emmersdorf waren gekommen.

Überhaupt ist die Entwicklung des Ultras sehr erfreulich. Starteten bei der Premiere 2004 lediglich 43 Läufer, von denen immerhin 39 finishten (damals 54 km), traten im vergangenen Jahr 120 Sportfreunde an (gefinisht 114) und in diesem Jahr 159, wovon 147 ins Ziel kamen.

Das Wetter hatte sich zwischenzeitlich entschlossen, sich meiner Sommergarderobe anzupassen: strahlender Sonnenschein und kein Wölkchen mehr am Himmel.

Fünfzehn Minuten vor dem Start fuhren die Kleiderbusse ab zum Ziel, und dann ging es los - allerdings nicht sonderlich verbissen. Auf dem Weg durch Emmersdorf stieß ich mit dem Bürgermeister an mit einem Gläschen Marillenschnaps, das ich natürlich auch austrank, und noch zwei Mal gab es Wein unterwegs (private Initiative).

Praktisch die ganze Stecke ging es an der Donau entlang, nur zum Schluß lief man noch ein Stückchen durch Krems. Es ist unmöglich, die Strecke zu beschreiben: Weinberge, Burgen, Schlösser, weite und enge Täler, der Fluß neben einem ... und dann die schöne Altstadt von Krems. Beim Mittelrheinmarathon war ich ja auch schon, aber dies ist noch schöner. Fahrt einfach hin und schaut es Euch an. Und wenn Ihr schon mal da seid: Grüßt den kleinen Hermenegild von mir, im Gasthaus Hermenegild Mang in Weissenkirchen, von wo im übrigen auch ein prämierter Sekt stammt und es viele leckere Weine, ganz überwiegend aus eigenem Anbau, gibt.

In aller Bescheidenheit beschreiben übrigens die Veranstalter ihren Lauf wie folgt in einem ihrer Programmhefte:
"Imposante Klöster und Burgen, romantische Weingärten, Aggsbach, Spitz, Weißenkirchen, Dürnstein, Krems - wie Perlen einer Kette reihen sich die historischen Orte an den Ufern der Donau. Der Marathon in der Wachau wartet mit der atemberaubenden Kulisse der Weltkulturerbe-Region und einer Streckenführung, die jährlich die Rekorde purzeln läßt, auf.

Die Danau fungiert als Schrittmacher und versorgt die LäuferInnen mit frischer Luft. Viele Labestationen und Musikgruppen entlang der Strecke begleiten die TeilnehmerInnen Schritt für Schritt. Ob in Laufschuhen, mit Walking-Stöcken, Inline-Skates oder im Rollstuhl. Der flache Punkt-zu-Punkt-Kurs durch eine der bekanntesten Weinregionen Europas hat Jahr für Jahr für die knapp 10.000 TeilnehmerInnen einen ganz besonderen Reiz. ..."

Und wißt Ihr was? Sie haben recht!!

Ich hoffe, es sucht mich keiner in der Ergebnisliste. Wenn doch, dann muß ich wohl erläutern: Für mich zunächst völlig unerklärlicher Weise fing mir das Laufen ab km 10 (“nur noch 32 km”) an schwerzufallen, und bei km 18 fing ich das erste Mal in meiner Marathonkarriere ernsthaft an zu überlegen, ob wohl die Welt unterginge, wenn man ausstiege. Warum nur? Klar, der Wind von vorn war schon anstrengend, und so sehr viel hatte ich auch nicht vorher geübt, aber das allein konnte es doch nicht sein? Dann fiel es mir ein: Es mußte der Brückenlauf von vor 14 Tagen sein (Rennsteig), der mir noch in den Knochen steckte. Zwar hauen mich 32 km normaler Weise noch nicht um, selbst bei 500 Höhenmetern (wie dort) nicht, aber drei Stunden bei ziemlicher Kälte und nahezu ununterbrochenem Regen, teilweise wasserfallartig, und dann keine warmen Duschen (nicht mal eine Waschmöglichkeit oder Umkleideräume anschließend), das hatte wirklich geschlaucht. Und wenn ich den Organisator nicht so gut leiden könnte, fielen mir noch ganz andere Worte ein. Aber egal - das war es mir wert, denn wann kann man schon mal in so schöner Landschaft über eine verkehrsfreie Autobahn laufen?

Von km 27 (“nur noch 15 km”) bis km 30 überlegte ich, entweder gehörig Dampf herauszunehmen, selbst auf die Gefahr hin, den offiziellen Zielschluß zu verpassen, oder totsterbenskrank ins Ziel zu kommen - oder unter Umständen gar nicht. Ich entschied mich für Variante I und ruhte mich sieben Kilometer lang richtig aus. Das war toll, man konnte auch viel mehr die Landschaft bewundern, und ich wurde wieder richtig frohgemut. Bei km 37 war ich überraschender Weise wieder topfit und konnte das Tempo wieder anziehen. Wieder was gelernt: Neben dem Aufgeben gibt es immer noch mehrere andere Möglichkeiten.

Ab etwa km 32 gesellte sich eine sehr nette Radfahrerin (Erika) zu mir, die meine Wasserflasche trug und mich bestens unterhielt. Sie hielt auch wirklich bis zum Ziel durch und meinte, das wäre Ehrensache und bei ihr im Verein so üblich.

Kurz vor Ende stand der Rennleiter, Herr Dr. Paul, an der Strecke und meinte lachend: “Beeil Dich mal, Klausi wartet schon”(mein Sohn). Individuelle Betreuung eben.

Ziel, Medaille, Verpflegung, Massage - und ab ins Quartier. Duschen und Heimreise. Schade, schon zu Ende.

Seht Ihr, ich bin wieder da. Über ein Jahr hat sich mein Körper strickt geweigert, Marathon zu laufen nach dem verkorksten Mittelrheinmarathon 2005 (siehe Kommentar zum Bericht von Heinz Behrmann vom 01.07.v.J., z.Z. auf Seite 7 der Berichte unter www.100marathon-club.de, http://www.100marathon-club.de/100mc02/reports.php?i=925&s=7), wenn man mal von Medoc absieht, den ich ja schon gebucht und bezahlt hatte. Und da ich auf dem Standpunkt stehe, Laufen soll in erster Linie Spaß machen, tue ich es dann auch nicht. Aber nun denke ich schon nach über den Siebengebirgsmarathon am 10.12. Bitte drückt mir die Daumen.

Für das Startgeld konnte man erwarten: Den Lauf selbst natürlich mit Unterwegsverpflegung (nicht üppig, aber ausreichend), eine schöne Finishermedaille aus Emaille, Verpflegung und Massage im Ziel, Siegerehrung (Gesamt- und Altersklassen-, letztere bei Nichtberücksichtigung der Gesamtsieger, und jede Menge Sonderwertungen, z.B. Ärzte, Juristen, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, schwere Läufer, Universitätsangehörige, ...), Transfer zu den Startorten vor und nach der Veranstaltung, Gepäcktransfer und (trockene!) -aufbewahrung, kostenloser Eintritt ins Stadtbad am Veranstaltungstag, Kinderbetreuung, eine Pasta-Party am Vorabend (mit Nudeln und Getränk inclusive, Kaiserschmarren gegen Zuzahlung), Volksfest mit Musik, Tanz und Feuerwerk im Stadtpark am Vorabend - und die wirklich unübertreffliche Gastfreundschaft der Österreicher.

Deutsche Teilnehmer habe ich beim Marathon leider nur wenige gesehen . Warum eigentlich? Die Anreise ist wirklich unkompliziert: Man steigt in Hamburg oder Berlin oder Köln oder Leipzig oder ... abends in den Zug, schläft sich gründlich aus (Liegewagen) und wacht am nächsten Morgen in St. Pölten wieder auf (30 km von Krems entfernt). Das ist ja fast so, als wenn man zu Hause ins Bett ginge und am Laufort aufwachte. Wenn man nicht darauf verzichten mag, kann man sogar das Auto mitnehmen (DB-Autozug). Das ist zwar nicht ganz billig, aber einen Teil bekommt man schon wieder heraus, wenn man in Österreich kräftig Benzin bunkert.

Alles in allem finde ich, ist dies ein Lauf, den man (mindestens!) einmal machen muß.

AUF NACH KREMS!!

(dieser Bericht ist eine (ganz kleine) Adaptation eines Berichtes für den 100marathon-club Deutschland e.V., http://www.100marathon-club.de/100mc02/reports.php?i=1400&s=).


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1656


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