Lauf um die Welt!
 
 
Aktuelle Saison: 2023-2
Menü jeder km zählt
 
26.04.2024, der 5. Tag der KW 17

[ /Rennen | Berichte Übersicht | Bericht suchen | Neuen Bericht schreiben ]

Bericht

Name des Laufes:5. Volksbank-Münster-Marathon
mehr zum Lauf: VID2589
Datum des Laufes:10.9.2006 (Sun)
Ort:Münster
Plz:D4
Homepage:http://www.volksbank-muenster-marathon.de
Strecken:MA
Beschaffenheit:Asphalt, kurzzeitig im Wald
Profil:flach, etwas anspruchsvoller auf der zweiten Hälfte
Wetter:ca. 14-20 Grad
Teilnehmer:ca.4500
Name des Berichtenden:MidnightRunner LID1841
nur für eingeloggte Benutzer sichtbar

Bericht vom 11.9.2006 (Mon)
Seltsam so etwas. Im letzten Jahr war ich für den Köln-Marathon angemeldet. Dann habe ich davon erfahren, dass der Münster-Marathon am selben Tag stattfindet und viel besser sein sollte. Ich schaue mir die Webseite an und merke: Das ist mein Lauf! Prompt bekomme ich Knieprobleme, sage den Köln-Marathon 05 ab und stehe heute morgen, ein Jahr später, in der zweiten Startbox meines Marathons.

Ich hüpfe noch unmotiviert auf der Stelle und weiss immer noch nicht, wie ich laufen soll. Ich beschliesse, einfach alles auf mich zukommen zu lassen. Es ist ja schliesslich _mein_ Lauf und der wird mir schon sagen, was er mit mir vorhat. Ich muss nur aufpassen.

Noch keinen Meter bin ich gelaufen und schon bekomme ich Applaus von _meinem_ Publikum: Der RJ lässt viele Gruppen hochleben. Nun komme ich dran: "Besonderen Respekt gebühre den vielen Ersties". Hey, das bin ich. Könnt Ihr mich sehen? Ich bin Erstie, Newbie, Jungfrau, was auch immer. Aber ich bin dabei!

Die Minuten werden heruntergezählt und die Mächtigkeit dieses Moments übermannt mich und ich kämpfe mit den Tränen! Das _muss_ mein Lauf sein. Hier werde ich schon in der Startbox bejubelt und flenne. Das hatte ich eigentlich in der Reihenfolge für das Ziel vorgehabt.

Die 10 Wochen spezifisches Marathon-Training gehen mir durch den Kopf. Lange Läufe habe ich gemacht. Tempo war schneller als für sub 3:30 vorgesehen. Endbeschleunigungen habe ich auch hinbekommen. Jetzt wird es Zeit, dass es losgeht. Und da es _mein_ Rennen ist, erhöhrt mich der RJ und es geht los.

Wow, ist das geil. Ich laufe wieder. Die letzte Woche Tapering hat mir schon fast Entzugserscheinungen bereitet. Ich schaue auf die Uhr. Geplant habe ich, nur die 5k-Vielfachen zu stoppen und zwischendurch etwas auf die Pace auf meiner Polar zu achten: 4:50! Mein Rennen!

Es geht nun durch die wunderschöne Altstadt von Münster. Kann man eigentlich eine Stadt adoptieren? Hier schon an jeder Ecke Fangruppen, die eine super Stimmung verbreiten. Und das schon am frühen Morgen.

Die 4:50er Pace kann man leicht ausrechnen. ich brauche aber keine Berechnungen anstellen, weil ich einen Tempomat bekommen haben. Von meinem Marathon in meiner Stadt.

Die ersten 5 Kilometer waren in 24:08 vorbei. Passt. Die Anzeige der Pulsfrequenz zeigt aber 85% an. _Das_ wollte ich eigentlich nicht haben. Ich beschliesse, dass es leicht bergauf geht und ich mich erst einmal warmlaufen muss. Ausserdem ist ja auch Party in der Stadt.

Für die nächsen 5 Kilometer brauche ich 24:04 bei 84%. Nun fange ich an zu grübeln: Soll ich so weitermachen? Das ist das Tempo was ich trainiert habe, oder auf Nummer Sicher gehen und _mein_ Rennen nicht gefährden.

Es ist ca. 9:51 Uhr, als mein Rennen zu mir spricht. Musik wird laut: Queen. Don't stop me now! Mein Laufsong (s. mein drsl-Fragebogen), das Epische Ich spricht mich an. Als Medium für einen Lauf, der ja bekanntlich nicht sprechen, geschweige denn singen kann. Danke!

Also, erst einmal weiter in dem Tempo. Es geht auch gar nicht mehr langsamer. Mittlerweile sehe ich den Aasee auf mich zukommen (oder war es andersherum?). Endlich ein wenig Seeluft schnuppern? Nö, ich soll laufen und nicht schnuppern. Der Weg führt vom See weg und irgendwann bin ich auf der Brücke über den Aasee.

Km 15. 24:06 für die letzten 5 Kilometer. Langweilig! Mir geht es aber super gut. Die Maschine schnurrt wie ein Kätzchen, Kinder wollen abgeklatscht werden und freuen sich wie Schneekönige. Schön!

km 20 erreiche ich nach 1:36 nach einem erneuten 24:08er Turn. Die HM-Marke (1:41:50) liegt am Ende eines kurzen Waldstücks in Gievenbeck. Überhaupt: Gievenbeck. Gehört das eigentlich zu Münster? In jedem Falle geht mein Rennen da durch und es weiss, warum. Insbesondere am Ende des Stadtteils gaben die Gievenbecker alles. Ich versuchte selbiges. Es ging aber immer noch locker. Immer noch weiss ich nicht, was das bedeutet. Ich fühlte mich aber gut verpflegt.

Die Verpflegung war natürlich auch eine Frage für mich. Vier Gelpacks hatte ich in meiner Handgelenk, bzw. Gesässtasche. Eigenverpflegung wartete an km 15, 25, 35 und 40 auf mich. Die Gels wollte ich bei km 10, 20, 30 und dann bei ca. 36-38 verputzen, zwischendurch Wasser und Iso trinken und damit fast einen kulinarischen Lauf daraus machen.

Die 5km bis zu Km 25 waren wieder nach 24:07 erreicht. Zwischendurch einige Eventpoints mit Moderatoren. Grölende Menschen. Tanzende Menschen. Sektfrühstückende Menschen. Ich bin überwältigt und bedanke mich bei meinen Leuten in meinem Rennen. Die danken es mir mit Rufen meines Namens. Nette Menschen, fröhliche Menschen, hübsche Menschen.

Auf dem Weg nach Roxel und in Roxel konnte man kurz auf der anderen Seite Leute sehen, die schon viel weiter waren. Mann, sehen die schnell aus. Das gönne ich denen aber auch. Ich kann ja teilen. Später werde ich von der anderen Seite begafft. Hoffentlich könne die auch teilen.

Zwischendurch führte ich einige Gespräche. Einen DJKler, den ich einholte (Hallo Harald!) fragte ich nach seiner AK. M35 war die Antwort, die uns zu Konkurrenten um die Deutsche DJK Meisterschaft werden liess. Er trainierte für einen sub 3 Versuch in Essen, wollte aber zwischen 3:20 und 3:30 laufen. Kein Wunder also, dass ich ihn vor Roxel traf. Ich war auf sub 3:25-Kurs. Irgendwann war er dann 5 Meter vor mir. Ich hielt den Rückstand.

Hier in Roxel war es sehr eckig und da es bei 32,5 Ultra Buffer gab, legte ich hier noch einen zusätzlichen Boxenstopp ein. km 35, gerade aus Roxel heraus, war dann die letzte unbeschwerte Zwischenzeit. Mit 24:42 wegen der zus. Pause und der Steigung zur Autobahnbrücke waren immer noch im Rahmen. 2:49 war ich unterwegs und die Kenianer wahrscheinlich schon geduscht.

Die Strasse führte nun wieder in die Stadt. Hier war der Teufel los! Wahnsinn. In mir reifte die Gewissheit, heute zum Marathoni zu werden.

Dann kam km 36,7. Ich wollte langsam etwas beschleunigen weil es mir super gut ging. Ohne Vorwarnung machte dann meine rechte Wade zu. Sofort verlangsamte ich und ging einige Schritte. Als sich dabei der Krampf langsam löste, beschleunigte ich vorsichtig. Ich lief nur noch 5:10er Schnitt, aber ich lief. Hey, das ist doch mein Rennen. Schon kam eine Versorgungspunkt. Ich nutzte diese zum vielen Trinken und ein Dehnen an einer Mülltonne. Wehmütig denke ich an km 20, als ich die ausgelutsche Orangen in einem hohen Bogen während des Laufens aus 4 Metern zielgenau in eine ähnliche Tonne beförderte. Nun half mir die sichtlich beeindruckte Tonne, den Krampf etwas zu lösen. Ich lief etwas ausgeruht weiter und war wieder im 4:45er Schnitt unterwegs. Dann ging es über die Hauptstrasse an Hunderten lärmenden Leuten vorbei. Auch der Moderator nennt meinen Namen, weil ich an allen vorbei lief. "Und hier ist Andre Maaß aus Kohlscheid... Uhhh, jetzt hat er einen Wadenkrampf ...und nun noch der andere Oberschenkel. Lauf Andre, wir tragen Dich alle ins Ziel!\" Der Jubel wird lauter und man ruft meinen Namen. Ich werde wieder schnell. Im Maximum 3:10er Schnitt! Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass es mein Rennen ist, wäre das nun klar! Es geht auf Kopfsteinpflaster und ich kämpfe mit den Tränen. Erfolglos. Dann die Zielgerade mit dem rot-orangenen-Wimpelhimmel. Jubelnd und lächelnd fliege ich ins Ziel und bin nun kein Erstie mehr. Ich bin Marathoni, jawohl, und Marathon macht Spass. 3:26:52! Sicherlich hätte ich die sub 3:25 geschafft, aber so ist es auch gut.

Das werde ich wiederholen und zwar im Frühjahr in Duisburg und im Herbst in meiner Stadt, bei meinem Rennen, in Münster.

Ohne der Krämpfe wäre es ein perfektes Rennen gewesen. Kein Hammermann, locker das Tempo gehalten, ein höheres Tempo als ich mir selbst zugetraut hatte.

Die 5k-Splits: 24:08 24:04 24:06 24:08 24:07 24:25
24:42 26:19. Die letzten 2,196km in 10:50(@4:56) trotz Krämpfe.

HM1: 1:41:50
HM2: 1:45:03 (nur 3 Minuten langsamer und ich weiss ja, wo die geblieben sind)

Ich frage mich nur, woran die Krämpfe lagen. War ich doch zu schnell? Zu wenig getrunken? Genutzt habe ich eigentlich fast jede Station. Ok, es wurde gerade zum Ende locker warm. Schade. Das kann meine Freude aber nicht trüben.

Mit dem Ergebnis bin ich 13. bei der Deutschen DJK Meisterschaft und 3. meiner DJK-Altersklasse.

Zufrieden bin ich auch, dass mich auch leichte Krämpfe nicht aufhalten konnten. Genauso wie das Epische Ich von Queen. Nothing gonna stop me now.

Gruß
Andre, Ex-Erstie

PS: Grüße noch an KandyKid, den ich am Vortag zufällig in Münster getroffen hatte (Schön, dass Du noch einen Platz ergattern konntest!), an Highopie, den ich kurz vor dem Rennen begrüssen konnte und JürgenV, der ein Wahnsinnsrennen lief und mit dem ich mich im Zielbereich lange unterhalten habe.

Danke für die Geduld einen so langen Bericht zu lesen.


Diese Seite ist zu erreichen unter www.kmspiel.de/?bericht=1639


Info Startseite | Regeln | Impressum | Datenschutz

News kmspiel Blog / Newsletter | Mini-Foren | neueste km / Log
Rennen Kalender | 7-Tage-News | Bestenliste | Berichte
Hilfe Handbuch | FAQ | Hilfe-Forum | Hilfeseite